Durchs Internet zum World Wide Web

Internet und WWW Wir schreiben wir www. vor den URL einer Seite. Wir surfen im Internet, auch die Politik entdeckt das Internet immer mehr und identifiziert es als Ort der Kriminalität.

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Ich möchte heute einmal eine Kleinigkeit einwerfen. Viele denken, dass das Internet synonym mit dem World Wied Web (WWW) sei. Aber eigentlich ist das nicht so. Besonders in der aktuellen Debatte, welche jüngst durch die Digitale Agenda der Bundesregierung ausgelöst worden war, ist zu bemerken, dass die Begriffe zum Teil schlicht falsche Verwendung finden.

Internet

„Ich gehe mal eben ins Internet.“, so hört man Leute oftmals aussagen. Ist das Internet ein physischer Raum? Wohl kaum. Ist das Internet etwas zum Anfassen? Eher nicht. Es ist ein irgendwie nicht greifbarer Begriff. Das Internet ist im Grunde nichts anderes als die Grundlage für das World Wide Web - das WWW. Das Wort Internet ist im Grunde nichts anderes als eine Kurzform für das frühere Fachwort Internetwork. Das Internetwork ist eine Netzwerkarchitektur, welche zunächst für die Vernetzung von Universitäten gedacht war um damals teure Rechenzentren miteinander zu verbinden und Informationen in der Forschung breit streuen zu können. Nach einer verbreiteten Unwahrheit sollte die US Regierung im Verteidigungsfalle mit dem Netzwerk handlungsfähig gehalten werden und eine Kommunikation ermöglichen.

In dem oben genannten Zeitraum sprechen wir noch vom so genannten ARPANET(Advanced Research Project Agency). Es wurde zwar vom US Verteidigungsministerium finanziert und unterstützt, aber eigentlicher Zweck war ein Ziviler. Das Problem dieses Netzwerkes war allerdings, dass es noch keine echten Standardisierten Systeme gab. Jede Stelle hatte ihr eigenes (Betriebs-)System. Dass das Probleme verursacht, ist sicher nicht ganz unklar. Also wurde in den frühen 70er Jahren ein Übertragungsprotokoll geschaffen, welches im Grunde genommen noch heute genutzt wird: das TCP (Transmission Control Protocol). Somit quasi die erste richtige Standardisierung im Übertragungswege. Alle Rechenzentren konnten die Datenpakete nun richtig interpretieren und somit ausgeben.

1983 wurde dann das ARPANET abgeschaltet und durch das Internet Protokoll (IP) ersetzt. Sicher haben Sie schon mal etwas von der IP Adresse gehört. Das ist eine eindeutige Kennung im IP, also dem Internet Protokoll. Damit begann sich auch der Begriff Internet durchzusetzen.

Mit dem Betriebssystem UNIX (z. B. Mac OS X basiert auf UNIX) fand das Internet immer mehr Verbreitung. Zusammen mit dem DNS, welches nur durch Zufall auf die deutsche Schreibweise Version der DNA (Erbgut von Lebewesen) passt, konnte man nun die kryptischen Adressen der Netzwerkteilnehmer in Adressen umwandeln, die sich vom Menschen leicht zu merken lassen. DNS steht für Domain Name System. Immer mehr Universitäten in den USA und in Europa und schließlich auch weltweit schlossen sich dem Internet an.

World Wide Web

http://teleschirm.info/img/393-320-0-das-historische-www-logo.png1990 beschloss man in der US Science Foundation die Freigabe des Internet. Tim Berners-Lee entwickelte 1989 eine Möglichkeit um Inhalte im Internet besser nutzbar zu machen und schrieb dabei ein Protokoll für das Internet. Sein Ziel war es einen Darstellungsweg für wissenschaftliche Forschungsergebnisse zu finden und diese mit anderen Informationen zu verflechten. Quasi eine leicht nutzbare und zugängliche Oberfläche für das Internet zu schaffen.

Dabei nahm der das Prinzip von Querverweisen auf, die man auch in Büchern findet, nur, dass diese direkt mit den Dokumenten (Dateien) verwoben werden – ein Web (Netz) entsteht. Dazu entwickelte er das Hyper Text Transport Protokoll (HTTP) und dazu die Hypertext Markup Language (HTML). In dieser Darstellungssprache konnten nun zum Beispiel Bilder, sowie Tondateien mit Texten verknüpft werden, Forschungsergebnisse also multimedial aufbereitet werden.

Am 06.08.1991 machte Berners-Lee seine Arbeit öffentlich und schuf somit die Grundlage der Informationsgesellschaft wie wir sie heute kennen und für selbstverständlich nehmen. DasWWW ist noch gar nicht so alt, aber dennoch omnipräsent in unser aller Alltag.

Das World Wide Web ist eine der wenigen großen technischen Entwicklungen nach dem zweiten Weltkriege, welche nicht aus den USA stammt, sondern in Europa erdacht wurde. Es wurde am CERN in der Schweiz geschaffen. Kritiker spötteln oftmals WWW sei die wohl einzige Abkürzung die länger ausgesprochen werde, als das wofür sie steht. Hintergrund ist, dass das „W“ im Englischen und Französischen als „doppel W“ bezeichnet wird. Zusammen ausgesprochen wird daraus ein „double U, double U, double U“ (en), bzw. ein „double W, double W, double W“ (fr). Die Phrase World Wide Web hingegen lässt sich leicht und flüssig aussprechen.

Fazit

Das World Wide Web – das WWW – bedingt also das Internet. Das Internet ist also nur die netzwerktechnische Ebene, der Weg über den Daten, die gespeichert sind ausgegeben werden. Alles was wir als Inhalte sehen, also auch diese Website, das ist das WWW. Man könnte es zusammenfassend und stark vereinfacht sagen, dass das World Wide Web der Inhalt des Internets ist.

Ihr Browser, lieber Leser, ist lediglich das Programm was den Inhalt wiedergibt, den das Internet bereitstellt. Und wie ist es denn nun – ist das Internet ein greifbarer Raum? Ein ganz klarer Fall von „Jein“. Die Computer / Rechner, die Informationen zur Verfügung stellen, dieServer, sind genau so Teil des Internets, wie Ihr Computer, der Client, an dem Sie gerade sitzen. Selbstverständlich können Sie diese Hardware anfassen, Sie können die Kabel anfassen, die von Ihrem Computer über Ihren Provider zu den Inhalten verlegt sind. Aber so richtig greifen kann man das Internet nicht, da es eine dezentrale Struktur hat. Diese hat es um vor Ausfällen sicher zu sein und damit mit immer ein Weg zu den Orten führt, die Informationen bereit halten. Das Internet ist bewusst so angelegt, dass man es nicht einfach abschalten oder zerstören kann. Darum würde ich abschließend sagen, dass man das Internet nicht richtig greifen kann.

Allerdings können Sie die Inhalte, also das World Wide Web, ganz klar sehen und konsumieren und doch sind die digitalen Daten an der Quelle, auf den Festplatten der Server, nicht vom Menschen auslesbar. Die Zeiten sind vorbei, als noch Lochkarten zum Speichern genutzt wurden.

Dieser Artikel erschien zuerst in meinem Blog Teleschirm.info, welches sich mit Datenschutz und technischen Aspekten auseinander setzt.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.

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