Medien und literarische Form

Medien Über die Verwechslung von Medien und literarischer Form in Bezug auf digitale Literatur.

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https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/e/e5/Le_Spectre_rouge_%281907%29_de_Chom%C3%B3n.jpgIm Zuge der allmählichen Etablierung von digitalen Medien, auch innerhalb der Literatur, kommt es immer wieder zu einer Verwechslung von Medien und literarischer Form, bei der man sich fragen könnte, ob es überhaupt noch um Literatur geht. Es haben sich sogar Metaphern gebildet, die auf die Musikbranche verweisen, wie Single oder Maxi-Single, ohne zu fragen, ob sich diese von Amazon initiierte saloppe Sprechweise rechtfertigen lässt. Falls Literatur noch etwas mit Sprache zu tun hat, nicht bloß in Geplauder untergeht, ob online oder bei irgendeinem Kaffee-Camp, wäre es vielleicht nicht unrelevant, einfache Unterschiede zu beachten.

Zunächst sei darauf hingewiesen, dass es gleichgültig ist, aus welchem Medium Literatur gelesen wird. Der übliche Hinweis, aber digitale Links …, wird viel zu rasch belanglos, weil die üblichen Reader wenig damit anfangen können. Und einfache Verweise (Fußnoten, Ergänzungen, Anhänge usw.) bieten auch im Druck kein Problem. Der zentrale Unterschied ist ein ganz andere: der Investitions- und Platzbedarf, also nichts was sich literarisch ausschlachten ließe, lediglich in Bezug auf Produktion und Vertrieb.
Eine Frage nach literarischer Form bezieht sich hingegen auf die Texte und deren Gestaltungen. Ob man z.B. Romanen, Novellen oder Gedichten eine neue Form gibt, nicht einfach eine ‚klassische‘ nachahmt, ist vom Medium ziemlich unabhängig.

Ab und an kann es hilfreich sein, Medien anzuführen. Bei Brief- bzw. eMailprosa lässt sich jedoch lediglich erwarten, dass sie an jemanden gerichtet ist; eMails können darüberhinaus auch sehr, sehr kurz ausfallen. Und Twittertexte sind auf eine Anzahl von Zeichen beschränkt. Diese praktischen Besonderheiten wirken sich durchaus auch literarisch aus, doch sie bieten äußerst wenig. Neues hat sich auch in diesen Fällen vor allem sprachlich zu entfalten, nicht anders als bei Romanen, Novellen oder Gedichten.

Sich bei der Musikbranche zu bedienen, wirkt hingegen nach einem Marketing-Geck, um die Akzeptanz der digitalen Produktionen zu erhöhen. In der Popmusik bezog sich ‚Single‘ i.d.R. auf sogenannte Auskopplungen, als die Produktion noch analog war, um ein Album mit mehreren Titeln zu promoten. Andere Musikrichtungen nutzten diese Vorgehensweise kaum. Die ‚Single-Marketing-Welt‘ war auf Teenies und ihr Taschengeld zugeschnitten und hatte ihren eigenen gesellschaftlichen Hit-Sektor. Vielleicht ist es im Hinblick auf manche Genre-Literatur angemessen, sich in einem solchen Umfeld zu engagieren, mir läge hingegen wenig daran.

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Geschrieben von

R.M.

Anmerkungen über Politik und 'Kultur'.

R.M.

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