Als Energiepolitiker überzeugt von der Ampel

Energiewende „Die Koalition ist besser als ihr Ruf“, sagt der SPD-Bundestagsabgeordnete Timon Gremmels aus Kassel. Als Energiepolitiker sei er überzeugt von der Ampel, die gleich eine große Reform des Erneuerbaren-Energien-Gesetzes vorgelegt habe.

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Das Thema Energie zieht sich wie ein roter Faden durch den Lebenslauf des SPD-Abgeordneten Timon Gremmels aus dem Wahlkreis Kassel. Durch den Atomunfall von Tschernobyl begann er sich als Elfjähriger für Politik zu interessieren, berichtete Gremmels in der Veranstaltungsreihe „bwg sitzungswoche Sprechstunde“ in der „Ständigen Vertretung“. Als Referent der SPD-Landtagsfraktion kümmerte er sich nach dem Studium der Politikwissenschaft ebenfalls um Energiefragen. Als Landtagabgeordneter war er energiepolitischer Sprecher seiner Fraktion. Seit 2017 sitzt er im Bundestag und ist Mitglied des Ausschusses für Klimaschutz und Energie und zurzeit Berichterstatter für das Gebäudeenergie-Gesetz. Auch sein Ausflug in die Wirtschaft hatte mit Energie zu tun: Er arbeitete bei einem Solarproduzenten in seinem Heimatort Niestetal.

Moderatorin Diana Scholl vom Bundesverband Deutsche Berufsförderungswerke (BFW) bat um drei konkrete Punkte, die er bei den Ampel-Kompromissen hervorheben wolle. Gremmels zählte die Verbindung von Infrastrukturprojekten wie Autobahnausbau mit Solarenergie, die Kopplung von LKW-Maut und Schienenausbau sowie die jetzt mögliche Bündelung von Ausgleichmaßnahmen im Naturschutz.

Wenig überzeugend fand er den Einsatz der FDP für E-Fuels im Individualverkehr. Dafür habe er auch von den Beschäftigten des großen VW-Werks Kassel-Baunatal in seinem Wahlkreis keine Unterstützung gehört. Dort setze man auf die Elektromobilität. Für ihn bietet die notwendige Transformation der Wirtschaft auch die Chance zu neuen Arbeitsplätzen. Produkte der Zukunft im Energiesektor wie Wärmepumpen oder Photovoltaikmodule müssten wieder in Deutschland hergestellt werden, um die Wertschöpfungskette im Land zu behalten.

Es dürfe nicht noch einmal eine solche Abhängigkeit von einem Energielieferanten entstehen, wie es mit Russland gegeben war. Spätestens seit Besetzung der Krim sei diese Energiepolitik ein Fehler gewesen. Das müsse man offen eingestehen. Daraus hätte die Ampel die Lehre gezogen und diversifiziert. Bei der künftigen Energiepolitik zum Beispiel beim Wasserstoff müsse neue einseitige Abhängigkeit verhindert werden. Deshalb trete er in seinem Wahlkreis für Windräder ein, auch wenn ihm der Protest teils lautstark entgegengerufen werde.

Beim Tempo der energetischen Wohngebäudesanierung dürfe man die Menschen nicht überfordern, Wohnen müsse bezahlbar bleiben. Durch Mieterstrom mit Solaranlagen auf dem Balkon könnten auch weniger Betuchte an den Vorteilen der Energiewende partizipieren. Die schnelle Umsetzung der geplanten Infrastruktursanierungen müssten den Leuten vor Ort Ergebnisse vor Augen führen, sagte Gremmels und nannte für seinen Wahlkreis etwa eine reparaturbedürftige Brücke. Seine Arbeit als Kreisrat seit über 20 Jahren und die vielen Kontakte im Wahlkreis, zum Beispiel in fast 30 Vereinen, helfen ihm dabei, seine „Berlin-Brille“ abzulegen und zu erleben, was aus der Berliner Politik denn bei den Leuten wirklich ankomme und als wichtig erachtet werde.

Aber in den nächsten Monaten werden den hessischen SPD-Politiker nicht nur Energiewende, Wirtschaftstransformation und Wahlkreisprobleme beschäftigten, sondern auch der Wahlkampf mit Nancy Faeser um das Ministerpräsidentenamt. Als stellvertretender Landesvorsitzender will er seinen Beitrag dazu leisten, die CDU nach 25 Jahren von der Regierung abzulösen. Die gerade gewonnene Oberbürgermeisterwahl in Frankfurt sieht er als ermutigenden Auftakt. Und, wie er freimütig zugibt, auf den Wahlkampf freue er sich schon: „Wahlkampf macht mir Spaß, da ist man nahe bei den Leuten.“

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Die Veranstaltungsreihe „bwg sitzungswoche – Sprechstunde“ ist eine Kooperation von bwg Berliner Wirtschaftsgespräche, sitzungswoche Unabhängiges Netzwerk für Politik, Wirtschaft und Medien, StäV Ständige Vertretung Berlin, Wöllhaf Gruppe und OSI Club mit Unterstützung von Studio Schiffbauerdamm, Landau Media und berlin bubble.

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Geschrieben von

Susanne Stracke-Neumann

Susanne Stracke-Neumann ist freie Journalistin. Für die meko factory berichtet sie über Veranstaltungen.

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