Gefährlicher Druck in Richtung FRACKING

ein ExxonPlanspiel? Mit dem Hass auf Putin gerät die Abhängigkeit von russischem Gas zunehmend ins Blickfeld. Zwielichtige Akteure wollen uns jetzt weismachen, dass Fracking ein Ausweg sei.

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Statt sich auf die europäische Hofberichterstattung, auf platte Possen zu Galadiners, auf klerikale Beweihräucherungen, auf Hoeneß-Krokodilstränen oder vorauseilende Beipflichtungen zu Merkel & Co zu beschränken, mischt sich die Rheinische Pest zunehmend in heikle Themen ein und versteht es so, die Wahrheit auch dort zu verdrehen, wo sie partout in Rheinschrift gebraucht würde. Dass die Geschehnisse zwischen Kiew und Krim in den letzten Wochen verzerrt in die Druckerschwärze gerieten, habe ich mehrfach scharf verurteilt http://www.stoerfall-zukunft.de/aktuelles/629-nur-was-die-buerger-wollen-zaehlt-wirklich-aber-das-wird-wissentlich-ignoriert. Diese Kritik betraf natürlich auch andere Medien, die wie gleichgeschaltet gegen Putin unterwegs waren. Inzwischen mehren sich allerdings die Stimmen, die auf Ausgewogenheit in der Berichterstattung drängen. Nicht nur Ex-Kanzler Schröder (dem einige am liebsten einen Maulkorb verpassen würden), auch Peter Scholl-Latour, Gregor Gysi http://www.youtube.com/watch?v=7mIONG1MMHY, Erhard Eppler und Dirk Müller https://www.youtube.com/watch?v=K_YWdaQhRU4 sprechen jetzt Klartext. Und nimmt man hinzu, dass die Menschen auf der Krim zu über 90% für den Anschluss an Russland gestimmt haben und sehr bald auf eine sehr viel höhere Entlohnung und doppelt so hohe Renten hoffen können, dann muss doch auch dem Dümmsten endlich ein Licht aufflackern (hier geht es doch wohl um ein Selbstbestimmungsrecht, das uns zumindest nach außen hin immer so wichtig ist).

Kurz und schlecht: Hier wird von Seiten des Westens wider besseres Wissen die Hasstrommel geschlagen, und mit ihrem Tönen ein anderer wichtiger Aspekt ins Licht rückt: Das Thema „Fracking“. Da erfrecht sich doch die Rheinische Pest, Druck aufzumachen. Nach dem Motto: Wir könnten uns doch schnell von der ungeliebten Abhängigkeit gegenüber Russland befreien, wenn wir denn endlich den Mut hätten, die Schiefergasgewinnung massiv anzugehen. Ja mehr noch: Das Blatt empfiehlt sogar, Deutschland zum Fracking-Vorreiter in Europa zu machen – mit einer TOP-Technologie, die mit den Anfängen dieser Exploration nichts mehr zu tun habe. Ja, wieviel Impertinenz muss der Bürger eigentlich aushalten. Jeder einigermaßen Belesene weiß doch, dass es beim Fracking die entscheidenden, für den Grundwasserschutz erforderlichen Neuentwicklungen gar nicht gibt. Klar ist, dass nicht nur diese Gazette, sondern auch Energie-Kommisar Oettinger seit langem fürs Fracking plädieren http://www.spiegel.de/politik/deutschland/fracking-energiekommissar-guenter-oettinger-will-eu-weite-regeln-a-900777.html– wahrscheinlich, weil die notwendige Fachkompetenz einfach nicht da, dafür aber der Druck von Seiten der potentiellen Explorateure immens ist.

Bezeichnend ist, dass die angesprochene politische Krise das Thema „Fracking“ direkt tangiert. Verschwörungstheoretiker würden glatt schlussfolgern, dass Exxon Mobil und Co. an Zündeln in Kiew direkt beteiligt waren. Soweit möchte ich hier nicht gehen. Aber dass, was derzeit zwischen dem Westen und Russland läuft, passt zumindest denen, die die Blockade gegen die Schiefergasgewinnung aufbrechen wollen, bestens ins Konzept.

Jetzt kommt es darauf an, Farbe zu bekennen. Die Bürgerbewegung gegen Fracking muss erneut Fahrt aufnehmen – und zwar sofort. Denn allein die Tatsache, dass Brüssel die zwingende Forderung nach wasserwirtschaftlichen Gutachten für den Fall des Frackings abgeschmettert hat, ist alarmierend genug http://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2013/12/23/eu-lockert-umwelt-auflagen-fuer-fracking/. Deutschland braucht das Fracking und die damit verbundenen Vergiftungsrisiken, Landschaftszerstörungen, Erdbeben etc. nicht. Was wir dringend benötigen, ist eine Wandlung im Denken, die Hinwendung zu einer sinnvollen, ja freundschaftlichen Kooperation mit Russland – dem man tatsächlich nichts weiter vorwerfen kann als dass es logisch und berechtigt auf die unzähligen falschen Unterstellungen und Provokationen des Westens reagiert. Niemand hat bisher ausgetestet, wie Russland auf eine freundliche Haltung reagieren würde. Jeder schreit nur: die Russen kommen (neuerlich beim Kauf von DEA http://www.derwesten.de/wirtschaft/wie-sich-russland-einfluss-in-deutschland-sichert-id9134899.html) – eine traurige Reaktion, die bis in die 40er Jahre des vorigen Jahrhundert zurück reicht. Wir erinnern uns häufig an die Westmächte, die 1945 über den Rhein setzen und vergessen dabei allzu schnell, wer die größten Lasten des Krieges und den wirkungsvollsten Beitrag zu Befreiung Deutschlands vom Faschismus geleistet hat. Auch ein Aspekt, oder?

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Scharfenorth

Bis 1990 fuer die DDR-Stahlindustrie tätig. Danach Journalist/ Autor in Duesseldorf. 2008: "Stoerfall Zukunft"; 2011: "abgebloggt" und Weiteres

https://de.wikipedia.org/wiki/Ulrich_Scharfenorth

Scharfenorth

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