Ein anderer Samstagnachmittag

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Am Wochenende war ich auf dem Ruhr -CSD -Essen 2011 gewesen.

Ich hatte frei und auch sonst keinen Plan, was ich mit dem Tag anfangen wollte. Auf den Sommer ist ja in diesem Jahr überhaupt kein Verlass. So wollte ich keinen Ausflug ins Grüne riskieren.

Es waren ein paar schöne Stunden für mich gewesen. Sehr viele junge Leute konnt eman dort sehen. Drag-Queens, viel nackte Haut bei Männern eher jüngeren Alters, Sado-Maso-Ourtfits und auch den Schlampenlook der Sluts.

Als Hete (Wort aus der Schwulen und Lesben für Heterosexuelle, die aber vor sehr langer Zeit ihre letze Freundin hatte) war es am Anfang eher ein verklemmter oder schüchterner Blick von mir und ich traute mich kaum die Leute offen anzugucken, die ihre Schönheit und ihre Pracht im Ausleben ihres selbstverständlichen Menschenrechts ihres sexuellen Anderseins auslebten.

Im Laufe des Besuches wurde ich lockerer und mein Hetenufer war mir nicht mehr so wichtig. Ich genoss die Musik auf der Bühne. Die Chansonetten mit Frauenkleidern und männlichen Vornamen waren von guter musikalischer Qualität, aber Chanson ist nicht so mein Fall.

Junge Menschen, die bei irgend einem Musical mitmachen sangen deutsche Texte aus der Welt der Liebeslieder, die mir sehr gut gefallen haben. Darin ging es nicht um Homo-oder Heterossexualität sondern um die Liebe.

Hinterher kam es rockig. Das war ein Mann der sehr rockig und aggressiv Lieder für Schwulen und Lesben sang.

Der machte auch Handbewegungen , die so im Alltag eher als obszön gelten und rief :"F..kt gay".

Als eher schüchterner Mensch habe ich da schon etwas nach Luft gerungen.

Da Schüchterne von mir ist keine Tugend . Der Prozentsatz der Schüchternen ist bei schwulen und Lesben ganz sicher und vollkommen gewiss genau so hoch wie bei Heterosexuellen.

Der Arbeitskreis HuK (Homosexuelle und Kirche) war da. Viele Aufklärungsstände über Verhütung, regionale Schwulen und Lesbenruppen z.B. Slimk : Märkischer Kreis -NRW)

Bei einer Lesbengruppe gab es es eine Flipchart mit leeren Wölkchenpapieren , auf die man raufschreiben konnte, wie Lesben nach der eigenen Ansicht sind.

Einer schrieb zum Beipiel , das Schwule und Lesben gottgewollt sind.

Bei so was mit Schriftlichkeit kann ich mich auch nie zurückhalten.

Ich meine dann immer , dass ich aus was schreiben darf, auch wenn das dann hinterher manchmal durchaus Quatsch werden kann, selbst wenn ich bemühe, diesen zu verhindern.

Die Frauen von dem Stand waren gerade wo anders und ich traute mich den stets griffbereiten Kugelschreiber in Aktion zu bringen :

"Ich kenne keine Lesben, finde sie aber gut", hiess mein Satz, wie Lesben sind,etwas peinlich berührt über das Klischee am Ende ,auch wenn das ausdrücken sollte, dass ich gut finde, dass Lesben erkann haben , wenn sie lieben und dass sie dazu stehen.

Aus dem Hintergrund begrüßte mich eine nette schöne blonde Frau mittleren Alters und sagte freundlich zu mir: "Ich bin Julia und ich bin eine Lesbe. Jetzt kennst Du eine Lesbe". (Name geändert)

Sie drückte mir noch einen gelben Luftballon in die Hand , der den Aufdruck trug: "Lesben sind schön ". Sie hat Recht!

Als Pinsammler mit über 600 Stücken aus allen Lebensbereichen wollte ich einen oder mehreres Pin auf dem Ruhr-CSD abstauben.

Ein lustiger Bärchen-Pin mit vielen Quersteifen in Brautönen (aus Metall) hatte es mir angetan.

Da ich mich schon mein ganzes Leben mit Symbolen beschäftige, war mir schon beim Hinsehen klar, dass das Bärchen für irgend eine Szene innerhalb der Schwulen und Lesben" stehen muss, aber nach welcher fragte ich etwas naiv eine junge Verkäuferin?

"Das ist für Männer die auf behaarte Mäner stehen" lächelte sie mich freundlich an . "Ah so", kam es etwas irrtitiert von mir zurück.

Was hatte ich eigentlich erwartet? Ich war hier doch nicht auf einem Mädchenpensionat aus der Romanwelt von Hedwig Courths- Mahler.

Gott sei dank! :)

"Jeder Jeck ist anders", sagt man im Rheinland, zu dem Essen irgendwie auch schon zählt, auch wenn es die Metropole des Ruhrgebiets ist und wo mit dem Spruch für Nichtkarnevalisten die Einzigartikeit jedes Menschen gemeint ist.

Bei einem Stand drehte ich dreimal für 1 Euro an einem Glücksrad. Das war eine Suchtberatung für Schwule und Lesben. Ich war auf einen Kugelschreiber mit dem Aufdruck dieser Gruppe , die sich ShAlk nennt, scharf und gewann ihn, obwohl die Chanchen dazu gar nicht so hoch waren.

Ich gehöre nämlich auch zu dieser Minderheit der Süchtigen als Alkoholiker, auch wenn ich da nie eine große Geschichte draus mache, liegt mir diese Minderheit immer besonders am Herzen.

Bei meiner fast 3 0 jährigen Trockenheit möchte ich dieses Leben ohne Alkohol gegen kein Anderes eintauschen.

(Meine letzt Gruppe hat sich aber aufgelöst. So bin ich jetzt schon seit 6 Jahren ohne Selbsthilfegruppe)

Die 5 politischen Parteien aus dem Bundestag waren alle mit Ständen beim CSD Essen vertreten.

Ich begrüßte ein paar Leute aus meinem Kreisverband.

Bei der CDU habe ich fremd geguckt und mir deren Grundsatzprogramm für Schwule und Lesben mitgenommen.

Ich weiss nicht, ob es was taugt.

Ich habe bisher noch nicht reingeguckt.

Es waren ein paar schöne Stunden aud dem Ruhr-CSD . Ich habe mich gut amüsiert.

Es ist schon sagenhaft fantastisch, was ca. 25 Schwulen und Lesbengruppen mit etwas Unterstützung durch die Stadt auf die Beine stellen können!

Der Link:

www.ruhr-csd.de/

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Geschrieben von

poor on ruhr

Vielseitiger interessierter Arbeiter und ziemlich stark in die in die in aller Welt bekannten Pandabären vernarrt. 🐼

poor on ruhr

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