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Synonyme für Geld Kaum ein Wort hat im Deutschen so viele Synonyme, wie das Wort "Geld". Warum ist das so?

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Warum gibt es eigentlich Synonyme, also unterschiedliche Wörter, die das Gleiche bedeuten? Auf diese Frage erhält man unterschiedliche Antworten. Die Häufigste lautet, weil ein Text sonst langweilig würde! Und natürlich ist man als Autor gehalten, seinen Text abwechslungsreich zu gestalten und Synonyme und Umschreibungen zu wählen. Der Thesaurus im Schreibprogramm kann dabei durchaus hilfreich sein.
Warum aber gibt es für verschiedene Worte unterschiedlich viele Synonyme? Ja, warum scheint sich die Kreativität bei manchen Begriffen geradezu zu überschlagen? Und warum beteiligen sich an diesem Wettbewerb nicht nur Linguisten, Marketing-Manager oder Wissenschaftler, die ohne Fachbegriffe, Fremdworte und Neologismen schwer bestehen können, sondern oft das gemeine Volk?
Die Erklärung dazu scheint einfach. Es ist der Spaß daran, ein Tabu zu umgehen, die Freude, mit Sprache kreativ umzugehen und das Vergnügen am Witz! Man denke sich etwa, wie viele Begriffe es für den Penis oder die Vagina gibt. Die Freude, die sich an der Wortschöpfung „Schniedelwutz“ von Otto Walkes ergibt, erklärt sich eigentlich von selbst. Es ist oft aber auch der versteckte Unmut, der sich im Synonym Luft verschaffen kann. Tabuisierte Begriffe oder Begriffe, die emotional besonders aufgeladen sind, eignen sich daher bestens für ein Synonym und in der Wahl des Synonyms steckt oft eine Kritik, die sich in einer Abwertung ausdrückt, etwa wenn der Pfarrer zum Pfaffen oder das Auto zur Karre, ja besser noch zur Dreckskarre, wird.
Unter allen Begriffen scheint mir aber das Wort „Geld“ jenes zu sein, für welches es im Deutschen die meisten Synonyme gibt. So hatte ich innerhalb von 5 Minuten 40 Synonyme für „Geld“ beisammen:

Asche, Banknoten, Bares, Barschaft , Bimbes, Bims, Eier, Euronen, Etat, Flocken, Flöhe, Gerstel, Groschen, Heu, Kies, Knete, Knöpfe, Kohle, Koks, Kröten, Lappen, Mammon, Marie, Mäuse, Maxen, Moneten, Moos, Möpse, Most, Münzen, Penunze, Peseten, Piepen, Pinke[pinke], Pulver, Scheine, Schluse, Schotter, Steine, Valuta, Währung, Zahlungsmittel, Zaster, Zunder.

Die Liste ließe sich verlängern und man fragt sich, warum gibt es mehr Worte für Geld, als für den Penis oder die Vagina, für die es ja schon sehr viele gibt?
Die These lautet, weil Geld in Deutschland wahrscheinlich sowohl ein Tabu ist, als auch hoch emotional besetzt. „Über Geld spricht man nicht“, lernen hierzulande schon die Kinder. Dabei spricht man eigentlich ununterbrochen über Geld. Man darf es nicht zeigen, denn das gilt als Protzen, und dennoch zeigt man es ständig indirekt. Durch die Kleidung, das Auto oder die Wohnung. Und dennoch ist man sich nie sicher, denn es könnte ja auch alles auf Pump sein. Man fragt nicht die Kollegin oder den Kollegen nach ihrem Verdienst. Das gilt in Deutschland als Tabu. In vielen Arbeitsverträgen gibt es dazu sogar eine Schweigepflicht. Eher könnte man hierzulande nach dem Stuhlgang oder dem letzten Geschlechtsverkehr fragen. Dabei ist in anderen Ländern die Frage nach dem Verdienst das normalste der Welt. Ob es in diesen Ländern genau so viele Synonyme für das Wort Geld gibt? Ich vermute nicht!
Vielleicht liegt es auch daran, dass alle Geld kennen, aber nur wenige überhaupt verstehen, wie es in Umlauf kommt. Die Rede von der „Notenpresse“ zeigt dies deutlich. Denn diese gibt es bekanntlich nicht, da nur der geringste Teil des Geldumlaufs als Bargeld durch eine Druckmaschine erzeugt wird. Der größte Teil wird ganz schlicht durch Kredite geschöpft. So haftet dem Geld etwas Metaphysisches an, was es fast heilig macht und es zum Fetisch werden lässt. Da wundern die vielen Synonyme dann nicht!

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Saltadoros

Olaf Schäfer: Pädagoge, Musiker...

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