Ungarisch gewürzt

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Web.de meldet , dass Herr von Guttenberg bei seiner heutigen Entschuldigung für einen Eklat gesorgt hat. (web.de/magazine/nachrichten/deutschland/12197546-eklat-minister-laesst-nur-ausgewaehlte-medien-zu)

Die lauwarme Entschuldigung wurde nur ausgewählten Journalisten vorgetragen.

Ein großer Teil von Journalisten ist deshalb bei der Bundepressekonferenz aus dem Raum gegangen.

Bei dem ganzen Wirbel um Guttenberg finde ich die Art und Weise , wie medial und gesellschaftlich damit umgegangen wird sowieso viel interessanter als die simple Tatsache, dass Herr von Guttenberg vergessen hat bei seiner Doktorarbeit Fußnoten für einen Textumfang zu setzen, der ca. 1% seiner jetzt ruhenden Dissertation entspricht.

Wagner von Bild" scheißt" bei so einem wie Herrn von Guttenberg auf den Doktortitel und Hajo Schuhmacher auf N24, Wolfgang Herles sowie Finanzminister Schäuble werden bei dem ihrigen zu sanften Lämmern, die im Fall von Schäuble den richtigen Einwand liefern, "dass jeder mal Fehler macht" !

Richtig, HerrSchäuble!

Ach, wären sie doch bei ihrem letzten Pressesprecher doch auch so verständnisvoll gewesen.

Die Stellvertreter des Systems Hartz IV entdecken bei Hern Guttenberg ihr verständnisvolles Herz.

Der idealisierte Mensch, die neue Verpackung des Neoliberalismus für den nächsten Bundeskanzler ist über seine fehlenden Fußnoten gefallen.

Viele versuchen ihm beim Aufstehen zu helfen.

Eigentlich ja nicht schlecht , wenn sie es in einer angemessenen Art tun würden und ausserdem:

Bei den anderen, die im System Hartz IV wirklich am Boden liegen ist es mit dem Helfen aus der Sicht dieser Leute schon etwas schwieriger.

Auch nach Wochen von Hartz-IV Verhandlungen scheint da kaum viel mehr als ein Fünfer im Monat drin zu sein.

Sie haben nicht dieses künstlich erzeugte Licht um sich, das Herr von Guttenberg umgibt.

Und Herr von Guttenberg kann auch von diesem Licht nicht lassen, weil er mitten darin steht und nichts Anderes mehr sieht.

Es entschuldigt sich nickelig und kleinkariert.

Offensichtlich wird durch den Ausschluß bei der Entschuldigungserklärung gegen mißliebige Medien nachgetreten.

Nur bestimmte ausgewählte Merdienvertreter durften ihm bei seiner lauwarm servierten Entschuldigung zuhören.

Trotz politischer Gegnerschaft zu Guttenberg würde ich natürlich auch im Fall Guttenberg zu einer sanften und starken Menschlichkeit hin tendieren und tue es auch noch, aber seine Selektion der Journalisten bei seiner lauwarm servierten Entschuldigung gibt ihr doch eine sehr starke ungarische Würze, die mir mir fast den Atem raubt. Nichts gegen ein ungarisches Gulasch, aber Elemente mißliebige Pressevertreter auszuschließen, erinnern doch soch sehr ,an das von der EU zu Recht kritisierte ungarische Pressegesetz, auch wenn heute der Minister nicht auf gesetzlicher Grundlage sondern aus eigener Selbstherrlichkeit agiert hat.

Diese scharfe ungarische Würze mundet einfach nicht gut.

Sie brennt auf meiner Zunge so sehr nach der Unfreiheit der Berichterstattung.

"Wehret den Anfängen!", aus welchen Gründen auch immmer diese beginnen mögen!

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

poor on ruhr

Vielseitiger interessierter Arbeiter und ziemlich stark in die in die in aller Welt bekannten Pandabären vernarrt. 🐼

poor on ruhr

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