Propaganda im Westen und Propaganda im Osten,

sich hochschaukelnd. Dass wir alle, als Mediennut- zer/innen, es täglich mit Propaganda zu tun haben, die sich als „Nachricht“ oder „seriöser Kommentar“ tarnt, ist wahrlich nichts neues.

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Im Internet-Zeitalter haben jedoch Manipulationsversuche besonders in Online-Portalen eine neue Qualität erreicht, auch weil Fernsehen und Zeitungen in vielen Ländern ständig an Einfluss verlieren.

Die USA (Computer- und Internet-Pionier, mit Sitz der größten Internetfirmen, von Microsoft über Google bis Facebook) nehmen bereits seit vielen Jahren massiv Einfluss auf das, was in westlichen Medien berichtet und kommentiert wird. Soweit, so schlecht.

Der nachfolgende Text widmet sich jedoch dem Propaganda-Feldzug der russischen Putin-Regierung:

Als es der russische Präsident Wladimir Putin in den vergangenen Monaten und Jahren mit immer stärker werdender Kritik wegen seines Umgangs mit den Menschenrechten von Minderheiten (Beispiel: „Verbot sog. homosexueller Propaganda“), mit Vorwürfen wegen der Unterdrückung regierungskritischer Medien im Inland (Zensur, bis hin zur Schließung, von Fernsehsendern und Zeitungen) und mit dem Vorwurf er betreibe eine aggressive Expansionspolitik gegenüber den früheren Mitgliedsländern der Sowjetunion zu tun bekam, ging er in die mediale Offensive.

Ausgestattet mit einem geschätzten Budget von 1 Mio. Euro/Monat ließ Putin die „moderne Propagandamaschine“ ‚Russland heute’ formen und dafür die traditionsreiche Nachrichtenagentur ‚Ria-Nowosti’ auflösen, weil letztere angeblich zu kritisch und westlich ausgerichtet über Putins Russland berichtet hatte.

'Russland heute' Chef Dimitri Kisseljow fiel u.a. dadurch auf, dass er in einer Talkshow vorschlug, Homosexuellen Blut- und Spermaspenden zu verbieten, weil sie nicht würdig seien, Leben weiterzugeben. Ihre Herzen müssen verbrannt werden, so Kisseljow weiter ...' (- siehe unten eingebettetes Video -)

Das enorme Monatsbudget von etwa 1 Million Euro pro Monat ermöglichte es Kisseljow bei der pro-russischen Propaganda neue Wege zu beschreiten. Er konnte eine regelrechte Armee von Teilzeit-Internetschreibern anwerben, die pro Zeile bezahlt werden. Diese (es handelt sich häufig um russische Studenten und Studentinnen) schreiben Tag und Nacht Kommentare in den Online-Foren aller großen westlichen Printmedien und in den Kommentarspalten von TV-Sendern. Dabei haben sie sich an genaue Richtlinien zu halten, die ihnen detailliert vorschreiben, wie sie Beitrage oder Kommentare, die diese oder jene Aussage enthalten, zu loben und andere als unsachlich oder unwahr zu kritisieren haben.

Doch das ist nicht alles. Neben der Flut täglicher Neuanmeldungen von zuvor angeworbenen Internet-Nutzern in allen wichtigen westlichen Portalen, wurden auch gezielt langjährige Blogger/innen und Kommentatoren in diesen Online-Plattformen angesprochen.

Hier beobachteten Kisseljows Leute zunächst eine Zeit lang, ob bei dieser Klientel eine gewisse Sympathie für Russland/Putin in den Beiträgen und Kommentaren festzustellen war. Sobald man sich sicher war, es mit z.B. frustrierten ehemaligen DDR-Privilegierten oder mit altlinken Westlern zu tun zu haben, die dem Zusammenbruch der UdSSR vor über 20 Jahren immer noch hinterher trauern, sprach man sie gezielt an.

Das Angebot lautete: „Sie stellen uns Ihren, gut eingeführten (und damit weitgehend unverdächtigen), Avatar/Internet-Profil zur Verfügung und veröffentlichen mehrmals im Monat Texte, die wir Ihnen liefern, wobei wir es Ihnen überlassen evtl. aufgetretene Übersetzungsfehler, die bei der Übertragung vom Russischen ins Deutsche vorkommen können und die sich z.B. in holprigen Formulierungen zeigen, auszubügeln. Sie sorgen damit für ein wenig Chancengleichheit im Propagandakrieg von West gegen Ost, verhindern u.U. schlimmeres (Kriegsgefahr) und erhalten außerdem eine kleine Aufwandsentschädigung von gegenwärtig 40,00 Euro pro Blog und zusätzlich zeilenabhängige Honorare für Ihre Kommentare.

Da die russischen Geheimdienste die Computer solcher potentiellen „Mitarbeiter/innen“ vorher bereits unbemerkt gehackt hatten (Schadsoftware/Trojaner, eingespeist durch unverdächtig erscheinende E-Mail Anhänge), wussten sie bereits vor der Rekrutierung, ob es sich z.B. um finanziell bedürftige Arbeitslose oder Rentner handelte, für die auch der finanzielle Aspekt nicht uninteressant sein würde.

Wenn also ein gut eingeführter Alt-Blogger in einem Internet-Portal plötzlich pro Monat etwa 20 pro-russische Blogs (= 800,00 Euro) und zusätzlich etliche pro-russische Kommentare veröffentlicht, hat er nicht nur das Gefühl dem Weltfrieden gedient und dem ungeliebten kapitalistischen Deutschland den Stachel gezeigt zu haben, er kann auch seine geringen Bezüge aus Hartz IV oder Altersrente deutlich aufstocken. Ich habe Verständnis für die oben beschriebenen Überzeugungstäter/innen und auch für die finanziell bedürftigen Blogger/innen, die aus purer Geldnot handeln.

Im Grunde würde es wohl reichen, wenn diese „Copy & Paste Beiträge“ lediglich zu ihrer Quelle verlinken (meist handelt es sich ja einfach nur um einen etwas umgeschriebenen Artikel der deutschen Ausgabe von ‚Russland heute / RIA Novosti’, das bekanntlich im vergangenen Jahr von Putin zur staatlichen „Propagandamaschine“ umgebaut wurde - siehe letzte Verlinkung unten auf dieser Seite -). Aber vermutlich würden in solchen Fällen die 40,00 Euro pro Beitrag nicht gezahlt, ein Dilemma.

Für die Leser/innen hätte es allerdings den Vorteil, dass die Peinlichkeit vermieden wird, die jedes Mal dann entsteht, wenn versucht wird den falschen Eindruck „eigener Recherchen“ zu erwecken..

Doch wird sich wohl an der, inzwischen gut eingeführten, Praxis in absehbarer Zeit nichts ändern. Die Einen veröffentlichen unter ihrem Nick Propaganda der russischen Regierung, während die Leser/innen sich über die unfreiwillig komischen „Comedy-Beiträge“ amüsieren, die so merkwürdig gleich klingen, als wären sie alle vom selben Blogger verfasst worden :-)

Unfreiwillig komisch an diesem "Propaganda-Krieg" ist außerdem, dass sich nicht Kapitalismus und Sozialismus gegenüber stehen, sondern kapitalistische Staaten.

Gregor Gysi (DIE LINKE.) im ARD-Sommerinterview sinngemäß: "Putin mag ja alles mögliche sein, aber er ist kein Linker und die Russische Föderation, als Rechtsnachfolger der UdSSR, ist kein sozialistisches, sondern ein staatskapitalistisches Land"

Ergänzung: Putin erhält für seine Politik (u.a. seine homophobe Gesetzgebung) massiven Zuspruch ausgerechnet von rechtsextremen und zutiefst reaktionären Kreisen. Diese reichen von der rechtsextremen NPD und klerikalfaschistischen Kreisen in Deutschland, über den französischen Front National (Le Pen) bis zu extrem reaktionären evangelikalen Sekten und dem Ku-Klux-Klan in den U.S.A.

Nun, wer solche Freunde hat ...

Dimitri Kisseljow: "Die Herzen von Schwulen müssen verbrannt werden"

http://www.berliner-zeitung.de/medien/dmitri-kisseljows-propaganda-bei--russland-heute---glaenzend-gebildeter-zyniker,10809188,25583740.html

http://www.sueddeutsche.de/politik/propaganda-aus-russland-putins-trolle-1.1997470

http://www.zeit.de/politik/2014-05/deutsche-medien-internet-trolle-bots-pro-russland/komplettansicht

http://eurasiablog.de/blog/2013/08/13/die-herzen-von-schwulen-verbrennen-hetze-im-russischen-staats-tv/

http://www.zeit.de/politik/ausland/2014-04/ukraine-russland-propaganda-medien

http://www.deutschlandfunk.de/ukraine-konflikt-putins-geheime-online-armee.1781.de.html?dram:article_id=287018

https://plus.google.com/101621968582875339372/posts/ETdjWodTv5H

https://de.wikipedia.org/wiki/RIA_Novosti

Hinweis:

Die Kommentarfunktion wurde nicht aktiviert, da ich weder genug Zeit aufbringen kann, um Blogs angemessen zu betreuen (also Kommentare beantworten, gewünschte Quellen verlinken etc.), noch bereit bin ein Forum für homophobe, rechtsextreme, rassistische Spam zu bieten.

Außerdem steht es ja jedem frei ein eigenes Blog zum Thema zu verfassen.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Saul Rednow

Meine Themen: Rechtsextremismus - Rassismus - Homophobie - Politik - Musik u.a.

Saul Rednow

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