Paralympics dominiert von reichen Ländern

Sport Den materialintensiven Sport dominieren die wohlhabenden Länder, ist das noch Fairplay?

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In Tokio geht es weiter. Die Olympischen Spiele sind vorbei. Diese waren sehr unbeliebt, da diese ausgetragen wurden, obwohl die Infektionszahlen stiegen. In der japanischen Hauptstadt beginnen die Paralympics. Für sie gelten gesundheitspolitisch die gleichen Vorbehalte. Allerdings ist auf gesellschaftspolitischer Ebene das Internationale Paralympics Komitee (IPC), das Gegenstück der Olympischen Spiele, erneut zufrieden mit sich. Schließlich wächst dieser Sport weltweit.

An den Spielen in Tokio nehmen etwa 4.400 Athleten teil. Im Vergleich zum Jahr 2016 in Rio wären das trotz widriger Umstände ungefähr 200 Teilnehmer mehr. Und in Rio wurde der letzte Höchstwert erreicht. Sportler schicken 162 Länder. Tokio bleibt damit ein wenig unter der Bestmarke in London mit 164 Ländern. Dennoch hatten sich aus 168 Ländern Sportler für Tokio qualifiziert, was ein neuer Bestwert gewesen wäre. Allerdings mussten einige Länder wegen der Quarantäneregeln während der Durchreise nach Tokio ihre Teilnahme erneut absagen.

„Tokyo 2020“ nennen sich die Paralympics weiterhin aufgrund der einjährigen Verschiebung aufgrund der Corona-Pandemie. Diese Veranstaltung kann also nach wie vor für Menschen mit Behinderung als eine weitere Rekordausgabe von der größten Sportveranstaltung gelten, so ein Sprecher eines der größten deutschen Sportmagazine, spezialisiert auf Wettanbietervergleiche. Die Absagen aufgrund Corona zeigen jedoch, dass die Paralympics dennoch nicht weltumspannend sind. Craig S., der Sprecher des IPC, sagt, dass die Länder, die abgesagt hätten, insbesondere kleinere Länder aus Ozeanien seien. Diese Länder hätten für die Reise nach Tokio in Japan über Australien einfliegen müssen. Auf dem Hin- und Rückweg hätte diese eine Quarantäne von je zwei Wochen erwartet. Die Länder mit einer kleinen Delegation wie zum Beispiel Fidschi und Vanuatu konnten sich das nicht leisten.

Es kommt hinzu, dass von den Spielen sieben nationale Mitgliedsorganisationen ausgeschlossen worden sind, vor allem da diese die Mitgliedsbeiträge nicht bezahlt haben. Diesen Umstand begründet sich der IPC insbesondere dadurch, dass diese Länder auf die Turniere in letzter Zeit sowieso keine Sportler geschickt hatten. Insgesamt sind 25 Länder laut IPC in Tokio nicht dabei, obwohl diese im Grunde Nationale Paralympische Komitees besitzen. Craig S. sagt, dass es stimme, vor allem seien ärmere Länder betroffen.

Ein Gefälle zwischen Arm und Reich, was im Vergleich zu den Olympischen Spielen viel stärker ausgeprägt ist, offenbaren jedoch nicht nur die Teilnahmezahlen. Innerhalb der Wettbewerbe dokumentieren das auch die Erfolge. Die zehn stärksten Nationen sind neben China, das allein aufgrund der großen Bevölkerung mit 1,4 Milliarden Menschen im Vorteil ist, nur westliche Wohlstandsgesellschaften. Diese sind es ebenso, welche die größten der Delegationen schicken. Postsozialistische Staaten wie zum Beispiel Ukraine, Polen und Usbekistan schneiden, gemessen an den Lebensstandards, zudem gut ab. An die Erfolge von den reicheren Ländern kommen sie jedoch nicht annähernd heran.

Dafür ist der wichtigste Grund offensichtlich: Wenn ein Land besonders arm ist, ist es umso mehr ein Luxus, Sport überhaupt betreiben zu können. Damit ist bei den Paralympischen Spielen der Erfolg von Ländern ein klarer Indikator dafür, wie sehr eine Gesellschaft auch Menschen mit Behinderungen in das Alltagsleben integriert. Guter Wille reicht jedoch bei Weiten nicht aus. Es fehlt häufig schlicht an Geld.

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Geschrieben von

Tatjana Frank

Ich hoffe ich kann trotz meines jungen Alters (Baujahr 1992) mit meinen Beiträgen einen Mehrwert in diesem Forum erzeugen.

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