Oslo Der Prozess - Anders Behring Breivik25/1

Gerichtsverhandlung Tagesbericht

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Freitag, 25.05.2012

25. Prozesstag, Teil 1

Der erste Zeuge ist Adrian Pracon (22). Pracon wurde einmal in die Schulter geschossen, während er an der Südspitze auf Utøya war. Er schrieb ein Buch über die Erfahrung des Sommer-Camps.

ABB hatte ausgesagt, dass er auf Utøya war, um "so viele Menschen wie möglich zu töten" und dass seine sogenannten "Follow-up-Schuss" (Nachfolge-Schüsse) dazu gedacht waren, sicherzustellen, dass seine Opfer tot waren.

Pracon, der als einer der letzten auf Utøya angeschossen wurde, hörte letzte Woche Breiviks Erklärung, warum er ihn nicht tötete.

"Als ich ihn sah, sah ich mich in vielerlei Hinsicht. Er sah aus wie ein rechtsextremer Mensch. Ich denke, das war wohl der Grund, warum ich ihn nicht tötete", erklärte der des Terrors Verdächtige.

"Wir haben wenig Zeit", sagt Richterin Arntzen und bittet die Staatsanwaltschaft, die Zahl der Fragen zu begrenzen.

"Monica Bosei berichtete von der Explosion in Oslo. Wir arbeiteten mit Handys und Computern, um Informationen darüber zu bekommen, was geschehen war. Nach dem Verlassen des Cafés erfuhr ich, dass ein Polizist auf dem Weg über die Insel war. Draußen traf ich jemanden, der mein Handy ausleihen wollte. In dem Moment, als er auflegte, hörten wir die ersten Schüsse. Es klang wie ein Hammer gegen eine Stahlplatte, so dass ich es nicht so ernst nahm, es ist nicht ungewöhnlich, dass es Probleme auf Utøya gibt.

Ich sah eine Gruppe von Menschen zur Mensa laufen, sie riefen "lauf!". Ich blieb stehen. Die Neugier war groß. Ich sah, wie er sich auf die Mensa zu bewegte, und kurz vor der Treppe in die kleine Halle ging ein Mädchen zu ihm. Als sie bei ihm war, zog der Täter die Waffe und schoss auf sie. Sie ging zu Boden. Ich stand dort, sah es und konnte nicht glauben, was ich sah. Da war etwas in seinen Bewegungen, das ein wenig zu real war.

Dann liefen wir, über das Camp zum Waldrand. Viele stolperten über die Zelte. Wir hörten die Kugeln über uns pfeifen. Wir waren möglicherweise eine Gruppe von 50-60 Personen, die durcheinander liefen. An der Südspitze kamen wir aus dem Wald. Ich konnte sehen, dass schon Leute da waren und dass sie begannen, sich auszuziehen. Es fühlte sich an, als sei ich unter den letzten, die an der Südspitze ankamen. Es gab Panik, so entschied ich mich, mit Kleidern ins Wasser zu springen. Das Schwimmen war dadurch zu anstrengend, und nach 50 bis 100 Meter musste ich umdrehen.Es war schwer, mich über Wasser zu halten und ein paar Mal dachte ich, ich würde ertrinken.

Zum Glück ist es flach an der Südspitze, als ich aus dem Wasser kam, gab es zwischen mir und Breivik einige dünne Zweige, die Entfernung betrug etwa fünf bis sechs Meter. Er hatte einen festen Gang und stand auf einem Felsen am Rande des Wassers. Er stand dort und schaute über das Wasser, dann schrie er:

"Ich werde euch alle töten."

Es war das einzige Mal, dass ich Anzeichen von Emotionen bei ihm sah, als er rot im Gesicht wurde und seine Stimme sich fast überschlug.

Ich rief ihm zu: "Nein, nicht schießen." Er hob sein Gewehr an die Wange und zielte. Er stand da und schien, das Ziel zwischen Kopf und Herz abzuwechseln. Ich war überzeugt davon zu sterben. Als es so aussah, als würde er jetzt abdrücken, drehte er sich wortlos auf dem Absatz um und verschwand Richtung Schulhaus.

Ich habe viel darüber nachgedacht, warum er mich nicht erschoss. Ich habe fast auswendig gelernt, was er sagte, dass er mich zum rechten Flügel zugehörig sah, dass er sich in mir wiedererkannte. Das war ein Schock für mich. Ich bin nichts von alledem, was er sagt.

Ich versuchte, die Polizei anzurufen und ließ ein Status-Update auf Facebook : "Ich bin auf Utøya. Ich liebe euch alle." Ich bat einen Freund an Land, Hilfe zu schicken. Ich sah, dass die MS "Thorbjörn" die Insel verließ, und da fühlte es sich an wie: das wars. Ich dachte, jetzt bin ich allein mit einer verrückten Tötungsmaschine.

Ich hatte Kontakt zur Polizei gegen 18:00. Ich erklärte, dass auf Utøya geschossen werde und hörte, dass die Polizei es schon wusste und unterwegs sei. Ich fragte, ob sie mit einem Hubschrauber auf dem Weg seien, und mir wurde gesagt, ja. Ich fragte, was ich tun sollte, da ich ganz allein war. Sie erklärten, dass ich mich verstecken solle, sie kämen zur Insel. Und so machte ich es. Die Südspitze fühlte sich für mich wie der sicherste Ort an, ich blieb dort.

Nach einer Weile kam eine Gruppe junger Leute, vielleicht 20, zur Südspitze. Es war klar, dass sie um ihr Leben rannten. Als sie ankamen, gab es mehrere, die entschlossen waren, zu schwimmen. Andere versteckten sich hinter den Büschen, sie hatten keine Kraft mehr. Gerade zu der Zeit war der Hubschrauber über uns."

"Spracht ihr miteinander?"fragt Staatsanwalt Svein Holden.

"Ich war wirklich nicht begeistert, dass er ein zweites Mal kommen würde. Ich lag noch immer in meinen nassen Kleidern, mir war eiskalt und ich voller Angst, dazu das Geschrei und die Schüsse auf der Insel.

Plötzlich, und es war nur der Bruchteil einer Sekunde, sah ich die Menschen ins Wasser springen und untertauchen. Dann hörte ich "er kommt."Ich war zu müde, um zu fliehen und sah, wie mehrere erschossen wurden.

Er schoss intensiv, bis es ganz still war und es keinen Laut mehr gab. Ich war sicher, dass alle tot waren. Als ich meine Augen öffnete, sah ich die Stiefel des Täters. Plötzlich spürte ich ein unangenehmes Gefühl der Wärme auf der rechten Seite des Gesichts und des Kopfes, und dann fühlte es sich an, als würde mein ganzer Kopf explodieren. Ich bekam einen Schlag. Es war ein Schuss in die Schulter, während ich am Boden lag. Die Kugel streifte meinen Nacken, bevor sie in die linke Schulter traf. Ich dachte, das laute Pfeifen im Ohr sei der Klang des Todes. Aber als ich merkte, dass ich noch am Leben war, versuchte ich, mir einen Überblick zu verschaffen und half einem Mädchen.

Schließlich entdeckten wir andere in den Büschen ringsherum. Überall lagen Körper. Wir warteten nur darauf, abgeholt zu werden. Wir waren wie gelähmt. Ich sah drei schwer bewaffnete Polizisten durch den Wald kommen. Ich hatte große Angst, als ich sie sah, aber sie halfen uns.

"Habt ihr irgendwen festgenommen, habt ihr etwas unternommen?"fragte ich sie. "Ja, wir haben eine Person festgenommen, gibt es noch mehr?" "Nein, nicht soweit ich mich erinnern kann."

Die Polizei winkte ein Boot heran.Das Ausmaß des Massakers begriff ich erst, als ich sah, dass das Wasser um das Boot herum rot war. Wir wurden an Land gebracht, auf Tragen gelegt. Ein Krankenwagen brachte mich ins Krankenhaus. Ich hatte den Eindruck, dass ich nur leicht verletzt wurde. Es tat nicht weh. Ich fragte sie, ob ich anderen helfen könne, aber sie ließen mich nicht. Ich wurde insgesamt fünfmal in die Schulter getroffen.

"Wie ist es jetzt mit der Schulter?"

"Es ist schwierig, die Schulter ist geschwächt. Es ist schmerzhaft, die Bewegung ist eingeschränkt. Doch ich habe unglaubliches Glück gehabt, ich versuche, es so zu sehen. Aber es ist eine große, hässliche Narbe, und es benötigt viel Training. Und mental ist es schwer."

Verteidigerin Vibeke Hein Bæra fragt: "Du hast den Angeklagten aus der Nähe gesehen, dreimal. Kannst du uns sagen, was du dachtest, als du ihn am Café zum ersten Mal sahst?"

"Ich sah ganz deutlich, wie er sich bewegte. Das war wohl der Grund, warum es so real zu sein schien. Es gab Bewegungen, die kräftig waren, aber dennoch kontrolliert. Er war entschlossen, ging mit langen Schritten, ging schnell, aber fest. Die Art, mit der er um sich sah, er war auf eine Sache konzentriert, wie mit einem Tunnelblick. Er sah mich nicht, er ging an mir vorbei, er war begierig, dorthin zu kommen, wo viele Menschen waren. Er war kalt, ruhig und beherrscht."

"Hörtest Du ihn etwas sagen?"

"Ich habe nichts gehört."

"Wie war es an der Südspitze, als er nicht auf dich schoss?"

"Er trat ruhig, aber bestimmt auf. Erst als er schrie, war ich ein wenig in Angst, zuerst war er blass im Gesicht, dann, als er schrie, wurde er rot. Als er seine Waffe auf mich richtete, fühlte ich, dass er Blickkontakt hatte, bevor er die Augen schloss und danach begann, zu zielen. Es sah so aus, als mache er eine Berechnung. Als er sich umdrehte, gab es kein Zögern, fast militärisch."

"Du sagtest, es schien, als ob er zwischen Kopf und Herz abwechselte."

"Es kann so gewesen sein, denn es gab Bewegung. Es kann aufgrund der Beobachtungen gewesen sein, aber auch, weil ich es für mich so empfand."

Lippestad fragt, welche Kleidung er trug, als er im Wasser war. Pracon beschreibt ein T-Shirt, eine dunkle Trekking-Hose, ähnlich einer Jagdhose und Wanderschuhe.

"Wie wirken sich die Schulterverletzungen aus?"

"Sie wird nie wieder dieselbe sein. Manchmal kämpfe ich sehr mit den psychologischen Nachwirkungen."

Einer der Opferanwälte fragt, warum er sich so oft in den Medien präsentierte.

"Nach dem ersten Interview, das noch in der gleichen Nacht war, fühlte ich, dass es mir half. Jedes Mal wenn ich darüber sprach, spürte ich, dass es half. Es war einfacher mit der Presse darüber zu sprechen als mit engen Freunden. Ich fühlte, dass es half, aber es hatte auch seinen Preis.

Ich würde sagen, dass Breivik einen Fehler machte, als er mich verschonte. Denn ich sehe jetzt, wie wichtig Politik ist. Die AUF ist Arbeit von Herzen, und es ist etwas, was ich weiter machen werde."

Breivik möchte sich zu dieser Aussage äußern.

"Es war meine Entscheidung, zur Südspitze zu gehen. Ich weiß nicht, was er in Interviews sagte, aber was er hier sagte, ist so, wie ich mich erinnere. Es war keine Emotion oder Wut, mit der ich rief, es waren taktische Anweisungen, ein berechneter psychologischer Angriff, ein Versuch, diejenigen zu demoralisieren, die dort schwammen und so die Chance zu erhöhen, dass sie ertrinken."

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Der nächste Zeuge ist ein Polizeibeamter (31) aus dem nördlichen Bezirk Buskerud, einer der beiden, die zuerst nach Utøya kamen. Im polizeieigenen Bericht beschrieb er das "hoffnungslose Gefühl, 650 Meter von Utøya entfernt zu sein und nichts tun zu können."

"Am 22. Juli waren wir, eine Reihe von Kolleginnen und Kollegen, auf der Wache versammelt, um die Nachrichten über den Bombenanschlag in Oslo zu verfolgen. Um die Zeit von etwa 17:26 bis 17:27 kamen eine Vielzahl von Notrufen aus Utøya. Ich bin bei der UEH, ausgebildeter Polizeibeamter, mit mehr Unterrichtsstunden als übliche Beamte.

Ich bekam die Meldung, dass auf Utøya geschossen wird.

Die Situation wurde schnell hektisch und unübersichtlich. Ich lief ins Büro, wo ich meinen Schutz habe, und ich las die UEH Warnungen auf meinem privaten Handy. "Schießen ist im Gange, treffen uns in 08". Das ist der Code für Hønefoss Polizeistation.

Wir trafen uns im Keller der Polizeistation, vier andere und ich. Dort sind Lager für Ausrüstung und Waffen. Wir koppelten einen Bootsanhänger mit Boot ans Auto. Es war ein rotes Schlauchboot. Wir sprangen ins Auto und fuhren in Richtung Utøya."

Richterin Wenche Arntzen unterbricht die Erklärung, und bittet den Polizisten, nur die wichtigsten Ereignisse zu nennen.

"Wir bekamen die Nachricht über das Schießen auf Utøya um 17:26. Auf dem Weg rief mein Kollege zuhause an und sagte, dass er nicht zum Abendessen käme. Da war es 17:33."

"Nach den ersten Anrufen bis zu dem Zeitpunkt, als du dich auf den Weg machtest, vergingen etwa sieben Minuten?" fragt Staatsanwalt Holden.

"Ja. Ich hatte keine klare Vorstellung davon, wie weit entfernt Utøya liegt. Ich arbeite in diesem Polizei-Bezirk seit sechs Jahren, aber Tyrifjorden ist normalerweise ein ruhiger Ort. Schon zu dieser Zeit war der Polizei gesagt worden, dass der Mann, der auf Utøya schießt, eine Polizeiuniform trug. Wir sagten es der Delta Squad [Notfall Kader].

"Warum benachrichtigtet ihr Delta?"

"Basierend auf der Nachricht, dass eine Person über die Insel geht und auf Menschen schießt, handelte es sich um eine verschärfte Situation. In einer solchen Lage ist der Notfall-Kader mit Abstand die beste Organisation, um an solchen Operationen beteiligt zu werden.

Ich bat die Einsatzzentrale um die Telefonnummer von einem derjenigen, die einen Notrufe getätigt hatten, um mit jemandem auf Utøya in Verbindung bleiben zu können. Ich bekam einen Anschluss zu einem Jungen oder jungen Mann. Er sagte, er wurde in die Schulter geschossen und dass er sich versteckt hielt. Ich schloss mit den Worten: "bleib versteckt, bleib im Verborgenen, wir sind unterwegs.".

Ich sah dichten Rauch von einer der Inseln im Tyrifjord. Ich dachte, "das muss Utøya sein". Der Rauch kam aus dem Weißen Haus auf der Hauptinsel. Es sah aus, als ob es in dem Gebäude brannte. Wir meldeten es der Einsatzzentrale, als wir noch im Auto waren. Diese Informationen wurden um 17:52 aufgezeichnet.

Wir fanden uns plötzlich in einem schmalen Bereich, als uns klar wurde, womit wir auf Utøya konfrontiert sein würden. Wir fühlten, dass wir stark bleiben mussten. Dann gingen wir zu Fuß hinunter. Es gab eine Anzahl von Autos, einschließlich Breiviks Auto. Es gab zunächst keine anderen Menschen dort. Wir hörten Schüsse und es knallte. Wir sahen auch, dass Menschen herüber schwammen, vor allem von der nördlichen und der südlichen Spitze der Insel. Wir sahen, neue Leute hinzu kommen. Immer mehr schwammen uns entgegen.

Wir sahen das Holzboot "Reiulf", mit vielen Menschen an Bord. Wir riefen "Polizei, kommt her, kommt her!", um sie in Sicherheit zu bringen. Sie kamen nur langsam vorwärts. Als wir riefen, weinten einige im Boot, und es begann nach Süden abzudrehen, weg von uns.

Schließlich wurde deutlich, dass zwei Waffen auf Utøya benutzt wurden. Eine von ihnen war größer als die andere. Aber ich hörte nie, dass mit beiden gleichzeitig geschossen wurde.

Ich war mehr über die Fähigkeiten des Täters, als über die Anzahl der Täter besorgt, vor allem mit Blick auf das, was in Oslo geschehen war und in Anbetracht der Tatsache, dass er eine Polizeiuniform trug. Es gab keine wilde Schießerei. Es gab viele Schüsse, aber sie waren sehr ruhig. Ich hatte den Eindruck, dass eine ruhige und beherrschte Person verantwortlich war. Vielleicht konnte das bedeuten, dass er ausgebildet und sicher war.

Ich wusste nicht, ob Utvika ein sicherer Ort war, um eine Rettungsaktion für Utøya zu starten. Ich sah, dass es am Pier von Utøya keine gute Möglichkeit zum Verstecken gab. Warum die Entscheidung auf Storøya fiel, kann ich nicht erklären.

Zehn Personen stiegen aus dem Boot "Reiulf." Keiner von ihnen war schwer verletzt, aber einem Mädchen war ins Bein geschossen worden. Sie waren natürlich sehr aufgeregt. Sie waren auch ziemlich skeptisch mir gegenüber, so habe ich ihnen versichert, dass ich Polizist bin. Ich wollte sie weg von der Küste haben, um zu vermeiden, dass sie wieder zum Ziel werden, und musste wirklich laut werden dafür. Ich dachte danach, dass ich vielleicht ein wenig zu hart zu ihnen war, aber ich musste sehr deutlich werden, um die Menschen dort weg zu bewegen.

Wir fuhren zu einem Bauernhof, dort sah ich eine ganze Anzahl von Booten. Ich bat den Besitzer nach Storøya zu fahren, weil der Notfall-Kader Boote brauchte. Er sagte, er verfüge nicht über genügend Kraftstoff. Dann gab es zwei weitere Boote, und ich bat auch sie nach Storøya zu fahren. Sie gaben Vollgas, ohne zu fragen, warum. Ich glaube, das war so gegen 18:15.

Holden fragt, ob es angemessen war, dass die Polizisten versuchten zu vermitteln. "Ich war ganz allein zu der Zeit, mein Kollege und ich waren eingeteilt, ohne jegliche Kommunikation zwischen uns. Mein einziger Gedanke war, Boote zum Notfall-Kader zu bekommen. Über die Telefonverbindung zur Insel bekamen die Polizisten gesagt, dass der Täter sich ergeben wolle. Aber dann hörte ich wieder Schüsse. Kurz danach sahen wir Aktivität an der Südspitze von Utøya. Wir sahen die Schießerei an der Südspitze. Mein Kollege sagte, er sehe, dass der Täter Menschen erschießt. Ich sah, dass eine Person am Ende der Südspitze erschossen wurde. Es waren auch Getötete im Wasser.

Ich wusste nicht, ob der Notfall-Kader auf Utøya gelandet war oder nicht. Kurze Zeit später kam die Meldung, dass eine Person festgenommen wurde. Wir gingen zum Pier, um Verletzte zu empfangen und die Evakuierung vorzubereiten. Wir räumten den Pier.

Dann fuhren wir mit einem Boot nach Utøya. Auf halbem Wege nahmen wir zwei Kinder ins Boot. Wir gingen an der Südspitze an Land und begannen mit Erster Hilfe bei den Schwerstverletzten.

Dann ging ich zum Hang unterhalb des Kjærlighetsstien. Dort waren viele Menschen, aber auch viele Verwundete und Getötete. Wir evakuierten mehrere Verwundete. Darüber hinaus holten wir eine Reihe von Toten aus dem Wasser. Später kam der Auftrag, das zu unterlassen, da alle tot seien, die im Wasser waren.

Ich möchte all die Freiwilligen, die Fahrer der Boote, alle Beteiligten loben. Ich konnte kein Zögern, keinen Zweifel erkennen, auch wenn sie die gleichen schrecklichen Dinge sehen mussten wie wir. Es ist beeindruckend, da sie zivile Freiwillige waren. Dank ihnen war die Evakuierungsphase sehr kurz.Ich blieb auf Utøya bis 06.00 Uhr am Samstagmorgen.

Verteidiger Lippestad fragt, ob es möglich sei, von der Anlegestelle auf Utøya gegenüber zur Seebrücke an Land zu schießen.

"Ich kannte zu der Zeit keine genaue Entfernung, jetzt weiß ich, dass es etwa 670 Meter sind. Schwere Kleinwaffen verfügen über einen großen Wirkungsbereich, eine Zweihandwaffe kann extrem gefährlich sein, selbst auf diese Entfernung."

"Was ist mit den Waffen, die du oder der Notfall-Kader hatten? Hatte Breivik berechtigt Grund, zu befürchten, über das Wasser hinweg getroffen werden zu können?" "Wir waren mit zwei Waffen des Kalibers neun Millimeter bewaffnet. Ich habe kaum mit anderen als mit solchen Waffen geschossen, obwohl die Polizei im allgemeinen viel mächtigere Waffen hat, als die, die ich an diesem Abend zur Verfügung hatte."

"Welchen Eindruck hattest du vom Täter?" "Es war ein ruhiges, rhythmisches Feuern. Ich fand, dass er nicht hektisch schoss."

"Hattest du den Eindruck, er war jemand, der wusste, was er tat?"

"Vor dem Hintergrund, dass ein staatliches Gebäude gesprengt wurde, und dass es einen Mann in Polizeiuniform gab, der Erschießungen durchführte, gab es einen Plan, und es war durchdacht. Die Schussrate vervollständigte das Bild."

"Gab es lange Verzögerungen beim Schießen?"

"Es war eine Zeit lang ruhig, nachdem es hieß, dass der Täter sich ergeben wolle. Dann wurde wieder geschossen."

Die Opferanwältin Siv Hallgren sagt, es gäbe eine Reihe Fragen von Verwandten an die Polizei. Richterin Arntzen bittet Hallgren die Anzahl wegen des straffen Zeitplans zu begrenzen.

Hallgren fragt, warum viele getötete Kinder am Tatort bewegt wurden.

"Viele Menschen waren im Wasser oder in Wassernähe. Es regnete stark, und wir dachten, dass wir sie aus dem Wasser holen mussten. Das war der Grund für die Bewegung der einzelnen Opfer."

"Hast du Boote auf dem Utvika Campingplatz gesehen?"

"Ich war nie auf dem Campingplatz. Von unserer Position am Pier konnten wir ihn nicht sehen."

"Wie habt ihr an Land bewertet, nach Utøya hinüber zu kommen?"

"Es ist schwer zu sagen, denn es ist eine Überlegung, die in Absprache mit der Betriebsführung getroffen werden muss. Aber ja, als wir in der Lage waren mit Booten hinüber zu fahren, da war es eine Möglichkeit zu handeln."

Rechtsanwältin Mette Yvonne Larsen fragt, wann die beiden Polizisten auf der Insel ankamen.

"Wir haben jedes Detail bis 17:52 aufgezeichnet, aber wir waren zu der Zeit noch nicht dort."

Larsen fragt, wie die beiden Polizisten eingesetzt wurden.

"Wer hat euch befohlen, was ihr tun solltet?" "Die Reihenfolge kann ich heute nicht wörtlich wiedergeben. Ich sah meine Aufgabe darin, den Täter so schnell wie möglich festzunehmen, Beobachtungen zu machen und diese zu melden, die Situation einzuschätzen, damit Entscheidungen getroffen werden können. In dieser Situation waren die Informationen über das, womit wir konfrontiert wurden, spärlich."

"Was habt ihr beiden gezielt versucht, um so früh wie möglich nach Utøya zu gelangen?"

"Wir hatten keine Gelegenheit, früher hinüber zu gelangen."

Richterin Arntzen unterbricht die Anwältin und wünscht, dass nicht spekuliert wird. Larsen argumentiert, dass dies für die nächsten Angehörigen die einzige Chance sei, durch diese Fragen, die sie sich seit den Terroranschlägen stellten, wieder Vertrauen zu gewinnen.

"Wusstest du, dass es möglich war, auf dem Utvika Campingplatz, 300 Meter entfernt, Boote zu mieten?"

"Das wusste ich nicht. Ich wusste nicht mehr als das, was ich von meinem Standort aus sehen konnte. Es war nicht möglich, entlang der Uferpromenade von der Anlegestelle bis zum Campingplatz zu laufen."

25. Prozesstag Teil 2

aftenposten.no Tag 25

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Geschrieben von

SuzieQ

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