Achtung, Ansteckungsgefahr!

Netzgeschichten Schweinegrippe und kein Ende: Zum Glück lässt sich das virale Prinzip des Netzes wunderbar zur Immunisierung gegen Hysterie nutzen. Tenor Leo Wundergut macht den Anfang

Das Beruhigende an Viren: Sie haben ein höchst effizientes System entwickelt, um sich zu verbreiten und zu vermehren. Deshalb eignen sie sich für ­gewisse Akteure der Öffentlichkeitsherstellung ganz wunderbar, um alarmis­tische Schlagzeilen auf Titelseiten zu drucken. Das Bedrohliche am Viren-Prinzip: Im Internet lässt sich das virale System ganz gut zur Immunisierung nutzen. Zwar hat es etwas gedauert, bis ein brauchbares Abwehrfilmchen zur gegenwärtigen Schweine­grippen-Hysterie entwickelt wurde, aber mittlerweile verbreitet es sich ganz ordentlich.

Über 100.000 Aufrufe verbucht der ­Tenor Leo Wundergut im Videokanal Youtube bereits für seinen Song „Kein Schwein steckt mich an, keine Sau infiziert sich bei mir“. Im Filmchen der Persiflage von Max Raabes „Kein Schwein ruft mich an, keine Sau interessiert sich für mich“ hat der menschliche Überträger des bös­artigen Virus H1N1 ein lustiges Schweine-Masken-Köpfchen und wird mit Wassersprühern abgewehrt. Selbstverständlich kann ein Blatt wie Bild das nun nicht einfach hinnehmen und fragte prompt: „Darf man sich so über die Schweinegrippe lustig machen?“ Ein moralisches Problemchen, das die Zeitung ansonsten gerne bei Adolf ­Hitler aufwirft und in jedem Falle mit einem empörten „aber klar“ beantwortet werden darf. Anlass dazu gibt nicht so sehr die Krankheit als vielmehr der Fakten-Stand der Lage: Keiner der virologischen Experten weiß so genau, ob der Impfstoff nun hilft und wenn ja, in welcher Zusammensetzung, falls er und ein Impf-Arzt denn überhaupt verfügbar wären für die Allgemeinheit.

Brauchbare Aufklärung liefern eher die geschätzen britischen Freunde in gewohnter „How To“-Service-Erziehung, ebenfalls mit einem Filmchen. Devise: „Catch It, Bin It, Kill It“ – ins Taschentuch niesen, also auffangen, im Mülleimer entsorgen und dann beim Händewaschen töten. Damit sich darüber nun niemand lustig macht, zeigt das Video einen Mann im Aufzug, der sich nicht daran hält und von der automatischen Stockwerk-Ansage im Aufzug an den Pranger gestellt wird: „Sie fahren nach unten. Denn dieser Mann in der blauen Jacke hat seine Viren überall verteilt. Ja, mit ihnen allen geht es definitiv abwärts.“

Tenor Leo Wundergut nähme auch das sportlich. Angst hat er nur vor einer Sache, wie er in einem Interview mit jungemedien-hamburg.de verraten hat: „Am gefährlichsten ist das Leben selber. Es ist eine sexuell übertragbare Krankheit mit hundertprozentiger Sterblichkeit“.

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Geschrieben von

Susanne Lang

Freie Redakteurin und Autorin.Zuvor Besondere Aufgaben/Ressortleitung Alltag beim Freitag

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