Margot erzählt

Margot Honecker "Wer wird in 20 Jahren noch an Erich Honecker denken ?"

Bei diesem Beitrag handelt es sich um ein Blog aus der Freitag-Community.
Ihre Freitag-Redaktion

Auf NDR habe ich vor kurzem die Sendung " Der Sturz" zu Honeckers Ende in der Wendezeit gesehen.

Ein großers Interview mit Margot Honecker war das Gerüst dieser Sendung.

Es soll ihr erstes Interview nach 20 Jahren gewesen sein und die Erstausstrahlung kam bereits im April 2012 auf Sendung.

Margot Honecker ist sich treu geblieben. Große Fehler oder so etwas wie Reue hat man in diesem Interview nicht feststellen können.

Sie verwies darauf , dass der Sozialismus in der DDR auch Feinde gehabt hatte und , dass die manchmal auch eingesperrt worden sind.

In der Endzeit der DDR hatten die Honeckers wohl den Eindruck, dass ihnen nicht der ihnen zustehende Schutz gewährt worden ist. Dem war wohl auch so.

Sie wurden sogar einige Wochen von einem Pastor aufgenommen, der sich vom DDR-Regime verfolgt gefühlt hatte.

Die Honeckers fühlten sich von Modrow und anderen Genossen verraten.

Es gab friedliche Demonstranten vor ihren letzten Quartieren in der DDR , aber auch bei einigen Leuten eine Stimmung , die schon verdächtig nach Lynchjustiz roch.

Margot Honecker hat im Interview viel gelächelt. Sie ist der Meinung, dass die DDR nicht umsonst war, und mit diesem sozialistischem Staat ein Samenkorn auf deutschem Boden gelegt worden wäre, dass irgendwann einmal aufgehen wird.

Margot Honecker hat in dem Interview für meinen Geschmack etwas zu viel gelächelt.

Ein richtiges Mitgefühl mit Mauertoten war nicht erkennbar.

Ich hatte den Eindruck, dass sie diesen Leuten selbst die Schuld gegeben hat, weil sie nach ihrer Meinung so " dumm" waren, dieses Risiko einzugehen, was natürlich schon sehr katastrophal klingt und verheerend ist.

Auch über Trennung Kinder von ihren Eltern, die wegen Republikflucht ins Gefängnis mussten, hat sie nach meiner Meinung eher gefühllos gesprochen.

Etwas Mitgefühl war erkennbar, als es um die Kinder ging, aber schließlich hätte dann die DDR gut für sie gesorgt.

Eine betroffene Mutter, die nach dem Ende der DDR Kontakt mit ihrem Kind aufnehmen wollte , dieses aber nicht darauf einging, macht Margot Honecker als Ministerin des Bildungsministerisums der DDR persönlich dafür verantwortlich .

Diese Mutter reagierte ziemlich fassungslos auf die diesbezüglichen Aussagen Frau Honeckers.

Leute wie Schäuble reagierten ziemlich kühl auf die Schwierigkeiten der Honeckers beim Fall der DDR.

Erich Honecker starb. Viele Kinder in Ostdeutschland und in Westdeutschland sollen heute nicht mehr wissen, wer der Erich Honecker eigentlich war.

Helmut Schmidt , der Altbundeskanzler des deutschen Westens meinte, dass in 20 Jahren niemand mehr den Namen Erich Honeckers kennen wird und die Geschichte dann über Erich Honecker hinweg gegangen sein wird.

Dafür spricht auch Einiges. Die Sieger haben auf die Dauer immer noch dafür gesorgt, dass die Erinnerung an die , die das das kürzere Ende der Geschichte gezogen haben, nicht mehr gedacht wird.

Weitere 20 Jahre DSDS- und RTL-Kultur in den deutschen Massenmedien haben schon "gute Chanchen" die Erinnerung an Erich Honecker restlos auszulöschen.

Wünschenswert finde ich das trotzdem nicht.

Wer weiss schon, was in 20 Jahren sein wird?

Ich wünsche mir aber eine Zukunft für in Deutschland in der weder solche Menschen wie Margot Honecker noch Altbundeskanzler Schmidt das letzte Wort in der deutschen Geschichte haben.

Wie das konkret aussehen könnte, ist mir aber auch nicht klar!

Quelle: "Der Sturz" NDR

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

poor on ruhr

Vielseitiger interessierter Arbeiter und ziemlich stark in die in die in aller Welt bekannten Pandabären vernarrt. 🐼

poor on ruhr