Deutsch-spanische Freundschaft

Europa Jährlich sollen 5000 SpanierInnen in deutschen Betrieben ausgebildet werden. Frau von der Leyen und Frau Báñez sprechen von einer „freundschaftlichen Partnerschaft“

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Es lässt sich kaum schöner formulieren: Im Geiste einer freundschaftlichen Partnerschaft sollten die gegenseitigen Kenntnisse verbessert, das voneinander Lernen gefördert werden - mit dem Ziel, Jugendliche in Jobs zu bringen, heißt es auf tagesschau.de. Die spanische Arbeitsministerin Fátima Báñez und ihre deutsche Amtskollegin Ursula von der Leyen, haben jüngst ein Abkommen unterschrieben, das jährlich 5000 SpanierInnen in deutschen Betrieben ausgebildet werden sollen.

Was hier von statten geht ist nicht nur das Ergebnis eines rigorosen Sparzwanges, den die kriselnden Südländer hoffnungslos ausgeliefert sind. Deutschland antworte zusätzlich auf den demographischen Wandel. Die Jugendarbeitslosigkeit in Spanien liegt bei über 50 %, es gäbe für die jungen SpanierInnen keinen anderen Ausweg, als ihr Heimatland zu verlassen. Man könne auch von einer verlorenen Generation sprechen. Niemals zuvor gab es so viele junge AkademikerInnen. Die Taktik von Frau Merkel sei dementsprechend alles andere als schlecht. Deutschland werde somit garantierte Einnahmen in das Rentensystem haben. Spanien jedoch stehe vor einem Dilemma. Die Folgen wären fatal. Deutschland lässt das Land ausbluten, wer solle denn nun in das Sozialsystem einzahlen? Wie sehe es in 40 oder 50 Jahren aus? Die Zukunft Spaniens hänge an einem seidenen Faden. Die Zukunft der europäischen Union auch, denn seit längerem kommen immer mehr gut ausgebildete junge Menschen aus Griechenland, Italien, Portugal nach Deutschland, um im mächtigsten Euro-Land ihre Zukunft sichern zu können.

Vorsicht geboten!

Allerdings könnte die freundschaftliche Empfängnis der Deutschen ein böses Erwachen haben. Das Nord-Süd-Gefälle werde rasant zu nehmen, auch die Gefahr vor einem Anstieg des nationalen Gedankenguts, sowie die Ausgrenzung gegenüber Migrantenkindern. Der Konkurrenzdruck wächst. Gerade bei Jugendlichen, die keinen Schul- bzw. einen Hauptschulabschluss haben, stehen nun vor dem Problem, überhaupt keine Ausbildungsstelle mehr zu erhalten.

Hierbei erkennt man wieder das Versagen von SPD und Grünen, die bedingungslos Frau Merkels Austeritätspolitik unterstützten. Diesen Prozess der Arbeitsplatzbeschaffung hätte verhindert werden können. Zu spät komme nun der Vorstoß von europäischen Linken mit ihrer Initiative, Europa geht anders. Auch wenn dieser Ansatz richtig sei, genaue Ziele zur Umsetzung lassen die AutorInnen außen vor. Der (deutsch)-kapitalistische Siegeszug ist somit nicht aufzuhalten. Bleibt nur zu Hoffen, dass die düsteren Zukunftsszenarien in dem Maße nicht eintreffen.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Stefan Simon

Journalist in Süd-Ost-Niedersachsen, kommt aber eigentlich aus Süd-Hessen. Schreibt jetzt wöchentlich über politische und gesellschaftliche Themen.

Stefan Simon

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