Wer wird neuer Spiegel Chefredakteur?

Satire Der SPIEGEL sucht einen neuen Chefredakteur – wir haben einige Vorschläge zusammengetragen.

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Paukenschlag beim GröNaZ (Größten Nachrichten-Magazin aller Zeiten), die Doppelspitze Georg Mascolo und Matthias Müller von Blumencron steht vor dem Aus. Das geschmeidigste Duo seit „Das Nilpferd und sein Krokodil“ konnte sich nicht mehr auf einen gemeinsamen Kurs einigen: Weiter Richtung Konfettikanone des Boulevard oder zurück zum Sturmgeschütz der Demokratie? Während sich Gründer Rudolf Augstein im Grab rotierend in Richtung Erd-Core durchbohrt, dass es für die Fracking-Fraktion eine Freude ist, machen sich andere sorgen, dass bald der Focus das einzige verbleibende „Nachrichten-Magazin“ Deutschlands ist. Und das macht wirklich Angst.

Wir wollen hier einige mögliche Nachfolger ins Spiel bringen:

Kim Jong Un

Kim Jong Un brachte sich fast schon klassisch mit der Drohung eines Atomangriffs ins Spiel. Nach einer fast anarchistisch anmutenden Doppelspitze würde die harte Hand eines Redaktions-Diktators im Stile von Rudolf ‚Kim Il Sung’ Augstein Sinn machen. Zudem könnte der SPIEGEL nicht nur zweimal im Jahr mit Hitler, sondern auf jeder Ausgabe mit einem Menschenschinder aufmachen: Kim Jong Un. Die Auflage würde zwar wegen der koreanischen Sprache extrem sinken, aber wer braucht heute noch Print? Die Online-Ausgabe würde zusätzlich durch einen Drohgebärdendolmetscher aufgewertet für gehandicapte User. In der berühmten SPIEGEL-Kantine gäbe es nur noch Grassuppe, denn alle finanziellen Mittel werden in den Bau einer bronzenen Rudolf „Kim Il Sung’ Augstein Statue gesteckt, die höher wird als die Elbphilharmonie – natürlich auch von den Kosten.

Kai Diekmann

„Ja, is schon wieder spar Gel Zeit?“ (Franz Beckenbauer) Kai Diekmann ist der Midas des deutschen Journalismus. Alles, was er anfasst wird zum Goldenen Blatt. Als knallharter Erfolgsmann unter dem Motto „Liebling, ich habe die Auflage geschrumpft“ die BILD für Friede Springer klein gemacht. Nachdem er das geschafft hat, machte er sich aus dem Staub, um im Silicon Valley Entwickler zu finden, die Apps im Angebot haben mit komischen Namen wie JOURNL, die Zeitungen per Knopfdruck machen. Zudem gewann er bei einem Kochwettbewerb gegen Mark Zuckerberg und Lindsay Lohan den Egon Erwin Quiche Preis, für den besten Einheitsbrei an trendigen Neo-Journalismus Schlagwörtern. Für den SPIEGEL wäre er genau der richtige Mann: Er würde bei der Recherche wie gewohnt noch mehr sparen, statt Hitler Til Schweiger auf den Titel ballern und SPON zu einem Shopping-Portal für Volks-Produkte wie „Volks-Verarsche“ umbauen: So geht Rendite, Freunde!

Julia Jäkel

Die eiserne Lady des deutschen Journalismus würde erst mal aufräumen: Die meisten Ressort-Leiter müssten gehen (oder den BMW 5er Dienstwagen nehmen), die viel zu teuren Auslandsredaktionen in unnötigen Standorten wie Washington, Peking oder Moskau werden sofort zugemacht und nicht gewinnbringende Titel wie Manager Magazin, Harvard Business Manager, KulturSpiegel, UniSpiegel und der Spiegel werden zugemacht. Fortan konzentriert sich der SPIEGEL auf sein Kerngeschäft: Bewegtbild-Inhalte für andere Nachrichtenportale produzieren – on demand. Dazu wird die Redaktion auf einen News-Room mit drei Leuten runtergedampft. So hofft man 2018 oder 2054 den Break Even zu schaffen. Für Julia Jäkel besteht guter Journalismus eben nicht aus einer Aneinanderreihung von schwarzen Buchstaben, sondern schwarzen Zahlen. Sie würde beim SPIEGEL die Zukunft des modernen Journalismus verkörpern: Eine Geschichte ist nie so gut, wie der Gewinn, den sie abwirft.

J. Jonah Jameson

Das ist ein Chefredakteur aus altem Schrot und Doppelkorn (Hicks!). Spiderman Peter Parker zahlte er für seine Exklusiv-Fotos einen Witz-Preis. In einer Zeit, in der investigativ vor allem bedeutet, nach neuen Erwerbs-Quellen zu recherchieren wäre er genau der richtige starke Mann. Vor allem kommt er aus den USA und kennt sich mit dem Zeitungssterben aus. So einen kann noch nicht mal eine SPIEGEL Mitarbeiter KG erschüttern. Beim Leser würden Geschichten über Doktor Oktopus (Datenkrake Innenminister Friedrich), den grünen Kobold (Joschka Fischer) oder den (Finanz)-Geier (Carsten Maschmeyer) nicht für Verwunderung sorgen: die haben sich ja schon an Titel über Uhren von Hitler gewöhnt. Die Umstellung der Geschichten auf gezeichnete Comics wäre auch nicht schlimm, da viele Geschichten schon heute ein ähnliches Niveau erreicht haben. Wie nennt sich das alte Journalisten Sprichwort noch? Ach so: „Eine echte Win-Win-Situation.“

Helene Fischer

Sie kann singen (BILD), sie kann tanzen (BILD), sie kann moderieren (BILD) – sie müsste also auch den SPIEGEL leiten können (BILD der Frau). Außerdem wäre sie eine Frau, das hat es seit Stefan Aust im Verlag nicht mehr gegeben. Wie die anderen 99 Männer in der 100-köpfigen neofeministischen Redaktion damit umgehen werden, wird spannend. Als Frau würde Helene Fischer endlich weibliche Themen auf den Titel bringen: Eva Braun oder Magda Göbbels. Wenn es wegen den roten Zahlen (hat nichts mit SPD zu tun) bei der Redaktionskonferenz schlechte Stimmung gibt, könnte sie wahlweise singen oder tanzen oder beides. Die 99 Männer in der Redaktion würden „AUSZIEHEN, AUSZIEHEN!“ gröhlen und sich wundern, wenn sie kurze Zeit später aus den hochmodernen Redaktionsräumen raus müssten und in günstigen Souterrain-Büros in Hamburg-Wilhelmsburg sitzen. Darüber hinaus wäre Helene Fischer als Moderatorin perfekt, um zwingende „Umstrukturierungen“ zu moderieren.

Günter Wallraff

Er war in den 70er Jahren „Der Mann, der beim SPIEGEL Rudolf Augstein“ war. Er deckte damals wirklich unglaubliches auf: Es wurde monatelang an Geschichten gearbeitet und recherchiert, man war meilenweit vom Boulevard entfernt und wirklich an den Menschen interessiert, die man interviewte. Der Skandal erschütterte damals die Republik und ging als SPIEGEL-Affäre in die Annalen ein. Der SPIEGEL hat reagiert: Er ist Vorreiter beim Speed-Journalismus geworden und hat beim letzten Reporter-Preis in der Kategorie „Reportage schneller geschrieben als sein Schatten“ alles abgeräumt. Wichtige Nachrichten, wie die persönliche äußerliche Veränderung eines Chefredakteurs bekommen endlich wieder breiten Raum und bei Interviews wird nachgehakt, wie beim Fliegenfischen mit dem Vorstandsvorsitzenden von Mercedes-Benz. Jetzt sollt Günter Wallraff als Rudolf Augstein zum SPIEGEL zurückkehren und ihn in die Zukunft führen: zurück zu den Wurzeln. Hoffentlich.

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Geschrieben von

siegstyle

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