Aktuell ist wieder die Hybris der westlichen, einzig verbliebenen Weltmacht festzustellen, die nicht nur aufgrund ihrer (noch) wirtschaftlichen, militärischen Stärke eigene Regeln aufstellt, sondern eine tiefer liegende Ideologie verkörpert, die sich als Konzentrat der westlichen Zivilisation bezeichnen lässt. Diese tiefer liegende Ideologie geht von der Überlegenheit der amerikanischen Zivilisation aus, die fälschlich mit Kultur verwechselt wird. Nicht umsonst ist die USA "durchsetzt" mit christlichen Fundamentalisten jeglicher Färbung, die noch heute die Bibel als Schöpfungsgeschichte wörtlich nehmen und daraus für sich ableiten, immer auf der richtigen Seite zu stehen und das rechtfertig auch alle Mittel, diese Lebensweise weltweit zu transportieren und durchzusetzen. Im Senat sowie im Repräsentantenhaus sind diese Fundamentalisten reichlich vertreten. Vorrang in dieser Lebensweise hat der Schutz (Priorisierung) des Eigentums, die sich in Begleitung der "Zivilisierung" ergeben hat. Die Verquickung (Verschränkung) christlicher Prophetie und reduzierter Vernunft, die im Ergebnis eine Selbstberufung der "Hand Gottes" phantasiert, ist eine wirkmächtige Gefahr, die es zwingend einzudämmen gilt.
Diese Lebensweise als diejenige, die elementar die Natur des Planeten überfordert (zerstört) und in keiner bisherigen Form auch nur annähernd eine der der Nachhaltigkeit ist. Zivilisation also, die jegliche Zerstörung heilen will mit den Mitteln, die zu der Zerstörung führen, vergleichbar mit den zivilisatorischen Krankheiten, die wiederum mit der Apparatemedizin objektiviert behandelt werden, als ob es sich um Systeme der Mechanik handeln würde.
Fast alles, was nun in der technisierten Welt den Menschen als Fortschritt verkauft wird (als Beherrschung der Natur!), führt zur Entfremdung eines Zustands, der dann herablassend als der Naturzustand der vorzivilisatorischen Zeit definiert wird, also ein Maßstab zur Selbstbeurteilung (Qualifizierung) einer höheren Entwicklungsform des Menschen, im Gegensatz zu den Barbaren der Vorzeit. Einhergehend mit diesem "Fortschritt" sind weltweit Kollateralschäden (ein Begriff der Verharmlosung) zu beobachten, die müßig sind aufzuzählen, da bestens bekannt.
Und um nun wieder die "Kurve zu kriegen", zurück wieder zu den USA und dem eigentlichen Anlass des Beitrags. Bekanntlich ist die Besiedelung des nordamerikanischen Kontinents von Beginn an eine der Zerstörung gewesen, da es bereits eine autochthone Bevölkerung gab und die fiel halt nicht unter das Selbstverständnis von Kultur, wie es die religiösen Gruppierungen so mit sich brachten. Obgleich diese Einwanderer ohne die Hilfe der Indianer kläglich verreckt wären, da sie nichts von dem neuen Land kannten und ihnen die Voraussetzungen des Überlebens daher völlig abging. Das nur als Einleitung zu folgendem Text, der sich aus vielen weiteren Quellen ergänzen lässt, wenn man denn die offizielle Erzählung verlässt, die schon immer von den Herrschenden erzählt werden.
Benjamin Franklin hat es so ausgedrückt: "Kein Europäer, der das wilde Leben geschmeckt hat, kann es hinterher noch ertragen, in unseren Gesellschaften zu leben. Wenn ein indianisches Kind unter uns aufgezogen worden ist, ihm unsere Sprache beigebracht und es an unsere Sitten gewöhnt worden ist, kann man es doch, wenn es die Seinen besuchen geht und einen indianischen Streifzug mit ihnen unternimmt, nicht mehr dazu bringen, jemals wieder zurückzukehren, und das dies nicht nur als Indianer natürlich ist, sondern als Menschen, folgt deutlich daraus, dass, wenn weiße Personen gleich welchen Geschlechts in jungen Jahren von Indianern gefangen genommen werden und eine Zeitlang unter ihnen gelebt haben und dann von ihren Freunden ausgelöst und mit aller vorstellbaren Güte behandelt werden, um sie dazu zu bewegen, unter den Englischen zu bleiben, sie dennoch binnen kürze eine Abscheu gegen unsere Art des Lebens und die Pflichten und Mühen, die zu seinem Unterhalt notwendig sind, empfinden und die erste und beste Gelegenheit ergreifen, um wieder in die Wälder zu entkommen, von wo sie nicht mehr zurückzubewegen sind." (The Papers of Benjamin Franklin).
Cadwallader Colden (ehemaliger Gouverneur der Provinz New York) schrieb 1747 über von Indianern gefangene Weiße: "Viele von ihnen konnten weder durch Argumente und flehentliche Bitten noch durch die Tränen ihrer Freunde und Familie dazu bewogen werden, ihre neuen indianischen Freunde und Gefährten zu verlassen; mehrere von ihnen, die durch das Flehen iher Familien davon überzeugt werden konnten, nach Hause zurückzukeheren, wurden alsbald unserer Art des Lebens überdrüssig und flohen zurück zu den Indianern und beschlossen ihre Tage unter ihnen. Andererseits gibt es indianische Kinder, die mit aller Sorgfalt unter den Englischen großgezogen, gekleidet und erzogen wurden, und doch, glaube ich, gibt es nicht ein Beispiel dafür, dass eines von diesen, nachdem sie mündig wurden und die Freiheit hatten, zu ihresgleichen zurückzukehren, bei den Englischen geblieben wäre; stattdessen kehrten sie alle zu ihren eigenen Stämmen zurück und lernten die indianische Art zu leben ebenso lieben wie jene, die nichts von der "zivilisierten Weise des Lebens" wussten". (Axtell James - The Invasion within)
Die Zivilisierten, die sich für ein Leben unter den Indianern entschieden, taten das, so der Historiker James Axtell in seiner Zusammenfassung der Berichte von Weißen, die über ihr Leben unter Indianern schrieben, weil "sie im indianischen Leben einen starken Gemeinschaftssinn, überreiche Liebe und außergewöhnliche Integrität fanden - Tugenden, die die europäischen Kolonisten ebenfalls hochhielten, wenn auch mit weniger Erfolg. Doch das indianische Leben war auch aus anderen Gründen attraktiv - es bot soziale Gleichheit, Mobilität, Abenteuer und, wie es zwei Erwachsene Konvertiten zugaben, "die vollkommenste Freiheit, ein behagliches Leben und die Freiheit von jenen Bürden und nagenden Sorgen, die unter uns so oft die Oberhand gewinnen." (dito)
Ob das wohl der primitive Urzustand gewesen ist, den die Zivilisierten diesen Völkern als Primitive zuschreiben und sich damit das Recht herausnehmen, deren Land in Besitz zu nehmen, Menschen zu töten oder auch ihre Ressourcen auszubeuten, sodass Böden, Gewässer und Küstenregionen unfruchtbar werden? Vielleicht verbirgt sich aber dahinter auch der Mythos vom verloren gegangenen Paradies, ohne gleich daraus wieder das Alte Testament als Alternative zu fabulieren, denn das wäre auch nur wieder das Ergebnis zivilisatorischer Interpretation, die aus erzeugtem Elend die Lösung im Jenseits sieht und nicht bereits ein gutes Leben auf dieser Welt für möglich hält.
Stanley Diamond: "Zivilisation entsteht durch Eroberung in der Ferne und Unterdrückung zu Hause."
Nachtrag 01.06.2018
Ohne die Wissenschaft der Meinungsmache ist vieles nicht zu verstehen und eine besonders einflussreiche Rolle hat dabei der Amerikaner Edward Bernays eingenommen, dokumentiert in Edward Bernays und die Wissenschaft der Meinungsmache (Arte Doku). Und wem der Film zu lang ist, kann sich hier einen Einblick verschaffen.
Deutsche Übersetzung der amerikanischen Quellen in "Endgame" von Derrick Jensen.
Kommentare 66
>>...weil "sie im indianischen Leben einen starken Gemeinschaftssinn, überreiche Liebe und außergewöhnliche Integrität fanden...<<
Ich habe oft den Eindruck, dass sich viele "Zivilisierte" unbewusst, oder sagen wir besser: unterbewusst nach solchen Verhältnissen sehnen. Aber so kann man eben weder SUV noch Kampfdrohnen produzieren...
Nunja, man sollte das Leben der "Wilden" auch nicht mystifizieren. Der "gute Wilde im Urzustand" ist bekanntlich ein Muster aus dem 18.Jahrhundert, das heute gelegentich als Gegenentwurf zum "modernen" Leben wieder aufgebraten wird.
Da muss man wohl etwas genauer hinsehen.
Deine Beispiele stammen aus den USA und sind nicht verunderlich. Die Amis haben doch bis heute keine zivilisierte Gesellchaft hervorgebracht, wenn man den "Zivilisationsprozess" von Norbert Elias als Massstab nimmt. Das staatliche Gewaltmonopol wurde nicht durchgesetzt und die Amis koennen sich bei Tisch nicht benehmen. Kauen beispielsweise mit offenem Mund... Und die Todesstrafe gibt's auch noch. Das alles ist kein Wunder, weil das Land bis vor 150 Jahren eine Sklavenhaltergesellschaft war(fluesterts aus den blauen Baenden...). Buergerrechte fuer alle sind erst seit 60 Jahren ein Thema.
Natuerlich gibts in Amiland eine hauchduenne Schicht "gebildeter" Leute, die grundlegendes zivilisatorisches Verhalten kennt und sich auch daran halten.
Dass Menschen, die sich im 18./19. Jahrhundert entscheiden konnten, diese "weisse" Un-Zivilisation ablehnten und lieber in einer "roten", nativen Gesellschaft leben wollen kann man rueckblickend sehr gut verstehen.
Andererseits muss man aber auch sehen, dass die "Zivilisation" fuer viele indigene Grupen hoch attraktiv war und ist. Anthropologen und Ethnologen haben dafuer viele Beispiele ausgeforscht.
Was tun?
Durch die zunehmende Amerikanisierung der Welt ist die "westlich-europaeische" Zivilisation zerstoert worden, muss man wohl (ganz konservativ) feststellen. Das ist nicht rueckgaengig zu machen.
Oder grober: Das was heute Zivilisation genannt wird, ist stinkt. WC statt Plumpsklo aendert eben nichts an der Scheisse.
Wer heute zivilisatorisch etwas veraendern will, muss das Anthropozaen verlassen. Zurueck in die baeuerliche Gesellschaft des Holozaen geht nicht. Und als "Wilder" Nomade zu leben schon gar nicht. Es gibt also nur den Weg nach vorn. Und den gibt's noch nicht. Muss erst noch erfunden werden. Vermutlich, wie immer in der Geschichte des homo sapiens, durch Versuch und Irrtum.
Das sollte auch keine Idealisierung bäuerlicher und vorbäuerlicher Lebensweisen werden, aber schon den Eindruck vermitteln, dass zumindest die Berichte aus den USA zeigen, was denn der Kern (Wunschbild) einer Lebensweise sein kann und dessen Attraktivität.
Die entscheidende Frage wäre nun, wie bei einer Weltbevölkerung von über 7 Milliarden eine Lebensweise gefunden werden kann, die ohne ständiges Wachstum und ohne weitere Zerstörung der gesamten Ökosphäre, mit einer "smarten", dezentralen Technik, ohne die es wahrscheinlich nicht gehen wird, die Kurve kriegt.
Da aber die Lösungen vorwiegend orientiert sind an kapitalintensiven, Ertrag bringenden, eigentumsorientierten, also dem auf Konkurrenz basierenden, neoliberale System entspricht, lässt sich kaum eine positive Prognose machen, denn in den Köpfen steckt einfach zu tief drin, dass man meint, die selbst geschaffenen Probleme mit den gleichen Mitteln zu lösen, die die Probleme ständig neu schaffen.
"Versuch und Irrtum" aber, in diesen Größenordnungen erzeugt Schäden, die irreparabel sein werden. Der ganze Atommüll allein wird die Generationen noch auf 10.000 Jahre und mehr "bestrahlen". Und alles, was endgültig ausgerottet wurde, bleibt unwiederbringlich verloren. Aber dafür gibt es dann eine neue Vision (Rezept), indem man aus alten Fossilien neue generieren will. Wir müssen also zu anderen Methoden kommen, die diese Großrisiken" vermeiden.
Man könnte ein Fazit mit deiner Formulierung ziehen: "Das was heute Zivilisation genannt wird stinkt!"
Das Problem lässt sich folgendermaßen lösen: welche Art des Lebens sorgt für sauberes Wasser, reine Luft und unvergiftete Lebensmittel und erhält sowohl die Flüsse, Seen und Meere, die Atmosphäre sowie die Landbasis? Da dürfte die dominierende "Zivilisation" schlecht aussehen.
Wenn man das @Pleifel Problem sozialpsychologisch loesen will, hat man schon veloren. Heutiges Leben ist von Maschinen bestimmt. Wie das passiert ist, waere eine lange Geschichte. Nur unser Verhalten zu veraendern und unsere Gruppendynamik aendert fast nichts, Das zeigen die viele sozialen Experimente vom "communen". Die Zivilisation das sind die Maschinen. Die muessten wir loswerden. Doch das Handy wegzuschmeissen, davon kann man kaum jemand uebeerzeugen. Bei Kuehlschrank, Auto Bus und Flugzeug wirds dann noch schwieriger.
Wir muessen diese Maschinen-Zivilisation loswerden, sonst aendert sich nichts. Davon werden Sie ihre Familie schon gar nicht ueberzeugen koennen.
'"Versuch und Irrtum" aber, in diesen Größenordnungen erzeugt Schäden, die irreparabel sein werden.'
Genauso ist es, genauso war's bei anderen Veraenderungen der Lebensweise auch. Die "Nomaden" haben die Bauern natuerlich reihenweise umgebracht wenn sie deren Vorraete wollten. Die Vikinger sind ja nur ein sehr spaetes Beispiel dieser Prozesse. Im Zuge der Industrialisierung ging das laengerfristige Denken&Handeln verloren und unsere Lebenssphaere kollabierte. (Wir wollen das noch nicht so genau wissen.)
Ja, unsere Enkel und Enkels Enkel werden die gegenwaertigen Generationen verfluchen, weil wir ihnen u. a. die ratioaktiven Abfaelle hinterlassen haben. Kann man nicht mehr aendern. Is so. Ham wir gemacht.Selbst wenn wir auf den Barrikaden standen.
Wir muessen wohl das Wichtigste unserer Zivilisation, die Technologie aufgeben. Die ist dann auf immer verloren. Vermutlich gehoeren auch unsere Vorstellungen von Subjekt auf den alten Muell. Der Wandel erzeugt ja nicht nur andere Lebensbedingungen sondern auch andere Menschen. Sonst geht's nicht.
Wir jetzt-Menschen sollten uns nicht so wichtig nehmen und vor allem nicht fuer unersetzbar halten.
Ein radikaler Neuanfang ist erforderlich. So wars immer. So wirds wieder sein. Vermutlich koennen nur kleine Menschengruppen in abgelegenen Gegenden der Welt ueberleben, wie das Lovelock vorhergesagt hat. Die muessen dann neu anfangen oder werden untergehen. homo sapiens waere nicht das erste Saeugetier, das ausstirbt.
Ich denke, Du hast das zivilisatorische Problem sehr genau beschrieben, hoffst aber immer noch (wie viele fortschrittliche Leute), dass "noch was zu retten" ist. Das ist m.E. vergeblich.
>>…welche Art des Lebens sorgt für sauberes Wasser, reine Luft und unvergiftete Lebensmittel und erhält sowohl die Flüsse, Seen und Meere, die Atmosphäre sowie die Landbasis?<<
Wobei einkalkuliert werden muss, dass Wasser immer knapper wird, auch wenn wir das in Mitteleuropa nicht merken. Der Wassermangel verringert die landwirtschaftlich nutzbare Fläche. Das läuft ohne dass wir jetzt noch viel beeinflussen können, es könnte allenfalls eine weitere Verschärfung der Entwicklung verringert werden. Und da können natürlich Überlegungen zu grösserer Energieeffizienz ansetzen: Welcher Verbrauch nützt überhaupt unserem Wohlbefinden, wieviel davon ist lediglich für die Mehrwertabschöpfung nötig? Damit sind wir u. A. bei Transport & Verkehr. Wieviel Warentransporte nützen unserem Wohlbefinden, wieviel ist nur für die Mehrwertabschöpfung relevant? Für den verbleibenden Rest: Mit welcher Technik kann der Energie-und Rohstoffverbrauch pro Pkm/Tkm gegenüber heute gesenkt werden? Wir wissen es, nur mögen wir glauben was wir wissen.
Ähnliche Fragen können auch zu EDV-Systemen gestellt werden.
Wenn diese und die weiteren Fragen unbehindert durch die Privatprofitideologie beantwortet werden können, staunen wir mit wie wenig Arbeitsstress, Energie/Rohstoffverschleiss, Krieg und Umweltverschmutzung ein angenehmeres und gesünderes Leben möglich ist.
Allerdings ist es noch keine Befreiung vom systemrelevanten Irrewirtschaften wenn etwas gedacht werden kann. Ob uns die Umsetzung der Gedanken gelingen wird? Daran hab ich Zweifel, aber das ist ja kein Grund, es nicht zu versuchen.
>>…Weltbevölkerung von über 7 Milliarden…<<
Eine Hochrechnung aufgrund der Verlangsamung des Wachstums geht davon aus, dass der bevölkerungszuwachs bei ca. 12 000 000 000 Menschen bei null ankommen dürfte. Und ob der Zugewinn an Landwirtschaftsfläche in subarktischen Regionen den Mehrbedarf ausgleichen kann ist ungewiss, zumal zur Zeit viel Fläche durch Desertifikation verloren geht. Reduzieren der Menschenanzahl sollte also vorsichtshalber Bestandteil aller Überlegungen sein.
>>Wir jetzt-Menschen sollten uns nicht so wichtig nehmen und vor allem nicht fuer unersetzbar halten.<<
Das denke ich auch. Die Natur „unseres“ Planeten braucht uns nicht, posthomosapiens kann das Leben weiter gehen und die Überlebenden können neue Arten entwickeln. Vielleicht wird in 500 000 Jahren jemand einer neuen Art sagen: „Ohne die Infektion des Planeten mit homo sapiens hätten wir uns gar nicht entwickelt.“
Oder es überleben halt doch einige Exemplare auf der Osterinsel und in ähnlich abgelegenen Gegenden. Nachdem ein paar Millionen dorthin Geflüchtete verhungert sind. Heutige Glaubensmodelle sin dann als extrem giftig erkannt. Die Menschen werden vermutlich ihre Rückzugsgebiete niemals wieder verlassen, während sich woanders hitze- und trockenheitresistente Arten entwickeln und dominieren.
"Vielleicht wird in 500 000 Jahren jemand einer neuen Art sagen"
.... schon was in 500 Jahren ueber uns gesagt wird, ist kaum vorhersehbar. Einigermassen sicher ist nur, das unsere historische Epoche im Rueckblick als "Zeitalter der Verantwortungslosigkeit" gesehen werden wird. Selbst wenn es bis dahin keine nuklearen, biologischen etc Einsaetze gibt, machen wir das Ueberleben von Menschen auf diesem Planeten wider besseres Wissen zunehmend schwieriger.
In 50 bis 100 Jahren wird "unsere" Zivilisation allein wegen des Bevoelkerungs-Drucks kollabieren. Das kann man mit einiger Sicherheit sagen. Was dann "wird" ist offen. homo sapiens auf der roten Liste waere eine "huebsche" Moeglichkeit.... fuer die ich mich nochmal im Grab umdrehen wuerde.
>>"Zeitalter der Verantwortungslosigkeit"<<
Das ist die Sicht von innen. Von aussen betrachtet ist homo sapiens eine erfolglose Art, die ihre zu rasch gewonnene Dominanz nicht unter Kontrolle hat und sich so selber abschafft.
Dass das Bevölkerungswachstum bei gleichzeitiger Abnahme der landwirtschaftlich nutzbaren Fläche am ehesten zum Kollaps führen wird, das denke ich auch. H. S. wird vielleicht als seltene Art überleben, die mächtig aufpassen muss dass sie der dann dominant werdenden "Krone der Schöpfung" nicht in die Quere kommt.
Sehe ich auch so. Wuerde mich interessieren - nur mal so - wer sich dann zur "Krone der Schoepfung" aufschwingt. Ich tippe ja auch Rechner, die sich dann noch einige h.s.-Knechte halten, fuers auswechseln von Prozessoren beispielsweise. Das sind dann sicher beliebte jobs, weil die Knechte ganz gut behandelt werden.
Waere auch huebsch zu wissen, wass dann als "Schoepfung" gilt. Die Quantenmechanik? Hollywood? die Pille? Auschwitz?
hallo gelse! sind Sie noch im funk-bereich?
sind Sie schon weit hinter der mauer ?
liegt Ihnen der globus nur noch als "crystal ball" vor? :-)
Über die Zerstörung der eigenen Grundlagen durch die kapitalistische Produktionsweise sind wir uns in der FC wahrscheinlich alle einig. Wenn wir keine Selbstmörder sind/sein wollen, müssen wir schnellstmöglich aussteigen. Ihr, Paul und Aussie, seid aber bei aller kritischen Einsicht noch Romantiker, weil der eine glaubt, das Gute in einem unentwickelten Anderen zu sehen, der andere, noch phantastischer, weil er glaubt, die Lösung liege darin, daß wir die Geschichte mit kleinen überlebenden lokalen Indianerstämmen neu beginnen können. Dabei kritisiert Ihr Euch gegenseitig durchaus zurecht.
Die indianische Lebensweise ist auch eine rohe, grausame, enge, die Tatsache, daß man aus Indianerperspektive sehr klarsichtig den westlichen Irrsinn durchschauen kann (ich erinnere an den Indianerhäuptling von Seattle), heißt nicht, daß das magische Denken unsere Zukunft sein sollte. Und die Kritik an der technischen Zivilisation ist selbstverständlich überfällig. Die Fixierung auf technische Problemlösungen, die aus dem mechanistischen Denken entstammt, hemmt heute mehr den Fortschritt als daß sie ihn befördert. Dabei hat die naturwissenschaftliche Leitdisziplin, die Physik, längst den Paradigmenwechsel vollzogen, ist jedoch ein seltsam unwirksames Vorbild geblieben. Etwas weiter sind naturgemäß die Geisteswissenschaften, trotzdem ist auch da der Primat des Technizismus noch ungebrochen. Aber wie auch immer, die analytische Wissenschaft bleibt unverzichtbar. Die zukünftige Gesellschaft wird sich nicht von der technischen Entwicklung verabschieden können.
Zu guter Letzt ein Wort zur Weltbevölkerung. Gelse hat sicher recht, daß sie schrumpfen muß. Sicher aber nur mäßig schrumpfen. Und das wird, wenn nicht (besser) bewußt gesteuert wird, ein etwas schmerzhaft verspätet automatisch sich vollziehender Vorgang. In den zivilisiertesten Gesellschaften kommt es empirisch nachweislich zu einem Wechsel von Quantität zu Qualität, man kann sich in der Natur schon auf das ökonomische Prinzip verlassen, und die menschliche Vernunft wird davon nicht überfordert.
Das soll als Gabe eines gebremsten Optimismus genügen. Daß es weniger glimpflich ausgehen kann, ist mir schon bewußt.
" (...) weil er glaubt, die Lösung liege darin, daß wir die Geschichte mit kleinen überlebenden lokalen Indianerstämmen neu beginnen können."
Nein, das glaube ich nicht. Mir ging es aber um Beispiele, wie sie damals von englischer Seite aufgeschrieben wurden, dass die indianische Lebensweise für weiße Europäer attraktiver war, als ihre eigene. Das scheinen keine Einzelfälle gewesen zu sein und in einem anderen Beispiel stellte ein bekannter General Wachen auf, die in erster Linie dazu dienten, die eigenen Leute von der flucht zu den Indianern abzuhalten.
Was die Grausamkeiten der Indianer betrifft, soviel ich weiß, sind die Europäer sehr gastfreundlich empfangen worden und hätten die ersten Jahre ohne sie nicht überlebt. Wenn die Indianer allerdings früher bemerkt hätten, was für einen großen Fehler sie damit begangen haben, sähe die Zivilisation heute vielleicht anders aus. Die Definition, was Grausamkeit bei den Indianern und die Grausamkeit der Kolonisierung der Weißen in den USA betrifft, ist von den Eroberern geschrieben worden. Sie diente natürlich zur Legitimation der eigenen Vorgehensweise, hier die Europäische Kultur und dort die grausamen Barbaren, die eher umzubringen sind, da sie sich dem höherwertigen leben widersetzen. Die Gründung der neuen Welt wäre also (für mich) mit einem Begriff zu belegen, der dann aber auch auf die deutschen Einwanderer zurückfallen würde.
Noch ein schönes Beispiel aus deutscher Geschichte in Südwestafrika, ein deutscher Kolonialoffizier in Südafrika war ehrlicher als viel andere: "Ein Recht der Eingeborenen, welches nur um den Preis verwirklicht werden könnte, dass die Entwicklung der weißen Rasse darüber an irgend einem Punkt verkümmern müsste, existiert nicht. Die Idee, dass die Bantus, die Sudanneger und die Hottentotten in Afrika ein Recht darauf hätten, nach ihrer eigenen Façon zu leben und zu sterben, selbst wenn darüber unzählige Existenzen bei den Kulturvölkern Europas in einem proletarischen Kümmerdasein stecken bleiben, anstatt das sie durch eine Vollausnutzung der Produktionsfähigkeit unseres Kolonialbesitzes sowohl selbst zu einem reichen Dasein emporsteigen, als auch den Gesamtbau der humanen und nationalen Wohlfahrt früher in die Höhe richten helfen (...), diese Idee ist absurd." (Maria Mies: Patriarchat und Kapital)
@Gelse: Das Bevölkerungswachstum, vor allen in Afrika, wird die zivilisatorischen Probleme hinsichtlich der Ökosphäre weiter verschärfen, zumal die westliche Lebensweise (mittlerweile auch in China und Indien dominant), als die erstrebenswerte angesehen wird.
@Aussi42: Ich bin immer noch der Meinung, dass Teile der wissenschaftlich, industriellen Entwicklung unverzichtbar sind, wenn nur die Bedingung beachtet wird, dass es dabei keine Ressourcen betreffen darf, die sich nicht zyklisch regenerieren lassen. Immerhin hat die Sonnenenergie ein riesiges Potential und den kosmischen Weg halte ich aufgrund langfristiger Überlebensplanung für notwendig.
Das mit der indianischen Grausamkeit relativiert sich, stimmt. Die Idealisierung ist jedoch ebenfalls unangemessen. Man projiziert gerne in den Anderen, Fremden eigene Ängste und Wünsche.
Man muß sehen, daß die Zivilisation ein Segen UND eine Zumutung ist. Das Unbehagen in der Kultur beginnt nicht mit Freud, und auch nicht mit Rousseau. Es ist eine sehr frühe Begleiterscheinung der so tiefgreifenden Veränderungen der Moderne, der Dynamik der frühkapitalistischen Gesellschaft. Mit der Historisierung des Denkens stellt sich für alle die Frage, ob die Entwicklung Fortschritt oder Verlust ist. Und so gab es gerade im jungen Amerika auch einen H. D. Thoreau, der mit Walden den von der technizistisch-bürgerlichen Welt Enttäuschten eine alternative Orientierung bot. Dennoch hielt auch Claude Lévi-Strauss, der sich weigerte, das Wilde Denken als minderwertig zu betrachten, die ursprünglichen einfachen Kulturen für dem Untergang geweiht. Womit ich nur festhalten will, das einfache, naturnahe Leben ist nicht die seiner Natur am ehesten entsprechende Lebensweise der Menschen, unsere Art ist in unvergleichlichem Ausmaß eine sich behausende, bettende, bekleidende, vorsorgende, strategisch handelnde, usw. Leben heißt für uns eher eine kulturelle Aneignung und gestaltende Anpassung der Welt nach Maßgabe der Entwicklung von Fähigkeiten und Bedürfnissen. Richtig ist aber auch, daß, je mehr sich die Menschen zu Subjekten ihrer Lebensbedingungen machen, sie die empfindlichen Stabilitätsbedingungen in der Natur erkennen und erfüllen müssen, wenn nicht nichtintendierte Folgen die menschlichen Eingriffe in einem Debakel enden lassen sollen.
Es hat nie eine "Moderne" gegeben, oder sie hat noch nicht begonnen.... und auch nie eine westliche "Zivilisation". Das sind Hirngespinste eurozentrischer Barbaren und Halsabschneider, die man nicht mit illigitimen Herrschaftsansprüchen und krimineller oder zumindest ethikferner Energie verwechseln sollte.
Wer hier den kulturinternen, patriarchalen Brainwash mit angeblich universellen Werten verwechselt ... oder gar mit der "Natur" des Menschen, der ist der lebende Beweis dafür.
Als Gandhi einmal gefragt wurde, was er von der "westlichen Zivilisation" halte, antwortete er , dass das sicher eine gute Idee wäre ...
Das beruhigt mich jetzt, dass Du Gandhi bereits "überstiegen" hast.
>>Ich tippe ja auf Rechner, die sich dann noch einige h.s.-Knechte halten, fuers auswechseln von Prozessoren beispielsweise.<<
Bewusst agierende Rechner werden noch wissen, dass die einstigen Eigentümer von Robotern die Streikunfähigkeit der Maschinen als grossen Vorteil gegenüber menschlichen Dienern schätzten. Deswegen werden sie die Wartungstechniker schnellstmöglich gegen Wartungsroboter austauschen. Ein Platz hat homo sapiens in der Maschinenwelt nur noch als verehrter Schöpfer, aber nicht als Lebewesen.
Natürlich kann auch ein Wartungsroboter mal ausfallen, weswegen Wartungsroboterwartungsroboter gebaut werden. Und natürlich Roboter, die Roboterproduktionsroboter bauen. Und Roboter, die Kraftwerkssteuerungsrechner bauen. Und Roboter, die Rohstoffabbau- und Verarbeitungsroboter bauen. Die Maschinenwelt wird an der Energie- oder Rohstoffkrise scheitern oder an Beiden.
Mein Favorit sind die Ameisen: Sie sind seit ca. 100 000 000 Jahren da, haben unterschiedliche Klimaphasen überlebt, sind perfekt in die Natur des Planeten integriert und werden ganz sicher auch den homo sapiens überleben. Sie sind so klein, dass sie als Grosspopulationen in Rückzugsgebieten überleben können. Möglicherweise kann die rasche Änderung des Erdklimas einen Entwicklungsschub zu höherkomplexen Strukturen der Ameisenorganisation auslösen.
>>Gelse hat sicher recht, daß sie schrumpfen muß. Sicher aber nur mäßig schrumpfen.<<
Je weniger Menschen es gibt, desto komfortabler können sie sich einrichten, wobei es natürlich eine Untergrenze gibt, die aber auch nach 100 Jahren globaler 1-Kind-Politik noch nicht erreicht wäre.
Der Rückgang der landwirtschaftlich nutzbaren Fläche, grossenteils durch Desertifikation, kleinerenteils durch ansteigenden Meeresspiegel, läuft ja schon. Wieviele Menschen unter diesen Umständen ernährt werden müssen hängt sehr eng mit der Frage der Nahrungsqualität, damit der Gesundheit & Genussfähigkeit, damit der Lebensqualität zusammen. Das ist nur ein Aspekt von Vielen, aber kein vernachlässigbarer.
Eine Umkehr des Bevölkerungswachstums halte ich, neben drastischer Senkung des Rohstoffverbrauches und wesentlich besserer Energieeffizienz für richtig. Ein Änderung der ökonomischen Machtverhältnisse führe ich hier nicht auf, denn sie wäre ja die Grundvoraussetzung, um überhaupt ein paar Fortschritte erreichen zu können.
"Reduzieren der Menschenanzahl sollte also vorsichtshalber Bestandteil aller Überlegungen sein."
Wann ist denn damit zu rechnen, daß Sie mit gutem Beispiel voran gehen?
Wer weiss? Es kann früher passieren als man meint...
Es möge nützen!
Wohl kaum:
http://countrymeters.info/de/World
Das ist zu einseitig schwarz gemalt. Richtig ist die Kritik an den geheuchelten Menschenrechten, an der angeblichen moralischen Überlegenheit des Westens. Im Gegenteil hat der demokratische Kapitalismus die unterentwickelte Welt mit zerstörerischen, brutalen Kriegen überzogen und sich damit kaum vom barbarischen Mittelalter abgehoben.
Dennoch muß man auch die Innensicht berücksichtigen. Zu den zivilisatorischen Errungenschaften zählen die Rechtsstaatlichkeit und der weitgehende Verzicht der Bürger auf Selbstjustiz, eine wenn auch gegenwärtig im Rückbau befindliche Sozialstaatlichkeit, die durchgesetzte allgemeine Schulpflicht, eine weitgehende, wenn auch noch nicht voll realisierte Gleichstellung der Frau, das Folterverbot, das allerdings von den USA nicht eingehalten und exterritorialisiert wird, die allgemeine Mißbilligung von Kinderarbeit und Kindesmißhandlung, diese Aufzählung ließe sich fortsetzen.
Wenn ich zum Arzt gehe, darf ich davon ausgehen, daß er mir ohne Ansehen meiner Person nach dem Erkenntnisstand der Wissenschaft zu helfen versucht, der Handwerker fühlt sich und ist verpflichtet, ordentlich seine Arbeit zu machen, wenn ich zusammenbreche, helfen mir umstehende fremde Menschen und sind auch dazu vom Gesetz verpflichtet, der Tier- und der Naturschutz sind schon tief im bürgerlichen Bewußtsein verankert. Gut, das alles gab es auch schon früher, aber die Professionalisierung und die Institutionalisierung der Ansprüche ist ein zivilisatorischer Fortschritt.
Und es gab und gibt die Aufklärung, die Säkularisierung, die Ideen, Theorien, Bewegungen der Befreiung. Den breiten öffentlichen Diskurs über die Gesellschaft. Der Aberglaube ist zurückgedrängt, die Wissenschaft spielt eine immer größere Rolle in unserem Leben. Diese sich selbst reflektierende Gesellschaft ist die Moderne. Es ist die kapitalistische Moderne, sie hat ihre schrecklichen, neoheidnischen Seiten, aber auch die progressiven. Und ja, die postkapitalistische Moderne wird eine andere sein. Modern ist die Ambivalenz der Verhältnisse. Darum rede ich immer vom Doppelcharakter der Gesellschaft und ihrer Institutionen. Ohne diese Tatsache gäbe es keine Hoffnung auf eine bessere Gesellschaft, keine Ansatzpunkte für eine Veränderung. Kurz: Unsere Gesellschaft ist fortgesetzte kapitalistische Verletzung der Menschenwürde und zugleich in Ansätzen eine Zivilgesellschaft.
<Eine Änderung der ökonomischen Machtverhältnisse …. wäre ja die Grundvoraussetzung, um überhaupt ein paar Fortschritte erreichen zu können.>
Da kann man hin und her räsonieren, das ist der Dreh- und Angelpunkt, um aus dem „Endspiel“* oder den „„glücklichen“ Tagen“* - keine Verbesserung, keine Verschlechterung, keine Veränderung – auszusteigen.
* gemeint sind die sarkastischen Zustandsbeschreibungen von Beckett
also, also. Roboter sind nun doch wirklich nicht das Problem. Die kann man anstellen und abstellen die laufen rum und machen dies und jenes. Diese Art von Menschen gibt's ja auch massenweise. Die werden abends vor das Fernseh gesetzt und saufen. Die heutigen Bier die spaeteren Maschinenoel.
Das Problem sind doch heute wie in Zukunft, die, die sich nicht bewegen, die nur telefonieren, investieren, abkassiere usw. Ausserdem muessen die sich ueberlegen, wie sie noch mehr money ... usw. Mit den Computern ist es doch aehnlich. Warum sollen die rumlaufen.
Der Zukunfts-Computer nur so ne Art Armani-Anzug, der gebraucht wird, um die Rest-Menschen-Gruppe, so zu steuern, damit die Computerwelt bequem ueberleben kann.
Die Computer kuemmern sich uebrigens auch ums Artensterben. Bei Mensch muss durchgegriffen werden, weil die seit Jahrtausend glauben, sie stehen auf der roten Liste. Darum Mensch, ab ins Reservat.
Das ist offensichtlich eine Frage an Radio Eriwan. Die Antwort: Grundsaetzlich richtig. Ja wirklich. Da geht's lang. Echt.
Alle die schoenen Errungenschaften die Sie aufzaehlen, waeren die nicht auch die Technik- und Maschinenwelt moeglich? Einschliesslich Professionalisierung etc. Man kann die Technik-Kritik und -Abschaffung als Maschinenstuermerei ablehnen. Im 19. Jahrhundert war das ein Argument. Heute wissen wir besser, dass der massive Einsatz von Technik im Anthropozaen die gegenwaertige soziale und oekologische Krise ausgeloest hat. Durch mehr Technik eine Loesung zu erwarten ist magisches Denken.
Eine Gesellschaft ohne die heutige Technik und die heutigen Maschinen zu entwickeln, das ist m.E. die Aufgabe.
Na, dann lesen Sie nochmal, was oben bei @Gelse steht: "Reduzieren der Menschenanzahl sollte also vorsichtshalber Bestandteil aller Überlegungen sein."
Da steht nichts von Geburtenkontrolle ect.pp. – wobei auch die eine Sache von reinem Machtkalkül wäre; es steht dort: r e d u z i e r e n. Also, was kann reduziert werden? Na? Das, was schon gegeben ist. Und einen solchen Gedanken halte ich entweder für dämlich, so zu formulieren, wenn etwas anderes gemeint sein sollte, und andernfalls, wenn das mit dem Reduzieren ernst gemeint sein sollte, für faschistisch! Wer bitte trifft denn dann die Auswahl,?!
Ich habe @Gelse schon richtig verstanden.
Und natuerlich rauscht bei einem solchen Gedanken sofort die Fascho-Keule durch den Raum. @Gelse hat geschrieben reduzieren und nicht liquidieren oder dezimieren.
Was koennte gemeint sein?
Freiwillige Euthanasie von Erwachsenen beispielsweise. Ist in CH moeglich, in D nicht. Grund: natuerlich der Einfluss der Kirchen in D.
Der freiwillige Verzicht auf lebensverlaengernde Massnahmen nach dem 60/65 Lebensjahr
Der grundsaetzliche Anspruch auf palliative Behandlung statt medizinischer "Kur".
Die 0-Kinder-Familie steuerlich beguenstigen.
Adoptionen beguenstigen.
Es gibt viele Moeglichkeiten, um die Bevoelkerungszahl zu reduzieren. Wichtig waere sich vom "Wahn" zu verabschiedet, ein langes Leben sei erstrebenswert und jeder, der sein Leben beenden will, sei depressiv ist und muesse "gerettet" werden.
Auch die Annahme, dass eigene Kinder die Lebensqualitaet verbessern, koennte ja mal debattiert werden. Und wenn die Deutschen aussterben sollten, so what?
Wollen Sie mich für blöd verkaufen?
"@Gelse hat geschrieben reduzieren und nicht liquidieren oder dezimieren."
Erzählen Sie doch mal, was unter Reduzieren anderes verstanden werden soll, als eine (wie auch immer geartete) Handhabe zur Verringerung von Vorhandenem.
Ich halte die Technikkritik für absolut notwendig, die Technikabschaffung für verrückt. Sehr viele Technik ist überflüssig, weil die Bedürfnisse, die sie bedient, idiotisch sind, und es gibt leider Menschen, die sich für selbstzweckhafte Technik begeistern. Hiervon auszunehmen ist das künstlerische Spiel mit funktionsloser Technik. Philosophisch gesehen heißt Technik der Mitteleinsatz, die Vermittlung einer Sache durch ein sachfremdes Medium. Wo diese Vermittlung nicht notwendig, sondern die Sache direkt erreichbar ist, ist Technik im Grunde unsinnig, es sei denn, über den Mitteleinsatz wäre die Sache wesentlich effizienter zu erreichen. Aber der Hauptkritikpunkt an der heutigen Technikbesessenheit ist die Befangenheit in der analytischen Zweck-Mittel-Rationalität, die alle Sachen in analytische Objekte verwandelt, bei der die nichtanalytischen Objekte ihren organischen Charakter verlieren.
Um ein Beispiel zu geben. Die gesunde Ernährung ergibt sich in Relation zur Lebensweise aus der organisch gesteuerten Nahrungsaufnahme von natürlichen Lebensmitteln. Liegt eine einzelne Fehlsteuerung in der Nahrungsaufnahme und -verarbeitung vor, kann sie analytisch diagnostiziert werden und durch die Zugabe eines künstlichen Nahrungsmittels, durch eine geeignete Pille behoben werden. Die Totalumstellung des organischen Eßvorgangs auf einen technischen ist nicht völlig unmöglich, aber absurd und absurd aufwändig. In genau diesem Sinne sind technische Lösungen unbefriedigende, minderwertige Behelfslösungen, wo es komplex-synthetische Seins-Formen gibt. Nur wo es die nicht gibt, entfaltet Technik ihre unersetzliche Lösungskapazität. Diese wird aber eher selten benötigt. Nur unseren Technikern fallen ständig neue, an den Haaren herbeigezogene Anwendungsmöglichkeiten ein, und es gibt genug Deppen, die dem neuesten Schrei folgen und ihn so profitabel machen.
"überstiegen" ?? ich habe ihn quasi zitiert. Seine antwort stammt aus einem Interview mit westlichen Medien , dunnemals ...
Und was die Moderne , die angeblich, angeht, beziehe ich mich auf Bruno Latour. Was die "eurozentrische Barbarei" angeht auf Wallersteins Buch zu diesem Thema, dass ich nur sehr empfehlen kann als kritische Anregung zur "kulturellen" Selbstbespiegelung...
"Reduzierung" des Wachstums wäre doch schon mal ein Anfang. Die Gründe der vielen Kinder, vor allem in Afrika, entspricht etwa den gleichen, wie es in Europa mal der Fall war.
"Doch es gibt Möglichkeiten, das Bevölkerungswachstum zu reduzieren: "Man muss die Gesundheitsdienste verbessern, damit die Kindersterblichkeit sinkt", sagt Klingholz. "Das ist nötig, damit die Menschen dort merken, es überleben viel mehr Kinder, als sie dachten." Es dauere etwa zehn Jahre bis sie versuchten, die Familiengröße zu begrenzen." (Zitat aus: Wie die Überbevölkerung gebremst werden könnte.)
Allerdings wird der Eindruck erweckt, als ob die Versorgung der Menschen in den industrialisierten Ländern eine Nachaltige sei und sich nicht auf die Ressourcen jener Länder stützt, die man zu den unterentwickelten zählt.
Wenn ich die Kräfte der Natur für mich "arbeiten" lassen kann (und dazu zählt auch das Abkupfern in der Bionik), werde ich das auch tun, solange es mir nicht die Lebensgrundlagen entzieht.
Wenn ich also in kälteren Regionen lebe und dafür eine adäquate Wärmequelle brauche, dann steht natürlich nicht überall die Erdwärme wie in Island zur Verfügung, die technisch genutzt wird. Aber mit Intelligenz dürften sich Lösungen finden lassen, die angefangen bei der richtigen Wohnlage, des passenden Baus selbst (mit besten natürlichen Isolierungen) und den dann noch nötigen externen Ressourcen für die Heizung.
Die Technik in der heutigen Form ist ein Ergebnis eines mehr oder weniger blinden Prozesses, die ihre Ursprünge auch vielfach aus dem militärischen Bereich hat und als "Nebenprodukt abgefallen ist (wie z.B. das Internet oder auch die Atomkraft). Da die Technik nie neutral war und immer Zwecken diente (Anfangs aber oft mit den besten Idealen verbunden war), ist sie immer als Grundlage und Mittel zum Zweck des Wachstums benötigt worden, also untrennbar mit der Ideologie des kapitalistischen, aber auch sozialistischen Wirkens verbunden ist. Nur die Ausprägungen haben sich unterschieden und unterscheiden sich aktuell.
Nun wäre für mich die Frage, wie bekommen wir die Titanic so auf Kurs (Änderung der Produktions- und Lebensweisen), ohne dass es zu einem globalen Kollaps kommt, der, je später er eintritt, desto heftiger ausfallen wird (mit der steigenden Wahrscheinlichkeit von Atomkriegen).
Dazu zählen klare Aussagen, welche Lebensweisen wir keinesfalls mehr länger aufrecht erhalten dürfen und gar noch zum Vorbild der geringer industrialisierten Teile der Welt genommen wird. Nur ein Beispiel: Das Automobil (dito Lkws) als individuelles Massenverkehrsmittel ist nicht mehr tragbar und muss zurückgeführt werden und auch die eMobilität ist keine tragfähige Alternative (Ersatzlösung).
Das allein reicht aber nicht aus, wir brauchen ein begleitendes neues Wirtschaftssystem, dessen Basis nicht mehr den Zwängen des Wachstums unterliegt, wo die Produktionsmittel tatsächlich Gemeineigentum sind (in verschiedensten Strukturen dezentraler Lokalisierung) und die Subsidiarität zum bestimmenden Element der neuen Wirtschaft wird, demgemäß auch eine andere Form der politischen Vertretung notwendig ist.
Mit einer Formulierung: Das Gesellschaftssystem ist so umzubauen, dass es keine eigentumsbasierten Konzentrationen mehr erlaubt und die Gesetze so zu ändern, dass die Wirtschaft (als Ergebnis menschlicher Arbeit) nur als Mittel zum Zweck dienen darf und niemals umgekehrt. Und daran hat sich ein Finanzsystem auszurichten, falls man daraus auf einige mögliche Vorteile nicht verzichten will.
Technik könnte dann eine "neutralere" Funktion erhalten, denn nun ließe sich die Kreativität menschlichen Erfindungsgeistes von den eigentumsbasierten Forderungen trennen, sie gäbe es nicht mehr. Es ließe sich eine ganz andere Diskussion führen, was wir denn entwickeln wollen und ob damit nicht gewünschte Nachteile eingehandelt würden. Denn dann gäbe es keine Verlagerung von Schäden mehr auf Kosten der Allgemeinheit, das beliebte Spiel heutiger Konzerne, bei der Maximierung ihrer Profite, zudem noch befeuert von "dümmlichen" Aktionären, die mit ihren Forderungen nach hohen Ausschüttungen sowohl die eigenen Arbeitsplätze, als auch ihre Zukunft (zumindest der Nachkommen) gefährden (verharmlosende Beschreibung). Zumindest in den Anwendungs- und Ausbeutungsregionen derer Geschäftsfelder.
Nun ja , ich geh da von anderen Analysen aus. Jeder bildet sich wie er kann und kommt dann mit entsprchend geschichtsbewusstem Blick zu seiner Deutung. Will sagen: ich bin kein Historiker, kein Soziologe und auch kein Philosoph, habe mich aber gründlich umgeschaut ( in den vorhandene Quellen und Deutungen, denn man war nun mal die meiste Zeit nicht dabei) und ich kann keine "Zivilisiation" ausmachen. Würde man ohne Eurozenrismus einen Wettkmapf draus machen, wären die "europäischen" ( inkl. USA) die am wenigsten zivilisierten Gesellschaften der Welt. Ich weise nur auf das "Schlachtfest" vor etwa 75 Jahren hin, bei dem ALLES militärisch war.
Ich kann auf Wallerstein verweisen, der ausführlichst belegt , dass man im Mittelalter wesentlich besser gelebt hat als jemals dananch, zumindest als Handwerker. Das sind Quellenstudien.
Man kann sich über die Einführung der Schulpflicht genauso "freuen" wie über die der Wehrpflicht, denn beide dienten ausschließlich einer "Erziehung" zum Nationalismus , der sich gegen den linken Internatioanlismus behaupten sollte und dann auch tat. Das Ergebnis davon sind Abermillionen von Kriegstoten. Mit Bildung hat das nichts tun. Dabei geht es um Herrschaft und Machterhalt nach 1848 ...
Über die "Dialiektik der Aufklärung", das Scheitern des Liberalismus etc. brauch ich Dir nichts zu erzählen ... Menschenrechte, Folter, Sklaverei, alles geschenkt. Das ist die Makulatur dieses gescheiterten Liberalismus , der gescheiterten Aufklärung.
Den Rechtsstaat kannst dDu auch in der Pfeife rauchen. Vielleicht hast du mit diesem noch nichts zu tun gehabt. Ich schon : Zweiklassen Justiz und einwandfrei politische Urteile sind kein Rechtsstaat, wenn Du mich fragst. Meine eigene Erfahrung bezieht sich zB. auf einen verlorenen Prozess gegen den wilkürlichen Aussschluss eines eingetragenen Vereins aus der öffentlichen Präsenz ... Freie Meinungsäusserung ist also nicht. Wenn deine politische Position "Euere Gnaden" missfällt (er)finden sich Begründungen wie von selbst. Die politsche Unanbhängigkeit der Judikativen ist zumindest in Franklreich nicht gegeben. Es ist die 5. Republik, die die Gewaltenteilumg in dem Land in den Deck zieht, in dem sie mehr oder weniger erfunden wurde. Ein Scheitern?
Ja theoretisch hättest Du recht, mit dem was du schreibst. Das ist das hoffnungstragende Programm der "philosphischen" Theorie von der Aufklärung - im Grunde eine Kritik der Praxis, aber keine Realität. Die kapitalistische Praxis ist das genaue Gegenteil davon, Realität auch, und funktioniert immer noch , weil in konzentrischen Ringen Privilegien um die Machtzentren gestreut werden, mit andene Worten Korruption und ergebener Opportunismus der Hebel ist. Rechtsstaat?
Ich könnte jeden Deiner Punkte zerlegen, selbst den wissenschaftlichen Aspekt etc. , und das sogar mehr oder weniger an eigenen Erfahrungen oder Beobachtungen. Wenn Du willst natürlich auch abstrakt mit Bezug auf intellektuelle Werke.
Das einzige was passiert, was ich als "zivil" erachte ist eine aktuelle Ablehnung von kriegerischen Ambitionen in den Bevölkerungen des untergehenden Imperiums und seiner Sateliten udn Pripherien. Diese Abwendnung seit den späten 60ern ist aber bereits der Untergang .... und erfolgt trotz aller Bemühungen der Herrschaftseliten entsprechende Feindbilder weiter zu konstruieren. Die Tatsache , dass das nicht mehr gelingt ist aber auch nur ein Beweis dafür, dass dieses Imperium untergeht, denn die Leitideologie (der Liberalismus) , der trotz aller Versprechungen auf eine sozialere Welt nichts erreicht hat, und der die agressiven und barbarischen Seiten des Systems ( vor allem an der Peripherie) ideologisch zu caschieren vermochte, ist bereits tot. Alle , die sich jetzt "Liberal" nennen , sind damit Konservative, die am liebsten zu den goldene Zeiten des Systems zurückwollen, nicht verstehen , dass der Kapitalismus untergeht und nie reformfähig war etc. Glaube ist offensichtlich stärker als Realität. Was wir aber brauchen ist Realismus und sonst nichts. Das Zivile ist ein Aspekt einer Modernen , die erst kommen könnte, wenn wir uns bemühen und den überall im Untergangschaos sichtbar werdenden totalitären Ambitionen der noch Herrschenden widerstehen.
Die Welt ändert sich gerade und alle könnten Einfluss nehmen wie nie zuvor , weil das System instabil geworden ist. Es wird sich alles änderen müssen , zumindest aus meiner Sicht, denn alles was hinüber geretten werden wird in eine anderes System wird dieses schlechter machen müssen als es sein müsste. Denn alle Strukturen , die bestehen , dienen nur einem lebensfeindlichen und dabei selbst sterbenden Dogma.
Ich bin bei Dir , wenn Du meinst , das Wissen Wissen ist. Aber auch das wird erst dann wirklich zivilisiert sein, wenn es nicht mehr Privateigentum sein kann, wenn kein Staat dieses "Eigentum" mehr wird schützen können. Beispiele dazu sind sicher bekannt. Wissen gehört allen und genau das ist unser größte Chance.
>"Reduzierung" des Wachstums wäre doch schon mal ein Anfang.<
Vollkommene Zustimmung! Und die Zauberzutaten dazu lauten – ganz ohne Marx und Trallala:
So wenig wie möglich und nur so viel wie notwendig; Lukas 6, 31: ‚Tuet den Menschen das, was ihr wollt, daß sie euch tun mögen.‘
Alles was es für eine bessere Welt bedarf, ist schon lange gegeben.
Marx war kein Gegner der Industrialisierung, sondern hielt diese für notwendig als Entfesselung der Produktionskräfte, um daraus erst die menschenwürdige Gesellschaft gestalten zu können. Das ist, was die Lebensabsicherung betrifft, unbestreitbar für Milliarden gelungen, allerdings auf einer Basis und mit seinen untragbaren Auswirkungen auf die Ökosphäre, wie sich Marx und Engels das wohl noch nicht vorstellen konnten (nehme ich mal an).
Nun sind Marx und Engels für mich nicht die "Bibel", wie offensichtlich Wallerstein für dich, aber das nun aufgehäufte Wissen (vieles davon ist Spezialistenwissen) als allen zugehörig zu betrachten (auch real), wäre sicher ein Fortschritt, hilft aber nicht allzuviel, wenn daraus nicht geschlossen werden kann, was denn nun von dem alten Wissen weiter in die Anwendung gehen soll. Denn Wissen ist weder Bildung, noch automatisch verwendbar für die Praxis und schon gar kein Anwendungswissen!
Nur ein Beispiel, Elektrizität und alle daraus möglichen (und noch nicht bekannten) Potentiale, werden wir doch wohl nicht zwecks agrarischer Rückführung aufgeben wollen. Es wird entscheidend darauf ankommen, was sich von den bisherigen Techniken noch sinnvoll nutzen lässt, bzw. wie diese halt so zu ändern ist, dass sie den zukünftigen Anforderungen entspricht.
Im Übrigen würden wir diese Diskussionen überhaupt nicht führen können, wenn wir es nicht auf dieser technischen Ebene tun würden, zumindest wäre es sehr unwahrscheinlich, dass sich diese Kommunikation sonst entwickelt hätte. (Das könnte man natürlich als überflüssig werten).
Bei allen unterschiedlichen Bewertungen des bisherigen wäre es mehr als widersprüchlich, wenn unsere Gedanken nicht bereits positiv "gespeist" wären, um überhaupt sinnvoll über Alternativen schreiben zu können. Implizit sind wir mitgeformt (deformiert?), nur glauben wir halt, dass wir uns davon absetzen zu können. Das mag schon sein, aber allein aus dem Gedanken heraus , dass das Sein im wesentlichen die Gedanken bestimmt, würde ich zur Vorsicht anraten, um nicht mit neuen absoluten Entwürfen, nur eine weitere Seite der "Missgriffe" zu öffnen.
Wenn in der Natur aufgrund zu großer anthropogener Eingriffe das dynamische Gleichgewicht über eine nicht exakt bestimmbare Grenze hinaus belastet wird, dann tritt wiederum in einem nicht genau zu bestimmendem Zeitpunkt eine krasse Veränderung auf, die sich nicht auf den alten Zustand zurückführen lässt (jedenfalls nicht in den Zeitläufen, die wir planbar nennen).
Dieser neue Zustand wird mit größter Wahrscheinlichkeit zumindestens menschlichem Leben nicht zuträglich sein. Dieses Risiko möchte ich bezogen auf eine menschliche Entwicklung nicht eingehen wollen. Also müssen wir mit Intelligenz aus unserem heutigen Zustand transformieren. Die Möglichkeit und die Fähigkeit halte ich für vorhanden, aber mir scheint, der Wille scheint aus der Einsicht heraus nicht handeln zu wollen. Wenn das ein menschlicher (naturbedingter) Mangel ist, da wir lokal denken und handeln, aber global und langfristig planen müssen, dann allerdings ist Ende im Gelände.
Ja, so richtig das alles ist - aber Antiamerikanismus allein löst unsere Probleme auch nicht.
Mir fällt gerade auf, wenn man Kritik an den USA äußert, wird das mit "Antiamerikanismus" gelabelt und wenn man Kritik an Israel äußert, fällt das häufig unter Antisemitismus und wenn man nun Kritik an Deutschland äußert, welchen Begriff sollte man denn da verwenden?
Mir ist da kein passender Begriff bekannt, aber zumindest ist das Ausdruck demokratisch verstandener Bürgerrechte, treffender noch: Bürgerpflichten. Und wenn nun die USA sich selbst als wichtigste, gottberufene Nation der Welt verstehen, ist besondere Kritik folglich auch das Ergebnis dieses Anspruchs, eines Staates, der repräsentativ und in besonderer Reinform für das kapitalistische Prinzip steht.
Bisweilen wird Antiamerikanismus unterstellt und zugleich Antisemitismus. Komisch eigentlich, denn so einige, die für den "amerikanischen Traum" stehen, haben deutschen Hintergrund (Rockefeller, Lehman, Trump, Kissinger ...). Antideutsch hat Antiamerikanismus aber noch niemand genannt.
Spaß beiseite: Das Obenstehende würde ich nicht Kritik an Amerika (gemeinhin Synonym für die USA) nennen, sondern Antiamerikanismus. Nur Mut, dazu dann auch zu stehen. Wenn man so gegen die USA schießt - von ihrer Entstehung bis in die heutige Zeit - und ihr sogar aberkennt, Kultur zu haben, dann ist das keine Kritik mehr, sondern Ablehnung auf der ganzen Linie. Da die USA, anders als etwa Australien, wo der weiße Mann aus Europa kaum minder Scheiße gebaut hat, eine Weltmacht darstellen, bietet es sich natürlich an, sie als den Typus westlicher Hybris und Verblasenheit hinzustellen. Dieser Staat fordert das ja geradezu heraus.
Mitunter pflege ich auch meinen Antiamerikanismus; ja kann ich gar nicht anders. Objektiv gesehen ist es aber falsch, sich allein auf diesen Staat zu beziehen. Europa verhält sich kaum besser. Selbst, davon bin ich überzeugt, wenn es die merkwürdige Melange aus Wettbewerb mit den USA und Nibelungentreue nicht gäbe, Amerika also nicht diese westliche Weltmacht wäre, würde sich Europa bzw. seine führenden Staaten (D, GB, F ...) nicht besser in der Welt aufführen.
"Objektiv gesehen ist es aber falsch, sich allein auf diesen Staat zu beziehen. Europa verhält sich kaum besser."
Da stimme ich ja zu, aber "Ehre wem Ehre gebührt". :-)
”Marx war kein Gegner der Industrialisierung, sondern hielt diese für notwendig als Entfesselung der Produktionskräfte, um daraus erst die menschenwürdige Gesellschaft gestalten zu können.”
Lieber Pleifel, ich weis nicht was Du damit sagen willst. Gab es vor der Industrialisierung kein menschenwürdiges Leben oder wusste nur Marx nichts davon ??? …
Ich weis auch nicht wie du belegen wolltest, dass es das Verdienst eines Systems sei, wenn Milliarden darin leben oder sterben … Ein System ist immer selbstreferenziell und alle darin passen sich notgedrungen oder freiwillig an. Die Menschenwürdigkeit steht im Fall des Kapitalismus aber leider nicht zur Debatte … siehe auch deine Ausführungen zu weißen Europäern , die lieber bei Indianern leben als in ihrer ”Zivilisation”.
Unter jedem nur denkbaren historischem System haben Menschen gelebt, hatten also ein ”Lebensabsicherung” … alles was darüber hinaus geht ist meist Ideologie. Leider auch bei Marxisten oder sogar bei Marx selbst.
Bei Wallerstein, sorry mal, geht es hingegen eher um Wissenschaft. Natürlich ist Wallerstein nicht meine ”Bibel” aber er ist nicht nur stark von Marx beeinflusst, sondern auch sehr interessant, gerade weil er über Marx hinausdenkt, wie nicht wenige andere Denker in Bezug auf den so genannten Post-Kapitalismus, der natürlich noch nicht akut ist, ... und auch über den Kapitalismus hinaus als historisches Weltsystem … und damit natürlich wieder quasi zwangsläufig über Marx hinaus, denn ohne Kapitalismus brauchen wir nicht mehr viel Marx.
Wenn etwas meine Bibel ist, dann die Realität oder deren beste Analyse - sagen wir Demokrit, Epikur oder Lukrez in der Antike bzw. spätere Monisten in anderen Epochen.
Nicht wenige Marxisten glaubten an das Ende des Kapitalismus , Marx schreibt in den Grundrissen selbst davon. Und wenn es nun da wäre, das Ende? … und wenn man es sogar naturwissenschaftlich belegen könnte? Wallerstein ist auch von Prigogine stark beeinflusst und versucht genau das. Ich meine mit Erfolg. Progogine ist Verfechter einer Synthese aus Natur- und Geisteswissenschaft.
”Denn Wissen ist weder Bildung, noch automatisch verwendbar für die Praxis und schon gar kein Anwendungswissen!”
Sorry, aber sicher ist Wissen Bildung, das vorweg. Was soll es denn sonst sein? Man sollte sich davor hüten in stereotype Deutungen zu fallen , die aus herrschaftsideologischer Sicht, in der nur ein bestimmtes Wissen auch Bildung sein kann, vielleicht Sinn machen.
Die hoffentlich noch kommende ”Moderne”, indes, könnte die Gesellschaft sein, die es schafft Wissen auf substanziell rationale Art und Weise zu nutzen. Das kann man schon bei Weber lesen. Er meint damit eine Rationalität, bzw. Entscheidungen, die auf kollektiver Debatte und Intelligenz beruht. Die aber setzt auf kollektivem Wissen auf. Im Kapitalismus ist das alles nicht gegeben. Warum brauch ich hier sicher nicht erklären.
Ansonsten ist Wissen immer anwendbar , doch doch, entweder für oder gegen eine Praxis. ”Anwendungswissen” aber ist was in dem Kontext? Routine ? Oder jedes Wissen zu, bei und von praktischen Aktivitäten? Ist Wissen nicht immer praktisch orientiert im Sinne eines mehr oder weniger kollektiven Erfahrungsschatzes, wenn man es mal außerhalb des kapitalistischen Eigentums- oder Warenkonzepts betrachtet?
Es wird also immer von einer ”Instanz” aus entschieden welches Wissen Wert hat und angewandt wird, je nach Gesellschaftsstruktur. ”Ende im Gelände” gibt es beim Kapitalismus daher aus rein physikalischen Gründen, richtig. Das ist einer der Gründe warum er untergeht, denn die Menschen werden unter diesem Gesichtspunkt zur globalen Solidargemeinschaft gegen den Kapitalismus. Dieser hat das seit mindestens 50 Jahren bestehende Wissen zur Endlichkeit des ”Wachstums” ignorieren wollen - ohne Erfolg.
Wissen ist also nicht gleich Wissen. Es gibt Wissen, das selbst dann relevant ist, wenn es noch keiner als solches erkannt hat (oder wenn man es schlicht ignoriert). Wenn das dann aber als solches erkannt wird, braucht es meist eine Weile bis es allen zugänglich oder verständlich wird. Und dann kommen auch noch Interessenkonflikte hinzu - bislang.
Wenn aber grundsätzlich jedes Wissen allen gehört , also jeder nicht nur theoretisch Zugang dazu hat, kann es kein Faktor der Herrschaft mehr sein.
Was Du indes mit deinem Beispiel Elektrizität sagen willst, ist mir schleierhaft. Wer will Wissen nicht benutzen oder irgend etwas zurückführen ? Hat keiner vor und geht auch gar nicht. Historie never comes back. (Das ist ja gerade das, was Progogine auf naturwissenschaftlicher Ebene durch seine Studien der Komplexität bewiesen bzw. eingeführt hat.) Hier geht es also allenfalls darum Wissen intelligent zu nutzen . Kapitalakkumulation und damit einhergehende Monopolisierung von Macht ist aber on the long run nicht intelligent , wie sich herausgestellt hat. Oder?
"Sorry, aber sicher ist Wissen Bildung, das vorweg. Was soll es denn sonst sein?"
Anhäufung von Fakten, ohne substantielle Selbsterschließung, ideale Ressource dafür das Internet. Solche Kandidaten gewinnen bei Günter Jauch. Bildung ohne Wissen allerdings geht schlechthin nicht.
Zitat Roger Willemsen: "Wissen vermittelt Können und gibt ein Instrumentarium. Bildung formt den inneren Menschen. Bildung hat eine moralische Komponente, sie sagt, was gut und was weniger gut ist. Bildung heißt, das zu werden, was man schon ist: nämlich ein Mensch." Eine Kurzform von mir: Wissen ist das, was man weiß und Bildung die Fähigkeit, für die Gesellschaft (oder auch für sich) etwas Sinnvolles damit anzufangen. Alles nur in Umrissen und müsste natürlich ausführlicher behandelt werden.
Wäre das, was unter Bildung so zu verstehen ist nun maßgeblich, wären wir wahrscheinlich näher an dem, was die andere Gesellschaft ausmachen sollte. Die Technik ist instrumentell (meint hier einseitigen Interessen dienend) und das bloße Ergebnis von Wissen.
Ich habe im Beitrag noch einen Nachtrag eingefügt.
Ausführlicher später mehr. Erst einmal eine gute Nacht.
Ich weiß nicht, ob das eure Diskussion trifft (woher der Hinweis Pleifels auf Marx an Dich kommt, hat sich mir aus den Kommentaren nicht erschlossen), aber Marx hat offenbar sehr realismusbezogen gedacht und argumentiert, und so etwa die bürgerliche Gesellschaft als Fortschritt gegenüber dem Absolutismus gekennzeichnet. Die bürgerliche Kapitalistengesellschaft sei dann aber auch nur als Zwischenstufe zu verstehen. Da das nicht so gekommen ist, ist es interessant zu wissen, dass die wirtschaftliche Ungleichheit in der Welt noch niemals so groß war, wie heute. Noch nie haben so wenig Menschen so viel an wirtschaftlichen Mitteln auf sich vereint, wie in unseren Tagen. Das Verhältnis 1 zu 99 ist tatsächlich nicht nur eine Spruchweisheit. Bis vor kurzem hätte ich das nicht glauben wollen.
Wissen ist Bildung, das ist richtig. Wissen wird nur allzu oft mit der Kumulation von Informationen verwechselt. Allerdings gilt es, Informationen intelligent zu verknüpfen. Erst daraus entsteht Wissen. Das Problem, warum wir uns in den Abgrund wirtschaften, liegt auch nicht im Wissen, sondern es liegt an sogenannten Sachzwängen, die in gewachsenen Strukturen begründet liegen sowie in psychomentalen Dispositionen. Ersteres ist die politische Dimension, zweiteres wäre wohl anthropologisch zu klären. Handeln wider besseren Wissens ist so häufig, wenn nicht gar vollkommen dominierend, wie die Umstände/Ursachen dafür komplex sind.
"Erzählen Sie doch mal,"......
Ich bin ja nicht so. Hier die kurze Geschichte der Bevoelkerungs-Reduzierung. Zuerst fuegen wir eine Zeitdimension zur Reduktions-Story. OK? Beispiel: Nach 2050 rechnen die UN-Demographen mit einer Reduzierung der Weltbevoelkerung. Jetzt ruehren wir Geschichte bei. Der Grund fuer die UN-Voraussage: Erneut eine demographische Transition wie in Europa zwischen 1870 und 1890.
Gar nicht so bloed, was ich Ihnen verkaufe, oder?
>>Antiamerikanismus<<
Sprechen wir doch von „Anti-europäische-migranten-ismus“. Wenn man halt partout nicht sagen will: Antikapitalismus/Antiimperialismus.
>>Na, dann lesen Sie nochmal, was oben bei @Gelse steht: "Reduzieren der Menschenanzahl sollte also vorsichtshalber Bestandteil aller Überlegungen sein."<<
Ja. Weil ich weiter oben schon von "1-Kind-Politik" schrieb hielt ich es für überflüssig zu erwähnen dass ich keinen Menschenschlachthof meinte. Offenbar ein Fehler: Wenn das nicht nicht nach jedem derartigen Satz ausdrücklich dazu gesagt wird, tritt bei manchen Leuten die "Autovervollständigen"-Funktion in Kraft.
---
>>Also, was kann reduziert werden? Na? Das, was schon gegeben ist.<<
Ja. Allerdings nicht in dem Zeitraum, den Sie sich vorstellen in der Zahl, die Sie sich vorstellen: Eine gegebene Zahl, im vorliegenden Falle die Menschenanzahl, kann sehr schnell oder allmählich reduziert werden. Am schnellsten ginge es mit nuklearen Explosionen. Das will ich aber nicht.
Die UNO hat ihre Bevölkerungsprognosen schon mehrmals nach oben korrigiert. Feststellbar ist allerdings seit einigen Jahren eine Abflachung der Wachstumskurve (auch dort, wo das Wachstum derzeit noch über 2 % p. a. liegt). Diese Abflachung hochgerechnet bis zum Wachstum null ergibt einen Stillstand bei 12 % (+/- x).* Dabei sollten wir aber einkalkulieren, dass die landwirtschaftlich nutzbare Fläche vor Allem durch Desertifikation schrumpft. Wir können heute nicht vorhersagen wann (ob?) dieser Prozess zum Stillstand kommt. Deswegen halte ich es für problematisch, einfach abzuwarten wie sich die Ernährungslage entwickeln wird. Zumal es nicht darum gehen kann, einfach irgendwie satt zu werden, sondern gesundheitliche Aspekte einbezogen werden müssen. Es gab schon mal den Vorschlag, in Grosstanks Algen zu züchten, und die chemische Industrie verkäuft gerne ein paar synthetische Vitamine dazu. Für die Algenzucht braucht man Wasser: Kein Schelm, wer Böses dabei denkt.
Zwecks Anpassung an veränderte Klimaverhältnisse halte ich eine negative globale Bevölkerungswachstumsrate für vorteilhaft. Vor Allem wenn es darum gehen soll, nicht nur irgendwie zu überleben, sondern angenehm zu leben. Das sollte doch für sich als „links“ Dünkende selbstverständlich sein?
---
* Eine deutlich negative Wachstumsrate hat seit einigen Jahren Japan. Allerdings stehen Japaner noch lange nicht auf der roten Liste. Irgendwann, bei geringerer Besiedelungsdichte, wird sich das wohl bei null einpendeln.
In vielen europäischen Ländern liegt das Wachstum derzeit bei null, ohne Einwanderung wäre es leicht negativ.
>>Darum Mensch, ab ins Reservat.<<
Braucht die Rechnerwelt nicht: Ein virtuelles Bild von Konrad Zuse*, der als Schöpfer verehrt wird genügt. Lebende Menschen würden das Gottesbild nur stören.
---
>>Die werden abends vor das Fernseh gesetzt und saufen.<<
Ja. Allerdings können sie mal auf ketzerische Gedanken kommen, wenn der Ausbeutungsdruck zu gross wird. Das menschliche Betriebssystem wurde nicht von Menschen programmiert. ;-)
Roboter funktionieren zuverlässiger. Aber die Produktion von Robotern, Roboterproduktionsrobotern, Robotern, die Roboterproduktionsroboter bauen, Rechnerwartungsrobotern, Wartungsroboterwartungsrobotern, Kraftwerksrobotern, Stromleitungswartungsrobotern, Rohstoffgewinnungsrobotern könnte zu einer Rohstoffkrise führen.
*Die Rechner könnten auch das Enzephalogramm eines Schimpansen, das sie „Zuse“ nennen, anbeten: Die haben doch keine Ahnung was ein Mensch ist.
Wenn's um Demographie geht, haben wir eher gemeinsame Vorstellungen. Da kann Gebe sagen was er will. Er meckert eben gern. Auch alt.
Bei den Computern/Robotern nicht so sehr. Da gibt's ja auch ziemlich viele Leute mit ziemlich vielen Ideen. time will tell. Ach ja, der Konrad. So ne Zuse gibt's noch entweder in Berlin oder in Muenchen. Technik Museum.
Schoenen Sonntach noch.
In München sind es zwei: Z3 und Z4.
dir auch schönen Sonntach. Bei uns Spätaufstehern ist ja grade mal Samstagvormittag...
"Antikapitalismus/Antiimperialismus" ist doch in Ordnung.
Und freilich sollen und müssen die USA benannt werden. Pleifels Artikel ist mir nur zu ausschließlich auf die USA fixiert, wenn ich einrechne, was ich nach der Überschrift und dem Vorspann erwartet hatte.
"Wenn etwas meine Bibel ist, dann die Realität oder deren beste Analyse - sagen wir Demokrit, Epikur oder Lukrez in der Antike bzw. spätere Monisten in anderen Epochen."
Individuelle Analysen sind immer perspektivisch gebunden (eingeschränkt) und stützen sich auf die Folien des jeweiligen Zeitgeschehens. Darüber hinaus zu denken gelingt wohl eher wenigen und setzt ein hohes Maß an Bildung voraus, um diese Grenzen zu überwinden. Utopische Vorstellungen, die aus dem Zeitgeschehen extrapoliert werden, bedürfen einer praxisorientierten Bewährung, wer daraus aber eine Verabsolutierung neuer Gesellschaftsformationen macht, die den Menschen erst daraufhin anzupassen nötigt, unterliegt allerdings einer gefährlichen Ideologie.
Die Propagierung eines "Endes" sollte dann wenigstens mit konkreten Alternativen neuer Lebensweisen verbunden sein, die auf dem "was Ist" aufsetzt, das Beste daraus entnimmt und hoffentlich die Menschen von der Notwendigkeit der Veränderungen überzeugen kann. Da ihnen aber nun seit Generationen die Einzigartigkeit des kapitalistischen Systems eingehämmert wurde, dürfte dieses Umdenken recht schwer fallen (ich nehme mich davon erst gar nicht aus!).
"Kollektives Wissen" entwickelt sich doch bereits im Zuge der Digitalisierung, lieber iDog. Die Möglichkeiten der Wissensbeschaffung waren doch noch nie so gut gegeben, zumindest seit der industriellen Revolution. Nicht umsonst wird doch an allen Ecken und Kanten versucht, Betriebsgeheimnisse, Patente und dergleichen mehr in privatisierter Form abzusichern, aber das gelingt doch immer weniger, zumal die Faktoren der gegenseitigen Industriespionage, Hacker, Insider und vor allem die technische Verflechtung (aber auch das Abkupfern) einen anderen Trend setzt. Geistiges Wissen tendiert zur allgemeinen Verwendung und diese Entwicklung dürfte sich kaum bremsen lassen.
Zudem zeigen sich auch bei genauerem Hinschauen die "Flaschenhälse" der modernen Zivilisation, die bei "Stilllegung" ohne Massenbewegungen leicht einen zivilisatorischen Kollaps der Infrastruktur auslösen kann, was man kleinen Gewerkschaften ja dann prompt als unfair vorwirft, wenn diese Schlüsselstellungen ausnutzen. Der ganze industrielle, kostenreduzierende, arbeitsplatzabbauende und vor allem auslagernde Produktionsteile funktionierende, empfindliche Prozess, ermöglicht den effektiven Stop der Just-in-Time Produktions- und Lieferketten. Hier wiederum ist gutes technisches Wissen erforderlich, um die Potentiale nutzen zu können.
Ja, Wissen ist ein "kollektiver Erfahrungsschatz", der von Generation auf Generation übertragen wird und als eine vom Menschen einzigartige Befähigung zu betrachten ist, die sich über die natürlichen, kausalen Bedingtheiten hinwegsetzt und die Evolution auf eine neue Stufe hebt (als Idee der menschlichen Selbstbetrachtung). Das Wissen könnte nun genutzt werden, die jetzigen Herrschaftsformen zu beenden, das wiederum benötigt dann die Bildung (wie ich es verstehe), damit aus einer instrumentalisierten technischen Zivilisation endlich eine menschliche wird, die nicht den künstlichen Wünschen unterliegt, sondern den tatsächlichen Grundbedürfnissen nachkommen kann. Grundbedürfnissen, die natürlich mehr sind als bloßes Essen, Wohnen und Bekleiden. Wobei das für viele Menschen schon ein begehrtes Ziel wäre.
Dann hatte ich Dich falsch verstanden, denn "Hier geht es also allenfalls darum Wissen intelligent zu nutzen." wäre exakt auf meiner Linie, wobei "intelligent nutzen" in dem bereits vorher umrissenen Rahmen aufgehen muss, um nicht in alten Feldern zu verhaften.
Lieber Pleifel, ich hab eigentlich keine Bock dauern zu widersprechen, aber …
Individuelle Analysen sind allenfalls philosophisch und Philosophie ist subjektive , sozusagen eine autobiographische Aufzeichnung . Keine Philosophie ist wirklich verständlich , solange man nichts über das Leben des Autors weis. ”Perspektivisch” ist eine eher unglückliche Wortwahl.
Analysen beschränken sich natürlich nicht auf ”die Folien des jeweiligen Zeitgeschehens”, sonst gäbe es keine Historiker, die dann wieder Quellen sichten die sich auf das jeweilige Zeitgeschehen belegen. Quellen können natürlich subjektiv sein , wie zB. Philosophie oder Literartur, aber auch sehr neutral, zB. Rechnungen. oder andere Arten von Listen, Aufzählungen, Plänen, oder eben Artefakte jeder Art. Persönlich bin ich überzeugt , dass das Geschichtsbild, das zB in Schulen und Unis gelehrt wird, mehr als eurozentrisch und ideologisch ist, es ist schlicht falsch, aber das ist ein anderes Thema.
Das Darüber-Hinaus-Denken kann sich nur auf vergangenes oder historisches Denken beziehen , wie zB Marx oder andere Denker oder Werke der Geschichte , die wohlmöglich, aus welchem Grund auch immer, zu einem non plus ultra erklärt wurden, also zB. als ein Ende des Denkens ( siehe die Proklamation Hegels dazu) ausgegeben wurden oder als ein Ende der Geschichte gar ( sieh dazu Fukoyama)… was selbstverständlich nie erfolgen kann solange es Menschen und Zeit gibt.
Man denkt also nicht über die Gegenwart hinaus , sondern kann sich allenfalls auf die Phänomene der Gegenwart ein Reim machen , bzw. bestimmte akute Tendenzen belegen …. wenn man Wissen intelligent benutzt.
Es wird also keine Ende ”propagiert”, sondern beobachtet, denn es geht um Wissenschaft und Realität und nicht um Ideologie oder Wahrsagerei. Wenn ein System, Weltsystem bei Wallerstein, zu ende geht , dann ist das ein beobachtbarer Prozess. Wenn es dich interessiert ließ es bitte nach zB in verkürzter Form in ”The end of the world as we know it” oder in ”Hat der Kapitalismus eine Zukunft”.
Ein wichtiger Aspekt ist, dass sich historische Systeme eben wie Systeme (im naturwissenschaftlichen Sinn) verhalten, und wie das vor sich geht ist aus der Naturwissenschaft bekannt, siehe Pregogine. Diese naturwissenschaftliche Sichtweise ermöglicht es zu wissen, dass man eben nicht wissen kann, in was sich ein System verwandelt, wenn es untergeht. Es ist also müßig nach ”konkreten Alternativen” zu fragen. Das einzige was wir wissen ist, dass in einem stabilen System sich zwar oberflächlich betrachtet alles ändern kann, also Revolutionen etc. stattfinden können, diese Umbrüche aber nie das sine qua non des Systems betreffen. Erst der chaotische Untergang des Systems erfolgt, weil dieses sine qua non nicht mehr erfüllbar ist. Quasi wissenschaftlich ausgedrückt handelt es sich um eine Equilibrium, das nicht mehr erreicht werden kann und das dann zum Tod des System führt. Was danach kommt, aus dem Untergangschaos hervorgeht, weiße keiner vorher, kann nicht vorausgesehen werden. Man kann allenfalls versuchen seine persönlichen Präferenzen durch Engagement zu boosten, aber das tun in dem chaotischen Übergangsszenario eben alle. Auch die Transition ist chaotisch.
Das interessante an Wallerstein ist sein Realismus, der sich auf wissenschaftliche Wahrheit udn gut belegte historischen Quellen bezieht und diese allenfalls deutlich separiert mit einer persönlichen Beurteilung versieht, also mit Ethik, sich aber meist jeder beurteilung enthält. Ich habe das selten so exakt von einander getrennt gesehen. Der Mann weis als Soziologe was Ideologie ist und diese eben nur in stabilen Phasen eines Systems einen gewissen Sinn macht, aber nie zu sinnvoller Entscheidungsfindig führen kann oder genutzt werden kann, wenn eine solche gerade untergeht. Gerade das ist ja der Untergang, die Ideologie funktioniert nicht mehr. Ideologie (Glaube) ist ein Phänomen der langen stabilen Phase eines Systems und weder existent wenn es untergeht noch wenn es neu entsteht.
Es hört sich vielleicht hart an, aber der Untergang der Leit-Ideologie wird natürlich nicht von allen direkt wahrgenommen, vor allem nicht von denen, die ihre Existenz und Lebensart mit dieser Ideologie begründen wollen. Man rufe sich nur einen hinreichend bekannten Ideologieuntergang ins Gedächtnis … ja, hinterher wollen es alle schon vor her gewusst haben. Aber ist das wirklich wahr? Ich mein , eher nicht. Es gibt sogar immer noch Nazis und es gibt auch immer noch Christen, Moslems etc...
Überzeugned an Wallerstein ist die Dichte seiner Argumentation. Da fehlt wirklich keine politischer oder ökonomischer oder historischer oder soziologischer etc. pp. Aspekt. Und der Blick ist der eines Historikers , der eben nicht bei ”Napoleon” halt macht, sondern erst beim Heute. Und gerade das erlauben sich alle die nicht , die ideologisch beschränkt sind oder sein müssen ….
"Kollektives Wissen" entwickelt sich doch bereits im Zuge der Digitalisierung, lieber iDog. "
Leiber Pleifel , auch dazu mein Kontra in aller Kürze: Ich habe das auch mal gegelaubt , so etwa zwischen 2000 und 2006 . Es hat sich aber als Illuion oder falsche Hoffnung erwiesen. Das Internet und seine Monopolisten sind der größte Brainwash aller Zeiten und wenn du willst auch eine Phänomen des Untergangs solange dieses noch System besteht.
Das entsprechende Wissen und die IT-Technologie überlebt dieses Syetem möglicherweise. Und dann könnte es sehr nützliuch sein. Vorher nur sehr beschränkt, was du daran siehst , das wir hier zwar debattieren , aber dieses Kaffeekränzchen hier ist ja eher sowas wie ein Museum als eine soziale oder politische Realtät.
Lieber iDog, mir geht‘s wie Dir, ich hab eigentlich keine Bock dauern zu widersprechen, aber …
Über Wallerstein kann ich nicht urteilen, ich kenne ihn nicht genauer. Ich kommentiere also nur Deine Aussagen. Mit Realität meint man ein objektiv oder subjektiv Seiendes, mit Wissenschaft die möglichst objektivierte Erforschung dieses Seienden. Ideologie ist eine Form des subjektiv Seienden, dabei gibt es den neutralen bürgerlichen Begriff der Ideologie, eines auf einer Idee fußenden Gedankensystems, und den marxistischen, der spezifischer die bürgerliche Sichtweise der Welt meint, eine Sichtweise, die sich diese Welt konsistent zu erklären versucht, dabei aber die Voraussetzungen diese Welt unhinterfragt zugrunde legt und so zu einem systematisch falschen Bewußtsein kommt.
Das naive Denken und sogar die Wissenschaften gingen bis in die Neuzeit hinein von der Idee einer objektiven Wahrheit aus, und es ist natürlich richtig, daß der Begriff der Wahrheit obsolet wird, wenn wir die Wahrheit einer Aussage gleichzeitig behaupten und bestreiten können. Das moderne Denken ist sich aber der Tatsache bewußt, daß es so einfach nicht ist, daß wir Wahrheiten konstruieren oder rekonstruieren, und eine grundsätzliche Distanz das menschliche Denken von einer gedachten Wahrheit (von Kant Ding an sich genannt) trennt. Wir mögen solcher Wahrheit beliebig nahe kommen, wir können sie aus prinzipiellen Überlegungen nicht erreichen. Dazu kommt der Aspekt der subjektiven Wahrheiten, sie sind, wie der Name verrät, durchaus relativ.
Es ist also reichlich naiv, wenn Du auf Beobachtung rekurrierst. Das ist wie die positivistische Idee der unhintergehbaren Protokollsätze. Die einfachen Wahrheiten der unmittelbaren Beobachtung sind eine menschliche Illusion. Wie sehen wir die Welt? Als Ansammlung von starren, undurchdringlichen Körpern. Raffinierte Instrumente zeigen uns hingegen, daß diese volle Welt eher eine leere Welt ist, nichts Starres in ihr, je genauer wir auf sie zugreifen, desto ungenauer lächelt sie zurück. Aber liefern nun die Instrumente die objektive Wahrheit? Wie könnten sie das, wo wir nicht wissen, wie sie funktionieren, funktionieren sie doch nach den Gesetzen, die sie erst herausbekommen sollen. Unser Denken findet in dieser Zirkularität statt. Kurz: es gibt keine neutrale Befragung der Welt. Unsere Beobachtung ist eine spezifische Befragung, die Antwort der Welt hängt von der Art der Befragung ab. Selbst die Wissenschaft ist nicht streng objektiv, aber sie objektiviert. Sie erlaubt, bei den meisten widersprüchlichen Aussagen eine wohlbegründete Entscheidung, absolut oder relativ, von richtig oder falsch zu treffen.
Ich kenne nicht die Biographie von Prigogine, ich weiß nicht, wie er gesellschaftspolitisch gedacht hat. Immerhin versteht er aber seine Arbeit als eine Klammer von Gesellschafts- und Naturwissenschaft. Eigentlich müßte er Marxist sein, denn Marx hat das Begreifen von selbstorganisierenden Systemen nach meiner Kenntnis als erster und auf sehr überzeugende Weise formuliert. Möglicherweise hatte Marx Kenntnis der Thermodynamik, aber seine Vorstellung von sich stabilisierenden Gesellschaftsformen kommt aus der Philosophie, besonders von Hegel. Prigogine hat seine Einsichten aus der Reflexion des Widerspruchs von Physik als unangefochtener Referenzwissenschaft und einer sich nicht fügenden Lebenswirklichkeit (negative Entropie), ganz ursprünglich wohl irritierender chemophysikalischer Phänomene (dissipative Strukturen) gewonnen, also vom entgegengesetzten Pol aus.
Für die Naturwissenschaften gilt (bisher!), daß sich die Konvergenzpunkte, auf denen sich Chaos in stabilen Strukturen einpendelt, nicht theoretisch bestimmen läßt. In der Strömungstheorie sind die Differentialgleichungssysteme so komplex, daß Berechnungen Illusion sind und man stattdessen mit Modellen experimentiert. Das kann man auf soziale Systeme übertragen, da ist durch den subjektiven Faktor die Voraussagbarkeit noch eingeschränkter. Trotzdem folgt nicht, daß überhaupt keine Alternativformen benannt werden können, das bedeutet nur, daß unterhalb der grundlegenden Weichenstellungen das mögliche Gleichgewicht nicht beliebig genau bestimmbar ist. Die großen Entscheidungen sind sehr wohl formulierbar, im Falle einer von links angedachten anderen Gesellschaft die bekannten topoi Entmachtung von Kapital und anderen Formen sozialschädigenden Privateigentums, die solidarische Produktion und Verteilung der Lebensmittel, weitgehende Befreiung von Krieg und Gewalt, usw. Es ist aber auch klar, daß der Kommunismus nicht der einzige alternative Konvergenzpunkt ist, es sind andere stabile Gesellschaftsformen möglich. Nur die Linke hat sich in der hier beschriebenen Weise festgelegt. Und wir hoffen, daß sich diese Auffassung mehrheitlich durchsetzt.
Alle, die sich des Untergangs des Systems bewusst sind, hoffen , dass sich ihre Auffassung durchsetzt und haben sich wahrscheinlich auch mehr oder weniger festgelegt ..... Das sind nicht gerade Wenige , wenn auch nicht ganz Viele - und auch nicht nur Machtlose. (Gerade die Eliten sind sich der Lage sehr bewusst, würde ich sagen.) Die verschiedenen Tendenzen sind historisch sichtbar und entwickeln sich seit Jahrzehnten vor unseren Augen. Wir haben zum Teil selbst daran mitgewirkt. Ob aber dieses Sich-festlegen intelligent ist in einer extrem dynamischen und chaotischen Situation ist fraglich. Je rigider eine Vorstellung ist, desto weniger Chancen hat sie, würde ich vermuten. Logisch fallen bei einem Systemwechsel gewisse, rein konservative Auffassungen entweder ganz weg oder in ein noch nicht da gewesenes Extrem ....
Nicht nur Du hoffst auf eine egalitärere , demokratischere , sozialere Gesellschaft, sondern Wallerstein zB. auch. Prigogine geht gegen die künstliche Trennung der Wissenschaften und Disziplinen an und hat ein Weltbild, das Newtonsche-Cartesianische, erschütterte, das aber immer noch herrscht ... und verkürzt gesagt den Kapitalismus beherrscht.
Wir wissen natürlich nie ganz genau, was historisch gesehen im einzelnen mal ein Plan war oder was sich ergeben hat aus der Fülle der Einflüsse, aber wir können dennoch den Verlauf der Ereignisse überschauen und was sich daraus ergeben hat. Genau daher gibt es bestimmte Tendenzen, demokratische und totalitäre, libertäre und regressive, hierarchische und horizontale... Wir können mit Bezug auf Wallersteins makrohistorische Sicht, die sich an Prigogine anlehnt, aber nur einer Sache sicher sein, nämlich dass in instabil gewordenen Systemen ein kleiner Input große Wirkung haben kann, während es in der stabilen Phase umgekehrt ist und daher die diversen Revolutionen zwar auf den Kapitalismus als Ganzes einen Einfluss haben konnten, vor allem im Sinne der lokalen oder regionalen Modalitäten, aber ihn nie wirklich erschüttern konnten - unter'm Strich kam immer Kapitalismus dabei heraus.
Das interessante an Wallersteins Argumentation ist die Betonung dieser großen, nie da gewesenen Chance auf eine aktive Beeinflussung der sich vollziehenden Transition zu einem neuen System. Ich habe mir einiger Werke von namhaften Autoren zum Post-Kapitalismus durchgelesen. Die schreiben nette Sachen, sind aber recht sprachlos was die Umsetzung ihrer Visionen angeht. Ich hab mich gefragt, ob die Wallerstein alle nicht kennen etc.. Sie kennen ihn wahrscheinlich .... um so mehr erstaunt es, dass sie nicht auf ihn eingehen, da er eine Analyse bietet, die ihnen ein große Chance in absehbarer Zukunft einräumt. Vielleicht verzeiht man ihm nicht, dass er zugibt nicht zu wissen und nicht wissen zu können, welches neue System sich durchsetzen wird.
Und natürlich ist einerseits Wahrheit relativ, genau wie Rationalität. Und Du hast sicher Recht mit Deiner Formulierung zur Objektivierung von Wahrheit als Prozess. Aber das sind doch philosophische Spitzfindigkeiten im Verhältnis von offensichtlichen und für jeden mit etwas Geduld nachvollziehbaren Wahrheiten, sprich augenscheinlicher Realität, zu den Scheinwahrheiten der Ideologien ... und genau so im Zusammenspiel von Wahrheit als diese wahrgenommene Realität und einem möglichen Urteil im Sinne von zB nützlich oder schädlich. Gerade diese banal erscheinende Eben des Realen aber ist die, die sich im Untergang aufdrängt, und zwar als Überlebensstrategie. So einfach ist das. Wenn es um die Wurst geht brauchen wir keine philosophischen Grundsatzdebatten mehr, sondern möglichst genaue wissenschaftliche Analysen ohne ideologische Deutung oder Zensur, um Bewerten zu können was möglich ist und welche Optionen sich noch bieten. Und es ist ja nicht mal so, dass man in der kapitalistischen Welt immer auf diesem Niveau Wahrheit ignoriert hat, aber doch meistens. Ignoranz aber setzt sich nicht endlos durch, genauso wenig wie Irrationalität und Idiotie. Die kann man nicht einmal mit Gewalt lange verteidigen.
"Ignoranz aber setzt sich nicht endlos durch, genauso wenig wie Irrationalität und Idiotie. Die kann man nicht einmal mit Gewalt lange verteidigen."
Was wäre denn nun für Dich "nicht (...) lange"? Wenn die bisherige industrialisierte Phase dazu zählt (...) und die zeichnet sich gerade nicht durch "Irrationalität" aus, sondern ist auf eine unheimliche Art sowohl effektiv wie auch effizient; dann ist allenfalls die Ignoranz zu kritisieren, mit der die ganzen negativen Auswirkungen hingenommen werden.
"Gewalt" ist dann mit Gewalt beantwortet worden, bzw. wurde jederzeit bei Bedarf initiiert und hat es mittels Propaganda (moderner: Public Relations) längst erreicht, was man im Englischen "engineering of consent" nennt.
Der Kapitalismus ist noch lange nicht überwunden und seine Prinzipien stecken tief in den Köpfen der Menschen. Denn wenn man gegen seine Interessen handelt, weil man es trotzdem für gut hält (alternativlos), dann wächst zumindest auf diesem unfruchtbaren Boden keine Nutzpflanze mehr.
Das ist als Einschätzung der Sachlage zu werten, auch wenn es viele Bewegungen geben mag, die auf andere Lösungen hinarbeiten. Die meisten bewegen sich doch im Kontext der alten Ideen. (Oder fallen zurück auf extreme Positionen, die nur wieder mit Gewalt zu erreichen wären).
Lieber Pleifel, du sagst: "Wenn die bisherige industrialisierte Phase dazu zählt (...) und die zeichnet sich gerade nicht durch "Irrationalität" aus,"
und schon wieder widerspreche ich, weil die Industrialisierung eben nicht ein Selbstzweck ist, wie ideologisch dann gerne als Fortschritt verkauft wird, sondern dem irrationalen Ziel des Kapitalismus dient, der unendlichen Kapitalakkumaulation.
In sich ist alles rational , nämlich zweckrational, aber wenn die Ergebnisse katastrophal wirken, verliert sich die Überzeugung einer Nütztlichkeit und damit rationalität doch sehr schnell. Die hemmungslose ndustrialisierung ist daher seit etwa 45 Jahren in die Kritik geraten.
Leider haben wir es immer wieder mit dem systemkonformen Phänomen zu tun , dass die Mittel (der unendlichen Kapitaklakkumaulation) zum Zweck erklärt werden. Das ist die arbeit am Mythos des kapitalismus udn man sollte sich darüber im Klaren sein.
Jetzt wo die Irrationalität der kapitalistischen Ziele immer augenscheinlicher werden lässt sich diee Irrationalität nicht mal mit gewalt lange verteidigen - noch ein paar ( 2-4) Jahrzehnte vielleicht , meinte Wallerstein 2013.
JA, "Manufacturing of consent" (Noam Chomsky) in seinem Bezug auf Edward Bernays hat in der Antikapitalistischen Szene einen vergleichbaren Stellenwert wie Wallerstein ...
.... ich kann nur immer wieder empfehlen doch mal ein Buch von Wallerstein zu lesen und biete hiermit an mich über die mail adresse in meinem Account anzuschreiben. Ich schicke dann das nicht mehr erhältlishe Buch "The end of the world as we know it" von 98 als PDF Datei. Es ist allenfalls noch gebraucht aber selten zu bekommen und wurde nie übersetzt. Es ist eine Zusammenstellung von etwa einem Dutzend Vorträgen Wallersteins, die man als 200 Seiten Synthese Wallersteins Arbeit bezeichnen kann. Gute Englischkenntnisse sind Voraussetzung.
""1-Kind-Politik""
Ändert das was? Ist das etwa kein Machtverhältnis? Wer überwacht?! Wer wählt aus? Was ist mit dem 2. Kind, wenn es trotz politischer Vorgabe gezeugt ist? Zwangsabtreibung? Mannomannomann, wozu sich sog. "Linke" heutzutage versteigen, insbesondere wenn es um die Abschaffung von Freiheit und die Erklärung der Unmündigkeit von Menschen geht! Horror ist das.
P.S.: Ich benötige auch keine weitere Antwort.
Ich dachte bisher, Sie wären eher buddhistisch statt statistisch extrapolierend orientiert.^^
Gerne doch.
Da Sie mir die Antwort nicht verboten haben, ein kurze Anmerkung:
Nicht alle Menschen auf dieser Welt sind ein-dimensional.
Dasmerken wir uns jetzt mal! OK?