Mein Vater, der schon gestorben war, trat plötzlich ins Zimmer und hatte einen neuen Anzug an. Er wirkte größer und jugendlich, aber ich kam nicht dazu, ihn genau anzusehen, denn er ging so unruhig hin und her, als hätte er noch vieles vor. Sein Anzug war aus leichtem Stoff, maßgeschneidert und erinnerte an Nehru, hatte allerdings keinen Kragen.
Die Männer im Raum beobachteten ihn befremdet. Obwohl sie ihn nicht kennen konnten, machten sie mir wohl zum Vorwurf, dass mein Vater jünger war als ich. Ich ging mit ihm hinaus auf den Hang und erklärte ihm, dass wir eines der Häuser hatten abreißen müssen, weil es die Sicht behinderte.
Mein Vater schien ganz damit beschäftigt, die neue Situation in sich aufzunehmen. Er sah mir nicht in die Augen, sondern über mich hinweg. Als ich auf den Wald zuging, begann er, mir zu folgen. Ich dachte nach, welchen Weg ich einschlagen sollte. Ich wollte nicht, dass wir am Grab der Mutter vorbeikamen, doch ich hatte vergessen, wo es war.
Rupprecht Mayer schreibt Prosatexte und übersetzt aus dem Chinesischen. Er lebt in Burghausen und Berlin.
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