Debatte: Die. Misere der Grünen

Sehr gelungene Analyse Hervorragende Beiträge, angefangen von der „Gramsci-Falle“

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Ja, Gramsci, sollte man wieder lesen, aber auch in die Geschichte von großen Bewegungen schauen, wie die Christianisierung des Abendlandes. Wie haben die Menschen unter Eiferern gelitten, die im Namen des guten, menschenfreundlichen Erlösers Tod und Elend gebracht haben, weil sie den richtigen Glauben vertraten. Auch viele Grüne, die Letzte Generation (freilich auch das rechte und rechtsradikale Spekrtum) erheben sich gerne über den Rest der Gesellschaft, weil diese einzig richtige Einstellung sogar noch wissenschaftlich als bewiesen gilt und es bei der Zerstörung des Planeten schon 5 nach 12 ist. Selbst wenn es viele Anzeichen dafür gibt, muss solch ein Programm natürlich scheitern, wenn man die Gesellschaft nicht mitnimmt, sondern die 70 bis 80 Prozent 'Dummen' lieber zwingen statt überzeugen will. Fatal ist auch, dass man die Widerstände bei dieser Bewegung, die sich antielitär, ja in gewisser Weise auch wie eine neue, von diffusen Momenten getriebene APO gibt, nicht einberechnet. Und zudem nicht begreift, dass man diese Bewegung selbst in gewisser Weise, neben anderen politischen Spielern, mit provoziert hat.
Überzeugen nach Gramsci würde eine unendliche Arbeit bedeuten, die, dürfte die Ausrede sein, angesichts des drohenden Weltuntergangs nicht möglich ist. Ein wenig erinnert mich das an meinen katholischen Religionsunterricht, in dem wir einem eifernden Pater ausgesetzt waren, der uns mit flammendem Schwert die reine Lehre einbläuen wollte, aber glücklicherweise genau damit die Schwächen von Religionen entlarvte, die durch ihr Handeln ihren eigenen Kern verraten.

Apropos Schule: Bei einigen Beiträgen habe ich auch Begriffe dazugelernt, die mir praktischweise Siri rasch erklärt hat. Michael Angele brachte mir die "alten Kanivoren" bei. Leider liest sich der eine oder andere Freitag-Beitrag von Experten, Wissenschaftlern und Gastautoren wie eine Seminararbeit, mit der demonstriert wird, dass man seine Fachsprache perfekt beherrscht und auch des komplizierten Satzbaus mächtig ist. Entweder diese Autoren bitten, das zu übersetzen oder aber einfach redaktionell in leicht lesbare, barrierefreie Sprache übertragen. Gerade bei solchen Beiträgen wäre ein kurze Zusammenfassung mit den wichtigsten Punkten hilfreich für die Entscheidung, ob man sich den mühsamen Gang durch eine Bleiwüste, selbst bei bester Grafik (ein Lob nach dort), antun will.

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