Uqbar – Steuerlücke oder Kunstprojekt?

Projektraum Uqbar Wie ein russischer Oppositioneller abgefertigt wurde, der es wagte, den Umgang mit oppositioneller russischer Kunst durch Berliner Aussteller zu kritisieren

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Verbotene Kunst aus Russland war für einige Wochen in Berlin zu sehen. Igor S. hatte sich sehr darauf gefreut. Er lebt als russischer Oppositioneller schon länger in Berlin und hat immer großes Interesse, etwas aus seiner alten Heimat zu hören. Doch am 28. April ging die Ausstellung zu Ende und Herr S. hat sie nicht sehen können. „Dabei habe ich mich sehr darum bemüht“, erzählt er. Zweimal sei er sogar beim Projektraum Uqbar in der Weddinger Schwedenstraße in Berlin gefahren, aber es der Raum sei immer verschlossen gewesen und es seien nicht einmal die Öffnungszeiten an der Tür zu sehen gewesen. Über eine Freundin besorgte sich Herr. S. die Internetadresse des Projektraums und fragte nach, wann er die Ausstellung besichtigen könne. Zudem kommentierte er dort den aus seiner Sicht unprofessionellen Umgang der Ausstellungsmacher mit der russischen Künstlerin.

Warum wird während der Dauer der Veranstaltung nicht die Galerie von Dienstag bis Samstag von 11 - 18 Uhr offengehalten? Wäre das nicht auch aus Respekt vor den ausstellenden Künstlern angebracht und den Menschen, die Interesse daran haben“, heißt es in dem Schreiben, dass Freitag-Online vorliegt. Ebenso auch die Antwort einer Anje Wetzel vom Projektraum Uqbar:
Sie schreibt: Die Öffnungszeiten sind detailiert auf der uqbar Homepage vermerkt für jedermann. www.uqbar-ev.de.Ihre unverschämte aussage zu Unprofessionalität werde ich nicht weiter kommentieren.“ Putina fällt Igor S. hierzu ein. Das ist eine in Russland geläufige Bezeichnung für irgendwelche Bürokraten, die nach dem Vorbild des russischen Präsidenten jede kritische Anmerkung als Majestätsbeleidigung begreifen.
„Eigentlich habe ich erwartet, dass mir ein Termin vorgeschlagen wird, wo ich als russischer Bürger und Oppositionelle die Kunst von Gleichgesinden aus meinem Land sehen kann“, berichtet S. über die Motivation seines Schreibens. Schließbar könnten sich ja Ausstellungsmacher freuen, wenn es Interesse an Kunstprojekten auch bei Menschen gibt, die nicht ständig zu Ausstellungen gehen. Doch damit hat er sich getäuscht. Denn ein Blick auf die uqpar-Homepage zeigt schnell, dass russische Menschen nicht besonders angesprochen werden. Die Sprache ist Englisch, ohne Rücksicht darauf, dass es in Russland viele Menschen gibt, die die englische Sprache nicht gut sprechen und verstehen. Warum der Projektraum nicht mindestens fünf Tage in der Woche zu festen Zeiten geöffnet blieb ebenso unbeantwortet wie die Frage, ob dem Respekt gegenüber den russischen Künstlern mit dem temporären Öffnungszeiten genüge getan wurde. Mittlerweile geht in Kreisen der russischen Opposition der Witz um: „Uqbar – Steuerlücke oder Kunstprojekt!

Leider konnte bei der kritisierten Galerie nicht nachgefragt werden, weil alle in Flyern genannten Telefonnummern abgestell sind.

Peter Nowak

Infos nur in englicher Sprache abrufba, owohl die nicht von allen russischen Bürgern verstanden wird

www.uqbar-ev.de

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Peter Nowak

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