Heutzutage finden sich nicht mehr viele Ikonen. Manchmal hat man das Gefühl, es gebe keine James Deans oder Jimi Hendrixes oder Sylivia Plaths mehr. Der im Alter von 27 Jahren verstorbene Dash Snow jedoch verdient diesen Titel vielleicht. Snow starb am Montagabend an einer Überdosis Drogen im Manhattaner Lafayette Hotel. Er war einer der vielversprechendsten jungen Künstler der Kunstszene der New Yorker Lower East Side, der so genannten Bowery School. In vielerlei Hinsicht war er deren mythische Galionsfigur. Klein, tätowiert, mit langem blondem Haar und zotteligem Bart war Dash mehr Rockstar als Künstler.
Snows Arbeit speiste sich aus seinem extremen Lebensstil. Er fing Bilder des Wahnsinns ein. Seine Arbeit traf ins Mark, war körperlich und oft ekelhaft. Er hatte nur wenige Grenzen. Gemeinsam mit seinen Freunden Dan Colen, Ryan McGinley, Terence Koh und seiner Exfrau Agathe Snow schoss er der New Yorker Kunstszene eine Energie ein, die sie schon viele Jahre nicht mehr gekannt hatte.
Snows Hintergrund sorgte oft für Staunen. Er stammte aus der Familie De Menil, einer der reichsten und prominentesten Kunstsammler-Dynastien New Yorks.
Er rebellierte jedoch gegen seine Herkunft, lebte ab dem 15. Lebensalter auf der Straße, nachdem er zwei Jahre in Jugendhaft verbracht hatte. Als Mitglied der berüchtigten und schöpferischen Irak-Crew begann er mit der Graffiti-Malerei. Zufällig, durch Zureden seiner Freunde Colen und McGinley, kam er zur Kunst und machte anfänglich Polaroid-Bilder voller Sex und harter Drogen. Er erntete Lobgesänge vom Wall Street Journal und New York Magazine und auch auf der wichtigen Whitney Biennal für junge zeitgenössische Kunst wurden seine Bilder gezeigt. Große Sammler wie Dakis Joannou und Anita Zabludowicz rissen sich um seine Werke.
In London ist er vielleicht am bekanntesten für seine Beiträge zur USA Today-Ausstellung Charles Saatchis in der Royal Academy im Jahr 2006. Show zeigte die für ihn typischen, kontroversen Dinge: 45 ausgeschnittene Zeitungsartikel über Korruption bei der Polizei hingen dort an den Wänden wie eine riesige Collage, bespritzt mit Snows Sperma. Der Titel: Fuck The Police.
Im folgenden Jahr zerriss er für die heftig kritisierte Installation "Nest" in der New Yorker Galerie Deitch Projects Telefonbücher und bedeckte ein Zimmer mit Urin, Sperma und Alkohol. Snows Installationen und Filme enthielten Penisse, Sperma, Nacktheit und eine gewalttätige Art von Freiheit. Er verhöhnte das Publikum, forderte es heraus, Sex und Drogenorgien als Kunst anzuerkennen.
Sein Tod hat jeden schockiert, der ihn oder seine Arbeit kannte. Ja, in seinen Arbeiten (und auch in den Gerüchten um ihn) wimmelte es vor Drogen. Aber es war eben auch echte Schönheit und Aufrichtigkeit darin. Es war nicht unbedingt die Ästhetik, sondern die Unabhängigkeit seines Schaffens, die es so einflussreich machte. Er gab einfach einen Scheiß drauf.
In einer Stellungnahme von Peres Project ist alles gesagt: „Dash hatte sie sanfteste Seele von allen und war einer der sensibelsten Künstler seiner Zeit. Er fand dort Schönheit, wo die meisten noch nicht einmal hinzusehen zu verstehen wüsste. Wir werden sein Leben immer in wertvoller Erinnerung behalten.“
Im April 2007 zeigte die Berliner Galerie eine Ausstellung von Dash SnowContemporary Fine Arts
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