Söders Suche nach dem Sinn

Glosse Bayern als Galionsfigur des sinnstiftenden Abendlandes. Der neue Ministerpräsident und seine Kreuze des Südens halten jetzt in jeder Amtsstube Einzug

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Gönner Söder stiftet Sinn
Gönner Söder stiftet Sinn

Foto: Alexander Hassenstein/Getty Images

Es ist doch ein Kreuz mit der Regierung. Momentan vor allem mit der bayerischen. Jetzt regiert hier Markus Söder. Und das eine Kreuz, das mit der Regierung, das reicht ihm nicht. In jeder bayerischen Behörde hängt fortan eines. Sinnstiftend soll es sein. Kein Zeichen der Religion. Söder ist sich da ganz sicher. Immerhin ist der Mann frischgebackener Ministerpräsident und sein Wort damit, zumindest im blauweißen Rähmchen, wohl Gesetz.

Aber was heißt das denn nun wieder für die christlich geprägte, abendländische Kultur? Das Kreuz nur noch sinnstiftend? Losgelöst von der christlichen Religion? Müssen die Priester ab sofort das losgelöste Kreuz in der Messe erwähnen? Muss Jesus vom Kreuz abgenommen und daneben platziert werden? Dürfen nicht-religiöse Symbole in bayerischen Kirchen dann überhaupt noch hängen

Holzbildhauer, Steinmetze, Kirchenmaler. Sie alle raufen sich schon die Haare. Dem Handwerk fehlt der Nachwuchs, mit den Aufträgen kommt man ohnehin kaum noch hinterher und jetzt muss der Heiland vom Kreuz genommen und gepinselt werden? Entsinngestiftet sozusagen. Weil den Sinn, den hat ja das Kreuz.

Ob die Kurie, angesichts der Sinnlosigkeit eines ihrer gängigsten Symbole, noch ohnmächtig und entsetzt schweigt, ist nicht bekannt.
Vielleicht hat Herr Söder auch eine Art Cross-Sharing-Modell ausgehandelt. Der Sinn wird, bei den schon behängten Ausführungen, geteilt. Gegen einen geringen Obolus versteht sich. Die Staatskassen könnten, auch in Bayern, immer noch ein bisschen mehr vertragen und die Kirche ist mit einem derartigen Finanzmodell bestens vertraut. Die Handwerker, nun ja, die raufen sich jetzt abermals die Haare. Wenn sie überlegen was ihnen da an Gewinn entgeht. Dennoch besteht natürlich weiter Hoffnung auf den ein oder anderen Auftrag.
Herr Söder hat ja noch ein bisschen Amtszeit vor sich. Vielleicht findet er da noch das ein oder andere Sinnvolle zu tun. Ansonsten arbeitet er eben weiterhin sinnstiftend.

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