Die dritte Startbahn

Heathrow Rund 480.000 Flugbewegungen verzeichnet Londons wichtigster Flughafen Heathrow im Jahr. Zu wenig, wie der Flughafenbetreiber BAA und die Labour-Regierung meinen

Im Januar erteilte Gordon Browns Kabinett die Planungsgenehmigung für eine dritte Startbahn in Heathrow und einen sechsten Terminal. Sollte das Projekt zustande kommen, steigt die Zahl der Starts und Landungen auf über 700.000 im Jahr. Wenn es denn dabei bleibt. Denn bisher haben die Politiker immer tief gestapelt. Als 1978 Heathrows Terminal 4 eröffnet wurde, versprach die Regierung, dass die Zahl der Flugbewegungen unter 275.000 pro Jahr bleiben würde; ein Jahr später war die Zusage bereits Makulatur. Als Terminal 5 gebaut wurde, beteuerte das Kabinett, dass eine dritte Startbahn „nie in Frage“ käme.

Für die neue Startbahn sollen die beiden Dörfer Sipson und Harmondsworth geschleift werden; mindestens 700 Häuser sind für den Abbruch bestimmt. Die Ausweitung des Flugverkehrs werden jedoch auch die zwei Millionen Londoner zu spüren bekommen, die im Westen der Hauptstadt leben. Aus diesem Grunde entwickelte sich in den Quartieren um Heathrow eine breite Bewegung, der sich inzwischen Kulturschaffende und auch Politiker aller Parteien angeschlossen haben: Liberale und Grüne, Labour-Abgeordnete, die um ihre Wiederwahl fürchten, und Tory-Parlamentarier, die die besseren Viertel vertreten. Londons konservativer Oberbürgermeister Boris Johnson hat bereits rechtliche Schritte gegen den Ausbau angekündigt. Und der konservative Oppositionsführer David Cameron will das Projekt im Falle eines Wahlsiegs stoppen.

Da jedoch schon viel versprochen wurde, setzen die Ausbaugegner weiter auf Opposition von unten. „In den Dörfern führt BAA eine schmutzige Kampagne“, sagt Liz Snook von der Umweltaktionsgruppe Plane Stupid, "das Unternehmen setzt die Bevölkerung unter Druck und droht mit Schikanen". Deshalb hat Plane Stupid den Bewohnern eine Partnerschaft angeboten. "Am Anfang begegneten uns die Leute mit großer Skepsis", erinnert sich Snook, „vor kurzem jedoch setzten sich 30 Familien mit uns zusammen, und jeder Familie wurde ein Aktivist oder eine Gruppe zugeordnet. Sie treffen sich jetzt regelmäßig und wollen gemeinsam die Häuser verteidigen, wenn die Bagger anrollen.“

Erfolgversprechend ist auch ein Aktion, die sich Greenpeace ausgedacht hat. Die Umweltorganisation kaufte mit zwei Künstlern und einem Mäzen einen Fußballfeld großen Acker mitten im geplanten Baugelände. Laut britischem Recht darf ein Grundstück nicht mehr als vier Eigentümern (legal owner) gehören. Die Zahl der Nutzungsberechtigten (beneficial owner), die ebenfalls über Rechte verfügen, ist jedoch unbegrenzt. Über 45.000 Menschen aus aller Welt haben sich inzwischen als Nutznießer eingetragen. Wer die „Airplot“-Aktion unterstützen und eine mögliche Zwangseignung verhindern will, kann auf der Website www.airplot.org.uk unterschreiben.

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