Vom Arbeiterkind zum Außenpolitiker im Parlament

Bundestag „Die Krisen, Kriege und Konflikte der Welt, die interessieren sich nicht für unsere Sommerpause“, sagte der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses, Michael Roth (SPD), im Gespräch bei „bwg sitzungswoche Sprechstunde“ in der StäV in Berlin.

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Aber zum Sommerbeginn und vor Weihnachten seien Wochen für die Abgeordneten, „wo alles zusammenkommt“, erklärte er Diana Scholl vom Bundesverband Deutsche Berufsförderungswerke (BFW), die den Diplom-Politologen aus dem Wahlkreis Bad Hersfeld/Werra ,Michael Roth, in diesem Gespräch befragte. Nachdem er in der großen Koalition als Staatssekretär im Auswärtigen Amt gewirkt hat, ist er jetzt als Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses bei seinem Thema der Außenpolitik geblieben.

Seit 1998 ist Roth im Bundestag, doch immer mit dem Ziel Berlin. Zu seinem Start war der Bundestag allerdings noch in Bonn und er überbrückte die Zeit in etlichen Wohnungen und Hotels in Köln. Doch in Berlin ist er mit seiner Arbeit zufrieden: „Es ist immer dann am schönsten, wenn man eine Arbeit machen kann, die einen erfüllt.“

Seine Lebensplanung hatte eine Karriere als Berufspolitiker eigentlich nicht vorgesehen, aber schon als Schülersprecher habe er sich gerne eingemischt wegen der Nachteiler für Schüler*innen, die nicht aus einem belesenen Haushalt stammten, und sei dann von Älteren aufgefordert worden, doch mal bei den Jusos mitzumachen. Er stamme, so Roth, aus einem klassischen Arbeiterhaushalt mit SPD-Geschichte, und sei der erste in der Familie gewesen, der studieren konnte. Sozialer Aufstieg sei aber nach seiner Beobachtung nur in wenigen Branchen möglich, am ehesten noch in der Politik.

Sein Wahlkreis lag mit Bad Hersfeld und seinem Geburtsort Heringen direkt an der Grenze zur DDR, die Grenzöffnung 1989 hat er daher als besonderes Ereignis erlebt. Am Anfang seiner Politikerkarriere war die Arbeitslosigkeit für den seit 25 Jahren im Bundestag tätigen Politiker das Thema, heute sind es Fachkräftemangel, Migration und Flucht. In seinem Wahlkreis gebe es dazu die Themen Kali-Bergbau und Stromtrassen.

Die Außen- und Sicherheitspolitik sei nicht nur das Privileg der Regierung, sondern auch der Bundestagsabgeordneten, sagte der Ausschussvorsitzende, dessen Interesse sich von Frankreich inzwischen mehr zu Osteuropa orientiert hat. Endlich sei „ein Spalt offen in der EU für Moldau und die Ukraine“, meinte er.

Er findet es nicht richtig, andere Regierungen, wie Russland oder die Türkei für ihre Politik oder Großbritannien für den Brexit aus diplomatischen Gründen nicht zu kritisieren. „Die werden uns deshalb nicht mehr achten“, meinte der SPD-Außenpolitiker.

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Die Veranstaltungsreihe „bwg sitzungswoche – Sprechstunde“ ist eine Kooperation von bwg Berliner Wirtschaftsgespräche, sitzungswoche Unabhängiges Netzwerk für Politik, Wirtschaft und Medien, StäV Ständige Vertretung Berlin, Wöllhaf Gruppe und OSI Club mit Unterstützung von Studio Schiffbauerdamm, Landau Media und berlin bubble.

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Geschrieben von

Susanne Stracke-Neumann

Susanne Stracke-Neumann ist freie Journalistin. Für die meko factory berichtet sie über Veranstaltungen.

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