Am 24. Februar, kurz vor Tagesanbruch in Moskau, hielt der russische Präsident Wladimir Putin die letzte einer Reihe von Fernsehansprachen. Immer bedrohlicher waren seine Tiraden über die Ukraine geworden. Nun kam der vorläufige Höhepunkt: die Ankündigung einer „spezielle Militäroperation“, wie es der russische Präsident euphemistisch nannte. Ziel sei die „Entmilitarisierung und Entnazifizierung“ der Ukraine.
Wenige Minuten später wurden Raketen auf Kiew, Charkiw und viele andere ukrainische Städte abgeschossen. Die erste Reaktion der Menschen in der Ukraine, die vom Lärm der Einschläge aufwachten, und von Millionen auf der ganzen Welt, die nach dem Aufwachen die Nachricht von Putins Entscheidung hörten, war Schock. Selbst die ukrainischen Regierungsmitglieder, die in den vergangenen Wochen immer wieder das Verhalten im Falle eines russischen Angriffs geprobt hatten, waren fassungslos, als die Invasion Realität wurde.
„Ich war zehn Minuten voll in Panik, rannte im Haus herum und hatte keine Ahnung, was ich tun sollte. Dann habe ich mich zusammengerissen und bin zur Arbeit gegangen“, erzählte Natalia Balasinowitsch, die Bürgermeisterin von Vasylkiv, einer Stadt außerhalb von Kiew. Dort befindet sich ein Luftwaffenstützpunkt, der gleich in den ersten Stunden des Krieges getroffen wurde.
Schon bald wurden im ganzen Land behelfsmäßige Checkpoints eingerichtet. Viele Freiwillige meldeten sich für die Verteidigungseinheiten. Sogar einige Rentner machten sich an die Arbeit, Molotowcocktails herzustellen. Gleichzeitig flohen Millionen von Menschen, vor allem Frauen und Kinder, in den Westen der Ukraine oder überquerten die Grenzen in die Nachbarländer.
Putin bringt Einsatz von Atomwaffen ins Spiel
Während der ersten Kriegstage hatte man das Gefühl, dass etwas Schreckliches und Folgenreiches geschehen war, das die Konturen des Weltgeschehens unwiderruflich verändern würde. Aber es herrschte auch Verwirrung darüber, wie das genau aussehen könnte und was es für die Zukunft der Ukraine, Russlands, Europas und der Welt bedeuten würde. Einen Monat nach Putins Invasion sind einige dieser Fragen beantwortet. Vieles Andere dagegen hängt weiter in der Schwebe.
Die internationale Gemeinschaft diskutiert weiter darüber, wie hart man gegenüber Russland vorgehen soll und wo die Grenze zwischen der moralischen Verpflichtung zur Unterstützung der Ukraine und einer möglichen Provokation Moskaus zu einer weiteren Eskalation liegt. Denn Putin brachte erstmals seit den frühen 1980ern wieder die Möglichkeit des Einsatzes von Atomwaffen ins Spiel.
Ursprünglich war der russische Plan offenbar eine etwas blutigere Version der Krim-Annexion von 2014: Man wollte einige Widerstandsnester zerschlagen und dann eine russische Marionettenregierung einsetzen. Der Plan, der auf schockierend mangelhafte Informationen über die Stimmung in der Ukraine und den Zustand der ukrainischen Armee schließen lässt, erwies sich schnell als aussichtslos.

Foto: Sergei Supinsky/AFP/Getty Images
Ein schneller Angriff auf Kiew kam ins Stocken und ging in harte Kämpfe in den westlichen Vororten über. Versuche, Charkiw und andere Städte im Osten einzunehmen, wurden abgewehrt, bei schweren russischen Verlusten.
Selbst in den wenigen Städten im Süden des Landes, in denen die Russen ohne Blutvergießen die Kontrolle übernahmen, stehen sie wütenden Menschenmengen gegenüber und haben wenig Erfolg damit, die lokalen Politikern zu vereinnahmen. „Über Jahre hinweg haben sie sich selbst belogen, dass die Menschen in der Ukraine angeblich darauf warten, dass Russland kommt“, sagte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj in einer seiner zahlreichen Video-Botschaften. „Aber sie fanden keine Kollaborateure, die die Stadt und die Macht den Invasoren übergeben hätten.“
Neues Gefühl der nationalen Identität entsteht in der Ukraine
Der fehlende Erfolg leitete allerdings eine Phase des verschärften Krieges ein. Die Vorstellung, die von Russland in Syrien angewandten Taktiken könnten für die russische Führung angesichts der familiären Verbindungen von Millionen Russen und Ukrainern nicht akzeptabel sein, erwies sich schnell als naiv. Russland zeigte sich bereit, Mariupol, Charkiw und andere russischsprachige Städte rücksichtslosem Artilleriebeschuss und Bombardement aus der Luft auszusetzen.
Inmitten von Herzschmerz und Blutvergießen wirkt es dabei so, als entstehe in der Ukraine gerade ein neues Gefühl von einer nationalen Identität, auch wenn die Bedrohung einer Zerstörung des Staates durch das russische Militär lange nicht vorbei ist.
In der Ukraine lebten viele verschiedene Ideen davon, was es heißt ukrainisch zu sein, manchmal in problematischer Koexistenz nebeneinander. Jetzt scheint eine gemeinsame Idee gefunden, die sie vereint. „Ich nehme an, die russischen Verantwortlichen hatten sich etwas Anderes erhofft. Nicht, dass einfache Menschen hervortreten und ohne Waffen Panzer aufhalten und ihnen sagen, dass sie wieder gehen sollen“, erklärte Gennady Trukhanov, der russisch sprechende Bürgermeister von Odessa, der früher als russischer Handlanger galt. Er fügte hinzu, dass nur „ein Bastard, ein Idiot oder Dreckskerl“ Bomben auf Odessa werfen würde.
Aus Mariupol geflohene Bewohner erzählten in den vergangenen Tagen schrecklichen Geschichten. Sie lassen Putins Behauptung von vor einem Monat, Ziel des Angriffes sei, die Russischsprechenden in der Ukraine vor dem „Völkermord“ durch Kiew zu retten, noch verdrehter erscheinen als damals.
2014 war Mariupol zwischen pro-russischen und pro-ukrainischen Gruppierungen gespalten und es kam zu gewalttätigen Auseinandersetzungen auf den Straßen. Doch seither wurde die Stadt von den ukrainischen Behörden renoviert und auf Hochglanz gebracht. Der Terror, unter dem die Bewohner:innen der Stadt in den letzten Wochen als Geiseln leben mussten, ist eine Tragödie, die wahrscheinlich noch Jahrzehnte in Erinnerung bleibt.
Wirtschaftliche Stabilität Russland gerät ins Wanken
Für Russlands stockende, blutige Militärkampagne scheint es keine naheliegende Möglichkeit für einen Rückzug ohne Gesichtsverlust oder Friedensvertrag zu geben, der als Sieg verkauft werden könnte. Aber es existiert auch kein klarer Weg zum militärischen Sieg, außer vielleicht durch die Verstärkung der Luftangriffe, um die Ukraine eher zu zerstören als einzunehmen.
Ob das für die Elite um Putin herum akzeptabel wäre, ist eine zentrale Frage und eine, die Kreml-Spezialisten verstärkt versuchen lässt, die zunehmend undurchsichtige Welt von Putins innerem Zirkel zu verstehen.
Klar ist, dass Putins Entscheidung Russland ebenso wie die Ukraine unwiderruflich verändert hat. Putins politische Anziehungskraft baute stark darauf, für Stabilität und wirtschaftlichen Fortschritt zu sorgen. Noch vor kurzem stellte er seine Regierung gerne positiv dar im Vergleich zu den turbulenten 1990er Jahren. Jetzt hat er einiges dafür getan, um innerhalb von Wochen diese Instabilität wieder herbeizuführen: Flugzeuge bleiben am Boden; westliche Marken verlassen das Land; der Rubel fällt.
Bei der Annektierung der Krim 2014 waren noch Teile der öffentlichen Meinung für die russischen Narrative empfänglich. Im Gegensatz dazu ist das russische Vorgehen diesmal so schrecklich, dass der Kreml international nur wenige Verteidiger findet. Unterdessen sind die Verantwortlichen in Russland von der Stärke und dem Ausmaß der westlichen Reaktion überrascht, ebenso wie von der Geschwindigkeit, mit der sich das politische Klima im eigenen Land verschlechtert hat.
Russische Elite gespalten
Es ist schwer zu sagen, ob der Ukraine-Krieg den Anfang vom Ende Putins und seinem System markiert oder einfach der Beginn eines langen Zeitabschnitts ist, der viel dunkler ist als der vorherige.
Teile der russischen Elite haben sich auf das neue, düstere Klima eingelassen – die Chefredakteurin des staatlichen englischsprachigen Senders Russia Today (RT) Margarita Simonjan etwa oder Außenministeriumssprecherin Marija Sacharowa. Nur eine Woche vor dem Krieg verspottete Sacharowa noch Journalisten dafür, über US-amerikanische Behauptungen zu berichteten, eine russische Invasion sei möglich. Jetzt hat sie diese offenbar bereits akzeptiert. Bei einer Veranstaltung im Luzhniki Stadion in Moskau vergangene Woche sagte sie, Russland „bekämpfe das Böse“.
Viele andere aus der russischen Elite sind entsetzt über Putins Krieg. Außer für ein paar enge Vertraute scheint die Entscheidung auch für alle eine Überraschung gewesen zu sein. Allerdings bleibt das Unbehagen bisher eher stumm, weil die Unterdrückung im Land zunimmt und über die Sender zunehmend düstere Kriegstreiberei kommt.
Auch für den ukrainischen Präsidenten hat der vergangene Monat eine starke Veränderung seines Verhaltens und seines Ansehens gebracht. Kurz vor dem Krieg wirkte Selenskyj häufig wie ein Mann, der damit kämpft, die zugegeben miesen Karten zu spielen, die er ausgeteilt bekommen hat. Er sprach mit wirren und abschweifenden Sätzen, wobei er die russische Bedrohung gleichzeitig zum Thema machte und herunterspielte. Er war klar alarmiert durch die Warnungen aus Washington und London, aber erpicht darauf, die ukrainische Wirtschaft für den Fall zu retten, dass Putin nicht einmarschieren würde.
Während dagegen Putin heute in seinem Bunker brütet, hat Selenskyj mit Präsidenten, Premierministern und dem Papst geredet, vor Parlamenten auf der ganzen Welt gesprochen und eine Reihe von bissigen, leidenschaftlichen Video-Ansprachen an die Menschen in seinem Land gesendet.
Wolodymyr Selenskyj vereint Ukrainer, selbst frühere politische Gegner
Trotz der eher halbherzigen Behauptungen russischer Blogger, Selenskij sei schon lange aus der Ukraine geflohen und alle Videos seien Fake, ist klar, dass der Präsident und sein innerer Kreis in der Hauptstadt geblieben sind. Sie lehnten westliche Evakuierungsangebote und den Vorschlag ab, die Regierung nach Lwiw (Lemberg) im Westen des Landes zu verlegen – trotz glaubhafter Geheimdienstberichte über Trupps, die ausgeschickt worden sein sollen, ihn zu töten.
Im Lauf dessen hat Selenskyj die überwältigende Unterstützung vieler Ukrainer:innen auf sich vereint, selbst die früherer politischer Gegner. „Freie Menschen einer freien Nation”, begann er eine seiner jüngsten Reden am Dienstag. „Jeder Tag dieses Kriegs macht deutlicher, was ihre ‘Entnazifizierung’ bedeutet.“
Mit erschöpft wirkenden Augen, aber großer Leidenschaft in der Stimme listete Selenskyj die jüngsten zivilen Opfer des russischen Angriffs auf sowie weitere Ukrainer:innen, die mit Tapferkeitsmedaillen ausgezeichnet wurden. „Es war ein Tag voller schlimmer Ereignisse ... aber es war ein weiterer Tag, der uns unserem Sieg und Frieden für unseren Staat näher gebracht hat“, sagte Selenskyj zum Abschluss.
Die Ukraine hat im vergangenen Monat schreckliche Verluste erlitten. Aber wenige hatten erwartet, dass Russlands vier Wochen nach seinem Angriff auf das Nachbarland so wenige Erfolge vorzuweisen haben würde.
Noch ist es ein langer Weg bis zu einem Punkt, der als Sieg für die Ukraine betrachtet werden könnte. Aber mit jedem Tag, der vergeht, glauben mehr Ukrainer Selenskyj, und dass ein wie auch immer gearteter Sieg möglich ist.
Kommentare 30
Ein russischer Sieg ist nicht mehr möglich. Im besten Fall kann es die Separatistengebiete behalten. Die russische Armee wird aus der Ukraine wie ein geprügelter Hund abziehen. Der Feldzug war in jede Hinsicht ein Desaster. Das Ansehen Russland's dürfte für lange Zeit beschädigt sein. Von Tsushima bis zur Oktoberrevolution dauerte es 12 Jahre.
Endlich einmal ein Kommentar in diesen sich mit dem Krieg Russlands gegen die Ukraine befassenden Foren, der von der realen Lage ausgeht! Sonst jammern die meisten Foristen hier immer von der furchtbaren, nur eine Wahl lassenden "Umzingelung" Russlands durch die NATO, die reaktionär-faschistische Ideologie Putins indessen übergehen sie entweder völlig oder meinen, dass die nur ein Propagandamittel "für die breite Masse" in Russland sei. Man muss, so sehe auch ich das, "dem Westen" viele gravierende Fehler in der Vergangenheit vorwerfen, aber für den jetzigen Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine bieten sie auf gar keinen Fall eine Legitimationsgrundlage! Putins barbarische Aggression wirft auch uns Friedenswillige "im Westen" um Jahrzehnte zurück.
"...Während dagegen Putin heute in seinem Bunker brütet, hat Selenskyj mit Präsidenten, Premierministern und dem Papst geredet..."
Sehr schönes Bild. Es geht nur an einigen Realtitäten vorbei, die nicht gern gesehen werden wollen, wie die Entwicklung in dieser Auseindersetzung selber. Denn ich glaube kaum dass Putin in einem Bunker zerknirscht vor sich hinbrütet, wie ebenso wenig die vielen Treffen mit "Präsidenten, Premierministern und dem Papst" entscheidend im Krieg Russland vs. Ukraine sein werden. Die Rüstungsmaschinerie der Russen ist noch lange nicht ausgereizt, während Kiew immer mehr auf Unterstützung von außen angewiesen ist.
Aber es sei dahingestellt, wie dieser Krieg ausgeht. Denn Russland, Moskau, die Russen selbst und vor allem das russische Bewußtsein werden nicht verschwinden - wie Jelzin erfahren musste. Auch nach Putin wird die "Elite" des Landes nicht umhinkönnen, die eigene Nation im Zentrum zu sehen. Und wenn dann die Nickeligkeiten mit NATO, EU und USA anschließend (was immer dann auch sein wird) weitergehen, geht auch die Auseinandersetzung weiter. Wir als Deutsche und Europäer müssen uns entscheiden, ob wir mit einem national orientierten - also durchaus noch dominanten - Russland friedlich im Sinne von Handel und Wandel umgehen wollen oder nicht. "Nicht" ist das Ergebnis, das wir heute haben...
abgerechnet wird zum schluß , die faschistische ukraine hat 8 jahre ihre bevölkerung bombadiert und massakriert , die religionsgemeinschaft gespalten , die russische kultur verboten , die unliebigen kommunisten verboten und sich vom westen hochrüsten lassen , der ruf nach atomwaffen , 130000 soldaten standen gewehr bei fuß am 23.februar
der schrei russland von der welt abzuschneiden wurde immer lauter
die deutsche außenministerin drohte russland mit schwersten sanktionen , nordstream 2 hatte sie gestoppt so wie es die ammis und polen wollten .
dann kam nicht unverhofft der 24.februar .
die welt wird sich ändern und sehr zum nachteil der europäischen bevölkerung . die zahlt die rechnung jetzt schon , der große hammer kommt noch
die eu abgeordnetten oder die im bundestag werden wegen überstunden und kampfgeist sich gut entlohnen , sie werden nicht frieren und sparen für die ukraine
die ukrainer wurden vor dem krieg in polen und in der eu wie der letzte dreck als billige arbeitkräfte , putzfrauen oder im rotlichtfrauen benutzt
diese jammerei von der armen ukraine geht ein auf den keks . die sind genauso unschuldig wie die deutschen im 2. weltkrieg , fast alle haben mit gemacht - dann waren sie unschuldige opfer ohne jedes schuldgefühl
so wird ein feindbild produziert !
"Das russische Bewusstsein", "die eigene Nation im Zentrum sehen", "national orientiertes Russland" -- hm, das ist sehr allgemein formuliert, was genau meinen Sie denn damit? Von der konkreten Ausgestaltung dieses Nationalismus dürfte der friedliche Umgang mit Russland, den wir uns als Deutsche besonders wünschen, entscheidend abhängen. Den eurasianistischen Imperialismus Putin'scher Prägung können Sie doch nicht meinen, oder?
Sollte es wirklich zum Rückzug der Russen kommen, dann wird die Putin-Propaganda das als Sieg der ruhmreichen Armee feiern, auch wenn wir darüber lachen werden. Die Russen in der Provinz glauben das alles.
"...Den eurasianistischen Imperialismus Putin'scher Prägung können Sie doch nicht meinen, oder?"
Nein. Aber ich gehe auch aus nicht von einem "Putin'schen Imperialismus", noch weniger von einem allgemeinen russischen Machtdenken gegenüber den nächsten und entfernten Nachbarn. Wir müssen nur akzeptieren, dass das, was Sie russischen "Imperialismus" nennen, nach meiner Überzeugung von einem starken Sicherheitsdenken ausgeht. Eine Überzeugung, die sich zur Zeit natürlich mit dem "Narrativ" des aggressiven Russen - hier: Putin - bricht. Aber selbst wenn Putin nicht mehr an der Spitze des Landes stehen sollte, werden die Russen immer noch ein Bedürfnis nach nationaler, gesicherter Eigenständigkeit haben. Ist das dann immer imperiales Denken?
Täuschen Sie sich bitte nicht über Putins Absichten und Ziele! Ich spreche NICHT vom "aggressiven Russen" -- ist nicht mein "Narrativ", schon gar nicht meine Sprache. Ich finde aber Putins imperialistischen Nationalismus äußerst aggressiv, nach außen, jedoch auch nach innen, weil er mit einem ungeheuerlichen Repressionsapparat verbunden ist (die "5. Kolonne" der Oppositionellen gehört "ausgespuckt" wie eine Fliege im Mund und auf dem Boden zertreten, alles Landesverräter!). Ich habe mir die diversen Ansprachen Putins genau angesehen (der Kreml selbst bietet sie in englischer Übersetzung an), und die Sprache Putins lässt mich erschaudern. Mit legitimen Sicherheitsinteressen ist das nicht zu rechtfertigen. Ich würde das gerne näher ausführen, aber hier ist das nicht der geeignete Platz dafür (an Putins Vordenker Dugin möchte ich jedoch erinnern).
Übrigens: Am 18. März, kurz vor Putins leibhaftigem Auftritt im Moskauer Luschniki-Stadion aus Anlass der Krim-Annexion 2014, feierte ein Schlagersänger pathetisch die Sowjetunion und schmettert freudig erregt: „Lenin und Stalin – das ist mein Land“. Putin kann diese Anrufung des alten Sowjetstaates in Form einer Jubelhymne nicht entgangen sein (schließlich war alles präzise orchestriert, wenngleich es nicht ohne Panne abging) – offenbar wollte er sie. Was halten Sie denn von solchen Äußerungen? Ausdruck eines Bedürfnisses "nach nationaler, gesicherter Eigenständigkeit"? Wer bedroht die denn? Die Ukraine etwa?
Sie scheinen mir ein bisschen zu verwirrt. "die faschistische ukraine hat 8 jahre ihre bevölkerung bombadiert und massakriert" -- so was kann man nur im Delirium schreiben -- es sei denn, Sie meinen es ironisch.
Es könnte aber doch etwas dran sein, an dieser Behauptung.
Es gibt noch differenziertere politische Diskussionen von unterschiedlichen Menschen aus der Presse und der Politik, wie der nachfolgende Online Talk. Dauert etwa zwei Stunden und man muss etwas Geduld mitbringen und bis zum Schluss durchhalten. Sehr zu empfehlen. Hatte mir neulich ein alter Freund, der mit einer Russin verheiratet ist, geschickt.
https://youtu.be/O1XPDaEDvPU
Das würde im Westen niemals passieren.
Wer wirklich an Frieden interessiert ist, muss zumindest versuchen beide Perspektiven einzunehmen und verstehen wollen.....
Das Pathos vorgetragen öffentlich und nicht öffentlich macht den Sieg gewiss.Beide Kriegsparteien beherrschen das Pathos und diese Maskerade beeindruckt dann Diesen und Jenen und Andere- diese Art Manipulation ist Vorbildwirkung und wird dann getoppt von Biden,daß Putin weg muss,da frage ich mich, welche Synapsen in seinem Kopf mal wieder Kurzschluss haben.Biden- er kann ja denken,was er will aber muss seine dämliche Denke nicht auch noch rausposaunen....Nein einem Typen wie Putin muss er anders kommen und dann bitte nicht so dämlich....Naja vielleicht sollte Herr Kacsynski reden- wird es dann besser?Bestimmt nicht....Zusätzlich zu den Höllenhunden sind noch die Gesprächseskalierer am Werk,um was zu bezwecken- Ukraine in die EU im Schnelldurchgang und dann NATO- Ernstfall,ja so geht dann auch Krieg....Wohl Dem der keinen Sohn hat z.B. Frau Baerbock- es ist und bleibt immer dieselbe Sch...
Die Tragödie ist für mich der herbeigebombte Krieg durch Putin und seine Höllenhunde und das mit Menschen,die zusammen gelebt haben- es ist wie in Jugoslawien,schüre Hass-Neid-... und führe dann Krieg,weil jetzt ist der Feind genannt,gekennzeichnet und muss weg-dann ist Frieden-Tragödie- es war nicht vorstellbar für mich,daß nach Srebenica noch einmal in Europa so ein morden stattfindet-Dantes Inferno....Falls Waffen im Inferno die friedliche Einigung bringen-nur zu- ...
(Auch alte) Wetterberichte könnten offenbaren, daß der Morast durch höhere Temperaturen seit heute langsam wieder fahrbar wird und dann könnten die Panzer weiter rollen, oder glaubt jemand das Märchen, daß eine Invasionsarmee eine erdolfördernden Landes nicht in der Lage ist, Panzer zu betanken?
Offensichtlich liest Kiev die falschen Geschichtsbücher, denn noch viel mehr Ruhm und Ehre würde bedeuten, Nestor "Batko" Machno nachzueifern und sich auf nicht zu ortende Fahrräder zu setzen und Moskau zu "überfallen", Katuschas oder vom Feind erbeutete Raketen zurück nach Rußland zu schicken oder zumindest mal in Polen einzufallen, um sich Kampfbomber zu klauen, um der Farce des feigen NATO-Spiels in die Fratze zu greifen und endlich weitere Schritte Richtung Blockfreiheit zu legen; Griechenland und Türkei würden z.b. zusammen ohne NATO und EU ja auch viel besser zurecht kommen und könnten griechische oder tartarische Ortschaften wie Marioupolis eingemeinden.
Deutschland ist ja nicht mal in der Lage, den Worten außer verspäteten alten Waffen auch mal Taten folgen zu lassen und den Bündnisfall einfach durch Austritt als Witz zu enttarnen, die Atomraketen, die noch im Land sind, kann man dann ja mitbringen, wenn man dann enlich in der Ukraine hilft das Massaker zu beenden.
OK, Rußland liest diese Bücher über die "Revolutionäre Aufstandsarmee der Ukraine" seit Stalin offensichtlich überhaupt nicht mehr und wird deshalb auch verlieren.
Aber daß sich 100 Jahre nach der größten anarchistischen Bewegung der Geschichte im Süden der Ukraine und angrenzenden Teilen Rußlands eine Tragödie der Geschichte nicht mehr als Farce, sondern als böse Satire wiederholt, wird es allerdings nicht mal in die Heute Show schaffen, denn die Redaktionen der Satire lesen auch keine echten Geschichtsbücher mehr.
Ich mein, "Die Unbekannte Revolution" von Volin kostet als Dreiteiler in einem Band lächerliche von der Steuer absetzbare 25 Takken und sollte Journalist*innen zur Pflichtlektüre werden, denn sonst werden sie das Ganze nie verstehen.
Warum schreiben die dann darüber, ganz ohne Research?
Das wird ein langer Krieg. Es wird wie üblich gelogen und beschissen, was eigene Erfolge und Misserfolge anbelangt. Die Angaben beider Parteien stehen sich jeweils diametral gegenüber. Und natürlich ist der Westen an allem Schuld. Nur steht der so geeint wie noch selten zuvor da. Das ist eine Leistung! Niemand wird aus diesem Krieg etwas lernen, der Westen nicht, Russland nicht (zumindest so lange Putin am Werk ist) und auch die Ukraine nicht. Russland dreht sich selber aus dem globalen Gefüge heraus, wie eine Schraube. Schuld sind immer die anderen. Und der Westen will weiter Weltpolizei spielen. Das ist eine der Ursachen dieses Krieges. Nebst vielen anderen.
Der nächste Krieg folgt bestimmt, das immerhin ist sicher.
Das Land welches ethnische Russen in der Ukraine ermordet ist Russland selbst.In Mariupol sprechen 81,9 % der Menschen Russisch und fast die Hälfte der Einwohner sind ethnische Russen.
Ich möchte noch einmal auf Ihre Ansicht eingehen, Putin habe keine imperialistischen Absichten. Nun, er stellt die Eigenstaatlichkeit der Ukraine grundsätzlich in Frage. Lenin wirft er massiv vor, er habe die Selbständigkeit der Ukraine aus opportunistischen Gründen (Rettung der bolschewistischen Revolution) befürwortet und gefördert, ja, sei der Gründer des Staates Ukraine gewesen (Zitat Putin: "[A]s a result of the Bolshevik policy, Soviet Ukraine arose, which even today can with good reason be called 'Ukraine named after Vladimir Ilyich Lenin.' He is its author and architect."), und an solche kurzsichtigen, katastrophalen "Fehlentscheidungen" des Bolschewiken könne man sich heute nicht mehr gebunden fühlen. Nur wenige Tage vor der Invasion sagt Putin (sorry, ich kann nur die vom Kreml selbst hergestellte englische Übersetzung zitieren): "From the point of view of the historical fate of Russia and its peoples, the Leninist principles of state building turned out to be not just a mistake, it was, as they say, much worse than a mistake. (...) The bacillus of nationalist ambitions has not disappeared, and the initially laid mine, which undermines the state immunity against the infection of nationalism, was only waiting in the wings. Such a mine, I repeat, was the right to secede from the USSR." Also, es ist das Recht Russlands, nationalistisch zu sein, aber nicht das der Ukraine. Und überhaupt, die ist ja nicht einmal ein richtiger Staat: "It is also important to understand that Ukraine, in fact, has never had a stable tradition of its true statehood. (...) A stable statehood in Ukraine has not developed" (so Putin in seiner Ansprache vom 21. Februar). Folgerung: Einen "failed state" wie die Ukraine darf man sich, ja muss man sich einverleiben.
Wenn das kein imperiales Denken ist, dann weiß ich nicht, was es sein könnte.
argumentum ad hominem.
Wieso das? Ich habe niemanden persönlich angegriffen -- allenfalls Putin.
Dazu kann ich nichts sagen, als dass das alles ein einziger Alptraum ist, ein Irrsinn, der hätte verhindert werden können, wenn man denn die vorangegangen Jahre friedensfördernd gehandelt hätte, statt immer mehr die Konfrontation zu suchen. Es gibt hier offensichtlich nicht nur den einen, Hauptangeklagten.
Umso wichtiger ist es doch, die Vorgeschichte und Hintergründe b e i d e r Perspektiven zu beleuchten, und bei uns kommt die Gegenseite in der Presse und Politik nicht über Demonisierungen hinaus. Aber wer ersthaft an Frieden interessiert ist muss das berücksichtigen, um authentisch zu agieren und dem Frieden zuträgliche Entscheidungen zu treffen und Schadensbegrenzung üben. Das wird jeder Konflikberater so sehen. Oder nicht ?
Es gibt differenzierte politische Diskussionen von unterschiedlichen Menschen aus der Presse und der Politik, wie der nachfolgende Online Talk. Geht etwa zwei Stunden. Man muss etwas Geduld mitbringen und bis zum Ende durchhalten, auch wenn man nicht mit allem konform geht, wirkt es doch sehr erhellend.
https://youtu.be/O1XPDaEDvPU
Von einer Tragödie in der Ukraine zu sprechen, ist ziemlicher Quatsch. Dieser Krieg ist eine logische Folge der seit Langem im Geheimen von b e i d e n Seiten - Westen wie Russland - betriebenen militärischen Zuspitzung. Zuspitzung bedeutet, dass beide Seiten beteiligt sind, jede mit ihren eigenen Mitteln und Methoden.
Dass Hollywood in den USA liegt und nicht in Russland, zeigt sich für Menschen mit tiefergehender Medienkenntnis und - erfahrung deutlich. In Sachen Propaganda liegt Russland klar im Hintertreffen. Verlogenheit und Scheinheiligkeit sind Kernkompetenzen' des Westens wie auch ihrer Anhängsel. US-amerikanischer Protestantismus und z.B. polnischer Katholizismus sind eine hoch-toxische Melange.
Dieser Krieg ist die Folge von Auseinandersetzungen zweier imperialer Mächte. Er ist so viel - oder so wenig - Tragödie wie diese Auseinandersetzungen.
Wirklichen Frieden wird es nur ohne imperiale Politik geben - in einer friedlichen, gewaltfreien Welt. Daran hat keiner der handelnden Akteure ein ernsthaftes Interesse.
Einen Ausweg aus dieser Situation ohne Atomkrieg und ohne Sieg Russlands kann es nur geben wenn beide Seiten die Kriegspropaganda zurückschrauben. Die Narrativen sind allseits immer die gleichen:
"Wir sind gut, die anderen sind böse Faschisten"
"Wir verteidigen nur die gerechte Sache, die anderen haben angefangen"
"Wir sind am Gewinnen, die anderen sind auf dem Rückzug"
"Das Oberhaupt der Gegenseite ist ein fieses verbrecherisches Monster"
"Die Gegenseite opfert ihre Leute mutwillig, wir produzieren nur Kollateralschäden und das trifft hauptsächlich fiese Schweine, die es nicht besser verdient haben"
"Wir werden von Wissenschaft und Kultur unterstützt, für die Anderen treten nur tumbe Proleten ein"
"Die anderen begehen Kriegsverbrechen, wir nicht"
"die anderen zensieren und lügen daß sich die Balken biegen, aber unsere Berichterstattung ist völlig neutral und verlässlich"
Bekäme ich einen Euro für jeden Zeitungsartikel, jede Politiker-Aussage und jeden Forenbeitrag, auf die dieses Schema zutrifft, ich müßte auch bei 1000% Inflation nie wieder arbeiten.
Und wißt Ihr was: all diese Artikel, Aussagen und Beiträge kann man direkt in die Tonne kloppen, denn sie sind bloße Propaganda und in dem Moment in dem sie als solche erkannt werden wert- und inhaltslos. Nichts davon darf man jetzt glauben, egal wer es über wen sagt. Gar nichts.
Und ja, natürlich sind die ständig größer werdenden Forderungen der ukrainischen Regierung nach Unterstützung erstens dreist und zweitens vergiftet. Würde die EU dem nachgeben wäre man schneller in einem globalen Konflikt als man Kampfjets starten kann. Das ist kein gangbarer Weg.
Eine ungekürzte deutsche Übersetzung der Rede Putins, findet man auf anti-Spiegel.ru im Archiv vom 22.02.
Darin wird der Gedanke des nationalistischen Keims in den entstandenen Sowjetrepubliken genauer beleuchtet. und der Vorwurf "die Ukraine habe nie eine eigene Staatlichkeit besessen " wird in den Zusammenhang mit der Delegation von Macht an die Korrupten Eliten gestellt. In vielen anderen Textpassagen ist aber explizit von der Anerkennung der Staatsgrenzen die Rede, besonders bei der Begleichung der ukrainischen Staatsschulden im Westen, die von den Russen bis 2017 abschließend mit bezahlt wurden.
Eine Dauerhafte Übernahme der Ukraine durch Russland gibt die Rede nicht her.
Ich komme erst jetzt dazu, auf Ihren Kommentar zu antworten. Erst einmal meinen Dank dafür, dass Sie sachlich mit den offenen Fragen umgehen.
Ich kann Ihnen aber leider nicht zustimmen. Aus Putins Rede ist klar erkenntlich, dass er die Anerkennung der Ukraine als eigenständiger, souveräner Staat, ja schon die Errichtung einer ukrainischen Sowjetrepublik unter Lenin für einen katastrophalen Fehler hält, den es unbedingt zu korrigieren gelte. Gleich zu Anfang seiner Ansprache betont er, dass die Ukraine "integraler Bestandteil unserer eigenen Geschichte, unserer Kultur, unseres geistigen Raums" sei. Dies ist das Leitmotiv, das Putins Ausführungen durchzieht.
Wo Sie eine explizite "Anerkennung der Staatsgrenzen" der Ukraine in der Rede zu sehen glauben, weiß ich nicht. Ich kann sie mit keinem Wort entdecken. Wo Sie die russische Begleichung ukrainischer Staatsschulden gegenüber dem westlichen Ausland als eine solche Anerkennung durch Putin auffassen, erkenne ich nur einen Bezug auf die Anerkennung der staatlichen Eigenständigkeit der Ukraine in den frühen 1990er Jahren, die aber nur dazu geführt habe, dass die Ukraine die außerordentliche Großzügigkeit Russlands, wie Putin es sieht, ausgenützt habe. Auch das wäre ja unter die Fehler zu verbuchen, die Putins Vorgänger naiv und arglos begangen hätten. Damit sei jetzt aber Schluss.
Schon der noch unter dem Dach der kommunistischen UdSSR bestehenden Ukraine wirft Putin vor: "Das Virus der nationalistischen Ambitionen verschwand nicht, und die Zeitbombe, die später die Immunität des Staats gegen die Seuche des Nationalismus zerstören sollte, sie tickte und tickte. Diese Bombe, ich wiederhole es, war das Recht auf Austritt aus der Sowjetunion." Das ist der springende Punkt: Die Ukraine hätte niemals die Sezession begehen dürfen. Es war laut Putin ein unverzeihlicher Fehler (an dem er nicht teilhatte!), sie ziehen zu lassen. Und jetzt sei der Zeitpunkt gekommen, diesen unerträglichen Fehler wiedergutzumachen
Sie sehen, auch diese Passage der Rede drückt nur aus, dass nie hätte geschehen dürfen, was zweimal geschehen sei: das erste Mal die Anerkennung der Ukraine als Nation unter Lenin, das zweite Mal in den frühen 1990er Jahren mit der Loslösung der Ukraine aus dem sowjetischen Staatenverband. Putins Logik ist hier wie auch sonst: Diese Katastrophen müssen rückgängig gemacht werden. Aufschlussreich ist, dass Putin nicht im Mindestens daran denkt, das ukrainische Volk nach seinem Willen zu befragen. Dieses Volk werde nur von einer korrupten Elite und Oligarchen regiert, die es knebelten. In Putins Russland ist das natürlich ganz anders . . . (Dass Putin sich auch im ukrainischen Volk irrt, zeigt im Übrigen der Kriegsverlauf.)
Lassen Sie mich noch einen Link angeben. Der Filmregisseur und "Polittechnologe" Timofey Sergeytsev veröffentlichte vorgestern auf der Website der russischen staatlichen Nachrichtenagentur "Ria Nowosti" einen hochinteressanten Kommentar ("Was soll Russland mit der Ukraine machen?"). Der hat es in sich. Sie sollten ihn lesen, aber nur wenn Sie starke Nerven haben: https://ria.ru/20220403/ukraina-1781469605.html. Merken Sie jetzt, woher der Wind im heutigen Russland weht? Keine guten Aussichten -- nicht für die Ukraine, nicht für uns.
Das ist schon echt harter Tobak. Stellt sich die Frage, ob der Kommentar die offizielle Politik des Kreml darstellt, oder ob es sich um die Meinung einer Einzelperson handelt.
Erinnert an die Roten Khmer...
Aber die zweite Kernaussage ist, dass Russland sich jetzt von jeder Kooperation mit dem Westen frei macht. Und sehr bedenklich ist, dass laut diesem Kommentator Russland dieses nach einem militärischen Sieg, als innere Angelegenheit betrachtet. Allerdings wird es keinen militärischen Sieg geben.
Ich stimme Ihnen zu.
Zu der Frage "Meinung eines Einzelnen oder offizielle Position?": Ich glaube nicht, dass eine staatliche russische Nachrichtenagentur (fast alle anderen russischen Informationsquellen, die auch nur entfernt in den Ruch des Oppositionellen geraten sind, wurden ja verboten!) in dieser höchst brisanten Frage es wagen würde, eine so extreme Meinung zu veröffentlichen, wenn sie nicht die Deckung des Kreml hätte.
Das ist nicht zwingend der Fall. Auch in einer gleichgeschalteten Presse gibt es immer mal Leserpost/Beiträge, die in ihrer Radikalität weit über das geforderte Maß hinausgehen.
Auch bei uns gibt es Stimmen, die statt Frieden offen für Krieg gegen Russland werben, bzw. den Einsatz von NATO Truppen oder auch taktischen Atomwaffen fordern.
Also, schlimmer geht immer...
Na ja, "zwingend" mag es nicht der Fall sein, sehr wahrscheinlich ist es leider schon. Ich mache mir inzwischen keinerlei Illusionen mehr über Putins Russland. Ein gravierender Fehler der deutschen Linken (und ich meine jetzt nicht nur die Partei) bestand darin, über das "System Putin" gern hinweggeschaut und -geschwiegen zu haben. Ich persönlich halte dieses System für imperialistisch, antidemokratisch und kleptomanisch. Mir scheinen auch die maßlosen, durch nichts begründeten Vorwürfe der russischen Seite gegenüber der ukrainischen Bevölkerung insgesamt eine reine Projektionsleistung zu sein.
Vielleicht übersetzte man den von Russland benutzten Begriff "Nazismus" besser mit "Anti-Russismus" -- ein Begriff, der die Tatsachen jedoch auch verfälschte. Der Ausdruck zeugt von wild gewordener Paranoia, verstärkt durch den Umstand, dass der größte Teil der russischen Bevölkerung von der Außenwelt, also der Welt außerhalb des vom "System Putin" beherrschten Russlands, abgeschnitten ist.
Was Sie über die Stimmen hierzulande sagen, stimmt. Da müssen wir gegenhalten.