Ansingen gegen die Diktatur

Weißrussland Mit der Verhaftung mehrerer Journalisten zeigt das Regime mal wieder sein wahres Gesicht. Aus diesem Anlass hier ein Blick auf die oppositionelle Musikszene des Landes

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Der weißrussische Präsident Alexander Lukaschenko ist wohl kein Fan der Bands N.R.M. und Ljapis Trubjetskoj
Der weißrussische Präsident Alexander Lukaschenko ist wohl kein Fan der Bands N.R.M. und Ljapis Trubjetskoj

Foto: Sergei Guneev/AFP/Getty Images

Weißrussisch als Sprache der Opposition

Die Unabhängigkeit, die Weißrussland nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion erlangte, ging mit einer Besinnung auf die eigenen sprachlichen und kulturellen Wurzeln einher. Man wurde sich nun wieder stärker der Tatsache bewusst, dass das Weißrussische – ebenso wie das Russische und das Ukrainische – einen eigenständigen Zweig der ostslawischen Sprachen repräsentiert, der auf eine lange Geschichte zurückblicken kann: Ein Vorläufer des Weißrussischen – das Ruthenische – entwickelte sich bereits im Spätmittelalter, als die litauischen Großfürsten ihren Machtbereich in das einstige Herrschaftsgebiet der Kiewer Rus ausgedehnt hatten und dafür eine neue Kanzlei- und Verkehrssprache benötigten.

Allerdings wurde die Rückbesinnung auf die eigenen sprachlich-kulturellen Wurzeln in Weißrussland bereits Mitte der 1990er Jahre wieder im Keim erstickt: Präsident Lukaschenko setzte auf eine enge Anbindung an Russland, führte das Russische wieder als zweite Amtssprache ein und drängte das Weißrussische aus der Öffentlichkeit zurück. Auch an den meisten Schulen wird auf Russisch unterrichtet.

In der Folge wurde die Pflege der weißrussischen Sprache und Kultur ein Element der Opposition gegen das repressive Regime. Wie bei den baltischen Liederfesten oder auch schon in den deutschen Gesangsvereinen des Vormärz lässt sich die Rückbesinnung auf die eigenen kulturellen Wurzeln damit hier nicht von dem Kampf gegen politische Unterdrückung trennen. Das Streben nach kultureller Selbstbestimmung und das Einfordern politischer Freiheitsrechte sind unmittelbar miteinander verbunden

Die Band N.R.M.

In dem Song Mjensk und Minsk der weißrussischen Band N.R.M. (um den 1965 geborenen Singer-Songwriter Ljawon Wolski) wird diese Verbindung von kultureller und politischer Unterdrückung in das Bild einer schizoiden "Seele" der eigenen Hauptstadt gefasst. "Minsk" erscheint dabei als eine Art äußere, künstliche Haut, die das wahre Wesen der Stadt – für das "Mjensk", so der weißrussische Name der Stadt, steht – überdeckt. "Minsk" repräsentiert in dem Lied die sowjetische Prägung der Stadt, aber auch die postsowjetische Konfusion, die sich in dem Nebeneinander sowjetisch beeinflusster und anderer, fremder Kulturelemente manifestiert.

"Minsk" ist technokratisch und pragmatisch, was sich schon in den an Stromwerke und Industrieanlagen angelehnten Straßennamen ausdrückt. In "Mjensk" dagegen kann man zwanglos spazieren gehen, hier ist nicht alles zweckorientiert durchgeplant. Vielmehr gibt es in dieser – teilweise wohl nur in den Träumen des Sängers existierenden – Stadt Freiräume für die Entfaltung der eigenen Phantasie und das Eintauchen in die Vergangenheit. Während "Minsk" in seiner ideologischen Überformung vergänglich ist, ist "Mjensk" im Kern unzerstörbar. Denn es repräsentiert die Seele einer ganzen Kultur und könnte nur mit dieser untergehen: "Dein Mjensk wird niemals verfallen oder niederbrennen, / es wird immer in deiner Sprache zu dir sprechen."

Trotz dieser hoffnungsvoll klingenden Schlussworte wirkt "Minsk" auf denjenigen, der sich in "Mjensk" zu Hause fühlt, wie ein Gefängnis. Dies wird insbesondere in dem Videoclip zu dem Song deutlich, in dem am Ende (auf Englisch) die Worte eingeblendet werden: "Die Sardine wünscht sich, dass sich die Konservendose zum Meer hin öffnet."

Dieses Gefühl des Gefangenseins in der eigenen Heimat kommt noch stärker in dem Song Majo Pakalennje ('Meine Generation') zum Ausdruck. Das klarste Anzeichen hierfür ist die intertextuelle Bezugnahme auf das Gedicht Uznik ('Der Gefangene', 1822) von Alexander Puschkin. Darin identifiziert sich das lyrische Ich mit einem gezähmten Adler, der mit ihm, dem in einem "feuchten Kerker" Inhaftierten, von dem Flug in die Freiheit träumt:

"Komm, lass uns fortfliegen!

Freie Vögel sind wir; es ist an der Zeit, Bruder, es ist an der Zeit!

Lass uns dorthin fliegen, wo hinter den Wolken die Berge schimmern,

dorthin, wo die Meere bläulich glitzern,

dorthin, wo nur die Winde lässig schweifen – und ich! … "

Dieses Sich-Hinaussehnen aus dem Gefängnis des eigenen Lebens wird in Majo Pakalennje auf die Generation der in der Sowjetunion aufgewachsenen Weißrussen bezogen. Der Song schildert sie als Menschen, die "in einer Welt der Träume" und "in der Vergangenheit" leben. Mit dem "Gefängnis" der angesprochenen Gruppe ist damit zwar auch der autokratisch regierte und chronisch konjunkturschwache weißrussische Staat gemeint. Gleichzeitig wird das Gefühl des Gefangenseins hier jedoch auch mit einer allgemeinen Mutlosigkeit, mit dem mangelnden Glauben, echte Veränderungen herbeiführen zu können, in Verbindung gebracht. Statt rebellischen Tendenzen wird ein Hang zum Opportunismus und zum Selbstmitleid konstatiert: "Meine Generation (…) ist auf dem Posten und seufzt. / Sie müsste sich erheben, aber es fällt ihr schwer, zu stehen."

Als Hauptgrund für die beobachtete resignative Haltung wird das Aufwachsen in einer vom "Eisernen Vorhang" verdunkelten Zeit angeführt. Diese "Dunkelheit" und das Gefühl der inneren Zerrissenheit, das das Leben hinter der sichtbaren oder unsichtbaren Mauer mit sich gebracht habe, trügen die, die unter diesen Bedingungen ihre Kindheit und Jugend verbracht hätten, noch immer in sich. Gleichzeitig zehren dieselben Menschen jedoch offenbar noch immer von den Freiheitsträumen, mit denen man seinerzeit den Ausbruch aus dem Gefängnis des Staates imaginiert hatte. Dies erklärt die nostalgischen Gefühle, mit denen an jene Zeit zurückgedacht wird.

Auch die Art und Weise, in der die weißrussische Unabhängigkeit staatlich ausgestaltet wird, erscheint jedoch als Hindernis für eine freie Entfaltung der eigenen Persönlichkeit. Zwar würden, wie das Lied konzediert, einige nationale Dichterheroen, die wegen ihrer Bemühungen um die Wiederbelebung der weißrussischen Sprache in der Sowjetunion zeitweise Probleme hatten, mittlerweile in Ehren gehalten. Eine in die Zukunft gerichtete Auseinandersetzung mit der eigenen kulturellen Identität, die auch der jüngeren Generation eine Perspektive bieten könnte, fehle jedoch: "Wo ist hier Platz für dich?"

Da echte Aussichten auf Veränderung ebenso fehlen wie die Mittel, um in andere, freiere Regionen der Welt auszuwandern, bleibt, wie in dem Gedicht von Puschkin, nur die Flucht in die Welt der Träume. Dies spiegelt sich auch in dem Bandnamen wider: N.R.M. steht für "Njezaležnaja Respublika Mroja" ('Unabhängige Republik der Träume'). Nur in den Träumen kann jene Freiheit erlebt werden, die einem in der Realität versagt wird. Gleichzeitig ist eben dieser Eskapismus aber auch mit ein Grund dafür, dass die soziale und staatliche Realität so bleibt, wie sie ist.

Mit ihrer kaum verhohlenen Kritik an dem Gefängnischarakter des eigenen Staates und dem impliziten Aufruf zur Rebellion haben sich Ljawon Wolski und N.R.M. natürlich beim Lukaschenko-Regime keine Freunde gemacht – zumal sie 2004 auch zu jenen Musikern gehörte, die mit Auftritten in Kiew die Orangene Revolution unterstützt haben. So war die Band in Weißrussland zeitweilig mit einem Auftrittsverbot belegt.

Die Band Ljapis Trubjetskoj

Auch die Band Ljapis Trubjetskoj, die von 1990 bis 2014 existierte, konnte zuletzt nur noch im Ausland Konzerte geben. Der Kopf der Band, Sergej Michalok, wurde in seiner Heimat wie ein Staatsfeind verfolgt, nachdem er Lukaschenko einen Genozid am eigenen Volk vorgeworfen hatte.

Besonders deutlich tritt die regimekritische Stoßrichtung der Band in dem Album Manifest aus dem Jahr 2008 zutage, auf dem sich auch die Oppositionshymne Belarus Freedom findet. Erkennbar regimekritisch ist jedoch auch der Song Graj ('Spiel!') aus dem 2011 erschienenen Album Vesjolyje Kartinki ('Lustige Bilder'). Er lässt sich allgemein auf die Willkürherrschaft autoritärer Machthaber beziehen, ist im gegebenen Zusammenhang aber natürlich in erster Linie als Kritik am Lukaschenko-Regime zu verstehen.

In dem Lied feiert eine Gruppe "grauer Stiere" – die sprichwörtlichen 'hohen Tiere' – an einem Fluss ein opulentes Gelage. Der Platz ist gut abgeschirmt gegen unerwünschte Besucher – es führt "keine Furt" dahin. Das Volk tritt nur in Form unterhaltsamer Folklore in Erscheinung. Sein Hauptzweck ist es, die ewige Feier der Herrschenden zu ermöglichen. Deshalb wünschen diese sich auch keinen Frühling, sondern ein möglichst langes Andauern der 'dunklen Zeit', in der sie das Volk unentdeckt für ihre Machenschaften ausbeuten können.

Wohin das führt, zeigt das drastische Schlussbild des Songs: Als das Gelage vorbei ist, ziehen die Stiere marodierend durch die Straßen, verunreinigen alles, was ihnen in die Quere kommt, und dringen ungefragt in jedes Haus ein, das auf ihrem Weg liegt. Jeden, der sich nicht rechtzeitig verstecken kann, erklären sie für "schuldig", ohne diese Schuld näher zu begründen.

Als Gegenmittel gegen diese Willkürherrschaft empfiehlt das Lied im Refrain die Verweigerung jeder Form von Anpassung an das Regime. Denn abgesehen davon, dass diese moralisch fragwürdig wäre, verhilft sie einem auch nicht zu dem, was man sich von ihr verspricht: Jeder kann – wie etwa die stalinistischen Säuberungen gezeigt haben – ins Visier der Staatsmacht geraten, da diese die Normen für staatstreues Handeln und Denken jederzeit in unvorhersehbarer Weise ändern kann.

Anstatt sich dem Regime opportunistisch unterzuordnen, plädiert das Lied deshalb dafür, weiter an seinen Träumen festzuhalten und spielerisch die Utopien zu erproben, die von den Herrschenden in den Schmutz gezogen werden:

"Spiel! Hör nicht auf, nach den Träumen deiner Jugend zu suchen!

Spiel! Ruf ihn herbei, den warmen Blütenzauber des Frühlings!

Spiel! Sing die Lieder paradiesischer Freiheit!

Spiel! Spiel! Vertreib die Stiere, und das Glück wird zurückkehren!"

Songs + Übersetzungen:

N.R.M.: Majo Pakalennje

aus: Dom Kultury ('Haus der Kultur', 2002)

Lied (mit Text)

Aufnahme mit Impressionen der jungen weißrussischen Generation

Liedtext mit russischer Übersetzung

Übersetzung:

Meine Generation

Meine Generation ist in der Dunkelheit aufgewachsen.

Jetzt ist die Dunkelheit für sie wie das Licht.

Meine Generation ist an der Grenze aufgewachsen,

mit einem eisernen Vorhang mitten im Herzen.

Meine Generation versteckt sich im Schatten,

in einer Welt der Träume, in der Vergangenheit.

Meine Generation spielt und betrinkt sich.

Sie verbringt ihr Leben auf den Knien, sie mag sich nicht.

Könnte man nur Dollar bekommen, die Rubel verkaufen

und dann weit weg reisen von hier!

Freie Vögel sind wir; es ist an der Zeit, Bruder, es ist an der Zeit!*

Lass uns mit den müden Flügeln in wärmere Gegenden oder ins Paradies fliegen.

Meine Generation sitzt am Tisch,

sitzt im Gefängnis und sitzt auf glühenden Kohlen.

Sie ist auf dem Posten und seufzt.

Sie müsste sich erheben, aber es fällt ihr schwer, zu stehen.

Wir, Weißrussen, mit der Familie der Rus brüderlich verbunden,

haben den Weg zum Glück gesucht.

Im Ringen um die Freiheit, in den Kämpfen um unser Schicksal

haben wir den Sieg davongetragen.

Sie hat uns vereint, nicht mehr und nicht weniger,

die Teilnahme an dem dummen Kampf.

Kolas und Kupala** werden geehrt –

aber wo ist hier Platz für dich?

Gewissensbisse, Seelenpein …

Meine Generation, das ist meine Nostalgie.

Deine Keller, deine Garagen,

deine bemalten Wände, das Leben an der Grenze.

Es kommt einem vor wie gestern, und gleichzeitig wie vor langer Zeit.

Der Kaffee ist erkaltet, der Wein ist ausgetrunken.

Meine Generation hat mit den Flügeln geschlagen

und pickt blutige Speisen am Fenster.***

* Freie Vögel sind wir … es ist an der Zeit!: Zitat aus dem Gedicht Uznik ('Der Gefangene', 1822) von Alexander Puschkin (s.u.).

** Kolas und Kupala: Die Schriftsteller Jakub Kolas (1882 – 1956) und Janka Kupala (1882 – 1942) gelten als zentrale Repräsentanten der so genannten adradžennje (Wiedergeburt), mit der in Weißrussland die Rückbesinnung auf die eigenen sprachlich-kulturellen Wurzeln zu Beginn des 20. Jahrhunderts bezeichnet wird.

*** Schluss (ab "hat mit den Flügeln geschlagen"): erneutes Zitat aus dem oben erwähnten Puschkin-Gedicht:

Der Gefangene

Ich sitze hinter den Gitterstäben eines feuchten Kerkers.

Ein junger Adler, in Gefangenschaft aufgezogen,

mein trauriger Gefährte, pickt, mit den Flügeln schlagend,

am Fenster auf einer blutigen Speise herum,

pickt, und lässt von seiner Beute ab, und schaut aus dem Fenster,

als würde er dasselbe denken wie ich;

Er ruft mich mit seinem Blick und seinem Schrei,

als wollte er sagen: "Komm, lass uns fortfliegen!

Freie Vögel sind wir; es ist an der Zeit, Bruder, es ist an der Zeit!

Lass uns dorthin fliegen, wo hinter den Wolken die Berge schimmern,

dorthin, wo die Meere bläulich glitzern,

dorthin, wo nur die Winde lässig schweifen – und ich! … "

N.R.M.: Mjensk i Minsk

aus: 06 (2007)

Videoclip (mit Text)

Liedtext mit englischer Übersetzung

Übersetzung:

Mjensk und Minsk

Werte Bewohner von Minsk, verehrte Gäste unserer Stadt!

Ich möchte einen Gedanken mit euch teilen.

Kurz gesagt: Es ist seltsam, aber so ist das Leben:

Wir leben in unserer Hauptstadt, als hätten wir zwei Familien.

Wir leben gleichzeitig in zwei Städten.

Unsere gespaltene Persönlichkeit macht uns verrückt.

Aber werden wir jemals Mjensk und Minsk,

die zwei Hälften der Seele unserer Hauptstadt,

zusammenkleben oder -nähen können?

Mjensk ist die erste Stadt der beiden,

sie ist auf den neueren Karten nicht verzeichnet.

Sie existiert in den Herzen und in den Köpfen

vieler Menschen, die in Minsk leben.

Und in diesem Minsk haben wir eine Aufenthaltserlaubnis und einen Stadtrat,

ein Eishockeystadion und einen Betonzaun,

die geisterhaften Schatten zerstörter Gebäude

und die verlorenen Tage meiner Kindheit.

Wir leben gleichzeitig …

Minsk hat freudlose Namen:

Es gibt eine Kollektorstraße und eine Basisstraße,

und unser Volk garantiert dort

die treue Erfüllung der Pflicht.

Aber es ist angenehm, in Mjensk spazieren zu gehen,

aus den Fenstern kleiner Läden fällt gemütliches Licht auf die Straße,

es gibt dort gotische Türme und alte katholische Kirchen,

Ziegeldächer und Backsteinpflaster, Hinterhöfe und Festungsanlagen.

Wir leben gleichzeitig …

Alles gerät durcheinander in Minsk: Brot und Matzen,

die Oktoberrevolution und das Radaŭnitsa-Fest*,

die Tränen der Betrunkenen und eine Pop-Musik von der Sorte,

dass keinerlei Medizin dagegen hilft.

Mjensk aber kann nichts passieren,

es kann weder zerstört noch besetzt werden.

Dein Mjensk wird niemals verfallen oder niederbrennen,

es wird immer in deiner Sprache zu dir sprechen.

Wir leben gleichzeitig in zwei Städten,

wir leben gleichzeitig in zwei Städten.

* Radaŭnitsa: Fest zum Gedenken an die Ahnen, das am zweiten Dienstag nach Ostern begangen wird

Eingeblendete Schlussworte im Videoclip (auf Englisch): "Die Sardine möchte, dass sich die Konservendose zum Meer hin öffnet."

Ljapis Trubjetskoj: Graj

aus: Vesjolyje Kartinki ('Lustige Bilder', 2011)

Videoclip mit Bildsequenzen von regimekritischen Protesten

Liedtext mit Link zum Song

Infos zur Band auf russmus.net (englisch)

Übersetzung:

Spiel!

Irgendwo an einem Fluss, dort, wo es keine Furt gibt,

tanzen graue Stiere einen Reigen.

In der Nacht gießen sie Ketten aus Gold,

der Ruf des Raben mischt sich dort mit dem Geheul des Wolfes, seinem Bruder im Geiste.

Ein Feuer brennt dort, das zum Himmel emporlodert.

Sie trinken Wein und essen Brot dazu,

alte Zigeunerinnen singen für sie.

Sie schlagen mit den Hufen [den Takt], und im Himmel flackern die Blitze.

Diese Stiere haben ihre eigene Wahrheit:

Sie brauchen keine Sonne, die Finsternis genügt ihnen.

Sie brauchen keinen Frühling, sie hätten lieber einen längeren Winter,

damit du, mein Freund, als Sklave auf dem Ofen schlafen musst.

Spiel! Hör nicht auf, nach den Träumen deiner Jugend zu suchen!

Spiel! Ruf ihn herbei, den warmen Blütenzauber des Frühlings!

Spiel! Sing die Lieder paradiesischer Freiheit!

Spiel! Spiel! Vertreib die Stiere, und das Glück wird zurückkehren!

Die Stiere haben sich betrunken, sie springen quer durchs Land

und zertreten mit ihren Hufen Handtücher im Schlamm.

Sie springen über die Höfe, öffnen die Häuser,

und wer sich nicht versteckt, wird schuldig gesprochen.

Spiel! …

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Rotherbaron

Autor, Blogger. Themen: Politik, Gesellschaft, Natur und Umwelt, Literatur, Kultur. Seiten: rotherbaron.com; literaturplanetonline.com

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