Als der weiße Rassist und Mörder Lawrence Russell Brewer Anfang September die Bestellung für seine Henkersmahlzeit aufgab, war diese zu viel für den Vorsitzenden des Justizausschusses des texanischen Senats. Senator John Whitmire beendete kurzerhand die Tradition, nach der jedem Todeskandidaten das Recht zugebilligt wird, sich vor der Hinrichtung seine Lieblingsmahlzeit zu bestellen.
In einem letzten Akt des Aufbegehrens hatte Brewer eine Riesenbestellung aufgegeben: zwei gebratene Hähnchenbruststeaks, einen Dreifach-Cheeseburger mit Speck, gebratene Okraschoten, ein Pfund Barbecue-Fleisch, drei Fajitas, eine Hackfleisch-Pizza, eine große Packung Eiscreme und Erdnussbuttertoffees mit Erdnussstückchen.
Als er dann am 21. September um 18 Uhr im Gefängnis in Huntsville die tödliche Injektion erhielt, hatte er nichts davon gegessen.
Kein Gratis-Essen
Der frühere Gefängniskoch Brian Price, der über seine Erfahrungen mit der Zubereitung letzter Mahlzeiten für Death-Row-Kandidaten in texanischen Gefängnissen das Buch Meals to Die verfasst hat, nannte das Verbot "kaltherzig". Er bot an, die Tradition der freien Wahl ohne Bezahlung weiterzuführen. Sein Angebot wurde abgelehnt.
Der Fotograf Jonathon Kambouris hat für seinLast Meals Projectzusammengetragen und fotografiert, was sich Todeskandidaten als letzte Mahlzeit wünschen. Und auf Webseiten wie Dead Man Eating kann man viel über die Geschichte der Henkersmahlzeiten in Texas und anderen US-Bundesstaaten nachlesen.
Auffällig dabei: Nur selten verlangen die Hinrichtungskandidaten Hummer oder Kaviar. (Die Mahlzeiten müssen in der Regel allerdings auch aus Zutaten hergestellt werden, die in der Gefängnisküche vorhanden sind.) Oft gewünscht werden Dr-Pepper-Cola, gebratener Katzenfisch, Maisgrütze und Burger. Billiges Fastfood, dass viele wohl an ihre Kindertage erinnern mag. Eine Tatsache, der Soziologen und Psychologen bisher noch kaum Aufmerksamkeit geschenkt haben.
Eine einzelne Olive
Einige Wünsche von Todeskandidaten fallen aber aus dem Rahmen. Bevor 1990 James Smith hingerichtet wurde, bat er um eine Handvoll Erde, um mit ihr ein Voodoo-Ritual zu Ende führen zu können. Sein Wunsch wurde ihm verwehrt. Er wählte dann einen Becher Joghurt. 2002 verlangte Robert Buell vor seiner Hinrichtung nur nach einer einzelnen entkernten Olive. Thomas J. Grassos letzte Worte vor seiner Exekution 1995 waren: "Ich habe meine SpaghettiOs nicht bekommen, sondern Spaghetti. Ich will, dass die Presse das weiß."
2010 bekam Hank Skinner in Texas seine Henkersmahlzeit und aß sie, erhielt danach aber noch mal einen Aufschub. Er war 1995 schuldig gesprochen worden, seine Freundin und deren zwei Söhne ermordet zu haben. Skinner bestellte sich ein ausgiebiges Menü. Sollte er nochmals unmittelbar vor der Hinrichtung stehen – er sitzt immer noch in einem texanischen Todestrakt –, bekommt er das Kantinengericht des Tages serviert.
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