Es ist derzeit überall im Fernsehen zu schauen , dass die Gefahrenabwehr in Deutschland wieder auf Hochtouren läuft.
Gester nach der Arbeit bin ich wieder am Essener Hauptbahnhof lang gelaufen. In der U-Bahnstation sah ich eine Doppelstreife mit einem bewaffneten jungen Polizisten und mit seiner ebenfalls jungen Kollegin. Die fast schon obligatorisch gewordene Maschinenpistole waren die Bewaffnung dieser jungen Ordnungskräfte, die sich durch einen sehr regen Betrieb einer größeren Menschenmenge bewegten.
Gestern war ich totzdem lockerer drauf als am Wochenende und ich verfolgte die beiden regelrecht, weil ich jetzt doch einmal die Frage stellen wollte , was der Grund ist. Ich denke , dass man das als Bürger ganz einfach darf.
Mit einer gewissen Unbefangenheit übte ich mein bürgerliches Grundrecht dennoch im gebührenden Abstand aus :
"Entschuldigung, darf ich Sie mal was fragen. Ist das wegen Afghanistan und der Terrorgefahr?"
Die junge Polizistin reagierte freundlich und sagte nur allgemein , dass es wegen der Terrorgefahr sei. Der junge Polizist wirkte auf mich sehr grimmig und antwortete nichts.
Beide Gesichter der Doppelstreife hatten waren errötet. Das kann aber auch an der rein körperlichen Anstrengung gelegen haben, da beide schwere kugelsichere Panzerwesten an hatten. Allerdings verliehen die schweren Panzerwesten beiden zumindest aus der Ferne ein doch recht martialisches Aussehen, wie in diesen blöden Robocop-Filmen , wobei J. Ditfurth die technischen Robocops in ihrer "Zeit des Zorns" als die Polizisten der Zukunft ansieht.
Was das an Sicherheit bringen soll will mir immer noch nicht einleuchten. Ich war war als Wehrpflichtsoldat bei der Bundeswehr.
Das ist nichts mehr, worauf ich heute stolz bin!
Damals war das anders. Ich hatte ein klares Feindbild in der Sowjetunion und war als Achtzehnjähriger regelrecht von der Notwendigkeit der Bundeswehr überzeugt.
Damals musste ich einmal mitten im Winter bei glitschigem Wetter in der Nacht mit geladenem und gesichteren Gewehr mit einem Kollegen auf Streife gehen.
Dieser Waffenstatus bedeutet , dass nur noch ein letzter Sicherungshebel vor der Betätigung des Abzuges umgelegt weden muss. Die Kugel ist sozusagen schon im Lauf.
Trotz meiner Beschreibung wie ich damals eingestellt war, hatte ich bei dieser Doppelstreife furchtbare Angst, dass ich zum Beispiel auf dem Glatteis austrutschen könnte, sich dabei der Sicherungs- und der Abzugshebel lösen würden und dass ich mich dabei tödlich verletzen könnte. Für mich lief bei dei dieser Streife der Tod, der um meine Schulter gehangen war, mit.
Nun kann ich natürlich nicht in die Köpfe dieser jungen Beamten von gestern reinschauen und vielleicht sind sie auch viel besser ausgebildet als ich es damals war. Trotz meiner gestrigen Aufgeschlossenheit ohne sofort das Weite zu suchen, hat das Ganze dennoch nicht gerade sehr vertrauenserweckend auf mich gewirkt.
Die Verteidigung unserer Freiheit am Hindukusch (P. Struck) hat auch im deutschen Alltag einen nicht gerade unerheblichen Preis.
Kommentare 6
So wie Du die beiden beschreibst, hatten sie genausoviel Angst wie sie (und alle ihre Kollegen) uns Bürgern vermitteln sollen. Denn natürlich sind sie sich des Umstandes bewußt, daß sie eine tödliche Waffe umgehängt haben und daß sie damit auch Teil eines tödlich verlaufenden Spiels sein können.
Ich glaube, daß die reale Gefahr gar nicht so wichtig ist wie die eingebildete.
Nicht wahr? Da kann man gut Anti-Teror-Gesetze beschließen, on-line-Durchsuchungen, Versammlungsverbote, denn wir alle wollen ja in Sicherheit leben ...
Je nun, ich kenne das. Aus beiden Perspektiven. Beim Bund wollte ich die Waffen des Feindes kennenlernen, und habe von P1 über G3 zum Maschinengewehr is hin zur Panzerfaust auch so alles abgeschoßen, was für W15 damals ging. Dan habe ich verweigert, aus politischen Gründen.
Wenn ich heute Doppelstreifen sehe, weiß ich, daß ich erschossen werden kann. Sehe ich aus wie Talban, bewege ich mich allzu untergründig, schreie ich aus falschem Mut was der Doppehelix entgegen?
Man muß sich immer sagen: das ist also unser Staat?! - Irgendwann wünscht man sich dann die DDR als Freiheitsstatue herbei.
@I.D.A.Liszt
Genau, die eingebildete Gefahr lässt die Bürgerrechte aufweichen. Mit Terrorgefahr kann man dann ganz viele Sachenbegründen, die uns unfreier machen.
@Reiner Kühn
Klingt bitter ,aber es geht in diese Richtung, wobei die Popagandamaschine läuft und uns gleichzeitig täglich vorgehalten wird, wie glücklich wie sein könmnen, dass wir in so einem freien Staat leben.
(Z.B. Hart aber fair, 28.9.09, Didi Hallervorden mal mit ernstem Gesicht)
Wir bekommen täglich vorgehalten, daß wir in so einem freien Staat leben, und täglich wird uns gezeigt, in was für einem s i c h e r e n Staat wir leben.
Ich hatte am 7.7.2005 in London gearbeitet. In England wurden viele gewohnte Freiheiten in einem Anfall von Hysterie ganz einfach eliminiert. Wenn ich heute in Paris auf den Bahnhof gehe um den TGV nach Hause zu nehmen laufen immer bewaffnete Soldaten herum. Wir werden daran gewöhnt, zu unserer Sicherheit natürlich. Wenn dann mal ein Bömbchen hochgeht wird weiter an der Schraube gedreht und mit Angst gespielt.
Ja, und vor allem: Afghanistan zeigt an mehreren Beispielen deutlich das Soldaten aus Angst erst einmal geschossen und dann gefragt hatten.