Heiß wie Schnee

Bewegtbild Eine Ausstellung in der Julia Stoschek Collection in Berlin zeigt wütende Kunst. Dabei legt sie frei, wie kompliziert die neuen Kulturkämpfe sind
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 06/2021

Als David Wojnarowicz Ende der 80er seinen Film A Fire In My Belly machte, tobte in den USA ein Kulturkampf. Man spürt die Wut des 1992 an Aids gestorbenen Künstlers, wenn er sein Material aneinanderreiht: mexikanische Wrestler, Hahnenkämpfe, Männer, die auf Beinstümpfen in Mexiko-Stadt betteln, ein zugenähter Mund, dazwischen krabbeln Ameisen über einen Plastikchristus am Kreuz. Das steigert sich zu einem psychedelischen Crescendo, einer Bestandsaufnahme der „conditio humana“. Wojnarowiczs Freund und Mentor, der Fotograf Peter Hujar, war gerade an Aids gestorben, die Epidemie dezimierte die Kunstszene in New York. Zugleich kümmerte sich die Reagan-Regierung nicht um angemessene Gesundheitsversorgung, die katholische Kirche agitierte gege