Zum Glück gezwungen?

Tabakkonsum nach einem Bericht der Bild-Zeitung soll es künftig auf allen Zigarettenschachteln schockierende Fotos über die Folgen von Tabakkonsum geben. Geht das zu weit?

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Nach einem Bericht der Bild-Zeitung hat sich die europäische Kommission auf eine neue Tabak-Richtlinie verständigt, nach der – neben anderen Regelungen – die Tabakkonzerne verpflichtet werden, auf Vor- und Rückseite der Zigarettenschachteln schockierende Fotos über die Folgen von Tabakkonsum abzudrucken.

Auch wenn man sich an die bereits vorhandenen Warnhinweise gewöhnt hat, wenn man gelernt hat zu akzeptieren, dass da „Rauchen tötet“ steht, auch wenn es viele Raucher gibt, die nicht durch ihren Tabakkonsum, sondern durch andere Ursachen sterben (richtigerweise sollte da doch eigentlich stehen: „Rauchen tötet vielleicht“), müsste es doch jetzt genug sein. Wann hört die Bevormundung seitens der Regierung auf? Wie drastisch soll der Eingriff in unsere Freiheit, unsere Süchte so zu befriedigen, wie wir es wollen, noch gehen?

(Ich möchte übrigens, dass die zahlreichen Verkäuferinnen und Verkäufer in den Kiosken nicht vergessen werden, die bald ihre komplette Arbeitszeit vor einer Wand von kleinen Schreckensbildchen verbringen müssen.)

In Deutschland und in Europa sind wir es schon lange gewöhnt, dass der Staat unser Konsumverhalten manipuliert: Wenn es dem Staat nicht passt, dass wir rauchen, dann erhöht er die Tabaksteuer oder schreibt eben Warnhinweise oder schockierende Fotos vor, wenn der Staat findet, dass wir zu viel Auto fahren, dann erhöht er die Sprit-Steuer, wenn der Staat gefallen an erneuerbaren Energien findet, dann subventioniert er sie, auf unsere Kosten.

Vielleicht sollten wir von den Amerikanern lernen. Deren Verhältnis zum Staat ist von einem Misstrauen geprägt, welches wir uns nur schwer vorstellen können. Der Amerikaner möchte selbst entscheiden, wie viel Auto er fährt, er möchte selbst entscheiden, welche Energie er benutzt, er möchte auch selbst entscheiden, ob er eine Krankenversicherung abschließt oder nicht. Der Staat soll sich da bitte schön heraushalten. Diese Freiheitsliebe ist ein ganz wesentlicher Grund, warum es Barack Obama in Amerika so schwer hat, während die Europäer, insbesondere die Deutschen, ihn immer noch lieben.

Sollten wir diese Freiheit gegenüber dem Staat nicht auch einfordern. Sollte es uns nicht, ebenso wie in Amerika, überlassen bleiben, ob wir aus Gründen des Umweltschutzes unser Auto stehen lassen oder erneuerbare Energie benutzen? Sollten wir nicht selbst entscheiden, ob wir unsere Gesundheit schützen und das Rauchen aufgeben? Sollte der Staat nicht endlich aufhören dazwischenzufunken, mit Steuern, Warnhinweisen oder schockierenden Fotos?

Meine Antwort ist nein! Denn die Umwelt ist ebenso wie die Gesundheit ein Wert, der uns alle angeht. Der Autofahrer, der selbst zum Bäcker mit dem Auto fährt, oder der Nutzer von Atomstrom: Diese Menschen zerstören nicht nur ihre Umwelt, sie zerstören unser aller Umwelt. Und der Raucher nimmt, wenn er krank wird, unser Gesundheitssystem in Anspruch. Was uns alle angeht, kann der Staat auch regeln. Ob die schockierenden Fotos nicht dennoch zu weit gehen, dass wird man beurteilen müssen, wenn sie Realität geworden sind.

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