Mein FILMTIPP des MONATS

Alltagsgeschichte E i n d e u t s c h e r B o x e r, 3sat, Mediathek, Dokumentarfilm von Eric Friedler, Deutschland, produziert im Jahr 8 v. N.N, (Jahr 8 vor der Neuen Normalität)

Bei diesem Beitrag handelt es sich um ein Blog aus der Freitag-Community.
Ihre Freitag-Redaktion

"Ein deutscher Boxer" ist ein toll vorgestelltes Stück deutsche Geschichte, ich schau's mit glatt nochmal an, eine echte Perle von Dok-Film. Ein spannender Lehrfilm, für die dominierende Milieu -Linke, jene Yuppie-Linke, die den Begriff Klasse primär mit der Phase vor dem Kurssystem der Oberstufe verbindet.
Ja, auch ich staunte dort über Einiges Bauklötze, bin ich doch selbst "Yuppie" im Vergleich zu dem, wie Charly Graf aufgewachsen ist. Als armes Kind unter armen Kindern, als schwarzes Kind seiner Mutter und der 50er Jahre.
Ich wusste nicht, dass es solche Viertel gab, in den 70ern noch gab, wie Mannheim Benz-Baracken. RTL II Fans haben mir da vermutlich etwas voraus.
Dabei litt meine Mutter unter unserem Wohnghetto, in der 11. Etage eines Hochhauses und rund herum, in der konservativen Kleinstadt als "Ghetto", als "Sozialsiedlung" verschrien.....

Die Begegnung Peter-Jürgen Boock - Charly Graf in Stammheim,
die Begegnung von "Terrorist" und "Zuhälter", von Linksintellektuellem und Boxer, der den Kampf auf der Straße lernte, lernte Probleme mit der Faust zu lösen.
Die verschiedenen Weltsichten aus verschiedenen Welten.
Was hat der dort gezeigte Boock einer Yuppie-Linken voraus? Er spricht - erfolgreich - mit so einem Unberührbaren, der ein Kind unserer Klasse ist. Interessant auch, im alten Benz - Baracken - Ghetto - Milieu spielen die Klassenverhältnisse die Hauptrolle, nicht die Hautfarbe. Die kommt für Charly Graf erst in den normalen und besseren Vierteln als Belastung hinzu, die schwarze Hautfarbe, die er eine Weile lang abstreifen, mit weißer Creme loswerden möchte. Der Rassismus der weißen Mehrheitsgesellschaft ist im Ghetto nicht vorhanden, weiße und schwarze Kinder sind im Ghetto gleich, ihr Leben ist gleich, die Spielregeln sind gleich.
Zur Rolle des Boxsports, als Aufstiegschance und Untergangsoption zugleich, Managern, die mit Boxern ähnlich umgehen wie Zuhälter, zur Verbindung zum Rotlichtmilieu, das schaut man sich selbst an...
Bob Dylans "Who killed Davey Moore" passt hier erschreckend gut, nicht nur für die USA.
Was für ein Film, was für eine Doku, in allerbester Doku-Tradition.
Ein Film in der Tradition von Arbeiterliteratur und Arbeiterkino.
Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.

Was ist Ihre Meinung?
Diskutieren Sie mit.

Kommentare einblenden