"Uns geht es ja gut!"

Sozial, nein danke! Offensichtlich haben wir uns dauerhaft mit 40% materiell und gesellschaftlich abghängten Bürgern abgefunden. Die Heuchler und die getreuen Helfer in den Medien leugnen.

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Leiharbeiter, fast eine Million, sind notwendig, um die Flexibilität der Produktion aufrecht zu erhalten …

Niedriglöhner und Aufstocker sind zwingend notwendig, um die Produkte wettbewerbsfähig zu halten, zum Wohle aller …es geht um ca. 20 % der Beschäftigten

Befristete Arbeitsverträge helfen, dass die Beschäftigungsspitzen ausgeglichen werden können und helfen auch den Kündigungsschutz zu umgehen etc. etc.

Alle wollen nur die Gewinnmaximierung ohne Rücksicht auf gesellschaftliche Verwerfungen. Wa sagen sie den jungen Menschen im Lande, die falls sie einen Job haben, in befristeten Arbeitsverhältnissen leben, dabei nicht an eine Familiengründung denken können, geschweige denn Kinder in die Welt setzen und so unserem Rentensystem nicht mehr auf die Beine helfen?

Das ist auch so eine perverse Diskussion dieser Regierung. Da hört man, dass es dem Rentner von heute so gut geht wie nie zuvor. Das mag stimmen, dabei werden allerdings Durchschnittszahlen für Einkommen genannt, die man misstrauisch zur Kenntnis nehmen soll, da meist die Beamtenpensionen mit eingerechnet sind. Anyway, solange sich, wie am vergangen Sonntag im Presseclub Menschen über Rentenhöhe diskutieren, die mit Sicherheit sich in ihrem Leben keine Gedanken über die Rentenhöhe machen müssen, sind wir ja auf dem richtigen Weg. Besonders ignorant und hochnäsig hat sich der Journalist von der FAZ hervorgetan. Vom Moderator hab ich mir den Namen wegen Unwichtigkeit nicht gemerkt.

Alle die heute so trefflich über das Renteniveau heute und zukünftig sich äußern, denen ist zuzurufen, dass die schlechten Löhne und Gehälter heute, die Rentenschwierigkeiten von morgen bedeuten. Bei mehr als 20 % der Beschäftigen sprechen wir von gebrochenen Arbeitsbiografien. Es sind Menschen, die die letzten zwanzig Jahre immer im Niedriglohnbereich gearbeitet haben oder zeitweise arbeitslos waren. Wo sollen da auskömmliche Renten herkommen? Dabei kann man sich nur über die Ignoranz der FDP – Politiker und auch einiger CDU – Politiker wundern, die dann noch fordern, dass diese Geringverdiener einen eignen zusätzlichen Beitrag zur Rente zahlen sollen. Von was? Diese Menschen werden das Rentenproblem der Zukunft sein. Dabei ist es offensichtlich, dass auf dem Rücken dieser Niedrigverdiener ein geringer Prozentsatz der Bevölkerung sich reich macht. Was sagt das über eine Erwerbsgesellschaft aus, wenn 40 % der Erwerbstätigen nicht in der Lage sind sich ohne Transfermittel und/oder Zweitjobs über Wasser zuhalten.

„Alles ist ja nicht so, wir diskutieren nur die sicherlich schlimmen und bedauernswerten Einzelfälle“ … ja meine lieben Politiker, hoffentlich hat die grassierende Heuchelei auch auf diesem Gebiet bald ein Ende … Die Regierungsjahre Merkel und besonders die Jahre mit der FDP haben zu einer gravierenden Spaltung der Gesellschaft beigetragen.

„Uns geht es ja noch gut!“

P.S. Wussten Sie, dass die meisten Stellen im öffentlichen Bereich (z.B. über das Bundesverwaltungsamt) nur befristet ausgeschrieben werden? Lesen Sie selber!

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Geschrieben von

niclas quinten

Schreiben, schreiben und nochmals schreiben. Völlig egal, ob es veröffentlicht wird oder irgendeiner es liest. Status: Schreiber und Leser

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