Deutsche Kamikaze Partei.

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Christian Lindner hat es geschafft: er hat sich den begehrtesten Job Deutschlands –nach Sidekick von Thomas Gottschalk in GottschalkLive - geschnappt: Spitzenkandidat der FDP für die Neuwahlen in Nordrhein-Westfalen. Man kann das noch nicht einmal Himmelfahrtskommando nennen, da FDP Politiker eher nicht im Himmel landen, sondern in einem Traumland Namens Markt. Dort wird alles geregelt, wie von Zauberhand. Wenn zum Beispiel der Kunde keine FDP mehr kauft, wird sie vom Markt einfach abgeschafft. Denn wo keine Nachfrage ist, sieht der Kapitalismus keine Chancen. Und wo keine Chancen sind ist eben die FDP. Ein Teufelskreis.

Die Wahl fiel auf Christian Lindner, nachdem Chuck Norris abgewunken hatte: "Ich sehe keine Möglichkeit über die 5% Hürde zu kommen", so der Action-Schauspieler knapp und ehrlich. Christian Lindner war aber schon einmal Generalsekretär der FDP und ist einiges gewohnt. "Ich hatte damals eine Anfrage des Fernsehsenders N24, die wollten für ihre Sendung "Verschrottung XXL" zeigen, wie das einstige Dickschiff "Die Liberalen" auseinandergenommen wird." Leider kam es aber nicht mehr dazu, weil die Selbstdemontage der FDP schon so weit fortgeschritten war. Jetzt möchte Christian Lindner den Rückenwind guter Umfragewerte (Forsa 2,1%, Forschungsgruppe Qualen: 2,3%) nutzen, um die FDP wieder in eine schwarz-gelbe Koalition an Rhein und Ruhr führen.

"Es gibt im Moment keine reizvollere politische Aufgabe, vielleicht noch Oppositionsführer in Nordkorea.", meint Lindner.Apropos Nordkorea: das Genie der Genies der FDP, der über alles geliebte Führer der Liberalen Philipp Rösler ist das Mastermind hinter dem völlig durchsichtigen Schachzug: Statt einen der wenigen noch halbwegs funktionierenden FDP Minister (Gesundheitsminister Bahr) öffentlich zu verbrennen, schickt er nun den längst abgehalfterten Christian Lindner in den sicheren Tod. Fast so zynisch wie Generäle im 1. Weltkrieg, die Soldaten als Menschenmaterial in das Maschinengewehrfeuer rennen ließen. Daniel Bahr jedenfalls ist begeistert: „Ich bin froh, dass ich voraussichtlich bis 2013 noch Pensionsansprüche als Bundesminister ansammeln kann.“ Auch Generalsekretär Döring wünscht Lindner alles Gute: „Wenn er will unterstütze ich ihn im Wahlkampf und fahre in Köln, Düsseldorf oder Bochum ein paar Seitenspiegel ab.“Nur Silvana Koch-Mehrin macht mal wieder nicht mit: „Ich finde, dass man sich die ganze Arbeit sparen kann für die paar Stimmen, außerdem sitze ich ja noch bis 2014 nicht im Europaparlament herum – gut versorgt.“

Auch Parteichef Rösler freut sich: „Früher schickte man missliebige Politiker nach Sibirien, heute nach Nordrhein-Westfalen. Unsere Strategie – die wir bei unserem Dreiwählertreffen am 6. Januar entwickelt hatten – geht voll auf: Wir wollen am Ende des Jahres mit der FDP – kostenlos – aus allen Landtagen fliegen. Dann wir sind die neue machtvolle APO und ich der Rudi Dutschke von BWL-Studenten auf Privat-Unis.“ Der neue Spitzenkandidat freut sich über die breite Unterstützung in der Partei und blickt schon mal nach vorne: „Falls wir die Wahlkampfkostenerstattung erreichen, kaufen wir uns von dem Geld eine verlassene Ölplattform auf der Nordsee. Dort treten wir dann als einzige Partei an und werden dort wahrscheinlich mal wieder über 5% kommen ­ – nageln sie mich aber bitte nicht darauf fest.“

Wir drücken der FDP ganz fest die Daumen.


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Geschrieben von

siegstyle

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