Sie wurden die weiblichen Beatles genannt

The Liverbirds Sie galten als erste Frauenbands und waren lange vergessen. Jetzt traten sie in Berlin auf.

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„Sie war Sängerin und Gitarristin der ersten Girlgroup der Welt: Pamela Birch, Frontfrau der Liverbirds ("Why Do You Hang Around Me"), ist tot.“ Das schrieb das Hamburger Abendblatt im Oktober 2009, nachdem Pamela Birch im Alter von 65 Jahren in einer Hamburger Klinik verstorben war. Zu diesem Zeitpunkt war die Band weitgehend vergessen, die in den 1960er Jahren gemeinsam mit den Rolling Stones und den Beatles auf vielen Konzerten aufgetreten sind. Sie wurden auch in den 1960er Jahren gelegentlich als die weiblichen Beatles bezeichnet. Dass kann natürlich schon als patriarchale Sichtweise gesehen werden, zeigt andererseits aber auch, wie auch im Musikbusiness jener Jahreder Anteil von Frauen vergessen wurde. Die Liverbirds haben mit den Beatles ihre Herkunft aus Liverpool gemeinsam, woran der erste Teil des Bandnamens erinnert. Doch damit waren die Beatles und die Liverbirds im Trend. „Einige junge Bands kamen in den 1960 Jahren nach Hamburg, weil sie damals in den Clubs Geld verdienen konnten“, berichtete Mary Dostal am Donnerstagabend im Haus der Kulturen der Welt. Die ehemalige Bassistin der Liverbirds trat dort mit ihrer Bandkollegin, der Bassistin Sylvia Wiggins, im Rahmen des Veranstaltungsreihe Find the Fileauf. Das ganze Wochenende ist dort wenig gehörte Musik aus allen Teil der Welt zu entdecken. „Liverbirds revisited“ hieß der Part der Liverpooler Band, die sich schon 1967 aufgelöst hat. Die Wiederentdeckung ist der Musikerin Bernadette La Hengst zu verdanken, die bereits im ihrer Band „Die Braut haut ins Auge“ mit dem Liverbirds zusammenarbeitete. Mitder Band zusammen waren die ehemaligen Liverbirds Ende der 1980er Jahre noch einmal auf der Bühne. Beim Auftritt am Donnerstag war zu spüren, dass sich zwischen den Liverpoolerinnen und der Hamburger Musikerin enge Beziehungen entwickelt hatten. Neben Bernadette La Hengst ist das die Hamburger Musikerin Stefanie Hempel, die sich mit der Geschichte der Musikszene in der Hansestadt gut auskennt. Der Auftritt dauerte nicht lange, machte aber Freude. Am Ende gab es stehende Ovationen für die beiden noch lebenden Liverbirds und den beiden Hamburgerinnen, die diesen Auftritt möglich machten.

Film über The Liverbirds geplant

Es ist zu hoffen, dass künftig eben nicht nur die Beatles einfallen, wenn es über bekannte Bands aus Liverpool geht. Übrigens waren die Liverbirds im Liverpooler Beatles-Museum überhaupt nicht erwähnt. Aktuell ist es geschlossen. Vielleicht wird es nach einer Überarbeitung und Wiedereröffnung auch Platz für die erste Frauenband aus Liverpool geben. Schließlich plant der ehemalige Punkmusiker und heutige Regisseur Rasmus Gerlach einen Film über die Liverbirds. Ein achtminütiger Ausschnitt war im Haus der Kultur zu sehen. Da wurden die Musikerinnen auch gefragt, ob sie sich als Feministinnen verstehen. Wir waren emanzipierte Frauen, auch wenn wir nichts über den Feminismus gelesen haben, wir haben ihn gelebt, war die Antwort. So ist die Wiederentdeckung der Liverbirds auch ein Beitrag, die Frauen im Musikbusiness sichtbar zu machen. Bernadette de La Hengst, die sich selber als Agitations-Chanteuse bezeichnet, ist schon seit Jahren eine wichtige musikalische Stimme für Emanzipation. Aktuell hat sie das Album "Wir sind die Vielen" herausgegeben, ein Kommentar zur aktuellen politischen Entwicklung

Peter Nowak

The Liverbirds im Internet:

https://www.allmusic.com/artist/mn0001259038

Das neueste Album von Bernadette La Hengst:

http://lahengst.com

Programm des Festivals Find the File im Haus der Demokratie:

https://www.hkw.de/de/programm/projekte/2019/find_the_file/find_the_file_start.php

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Geschrieben von

Peter Nowak

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