Fakten und Fakenews sind relativ

Religionsmonitor Medien und Wissenschaftler können schnell in Ungnade fallen, sobald Ergebnisse nicht das Weltbild der Leser bestätigen. So geschehen in der Religionsmonitorstudie 2017.

Bei diesem Beitrag handelt es sich um ein Blog aus der Freitag-Community.
Ihre Freitag-Redaktion

Zunächst einmal die guten Nachrichten. Die Religionsmonitor-Studie 2017 stellt eine positive Arbeitsmarktintegration in Deutschland lebender Muslime fest. Die Erwerbsbeteiligung von Muslimen unterscheidet sich nicht vom Bundesschnitt. Außerdem gehören Freundschaften zwischen Muslimen und Nichtmuslimen zur gelebten Realität. 84 Prozent der in Deutschland geborenen Muslime verbringen ihre Freizeit mit Nichtmuslimen. Soweit, so gut.

Unmittelbar nach Veröffentlichung der Studie, werden in den Kommentarspalten von den üblichen Verdächtigen, die Studienergebnisse angezweifelt. Der Zuspruch ist groß. Frei nach dem Motto: „Es kann nicht sein, was nicht sein darf.“ Zu lesen sind Sätze wie "Traue keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast". Alternativ wird die Bertelsmann-Stiftung als Herausgeber der Studie, mit einem Wort als "Märchenerzähler" abgekanzelt. Soweit, so schlecht.

Fake-Wissenschaft?

Bei negativen Integrationsergebnissen, wäre die Studie von den gleichen Personen höchstwahrscheinlich bejubelt worden, ohne die Studienergebnisse auch nur ansatzweise anzuzweifeln. Frei nach Motto: „Wir haben es schon immer gewusst!“

Die Reaktionen zeigen einmal mehr, dass manche Menschen mit Fakten nicht überzeugt werden können. Vor allem zeigt es, dass mit Fake-News oder Fake-Wissenschaft nicht unbedingt faktisch falsche Informationen gemeint sind, sondern Ergebnisse, die die eigene Meinung nicht bestätigen. Insofern sind Lügenwissenschaft-Rufe sind nicht weit von Lügenpresse entfernt.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Said Rezek

Said Rezek, Politikwissenschaftler, Blogger und freier Journalist. Schreibe über Medien, Muslime, Migration und Rassismus.

Said Rezek

Was ist Ihre Meinung?
Diskutieren Sie mit.

Kommentare einblenden