café philo

eine Frischgründung und Reaktion auf den Schrecken, den der Wahlerfolg der Front National hinterließ.

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Auch in unserem Dorf, in la France profonde, war ein hoher Anteil an FN-Wählern zu verzeichnen. Ganz spontan kam am Abend dieser Wahl die Idee im Freundeskreis auf, ein café philo zu gründen. Wir sind noch zu sechst und einmal im Monat wollen wir uns treffen : Franzosen, Engländer und Deutsche und über Politik, Religion, Philosophie, Theater, Filme und Litereratur sprechen. Welch Anspruch! Einer oder Eine bereitet den Abend vor.

Das erste Mal hieß das Thema: "Warum hat die FN in Frankreich so einen Erfolg gehabt?" Matthieu hatte den Abend vorbereitet und er sprach über Affekte und Intellekt. Es war erstaunlich, wie gut das alles sprachlich funktionierte, denn da waren nur Matthieu und Naomi als Franzosen und wir sprachen französisch.

Marine Le Pen spricht die Gefühlswelt an, so Matthieu, gekonnt, und sie malt bunte Sündenböcke an die Wand. So gut, dass auch die "bildungsnahen" Bürger Le Pen wählten. Wie 1933 , warfen wir Deutsche ein. Und die Engländer erzählten vom Beliebtheitsgrad ihrer UKIP.

Wir kamen an dem Abend zu der nicht neuen Erkenntnis, wie tief der Abgrund ist, der zwischen dem Intellekt und der Empfindung klafft und dass die Empfindung allemal den Sieg davonträgt. Wir erfinden das, was wir erleben und das, was wir erfinden, können wir auch kaputt machen. Dem Realisateur unserer innereren Bühne ist die Vernunft herzlich egal.

Le Pen hat das gut begriffen und die Zeit ist reif, denn Angst und Unsicherheit greifen um sich. Nicht nur in Frankreich. Wir wissen das alle. Dann redeten wir darüber, mit welchen Mitteln der Verstand geschärft werden könnte, um die Empfindungen in Schach zu halten. Wir saßen bis 2.00 nachts zusammen, tranken unseren Rouge und kamen zu keinem Ergebnis. Aber wir treffen uns wieder.

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Geschrieben von

Novalis

lebt halb in Frankreich, halb in Deutschland, suchte die Blaue Blume, fand sie und erkannte, dass Realität Illusion ist und Illusion Realität.

Novalis

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