Billigfutter fürs Wahlvolk

Marktwirtschaft Die Köhler-Rede in dieser Woche bestand auch in einer Beschwörung der sozialen Marktwirtschaft. Doch die ist mehr Begriff als Konzept

In einer großen wirtschaftsfreundlichen deutschen Zeitung stand kürzlich ein Kommentar mit dem Titel „Vater Staat“. Und das war nicht ironisch gemeint, sondern ernst: Marktradikalismus ist Sünde, und gegen Börsenwahn hilft nur „Vater Staat“. Bundespräsident Köhler fand in seiner vierten Grundsatzrede am 24. März ebenfalls relativ klare Worte. Banker sollten „Selbstkritik“ üben und über „Selbstbeteiligung“ zur Regulierung der Schäden nachdenken, die – mit politischer Rückdeckung der einstigen rot-grünen Bundesregierung – durch den verantwortungslosen Umbau der Finanzmärkte zum Spielcasino angerichtet wurden.
Als es ans Eingemachte ging, wurde Köhler eher diffus. Er meinte zwar, „dass der Markt allein es nicht richtet“, gleichzeitig schwor er jedoch auf die soziale Marktwirtschaft: „Gerade die Krise bestätigt den Wert der sozialen Marktwirtschaft“, hieß es. Doch das ist eher unwahrscheinlich, denn das Konzept der sozialen Marktwirtschaft hat dürftige theoretische Grundlagen und beruht auf einer vom Wahlkampf gesteuerten Improvisation.

Das Menscheln der Märkte


Wilhelm Röpke Walter Eucken
Alfred Müller-Armack



„Düsseldorfer Leitsätzen“

Das Soziale im Marktbetrieb harrt weiterhin seiner Verwirklichung. Der neue „Stil“ blieb rhetorisches Versprechen - Billigfutter fürs Wahlvolk - in diesem September.

Der digitale Freitag

Mit Lust am guten Argument

Wissen, wie sich die Welt verändert. Abonnieren Sie den Freitag jetzt zum Probepreis und erhalten Sie den Roman “Eigentum” von Bestseller-Autor Wolf Haas als Geschenk dazu.

Gedruckt

Die wichtigsten Seiten zum Weltgeschehen auf Papier: Holen Sie sich den Freitag jede Woche nach Hause.

Jetzt sichern

Digital

Ohne Limits auf dem Gerät Ihrer Wahl: Entdecken Sie Freitag+ auf unserer Website und lesen Sie jede Ausgabe als E-Paper.

Jetzt sichern

Dieser Artikel ist für Sie kostenlos. Unabhängiger und kritischer Journalismus braucht aber Unterstützung. Wir freuen uns daher, wenn Sie den Freitag abonnieren und dabei mithelfen, eine vielfältige Medienlandschaft zu erhalten. Dafür bedanken wir uns schon jetzt bei Ihnen!

Jetzt kostenlos testen

Was ist Ihre Meinung?
Diskutieren Sie mit.

Kommentare einblenden