Schön sein !?!

Von Werten & Normen Was wird als schön empfunden in einer Welt, die sich täglich verändert und neue Sichtweisen aufwirft? Im Kern folgen wir instinktiv noch immer einem individuellen Vorbild

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Die Schönheitsideale der westlichen Welt

Nicht immer war es für die Gesellschaft bedeutend, ob eine Person schön ist - zumindest im heutigen Sinne, wo "schön" oftmals mit "schlank" gleichgesetzt wird. In den antiken Völkern und zurückgehend bis zum Urmenschen lag das Merkmal eher auf einem üppig genährten Körper. Selbst das Schönheitsideal im antiken Rom und Griechenland - das am ehesten dem heutigen entsprach - enthielt eine üppige, wohlproportionierte Hüfte als Zeichen weiblicher Attraktivität. Ausladende Körperpartien verdeutlichten dem Betrachter, dass jemand wohlhabend genug war, um sich satt zu essen – ein wichtiges Kriterium im damals herrschenden täglichen Überlebenskampf. Erst im Mittelalter änderte sich diese Ansicht. Künstler wie Leonardo da Vinci und Peter Paul Rubens erschufen plötzlich schlanke, attraktive und weitgehend grazile Persönlichkeiten. Deren Symbolik verdeutlichte nunmehr den Luxus, sich keiner schweren Arbeit hingeben zu müssen und gesund leben zu können. Daraus entwickelte sich ein Vorbild, das gerade in Europa nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges erneut aufgegriffen wurde und das noch heute besteht: ein Mensch, der Stärke und Wohlbefinden ausstrahlt.

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Auf dem Weg zum heutigen Schönheitsideal - Das Portrait "La Naissance de Venus" von Duval | Quelle: Wikimedia Commons, Lizenz: Gemeinfrei

Die Relativität der Schönheit

Doch was als schön empfunden wird, lässt sich nicht ausnahmslos durch solche Maßstäbe beantworten. Nicht jedermann gefällt das schlanke Modell aus der Werbung. Jede Person bestimmt unbewusst nach eigenen Parametern, was ihrem Auge schmeichelt. Und doch folgen wir ebenso intuitiv bestimmten Mustern. Ein gleichförmiges Gesicht wird als attraktiv empfunden – bereits eines mit kleinen Abweichungen kann als unschön oder sogar störend wahrgenommen werden. Die Ansichten gestalten sich ganz persönlich und somit einzigartig. Absolute Schönheit ist daher nicht messbar. Sie kann nicht objektiv bewertet werden. Zwar kann sie gewissen Formen folgen oder gewisse Merkmale aufweisen – aber sie ist nicht vorherbestimmbar und kann nicht geplant werden.

Die Wechselwirkung zwischen Schönheit und Erfolg

Doch schöne Menschen gefallen uns nicht nur, weil sie anziehend wirken. Der Betrachter misst ihnen unbewusst auch ein höheres Maß an Erfolg zu. Als wären Charakter und Wissen einer Person das Spiegelbild seines Aussehens. Der Grund dafür liegt abermals in unseren Maßstäben: Ein attraktiver Mensch kommt unserem Idealbild nahe. Wenn auch nur optisch, so sehen wir in ihm etwas Perfektes, etwas Makelloses und somit etwas, das sich durchzusetzen weiß. Instinktiv legen wir diese Kriterien auf seine Arbeitsleistung um. Und tatsächlich: Statistisch gesehen sind Menschen, die gängigen Schönheitsidealen entsprechen, erfolgreicher im Beruf und verdienen mehr. Dies gilt insbesondere für Männer. Personen, die als schön empfunden werden, haben es auch im Privatleben leichter - wobei hier Erfolg noch wesentlich schwieriger zu definieren ist. Zudem können sich erfolgreiche Menschen eher ein Leben gönnen, das Körper und Seele schont – und somit die Schönheit positiv beeinflusst.

Messen wir der Schönheit zu viel Aufmerksamkeit zu?

Heutzutage leben die meisten Bürger Deutschlands ein weitgehend angenehmes Leben. Da ist es verständlich, dass auch dem Aussehen – dem eigenen ebenso wie jenem fremder Leute – ein kritischer Blick zugemessen wird. Doch darf dabei nicht übersehen werden, dass die optische Wirkung über den Charakter nur wenig auszusagen vermag. Das persönliche Gespräch, individuelle Erlebnisse, Reisen, der eigene Beruf oder das Hobby können deutlich mehr Eigenschaften des Gegenübers offenbaren, als sie dem Aussehen abzulesen sind. Und doch funktionieren wir Menschen nun einmal emotional so, dass wir dem ersten Eindruck eine hohe Bedeutung zukommen lassen. Nicht selten fällen wir charakterliche Urteile über jemanden – und bewerten dabei doch nach dem Äußeren.

Schönheitschirurgie und/oder Wahre Schönheit!?

Attraktivität ist vergänglich und vor allem im Alter droht die idealtypische Schönheit verloren zu gehen. Gerne wird der eigenen Anmut nachgeholfen und die Schönheitschirurgie ist heute gefragter denn je. Bereits in jungen Jahren lassen sich nicht eben wenige Personen operieren – von der Korrektur kleiner Makel bis hin zur Verwandlung in ein gänzlich anderes Aussehen sind diverse Schritte möglich.

Und zurecht: In einer Welt, die so viel Wert auf Äußerlichkeiten legt, sollte jedem ein "Recht auf Schönheit" zugestanden werden. Vor allem wenn Unfälle, Krankheiten oder Entstellungen einen Menschen gezeichnet haben. Trotzdem sollte man nicht vergessen: Wahre Schönheit ist so natürlich wie möglich und kommt zu einem hohen Maß von innen.

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Geschrieben von

Robin

Internetmensch, Blogger und freier Historiker.

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