Desaströses Ende des Ukraine-Krieges zeichnet sich ab

Wer will denn noch Frieden? Wohl orchestrierte Alles-oder-Nichts-Eskalationen lassen für uns Schlimmes erwarten!

Bei diesem Beitrag handelt es sich um ein Blog aus der Freitag-Community.
Ihre Freitag-Redaktion

Am 24.2 2024 jährt sich der Ukraine-Krieg zum zweiten Mal. Seit Anbeginn verfolge ich die Berichterstattung in den relevanten deutschen Medien.

Ich verzichte heute auf eine kritische Betrachtung der - nach meinem Dafürhalten - in weitem Umfang verbreiteten einseitigen Berichterstattung sowohl über die Gründe, wie es zu diesem unsäglichen Krieg kam, über den Kriegsverlauf und dessen Unterstützung durch immer mehr und immer tödlichere Waffen durch die NATO-Staaten als auch über die mittlerweile erfolgte Aufteilung wirtschaftlicher Interessen auf internationale Großkonzerne im Rahmen des Wiederaufbaus der Ukraine.
Stattdessen möchte ich auf ein wohl orchestriertes Muster der Eskalationen im Rahmen der Forderungen einer bestimmten Gruppe von Personen, Politikern, Parteien und Medien nach immer mehr und immer ausgedehnterer Unterstützung der Ukraine hinweisen, deren - desaströses - Endspiel sich abzuzeichnen beginnt.

Faktum ist, dass trotz immer umfassenderer Waffenlieferungen der Krieg nicht, wie im Rahmen der schrittweisen Forderungen nach immer mehr Waffen gerne vorhergesagt wurde, abgeebbt ist, sondern vielmehr sich intensiviert sowie zu immer mehr Tod und Zerstörung auf beiden Seiten geführt hat.

Die Forderungen nach immer mehr und immer tödlicheren Waffen waren stets verbunden mit - unbewiesenen und bisher nicht eingetretenen bzw. nicht erfüllten Vorhersagen:
- nur so könnten die russischen Stellungen zurückgedrängt werden,
- nur so könnte die Frühjahrsoffensive der Ukraine siegreich sein,
- nur so könnten wir verhindern, dass sich nochmals rd. 10 Mio Ukrainer auf die Flucht zu uns begeben,
- nur so ließe sich ein Sieg Russlands vermeiden,
- ein Sieg Russlands würde uns teurer zu stehen kommen als die Unterstützung der Ukraine u.a. durch Waffenlieferungen, also sind Waffenlieferungen auch für uns eine „gute Investition“,
- nur so könnten wir die weitere Vereinnahmung westlicher NATO-Länder wie des Baltikums oder gar Deutschlands durch Russland vermeiden.


Die Forderungen haben sich nach einem unter Militaristen bekannten Eskalationsschema immer weiter gesteigert. Wurden anfangs nur

- einfache Kriegsgeräte (leichte Waffen) wie Gewehre, Sanitäts-Fahrzeuge, einfache Panzer zur Verteidigung,
- später Panzerhaubitzen (schwerere Waffen) und mindestens modernste Leopard-II-Panzer,
- bald danach modernste Flugabwehr-Systeme,
- schließlich Kampfflugzeuge, Drohnen, Lenkwaffen, Raketen gefordert,
steht jetzt eine für uns mit unabsehbarem Schadenspotential verbundene Ausweitung des Krieges an:
- mittlerweile schwadroniert CDU-Kiesewetter verantwortungslos und unwidersprochen von seinen CDU-Vorturnern vom „Tragen des Krieges nach Russland“ (hat er mittlerweile auch begriffen, dass das größte Problem der Ukraine derzeit und in der (nahen) Zukunft der Mangel an Soldaten ist?) und
- das „Fallen des letzten Tabus“ (d.h. eigene Atomwaffen) verbunden mit dem Schüren der Ängste vor einer „Vereinnahmung Deutschlands durch Russland“ steht nicht nur in der FAZ auf der Agenda.


Der im Gegenzug gegen Russland aufgezogene Wirtschaftskrieg - auch als Sanktionen bezeichnet - hat bisher auch die ursprünglichen Zielsetzungen weit verfehlt, weshalb es unrealistisch ist, von dieser Seite her eine Entspannung des Konfliktes zu erwarten.



In der SZ vom 17.2.2024 wird unter dem vielsagenden, aber irreführendem Titel „Was dem Frieden dient“ bereits von Stefan Kornelius ein entsprechendes Szenario skizziert:

„Die russische Aggression ist kaum aufzuhalten. Kein politischer Appell, kein Sicherheitsabkommen mit Kiew wird die Angriffe beenden. Es gibt nur einen Weg, um dem Einhalt zu gebieten: Putin muss wissen, dass er militärisch verliert.

Wer ist also bereit, seine Streitkräfte tatsächlich in diesem Krieg einzusetzen?

Diese Frage ist alles andere als hypothetisch. Würde der Krieg - wie es zum gängigen Szenario gehört - durch eine Aufnahme der Ukraine in die Nato beendet, wäre die Allianz dann bereit, ihre Soldaten zum Schutz des Bündnisgebietes an die Front zu schicken und für Sicherheit zu sorgen? Sicherheit ist, nach wie vor, ein dehnbarer Begriff. Am Ende aber geht es um Krieg oder Frieden.“


Die Annahme, dass durch sofortige Aufnahme der Ukraine in die NATO der Krieg sofort beendet würde („gängiges Szenario“?), ist ja schon eine gewagte These, zumal Kornelius ja gleich wieder die „Soldaten des Bündnisgebietes an die Front schicken“ will.

Ich nenne das ein „Alles-oder-Nichts-Szenario! Wie verantwortungslos!


Ergänzt wird diese militärische „Alles-oder-Nichts-Schwadroniererei" durch ein Interview der SZ mit Herfried Münkler und Carlo Masala ebenfalls vom 17.2.2024:

Münkler leitet gleich mit einem „Auftrag an Deutschland“ ein: „Haushalt umschichten, kriegstüchtig werden“. Wem Münkler da was wegnehmen will, da hält sich Münkler wohlweislich bedeckt. Aber da haben sich ja schon namhafte Politiker entsprechend geäußert, wer hier Opfer bringen müßte! Und wenn andere EU-Länder da nicht so recht mitziehen wollen, dann müßte eben Deutschland „von vorne führen“. Was für Großmachtfantasien!
Masala ergänzt: „Es ist nicht auszuschließen, dass Russland bei einer begrenzten Invasion auch seinen Nuklearschirm ausdehnen würde. Die nukleare Drohung hemmt uns ja in der Ukraine schon bei der Waffenlieferung massiv.“ Offensichtlich nimmt Masala mittlerweile doch die atomaren Drohungen Russlands ernst. Dank an Kanzler Scholz für seine bisherigen besonnenen, vernünftigen und staatspolitisch verantwortungsbewussten Entscheidungen in diesem Konflikt.
Münkler setzt noch eins drauf: „Putin nutzt die Drohung mit Nuklearwaffen dafür, Spielräume für konventionelle Waffen zu gewinnen. Nuklearwaffen verhindern inzwischen also nicht mehr den konventionellen Krieg, sie sind eine Möglichkeit zu seiner Erweiterung. Darauf gilt es, eine andere Antwort zu finden als die, einfach davor zurückzuweichen.“ Was anderes soll das bedeuten, als dass wir uns auch atomar bewaffnen!
Dass jetzt Macron - unabgestimmt mit den westlichen Verbündeten - auch den Einsatz von Bodentruppen in der Ukraine in die Diskussion gebracht hat, mag zwar derzeit vorwiegend innenpolitisch bedingt sein, zeigt aber auch in eine 8ngute Richtung.


Ich sehe niemanden bei uns, der diesem Wahnsinn noch Einhalt gebieten will und kann! Friedensbewegte, demokratieaffine Politiker, Wissenschaftler, Militärs, Wirtschaftsführer, Religionsführer etc. sind verstummt.


Stattdessen soll zum zweiten Jahrestages des Ukraine-Krieges von den Fraktionen der Ampelparteien eine Bundsetagsresolution an die Ampel-Regierung zur Abstimmung gebracht werden, weitere Waffen an die Ukraine zu liefern - und zwar "Systeme, die weit hinter die russische Frontlinie reichen, um gezielte Angriffe auf strategisch relevante Ziele weit im rückwärtigen Bereich des russischen Aggressors zu ermöglichen" (vgl. SZ vom 20.2.2024).

Weiter wird behauptet: "Der Einsatz derartiger präziser Abstandswaffen zur Landesverteidigung ist mit dem Völkerrecht vereinbar und für den Schutz der Ukraine unverzichtbar." Wie kann man eine solche Behauptung aufstellen, angesichts des - offensichtlich berechtigten - Vorwurfs an Putin, sich über internationale Vereinbarungen hinwegzusetzen, wie es ihm gerade in seinen Kram passt. Will man so der Bevölkerung Sand in die Augen streuen? Das ist unverantwortlich!
Offensichtlich wird dieser Antrag auch so verstanden, den Druck auf Kanzler Scholz zu erhöhen, TAURUS-Lieferungen zuzustimmen. Scholz handelte bisher auch in dieser Waffenfrage besonnen, vernünftig und verantwortungsvoll.


Vor diesem Hintergrund habe ich nur noch eine Hoffnung: Weitsichtige, kriegerischen Auseinandersetzungen grundsätzlich misstrauende Menschen, die weltweit Gehör finden, machen sich Kraft ihres Amtes, ihrer Reputation, ihrer Glaubwürdigkeit, ihrer Integrität, ihrer Ausgewogenheit und sonstiger nützlicher Fähigkeiten und Beziehungen auf den Weg, den Krieg - ggf. schrittweise - zu befrieden. Der Lohn könnte, nach Erlangung des Friedens, die Verleihung des Friedens-Nobelpreises sein.

Dass jetzt Melnyk und Selensky anlässlich des zweiten Jahrestags des Ukrainekrieges Verhandlungen zur Befriedung angemahnt haben, ist jetzt sicherlich nicht auf meinen Vorschlag zum Friedens-Nobelpreis zurückzuführen. Vielmehr kommt der Vorschlag aus purer Not. Selensky und seiner Regierung steht das Wasser bis zum Hals:: mitlitärisch, politisch und wirtschaftlich!
Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.

Was ist Ihre Meinung?
Diskutieren Sie mit.

Kommentare einblenden