Umweltkrimi ohne Reue

How to Blow Up a Pipeline So lautete der Titel eines Bestellsers des schwedischen Ökosozialisten Andreas Malm. Der Film wird allerdings der verbalmilitanten Überschrift nur bedingt gerecht.

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„How to Blow Up a Pipeline“ lautete der Titel eines Bestellsers des schwedischen Ökosozialisten Andreas Malm. Der Inhalt wird allerdings der verbalmilitanten Überschrift nur bedingt gerecht. In dem Buch erörtert Malm philosophische Fragen über Gewalt und Militanz im Angesichts des Klimawandel. Wenn er dann die Kämpfer*innen gegen den NS-Terror im Warschauer Ghetto mit den heutigen Klimaaktivist*innen vergleicht, leistet Malm auch noch einen Beitrag zur Relativierung des Vernichtungsantisemitismus. Auf diese Irrwege begibt sich zum Glück der Film „How to Blow Up a Pipeline“ nicht, der sich von Malms Buch nur den Titel geliehen hat. Ansonsten bekommen wir über 100 Minuten spannungsreiche Unterhaltung mit politischen Hintergrund geboten. Wir sehen einer Gruppe sehr unterschiedlichen Menschen dabei zu, wie sie für ein Wochenende aus ihren Alltagsleben aussteigen und sich in ein verlassenes Haus in einer menschenverlassenbe Gegend der USA begeben. Die diverse Gruppe will eine Ölpipeline sprengen und dabei äußerst professionel an. Antipartien und überhaupt alles Private der Figuren wird zunächst im Film bewußt ausgespart.

Erst im Laufe der Handlung werden die einzelnen handelnden Personen in ihren zivilen Leben vorgestellt. So werden auch die unterschiedlichen Beweggründe zumindest in Ansätzen deutlich, die sie zu ihren Ökoaktivismus veranlasste. So erfahren wir in der Rückblende, dass die Mutter der Indigenen Xochitl bei einer Hitzewelle gestorben ist. Michael, der im Film einen besonders in sich gekehrten Menschen spielt, was sich aber bald als Irrtum rausstellte, wächst in einer Gegend auf, in der die Umweltverschmutzung durch die Ölförderung weit fortgeschritten ist. Die gemächliche Arbeit in irgendwelchen Umweltinitiativen, die das Treiben der Ölkonzene nicht beeinträchtigen, interessiert ihn nicht mehr. Dann ist da noch ein scheinbar typischer Cowboy, der Haus und Land verliert, weil er sich mit den Ölkonzernen anlegt und so zum Militanten wird. Sie raufen sich zusammen und in den durchaus kurzweiligen Film sehen wir bei ihrer militanten Aktion zu, die immer wieder zu Scheitern droht.

Denn fast alles, was schiefgehen kann, geht schief, war bei einer so bunt zusammengesetzten Gruppe nicht verwunderlich ist. Der Film ist

auch deswegen empfehlenswert, weil hier keine Szene auftaucht, wo die Militanten ihr frevelhaften Tun erkennen und Abbitte leisten. Solche Szenen finden sich in einigen Filmen, die sich in den Jahren mit militanten Ökoaktivismus befassten. Das wir in „How to Blow Up a Pipeline“ davon verschont bleiben, ist schon ein besonders Lob Wert. Dafür gibt es einige besonders klischeehafte Szenen, die für den Spannungsbogens durchaus entbehrlich gewesen wären. Die Art, wie die politische Polizei in dem Film auch noch ihren Auftritt hat , führt allerdings beim Lob zu einigen Abstrichen. Doch es ist ja kein Propagandafilm sondern ein lustiger Aktionsfilm mit politischen Hintergrund. Dafür kann der Film allemal durchgehen.

Peter Nowak

How to Blow Up a Pipeline

  • 1 Std. 44 Min., Film ist schon angelaufen

Am, 17. 8. 18 Uhr wird der Film auf englisch kostenlos im Stadtteilladen Zielona Gora in der Grünberger Str. 73 in Berlin-Friedrichshain gezeigt

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Geschrieben von

Peter Nowak

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