Wohin mit dem Endlager?

Satire Dschungelcamp? Hamburger Schanzenviertel? Oder lieber ins Ausland in die Republik freies Wendland? Wir machen uns auf die Suche nach einem Endlager für Atommüll

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Wohin mit dem Endlager?

Foto: Kenzo Tribouillard/AFP/Getty Images

Die Atomenergie-Nation Deutschland sucht für seinen Atommüll schon seit Jahrzehnten händerigend ein geeignetes Endlager. Zunächst dachte man, mit Gorleben drei Asse im Ärmel zu haben. Doch der Salzstock in Niedersachsen rückte vom einstigen Zonenrandgebiet in den Mittelpunkt einer kritischen Nabelschau. Bundesumweltminister Peter „World of Windcraft“ Altmaier lässt nun eilig neue Endlager-Standorte suchen.

Geeignete Standorte wie Nigerianische Müllkippen wurden leider schon verworfen. Stattdessen will man in der Bundesrepublik ein geeignetes Endlager finden. Wir machen hier schon einige interessante Vorschläge.

Berghain

Let’s get the Party started: Die meisten Besucher des Berliner Techno-Tempels sind sowieso total verstrahlt. Auf ein paar Castoren mehr oder weniger kommt es also im Grunde nicht mehr an. Mit dem Türsteher – einem Alt-Berliner Tattoo-Piercing-Monster – hätte man eine Einmannwachschutzarmee vor Ort. Was auch dafür sprechen würde: Die meisten DJs des Berghains sind bei Internet-Sendern sogar im Radio aktiv und legen dort per Live-Stream auf. Auch das würde also passen. Ein Endlager „Berghain“ könnte schon nach einem durchfeierten Wochenende Erkundung ins Genehmigungsverfahren einsteigen, das dann nur noch etwa 128 Jahre dauern würde. Ein echter Hingucker wäre natürlich ein verschwitzer Peter Altmaier, der beim Erkunden mit nackten Oberkörper tanzt und dabei mit dem Armen rotiert wie ein Windrad. Zudem könnte man gleichzeitig für den Feierwütigen Easy-Jetset eine Wiederaufbereitungsanlage einbauen: Wenn sie total abgebrannt sind, werden sie wieder aufbereitet und können mit neuem Geld weiter Party machen. Das erfreut wiederum die örtliche Tourismus-Branche der Hauptstadt. Und was sagen die Spanier dazu: „We call it Aciiiiiiiiiiiiiid!“

Schanzenviertel

Das Hamburger Schanzenviertel würde sich als Endlager geradezu anbieten: Endlich hätte der Hamburger Senat eine Maßnahme gefunden, mit der die Gentrifizierung und die damit verbundene Mietpreisspirale erfolgreich durchbrochen wird. Heerscharen von LOHAS, Hipstern und anderen gut verdienenden Medienmenschen, die auf dem Schulterblatt Fairtrade-Galao für 5,20 Euro schlürfen, würden schleunigst abhauen. Man darf nur nicht den Fehler machen und das Endlager Bio-Endlager nennen. Dann verpufft der gewünschte Effekt, wie Plutoniumnebel in der Mittagssonne. Ansonsten aber machen sich die Ökostrom-Freunde bei einem Endlager mitten im Schanzenviertel sofort aus dem kontaminierten Staub und suchen sich hübsche Hochhaussiedlungen in Wilhelmsburg zum gentrifizieren aus. Die Mieten sinken und stattdessen ziehen wie früher Hartz4-Empfänger, arme Studenten und – das soll es noch geben – echte Hamburger zurück ins Schanzenviertel und strahlen mit dem Endlager um die Wette. Nur dass es in ein paar Jahren Immobilienhaie mit 2 Köpfen gibt, macht dann doch ein wenig stutzig.

Dschungelcamp

„Ein Castor, wer schlechtes dabei denkt!“ (Sonja Zietlow) Bis jetzt wurde das Dschungelcamp als Endlager für Promis der Marke C bis Z genutzt. Zwar fand sich auch da schon der eine oder andere operierte Atombusen im Dschungelcamp ein, aber die Halbwertzeit solchen Mülls tendierte eher in Richtung 2 Wochen und nicht 2000 Jahren. RTL ist von der Idee begeistert: „Wir wollen die Zuschauer abstimmen lassen, welche Castoren das Endlager verlassen müssen.“ Die rausgewählten Atommüllbehälter werden dann nach Deutschland verschifft. „Hier wird der Trash noch mal aufbereitet und dann wieder im Fernsehen eingesetzt: Wir denken an Promi-Frauentausch, Celebrity Big Brother oder ähnliche Formate.“ Aber auch ein Einsatz beim Promi-Dinner scheint möglich, schließlich sind die Castoren so heiß, dass man problemlos ein Spiegelei drauf braten kann. Für medizinische Notfälle, wie die Strahlenkrankheit steht wie gewohnt Dr. Bob zur Verfügung. Und wenn doch was schief geht, werden auf jeden Fall die treuesten Bewohner des Dschungelcamps überleben: die Kakerlaken.

Republik freies Wendland

Eine weitere praktische Möglichkeit: den ganzen Atommüll für viel Geld ins Ausland verklappen. Hier böte sich die Republik freies Wendland geradezu an: Sie liegt nicht weit von Gorleben, was die Transportkosten erheblich verringern würde. Zudem müssten sich die Castor-Gegner nicht umgewöhnen: Sie könnten einfach weiter an Ort und Stelle Gleise blockieren, Menschenketten bilden und sich X-mal wie gewohnt quer stellen. Für beide Seiten also eigentlich eine optimale Lösung. Denn wer will schon von liebgewonnen Gewohnheiten wie Demonstranten verprügeln oder Transportzüge sabotieren ablassen? Niemand!

Garmisch-Partenkirchen

Die CSU gehört seit Jahrzehnten zu den eifrigsten Befürwortern der Atomenergie. Die bayrische Neutronenbombe Franz-Josef Strauß wollte die Bundeswehr sogar mit Atomwaffen bestücken. Und der erste Forschungsreaktor der Bundesrepublik wurde in Garching bei München betrieben. Solch eifrige Atom-Lobbyisten müssten den strahlenden Müll im Grunde mit offenen Armen (wahlweise 3 oder 4 je nach Strahlen induzierter Missgeburt) empfangen. Schließlich hat die CSU und Bayern Deutschland in eine nukleare Zukunft geführt. Ein wunderschöner Alpenort wie Garmisch-Partenkirchen wäre – entschuldigen sie das Wortspiel – Zugspitze! Von den Bergen könnte man aus sicherer Entfernung auf das Endlager Garmisch-Partenkirchen blicken. Der Talkessel wird mit Meterdickem Beton überdacht und damit sicher gegen Terrorangriffe durch Preußen gemacht. Das verschandelt zwar ein wenig die Gegend und mit der Winterolympiade wird es auch nichts, dafür können wagemutige Skifahrer einsame Pisten und Pulverschnee genießen, weil keiner mehr kommt.

Das Haus von Christian Wulff

Im Blog „Ugly German Houses“ bekam die backsteinerne Bleibe von Christian Wulff im beschaulichen Großburgwedel die meisten Likes. Niemand will dort wohnen, außer vielleicht ein paar arme Brennstäbe, die in 100.000 Jahre Rente gehen. Daher wäre das Zuhause von Christian Wulff perfekt. Außerdem weiß man ja immer noch nicht, ob Christian Wulff einige Jahre wo anders wohnt – bei freier Kost und Logis versteht sich. Dann wäre genügend Platz in der 500.000 Euro Herberge. Und selbst wenn Christian Wulff wieder einzieht: Als Single bleiben im jeden Fall einige Räume leer, in die man den einen oder anderen Castor dekorieren kann. Wenn man dann Christian Wulff noch finanzielle Anreize bietet, steht einem Endlager nichts mehr im Wege.

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Geschrieben von

siegstyle

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