Das Jahr geht dem Ende entgegen. Zeit also für den ein oder anderen Blick zurück. Im Jahr 2020 heißt das, über Corona zu sprechen. Dafür schaut bei „Augsteins Freitag“ in dieser Woche Jan Fleischhauer vorbei.
Wie schon im gemeinsamen Podcast „The Curve“ diskutieren Jakob Augstein und Jan Fleischhauer also über die Corona-Krise. Sie sprechen über die Maßnahmen der Politik und die Rolle des Journalismus – und landen schließlich bei der gesellschaftlichen Linken, Freiheitsrechten und dem Evergreen „Impfpflicht“.
Die nächste Folge von „Augsteins Freitag“ erscheint am 25. Dezember 2020. Fragen und Anregungen können Sie an podcast@freitag.de schicken.
Sie können Augsteins Freitag auch über Apple Podcasts, Spotify, freitag.de/augsteins-freitag oder direkt per rss-feed abonnieren
Kommentare 4
Mal ne kühne These von meiner Seite, zur sonderbaren Vermischung (oder Auflösung?) von linken und rechten Positionen (staatskritisch vs. staatstragend): Vielleicht ist das immer wieder mit viel Aufwand und Karacho so stark gemachte Kriterium der Unterschiede zwischen links und rechts, die am Ende des Tages doch so ganz und eindeutig anders sind (also eine Querfront gibt man vielleicht zaghaft zu … so'n bisschen, vielleicht, aber die Hufeisentheorie geht natürlich rein gar nicht, no way) tatsächlich nichts mehr, was in der Breite jener, die vielleicht auch einfach andere Gedanken und Probleme haben, überhaupt noch verfängt.
Bei einer europaweiten Befragung der Jugend interessieren sich 80% überhaupt nicht mehr für Politik, während andere denken, das sei noch immer die alles entscheidende Frage. Man sagt der Gesellschaft ja manchmal nach, schon weiter als die Politik zu sein, vielleicht sind sie sogar weiter als der Journalismus?
War das nicht eine knappe Stunde sinnbefreiter Selbstbeweihräucherung der beiden letzten kritischen Journalisten Deutschlands? Es fehlte eigentlich nur ein knisterndes Kaminfeuer, ein guter Cognac und die beiden Herren im Cardigan, jeder eine Maria Mancini abrauchend oder kalt auf ihr herumbeißend.
Der eine, gerne polemisch, wähnt sich in der Nachfolge Heines und Tucholskys, wie man jüngst hörte, zieht aber sprachlich und phonetisch alles durch die Nase. Der andere sucht erkennbar nach einem Geistesfreund, um nicht ganz einsam Medienkritik im Advent betreiben zu müssen.
Es fehlen erkennbar zwei Engel oder Staatssklaven, bei diesem Triumph an Podcast: Respice post te, hominem te esse memento.
Vielleicht brächten persönliche Reportagebesuche in der Charité und in einigen Heimen was, um zumindest zu wissen, dass dort die "Risikopatienten" nicht in ihren Rollstühlen aufgereiht in Sälen und Fluren oder an ihren Esstischen absitzen und 90% der Älteren in Familien zu Hause sind.
Vielleicht nützte ja auch der Hinweis, dass der derzeitige Altersmittelwert, der wegen Corona- Folgen intensivpflichtigen Patienten, gefallen ist. Es sterben mehr Menschen, die weder uralt noch gewöhnlich als Risikopatienten, für einen Tod nach viralen Infektionen oder für langwierige Krankheitsverläufe danach in Frage kommen.
Tatsächlich ergeht sich aber vor allem Jan Fleischhauer darin, die Positionswechsel einiger journalistischer KollegInnen und eher von Hilflosigkeit kündende, sprachliche Fehlgriffe im journalistischen Twitter-Alltag aufzuspießen. - Twitter dürfte ein schlecht abbildendes Medium sein, obwohl es wie ein Realitätssimulacrum auf seine Teilnehmer wirkt.
Was seltsamerweise bei beiden gar nicht vorkommt, ist jene Jahresendbetrachtung des eigenen Tuns. Ob sie denn, mit ihren eigenen Positionen und Meinungsäußerungen, über das Jahr verteilt, in ihrer Funktion als besonders kritische Journalisten, treffsicherer waren, als die von ihnen recht schnell wieder ins zweite Glied der Öffentlichkeit verabschiedeten WissenschaftlerInnen und WissenschaftsjournalistInnen?
Und dann diese beklagenswerte Jugend heute, über die die beiden glücklich reifenden Herren lästern. Brav, staatsgläubig und unkritisch sei sie geworden, besonders bei den Linken, verglichen mit den alten 68ern und ihrer danach und irgendwie zu spät geborenen Babyboomer- Generation, die 68 eher über das Lehrerkollegium ihrer weiterführenden Schulen und Universitätsdozenten kennenlernte.
Fazit: Podcasts können auch zu einer publizistischen Blasenbildung beitragen, in der die Welt, nach einigen rhetorischen Abräumaktionen, zumindest subjektiv wieder in Ordnung ist. Jakob Augstein hätte ich nicht zugetraut, dass er das auch kann. - Am Ende sitzen da zwei Journalisten im Medienbunker, gut eingehüllt und offenbar höchst zufrieden, mit sich selbst, nicht mir der Welt.
Frohe Weihnacht und bald ein paar Botschaften vom Kommenden, für die Kommenden, wünscht
Christoph Leusch
Was für ein Gestammel. Ich sag das selten: Vertane Zeit, das anzuhören. Nur Klischees. Augstein: "...die komische Verschiebung des Links-Rechts-Schemas, was den Freiheitsbegriff angeht..." - Was'n das?! Drei Begriffe, drei Klischeevorstellungen. Ziemlich arm, oh je. Das Freiheitsverständnis kreist nicht erst seit Corona um die neoliberalen Vorstellungen von Freiheit bei FDP, CDU, neu nun bei AfD und über die Jahrzehnte auch immer mehr im Establishment von SPD und Grünen. Die Art Freiheit, für sich entscheiden zu dürfen, ob man Rundfunkbeitrag bezahlt, im Pandemiefall Schutzvorschriften einhält oder nicht, oder, was ja auch schon immer ein Beispiel dafür war, wie schnell man etwa im eigenen Auto durch eine Ortschaft fährt, hat die Linke nie gemeint. Für diese Freiheit würde ein Fleischhauer sicher so Voltaire-mäßig sein Leben geben. Soll er doch. Von einem Jakob Augstein glaubte ich, immer noch ein bisschen mehr erwarten zu dürfen.
War nicht mein Fall, ist nicht mein Fall und wird nicht mein Fall werden.