„Fish and Chips“-Sterben: Großbritanniens traditionelle Imbisse werden immer weniger
Inoffizielles Nationalgericht Für viele Leute ist der East Neuk of Five an der schottischen Ostküste der beste Ort auf der Welt, um Fish and Chips zu essen. Aber was, wenn „Chippies“ in ganz Großbritannien zunehmend schließen müssen?
Vergangenen Sommer, bevor die Fish-and-Chips-Branche in der Region von Schließungen erschüttert wurde und ein Todesfall die Menschen hier nachhaltig erschütterte, fuhr ein Liefer-LKW voll beladen mit den ersten frischen Kartoffeln der Saison die Ostküste von Schottland entlang. Der Kartoffellaster schlängelte sich durch den East Neuk of Fife, dem „Östlichen Winkel“ der südostschottischen Region Fife. Er wich Wäscheleinen, Anlegepollern und Möwen aus und parkte – egal wo – ungestraft, um seine Lieferungen an den Mann zu bringen.
Im East Neuk herrschte Einvernehmen, dass niemand sich darüber aufregt oder den Kartoffellaster anhupt, denn Fish and Chips sind ein Grundnahrungsmittel und lebenswichtig für die Wirtschaf
Wirtschaft der Region. Touristen legen absurde Entfernungen zurück, um auf alten Hafenmauern zu sitzen und mit hölzernen Gabeln in Takeaway-Behältern herumzustochern. Die Fish and Chips, die im East Neuk verkauft werden, sind vermutlich die besten auf den britischen Inseln und damit (logischerweise) auf der ganzen Welt. Und trotzdem fanden es die örtlichen Fisch- und Fritten-Imbissbesitzer immer schwieriger, finanziell über die Runden zu kommen.Der Fahrer des Kartoffellasters, ein rotwangiger Schotte namens Richard Murray, hatte die Schlüssel für fast alle Imbissbuden auf seiner Route dabei, um keine müden Chippie-Besitzer wecken zu müssen, die die Nacht zuvor lange wach waren und über ihre Abrechnungen gebrütet hatten. Der Krieg in der Ukraine plus anhaltende Brexit-Komplikationen trieben die Preise von fast allem in die Höhe, von dem ein Fish-and-Chips-Shop abhängig ist: von den lebenden Zutaten über Öl und Salz bis hin zur Verpackung. Noch besorgniserregender war das Problem der steigenden Energiekosten. Für die Zubereitung des Gerichts ist ein Energiefresser von einem Herd nötig, der während der Öffnungszeiten ständig in Betrieb sein muss. Als der Preis für Gas und Strom sich im Laufe des Jahres 2022 zu verdoppeln, dann zu verdreifachen drohte, öffneten die Imbissbesitzer ihre Energierechnungen mit zusammengebissenen Zähnen. Der Branchenverband Nationale Vereinigung der Fischbraterein warnte, bei einem Drittel der 10.500 Fischimbisse in Großbritannien könnten die Lichter ausgehen. Er sprach von einer potenziellen „Aussterbeveranstaltung“.Es war gegen acht Uhr morgens, als Murray seinen Kleintransporter in ein Dorf namens Pittenweem lenkte. An der Straße kam ihm Alec Wyse entgegen, ein erfahrener Fish-and-Chips-Verkäufer, 59 Jahre alt und bekannt als Eck, der einen Takeaway-Imbiss namens Pittenweem Fish Bar führte. Den winzigen Laden hatte Wyses Vater mit dem Geld aus dem Verkauf des Familien-Fischerboots erworben. An den Wänden hingen Bilder mit Seefahrtmotiven. Auf einer Speisekarte mit Steckbuchstaben waren acht unveränderliche Menüpunkte aufgeführt, von denen einer einfach nur als „Fish“ bezeichnet wurde. Gemeinsam luden Wyse und Murray Säcke mit Kartoffeln vom Lieferwagen und trugen sie auf ihren Schultern in den Imbiss.Von Pittenweem aus eineinhalb Kilometer an der Küste entlang führt die Straße in die schickere Hafenstadt Anstruther. Murray parkte seinen Lieferwagen vor einem Fish-and-Chips-Shop namens Wee Chippy – Kleiner Frittenladen. Gegründet von Ian Fleming, einem 64-jährigen Meeresfrüchte-Händler mit einem Hai-Tattoo auf dem Oberarm, stand das Wee Chippy gegenüber von einem mit Seetang übersäten Strandstück und einer gepflasterten Anlegestelle. Fleming erzählte später, der Imbiss habe seine Ehe. „Die Arbeitszeiten“, grummelte er als Erklärung. Die tägliche Arbeit hat er längst an seinen Geschäftspartner weitergegeben, einen Koch in den Vierzigern namens Chris Lewis. Doch Fleming hielt weiter ein Auge auf das Wee Chippy, das einen so großen Teil seines Lebens eingenommen hatte.Alle geschlossen: „Pittenweem Fish Bar“ in Pittenweem, „Wee Chippy“ in Anstruther, „Popular“ in DundeeAnstruther hinter sich lassend, die Lieferrunde fast geschafft, lenkte Murray seinen Laster Inland in die Richtung von Dundee und einem Fish-and-Chips-Shops namens „The Popular“. Das Popular hat eine auffällige braun und grün gestrichene Fassade, die an einen auf eine Seite gedrehte Billardtisch denken. Das kleine Restaurant war sechs Tage die Woche geöffnet und häufig hell beleuchtet und voller Gäste. In dem Familienbetrieb arbeiteten Graham Forbes, seine Frau Angela und ihre beiden erwachsenen Kinder. Obwohl bereits Mitte 70 war Forbes derjenige, der früh aufstand, um dem Lieferfahrer die Tür zu öffnen. Er mochte es, zusammen mit der aufgehenden Sonne den Tag zu beginnen und den polternden Kartoffelschäler im Popular zu füttern.Die drei Imbissläden – die Pittenweem Fish Bar in Pittenweem, das Wee Chippy in Anstruther, das Popular in Dundee – hatten nicht nur den gleichen Kartoffellieferanten. Sie teilten auch die fast religiöse Zuneigung der Gemeinschaften, in denen sie ihr Essen anboten. Sie wurden zudem alle von Männern und Frauen geführt, die ein dickes Fell hatten. Wortwörtlich traf das auf ihre Fingerspitzen zu, die so abgehärtet gegenüber Hitze waren, dass sie kochendes Öl berühren konnten, um ein Fischfilet, das gerade frittiert wurde, besser zu positionieren oder zu testen, ob die Kartoffeln schon gut sind, während sie zischten und bruzzelten. Und doch waren diese Leute nicht gegenüber jeder Belastung immun. Im darauffolgenden Sommer sollte es zwei der drei Imbissrestaurants nicht mehr geben; gezwungen, gegen den Willen ihrer Besitzer zu schließen.Während dieses schwierigen Jahres besuchte ich den East Neuk mehrere Male: in der touristischen Hochsaison, in der unheimlichen Stille des Winters, im Limbo dazwischen. Während eine nationale Branche den Bach runterging, wollte ich dokumentieren, was diese Entwicklung für eine Gruppe von Imbissbesitzern bedeutet. Ich wollte beschreiben, wie es ist, an den Rand des Abgrunds gebracht zu werden, während man einerseits miteinander konkurriert, sich gleichzeitig gegenseitig hilft, sich jeden Tag auf das Morgen vorbereitet, für heute kocht, am Abend die Zahlen zusammenrechnet, kurz: versucht, nicht noch ein Fish-and-Chips-Shop zu werden, der verschwindet. Zwischen Juli 2022 und Juli 2023 wurde die Lage im East Neuk härter und trauriger, als irgendjemand es voraussehen konnte. Bei meinem letzten Besuch waren die Menschen in Trauer. Sie hatten von einer geliebten lokalen Figur Abschied genommen, die alles für ihren geschätzten, plötzlich gefährdeten Geschäftszweig gegeben hatte; und es war nicht mehr ganz so schwierig, sich eine Welt ohne Fish and Chips vorzustellen.Schellfisch oder Dorsch im 180 Grad heißen ÖlbadDer Ursprung, schrieb der Historiker John Walton in seiner umfassenden Geschichte des Gerichts, „ist eine Frage von im Dunkel bleibendem und wahrscheinlich unlösbarem Streit“. Sollten die Londoner den größten Anteil für seine Erfindung und Ausbreitung für sich verbuchen können? Oder die Menschen in der früheren nordwestbritischen Hafenstadt Lancaster? Die Textilstädte rund um Manchester oder die Fischerhäfen von Schottland? Ohne Zweifel ist Fish and Chips Einwandereressen, importiert, perfektioniert und weitergegeben von einer Mischung aus Flüchtlingen und anderen Einwanderern aus Portugal, Spanien, Osteuropa, Italien, Zypern, Griechenland und China. Die Methode, Fisch in einem Flüssigteig aus Mehl und Ei oder Milch zu frittieren, wurde wahrscheinlich von Juden nach London gebracht, die vor der katholischen Inquisition flüchteten. Walton und andere Essenshistoriker haben Hinweise darauf, dass in der Industrieregion des nordenglischen Mittelgebirges Pennines schon in den 1860ern von Karren aus geschnittene Kartoffeln „nach französischer Art“ verkauft wurden.Ob sie als Chippy, Chippie, Chippery, Fishery, Fischbar oder Fisch-Restaurant firmierten, manche mit lustigen, wortspielerischen Namen (the Haddock Paddock, the Plaice to Be) oder bodenständigen Namen, die auf den Gründer verwiesen (Jimmy’s, George’s, Low’s, Long’s), florierten die Imbissläden das ganze 20. Jahrhundert über. Sie überzogen Großbritannien vom hohen Norden – Frankie’s oben auf den Shetlandinseln – bis ganz in den Süden zum Smugglers an der Spitze von Cornwall.Die grundlegende Zubereitungsmethode ist dabei immer dieselbe. Filets von weißem Fisch, normalerweise Schellfisch oder Dorsch, auch Kabeljau genannt, werden in einer dickflüssigen gelben Panade gewälzt und dann in ein 180 Grad heißes Ölbad geworfen. Erfahrene Backfisch-Frittierer kümmern sich regelmäßig um ihre blubbernden Filets, drehen und wenden sie in einem Metallsieb, während der Teig hart wird, indem sie das Gericht mit Bewegungen des Handgelenks immer wieder übergießen. Nach rund fünf Minuten ist der panierte Fisch goldfarben, leicht in sich gebogen wie eine Banane, fest genug, um auf den breiten Pommes platziert zu werden, ohne seine Form zu verlieren.Englische Kartoffeln besser geeignetWas die „Chips“ betrifft, werden sie aus hellen Kartoffeln gemacht, geschält und in etwa auf die Breite eines Daumens geschnitten, also breiter als französische Pommes. Dann werden sie in einem Korb aus Stahl platziert, in dasselbe heiße Öl untergetaucht, bis sie auseinanderplatzen, wenn man sie drückt. In Schottland gibt es Widerstand gegen das Ausbacken von Kabeljau, was als englische Verrücktheit betrachtet wird. Dagegen wird allgemein akzeptiert, dass Kartoffeln, die in der trockeneren Erde von England wachsen, besser zum Frittieren geeignet sind, weil sie weniger Glukose beinhalten und daher nicht so leicht karamellisieren. Der Nationalstolz lässt sich ausdehnen, aber nicht zu weit: gebräunte Fritten gehen einfach nicht.Wenn man gerade eine Portion Fish and Chips gegessen hat, sollte man im Idealfall wissen, dass das, was man sich gerade einverleibt hat, mit einer gottlosen Menge an Fett zubereitet wurde, das Fett aber nicht spüren. Diese paradoxe Reichhaltigkeit ohne Fettigkeit, ein engelhafte Leichtigkeit bei der Zubereitung eines der wohl schwersten Gerichte der Welt, zeichnet die besseren Fish-and-Chips-Restaurants aus. In der Golden Galleon in Aldeburgh liegen die Takeaway-Portionen in Papier eingepackt aufgereiht auf der Theke: der Fisch zusammen mit den Chips, alles wird mit einer Gabel gegessen. Im Ashvale in Aberdeen können die hungrigsten Gäste eine „Wal“-Portion bestellen, die so groß ist, dass jeder, der sie allein schafft, einen Preis gewinnt. Auf einem bestimmten Teil eines Bürgersteigs im Londoner Stadtteil Holborn laufen die Fußgänger mit dem Kopf direkt in eine Blase aus der Luft kommendem Fett, die einen Laden zu umschließen scheint, der „Fryer’s Delight“ heißt. Dort frittiert man nicht in Pflanzenöl, sondern mit Rinderfett, was einen fetteren, öligeren Geschmack ergibt.Im Popular in Dundee benutzten Graham Forbes und seine Familie ebenfalls Rinderfett. Im Popular aß man auf Holzbänken sitzend, erzählte Forbes, manchmal so eng zusammengedrängt, dass, wenn die Leute an Tisch #1 über Politik sprachen, die Leute an den Tischen #2 und #3 unvermeidlich auch über Politik sprachen. Er neigte dazu, das Popular nicht als Geschäft zu betrachten. Es war eine kleine Welt für sich. Und wie jede Welt hatte sie ihre Punkte, auf die man hier stolz war, sich hartnäckig haltende Gewohnheiten.Inflation bedroht Fish-and-Chips-ImbisseEines Tages sprach ich mit dem Mann weiter oben in der Lieferkette, der die wöchentlichen Lieferfahrten durch den East Neuk plant. Sein Name ist Conor Booth. Er arbeitet für eine schottische Firma namens John Callum Potatoes. Booth erklärte, dass die besten Fish-and-Chips-Imbissläden durch generationenlange lebendige Traditionen immer gleichgeblieben sind. Aber viele dieser Traditionen (die Morgenappelle zur Vorbereitung der Zutaten, das mitternächtliche Schrubben der Ausrüstung, die Abhängigkeit von nicht effizienten Ölkochern) machen es zunehmend schwierig, bereitwilliges Personal zu finden und die Kosten niedrig zu halten. „Jede Branche muss sich anpassen, um zu überleben“, erklärte Booth. „Leider ist bei Fish and Chips der Handlungsspielraum beschränkt. Die Kartoffeln wollen geschält, der Fisch will gebacken werden.“Placeholder image-1Als sich im vergangenen Jahr die Geschäftsbedingungen verschlechterten, gaben die Budenbesitzer den Lokalzeitungen Interviews zu dem finanziellen Druck, unter dem sie standen. Ihre Äußerungen hatten etwas von dem Ton panikartiger Botschaften, die von Geiseln niedergekritzelt werden. Beim Crispy Cod – deutsch: Knuspriger Kabeljau – in Worcester sagte man: „Es fühlt sich an, als hätten wir keine Kontrolle.“ Aus der Gipsy Lane Chippery in Leicester hieß es: „Es ist beängstigend.“ Paddy’s Plaice in Criccieth: „Brauchen Hilfe.“ In der schottischen Stadt Macduff erhielt ein Imbissrestaurant namens Happy Haddock – Glücklicher Schellfisch – eine Stromrechnung, die die monatlichen Kosten von £ 600 (ca. 700 Euro) auf £2,000 (ca. 2330 Euro) mehr als hochschnellen ließ. Der Happy Haddock machte zu. Etwa das Gleiche geschah beim Fryar Tuck in Belfast, dann bei Barnacle Bill’s in Somerset, and Chip Ahoy auf der Isle of Wight. Bei Chung’s Chinese Chippy in Lancashire erschien eine Nachricht an die Kundschaft im Fenster, die im Kern das Gleiche besagte wie die Botschaften, die bei Stefano’s in Glasgow ausgehängt und mit Kreide auf die Tafel außen an Jones Plaice in Caldicot geschrieben wurden: „Wegen exzessiver Preissteigerungen in allen Bereichen, Rohmaterial, Personalkosten, Energie und Betriebsmittel haben wir uns entschlossen zu schließen.“Im Popular in Dundee richtete die Familie Forbes über Facebook einen Appell an die Kundschaft: „Nutzt uns oder verliert uns.“ Graham Forbes' Sohn Lindsay hatte bereits einer Zeitung in Dundee ein Interview gegeben, das praktisch vor der Schließung warnte. Einen Ausschnitt des Artikels mit der Überschrift „Frittenbuden leiden unter hohen steigenden Kosten“ pinnte die Familie an dem Sommertag, an dem sie sich zusammensetzte, um eine Entscheidung zu treffen, an den Kühlschrank. „Das ist das Ende“, fasste Graham zusammen, „nicht wahr?“ Sie riefen erneut die Zeitung von Dundee an, die einen Artikel veröffentlichte, in dem bestätigt wurde, dass das Popular nach 35 Jahren schließen würde. Grahams Tochter Gaynor stellte eine Ankündigung ins Internet. Am nächsten Tag, „sobald wir die Türen um 11.30 Uhr öffneten“, erzählte Graham, „wurden wir von Leuten überrannt. Generationen von Kunden. Großeltern. Enkelkinder. Die Leute fragten, warum? Ich sagte ihnen, dass es keinen Spaß mehr macht, wenn man sich die ganze Zeit nur Sorgen machen muss. Ich sagte ihnen: Wenn sie weiterhin zu uns gekommen wären, zumindest alle vierzehn Tage, wäre es vielleicht anders gekommen.“Öl und Feuer: „Dann ist deine Zeit gekommen“Bevor die größte Gefahr für Fish-and-Chips-Shops von der vierteljährlichen Stromrechnung ausging, war es plötzliches Feuer. Nur einen Moment nicht aufgepasst und das Kochfett kann zu heiß werden, einen selbstentzündenden Punkt erreichen und explodieren. Allein im Jahr 2018 kam es zu ernsthaften Feuerausbrüchen bei Old Salty’s in Glasgow, Admiral in Overseal, Mr Chips in Fakenham, Pilton Fryer in Pilton, der Fish Bar in Fenham, Crossroads in Kingstanding, Graylings in Fremington, der River Lane Fish Bar in Norfolk, der Portway Fish Bar in Rowley Regis, Bruno’s auf Canvey Island, Jimmy’s Palace in Liverpool, Scoffs in Paignton und Moby Dick in Shirley. „Egal, wie viel Erfahrung man hat“, erklärte Chris Lewis, einer der Besitzer des Wee Chippy in Anstruther, „wenn etwas Mechanisches kaputtgeht oder etwas hängen bleibt, das man nicht gesehen hat – das war’s, dann ist deine Zeit gekommen.“Whee Shippys Zeit war am Volkstrauertag im Jahr 2018 gekommen, genau zur Mittagszeit. Ein Frittiergerät war gestört; das Öl entzündete sich; ein riesiger Feuerball wurde in die Lüftungsanlage des Wee Chippy gesaugt, sodass dem Personal und den Kunden gerade noch genug Zeit blieb, um zu fliehen, bevor das Erdgeschoss mit dichtem Rauch erfüllt war.Bei dem anschließenden Brand bekamen die ungeschälten Kartoffeln aus dem Kartoffel-Lieferwagen in ihren Säcken Blasen und schrumpften. Rund 100 Nordseeschellfische wurden in einem Kühlschrank gekocht. Gläser mit eingelegten Eiern kochten und platzten. Lewis und Ian Fleming, die beide in der Nähe wohnen, kamen herbeigerannt. Von der anderen Straßenseite schauten sie über die Hafenstraße hinweg zu, wie das Glas in den Fenstern des Imbissrestaurants zu schmelzen und pulsieren begann. Orangefarbene Flammen züngelten aus den Schornsteinen.Ian Fleming (der mit dem Hai-Tattoo) eröffnete seinen Fish-and-Chips-Shop 1999 in krasser Missachtung der Tatsache, dass es bereits eine beliebte Alternative gab, nämlich die Anstruther Fish Bar, nur ein Stück die Hafenstraße weiter. Nach dem Brand 2018 wurde Flemings Versicherungsanspruch abgelehnt. „Es hieß, dass sich hinter den Gipskartonplatten ein brennbares Material befand“, erzählte er mir. Er sprach mit Lewis und die beiden beschlossen, ihr eigenes Geld für den Wiederaufbau einzusetzen, und sei es nur, um es der Versicherungsfirma und ihren Rivalen in Anstruther „so richtig zu zeigen“, wie Fleming es formulierte. Gemeinsam kostete es die beiden neun Monate und eine sechsstellige Summe, um das Wee Chippy im Sommer 2019 wiederzueröffnen.Drei Jahre später, im Sommer 2022, dann war die Lage härter, als Fleming sie je erlebt hat. Da die Kunden mit steigenden Lebenshaltungskosten zu kämpfen hatten, gingen sie weniger auswärts essen. Weil sie weniger auswärts essen gingen, waren die Wirte gezwungen, mehr Geld zu verlangen, und das genau zu einem Zeitpunkt, an dem sie es sich am wenigsten leisten konnten, Kunden zu verprellen. In der walisischen Hauptstadt Cardiff machte 2001 John’s Fish-and-Chips-Bude dicht. Seither wurde sie weder gekauft oder verändert. Eine verblichene Speisekarte wirbt weiterhin für eine Portion Fish and Chips zum Mitnehmen zum unvorstellbaren Preis von 2,45 britischen Pfund. Zwei Jahrzehnte später kostet das gleiche Gericht beim Wee Chippy 9,40 britische Pfund (10,99 Euro). Nur wenige Imbissbesitzer wagen die heilige Grenze von zehn Pfund zu durchbrechen. Tatsächlich hatte man in einem Fish-and-Chips-Shop in Belfast einmal ehrlich durchgerechnet und war zum Ergebnis gekommen, dass angesichts der aktuellen Kosten für eine Fish-and-Chips-Portion 15 Euro verlangt werden müssten. „Wer würde das bezahlen?“, fragte sich Fleming.Prince William war Fish-and-Chips-Kunde in Anstruther Fish BarWenn die Motivation im Wee Chippy nachließ, mussten Fleming und Lewis nur an ihre direkten Konkurrenten die Straße runter denken. jahrzehntelang hatte der Wee Chippy sich einen aussichtslosen Kampf mit der Anstruther Fish Bar geliefert, die seit ihrer Eröffnung in den 1980er Jahren überragenden Ruhm erlangte und viel dazu beitrug, dem East Neuk einen Ruf als hervorragendes Gebiet für Fish and Chips zu verleihen. Prince William war während seiner Studienzeit dort Kunde. Seine Stiefmutter Camilla ließ später eine königliche Autokolonne auf der Hafenstraße anhalten und schickte einen Sicherheitsmitarbeiter, um Fish and Chips zum Mitnehmen zu kaufen. Die Anstruther Fish Bar hatte jeden Preis der Branche gewonnen. Sie wurde in Reiseführern und Reisereportagen gefeiert. Manchmal guckten Fleming und Lewis durch die Fenster ihres Shops und sahen Touristen, die draußen auf ihrer Terrasse parkten und dann den Hafen entlangwanderten, um in der Anstruther Fish Bar zu essen und auf dem Rückweg die Beleidigung noch zu erhöhen, indem sie ihre leergeputzten Imbissschalen in die Mülleimer des Wee Chippy warfen.Im Laufe der Zeit stritten sich die beiden benachbarten Unternehmen um Grundstücke, Parkplätze, Personal, Marken, Verpackungen, Namensrechte und auch darum, wer welche Sorte herzhaften Puddings verkaufen durfte. Solche Rivalitäten waren recht üblich, wie ich mitbekam. Eines Tages sprach ich mit einem Mann aus dem East Neuk namens Murray Cameron. Der frühere Fischer war auf einen mobilen Fish-and-Chips-Imbisswagen aus einem umgebauten Vauxhall Movano-Lieferwagen umgestiegen. Cameron trug seinen eigenen Clinch mit der Anstruther Fish Bar aus. Und mit dem Wee Chippy. Er erzählte, er habe Jahre damit verbracht, die genaue Mischung von Mehl und Zutaten zu perfektionieren, die er in seine Teigmischung gab. Deshalb versteckte er meistens die leeren Verpackungen ganz unten im Mülleimer, aus Angst, jemand könnte hinter sein Geheimnis kommen. In jeder Ecke des Landes gibt es Imbissbesitzer, die sich über ihre engsten Konkurrenten aufregen; die stündlich dasselbe Gericht neu zubereiten, bis sie es bis ins letzte Detail verbessert haben; die Backteig und die Pommes optimieren, um als die Nummer eins zu gelten.Unterdessen hatte ich genug Zeit im East Neuk verbracht, um eins zu bemerken: Wann auch immer sich Fish-and-Chips-Verkäufer übereinander ausließen, gab es eine Familie, die sie nie kritisierten. Das waren die Wyses aus Pittenweem. Eck Wyse und seine Familie führten die Pittenweem Fish Bar seit den 1980ern. Sie hatten sie von der Familie Baird übernommen, die von den Smalls. Die „Fish Bar“ war ein beliebter Treffpunkt im Dorf, einer der wenigen Orte in Pittenweem, die auch nach Einbruch der Dunkelheit geöffnet waren. Der uralte Herd der Wyses war so breit wie der Raum, in dem er stand, und hatte etwas U-Boo-Artiges. Er produzierte Speisen zum Mitnehmen, die den Kunden auf altmodische Weise gereicht wurden, in Papier eingewickelt. Obwohl die Pittenweem Fish Bar nicht oft in den Reiseführern oder auf den „Muss man probiert haben“-Listen im Internet zu finden war, wussten die Menschen in der Region, wie selten und besonders sie war, ein preiswertes Juwel, das außerhalb der Zeit zu stehen schien. Als die Pittenweem Fish Bar am Ende des Sommers 2022 abbrannte, war das ein Trauma, das meilenweit zu spüren war.Lange Schlangen um die Dorfkirche herumDas Feuer brach an einem Dienstagnachmittag aus, Stunden, nachdem der Kartoffel-LKW auf seiner Runde durchgekommen war. Die Flammen schlugen aus dem engen Inneren des Ladens, verbrannten die Gardinen, sprengten die Fenster und schickten eine dunkle Rauchwolke über die Kirche von Pittenweem und Richtung Meer. Ein vorbeikommender Nachbar eilte hinein, um Wyse herauszuziehen. Er hatte am Herd gekocht und war nach einem späteren Bericht eines Augenzeugen vom Rauch benommen. Stundenlang waren Feuerwehrautos im Einsatz. Am Morgen war der Laden nicht mehr wiederzuerkennen: das bemalte Schild verschwunden, die Fassade voller Blasen und Risse.Als er im Oktober 2022 wieder mit seinem Laster durch Pittenweem fuhr, ging Richard Murray vom Gas, um den zerstörten Imbiss langsam zu passieren. Er stellte die Musik ab. „Erschütternd“, murmelte er. Als er kurz darauf in Anstruther ankam, parkte er wie immer in der Nähe des mit Seetang bedeckten Strandes. Er begann ein Gespräch mit Ian Fleming, der in der Kälte draußen vor dem Wee Chippy gewartet hatte, und jetzt die Hafenstraße entlang sah. „Es wird ruhiger in der Stadt“, kommentierte Fleming. Murray nickte.Während sie begannen, die Kartoffelsäcke abzuladen, unterhielten sich die beiden Männer über die schreckliche Häufigkeit von Feuern in ihrer Branche. Früher, sagte Flaming, konnte man nach einem Feuer versuchen, die Ruine wiederaufzubauen, weil man darauf vertraute, dass das Fish-and-Chips-Geschäft einen danach tragen würde. Selbst als dem Wee Chippy 2018 die Versicherungsauszahlung verweigert wurde, wirkte der Markt stabil genug, um das Risiko einer Reinvestition einzugehen. Bei der herrschenden Unsicherheit im Jahr 2022 dagegen stellte sich die Frage, ob es überhaupt möglich war, einen heruntergebrannten Fish-and-Chip-Shop wieder zum Laufen zu bringen.„Deswegen machst du dir Sorgen um Eck“, sagte Murray.„Aye“, bestätigte Fleming.„Hast du ihn gesehen?“Fleming schüttelte den Kopf. „Hab ihm eine SMS geschickt.“Viele Leute im East Neuk hatten Erinnerungen an das Imbissrestaurant in Pittenweem auf Facebook-Foren geteilt, wo viele Anekdoten und Fotos zusammenkamen. Frühere Angestellte an der Fischtheke erzählten von Schäl- und Putzjobs nach der Schule. Kund:innen erinnerten sich an ihre Lieblingsgerichte. Als ich in jenem Herbst einen Fisch- und Meeresfrüchtebetrieb im East Neuk besuchte, der von der Familie Wilson geführt wird, erinnerten sich das Besitzer-Ehepaar an die Zeit, in der sie sich näher kennenlernte und regelmäßig Pittenweem-Takeway-Food aßen, das man nicht hätte besser machen können. Die Leute standen so lange Schlange, erinnerte sich Wendy Wilson, dass sie sich von der Tür der Wyses über die lokale Bank hinauszog und dann weiter um die Dorfkirche herum. Seit dem Feuer hatte das Dorf etwas Unersetzliches verloren: eine Schlange, in die man sich einreihen konnte; eine Vielzahl von Geschmäckern und Gerüchen; einen hellen Ort, an den man nach Einbruch der Dunkelheit gehen, Takeaway-Essen, das man auf der Mauer am Meer essen konnte.Fisch als Beruf und Fisch als MahlzeitEs ist eine Binsenweisheit, dass Fish and Chips besser – am besten – schmecken, wenn sie am Meer gegessen werden. Ich habe das mein Leben lang auch so gesehen, ohne mich zu fragen, warum das so sein sollte, außer vielleicht, dass die Nähe einer Küste mit frischem Fisch gleichzusetzen ist. Früher lohnte sich in vielen East-Neuk-Dörfern ein eigener Fischmarkt. Als die Pittenweem Fish Bar in den 1980er Jahren eröffnet wurde, kaufte man den Schellfisch von den Booten im Hafen von Pittenweem. Heute ist ein Auktionshaus in Peterhead an der Nordostspitze Schottlands alles, was auf einer ganzen Seite des Landes übrig geblieben ist. Fast jeder Schellfisch, der im East Neuk ausgebacken wird, wurde zuvor 160 Kilometer von Peterhead nach Süden transportiert.Warum sollten Fish and Chips am Meer dann besonders schmecken? An einem Ort wie diesem muss es meiner Ansicht nach die lange enge Beziehung zwischen dem Fisch als Beruf und dem Fisch als Mahlzeit sein. Ian Fleming ist nicht nur Miteigentümer des Wee Chippy, sondern auch Händler für Fisch und Meeresfrüchte. Er ist der Sohn eines Händlers für Fisch und Meeresfrüchte. Bevor er Backfisch zubereitete, war Eck Wyse Fischer, Sohn eines Fischers. Unten am Hafen von Pittenweem stehen zwei bronzene Statuen – Mutter und Tochter –, die aufs bewegte Wasser hinausblicken. Sie erinnern an all die Menschen von hier, die versuchten, mit dem Meer ihren Lebensunterhalt zu verdienen und an die rund 400, die dabei seit den 1800ern zu Tode kamen. Vor Jahrzehnten ertrank Flemings Schwiegervater bei einem Fischerei-Unfall. Viele, viele Leute im East Neuk haben einen Freund, einen Onkel, einen Cousin verloren. Fischen ist hier eine ernste Angelegenheit, Fish and Chips eine ernste Mahlzeit.Es war Dezember 2022. Die Pittenweem Fish Bar war abgebrannt. Das Popular in Dundee war geschlossen. Der Wee Chippy hielt sich noch, obwohl vor dem Frühling keine nennenswerte Zahl von Tourist:innen den East Neuk besuchte. Nach siebzehn Uhr konnte die ganze Küste verlassen wirken. Nur das Rauschen der Gezeiten war in der Dunkelheit zu hören, ebenso wie das Brummen der Salzlaster, die bei Frost die Straßen streuten. Als ich Fleming in seinem Haus am Stadtrand von Anstruther besuchte, schlug er seine Bücher auf, um zu sehen, wie viele Schellfische sie in der Nebensaison im Wee Chippy verkauften. Nicht besonders viele, sagte er stirnrunzelnd und legte das Buch beiseite. „Wir reden uns ein, dass das Geschäft wegen der gefrorenen Straßen rückläufig ist. Vielleicht lügen wir uns in die Tasche.“„Wie ein fehlender Körperteil“In Dundee hatte die Familie Forbes das Popular ausgeräumt: Sie verkauften einen Kühlschrank, eine Gefriertruhe, ein Wasserbad, zwei Menütafeln sowie die Kasse und die kleinen Papierrollen, die für künftige Einnahmen gedacht waren. Die Tische #1, #2 und #3 wurden abgebaut, um in ein Restaurant in Inverness umzuziehen. Lindsay Forbes nahm einen Job bei einem Großhändler an. Angela und Graham Forbes gingen in Rente. Das nächste Mal, als Graham um Weihnachten herum am Popular vorbeiging, hing dort ein „Zu vermieten“-Schild im Fenster. Er konnte noch seine eigene Nachricht an die Kundschaft sehen, mit der er die Schließung erklärt hatte. „Keine andere Wahl“, hatte Graham geschrieben.In Pittenweem waren auf dem Bürgersteig vor der zerstörten Fischbar verkohltes Holz und Verputz aufgehäuft. Kegel und ein Metallzaun hielten Passanten davon ab, zu nahe heranzugehen. Die Szene wirkte wie in der Zeit eingefroren seit dem Feuer, obwohl schon Monate vergangen waren und die Wise-Familie ihren Kund:innen in einer Notiz geschrieben hatte, dass sie hoffe, wenn möglich, „aus der Asche aufzuerstehen“. Murray Cameron, der mit seinem mobilen Imbisswagen durch die Dörfer des East Neuk fuhr, sparte Wyses Revier in Pittenweem weiterhin aus. Das war sein Tribut an Wyse: Sein Vertrauen darauf zu signalisieren, dass Wyse sein Geschäft wieder öffnen würde.Hinter den Kulissen – das erzählte ein Mitglied der Familie Wyse später einer Lokaleitung – nahm die Schließung Eck schwer mit. „Wie ein fehlender Körperteil“, beschrieb es seine Frau Anna. Als immer mehr Wochen vergingen, ohne dass die Brandschäden beseitigt wurden, begann Fleming an den Aussichten auf eine Wiederbelebung der Fish Bar zu zweifeln. Er hatte selbst einen Brand erlebt. Er erinnerte sich daran, wie niederschmetternd es war, Wochen und Monate auf die Antwort der Versicherungsgesellschaft zu warten – letztlich umsonst, weil die Versicherungsansprüche des Wee Chippy abgewiesen wurden. Als 2022 zu 2023 wurde und ein weiterer Monat vergangen war, ohne dass der Schutthaufen vor der Pittnweem Fish Bar weggeräumt wurde, machte sich Fleming mehr und mehr Sorgen um seinen Freund.700 Fish-and-Chips-Imbisse stehen zum VerkaufAnderswo im Land musste ein Fish-and-Chips-Shop namens Little Fryer in Southampton schließen. Untragbare Kosten. Das Dolphin in Belfast schloss ebenso wie das Seafarer in Northwich und das High Plaice in Alston. Die Besitzer des Simpsons in Quedgeley hatten das Gefühl, dass sie gut ausgelastet waren, ja sogar florierten. Aber ihre Energierechnung hatte sich vervierfacht, und so wurde der Imbissladen geschlossen. Die Mitarbeiter von Whieldon Fish Bar in Stoke-on-Trent erzählten ihrer Lokalzeitung, dass sie sich noch hielten, indem sie, wann immer möglich, das Licht ausschalteten. Simeone’s in Glasgow wurde zum Verkauf angeboten, ebenso wie rund 700 weitere Fisch- und Frittenläden, darunter Ocean King in Gosport, Haddock Paddock in Cumbrien and Ightenhill Traditional in Burnley. Das Smarts in Abingdon machte zu.Ende Januar 2023 erhielt Fleming eine SMS von einem Freund. Darin stand, dass Eck an diesem Tag gestorben war. Es war ein plötzlicher Tod. Die Polizei behandelte ihn nicht als verdächtig. Die Familie stellte ein Foto ins Netz, das Eck hinter dem Herd in seinem alten Fish-and-Chips-Laden zeigt. „Wo er am glücklichsten war“, schrieben sie, „wo er hingehörte.“Es gibt raffiniertere Gerichte als Fish and Chips. Es gibt kostspieligere Gerichte, die wir auf unsere To-do-Liste setzen oder für Geburtstage einplanen. Ich glaube, wir – hier in Großbritannien – suchen bei Fish and Chips etwas anderes, eine Art Beständigkeit, ein festes Geländer, das uns mit unserer Vergangenheit verbindet. Als Schuljunge kaufte ich mein Mittagessen oft bei Andrews in Enfield, wo man das Takeaway-Essen mit übriggebliebenen Essiggurkenwasser besprenkelte. Später studierte ich in Yorkshire. Der Geschmack von süßer Currysauce auf Fritten wird mich immer wieder 18 sein lassen. Die Eltern meiner Eltern hatten ganz unterschiedliche Wurzeln. Jedes Frühjahr zu Pessach versammelte sich meine Familie mütterlicherseits, um gebratenen Fisch aus einem Londoner Takeaway-Imbiss zu essen. Jeden Herbst fuhren wir 800 Kilometer nach Norden, um meine Familie väterlicherseits im schottischen Aberdeen zu besuchen. Meine jüdische Oma und meine protestantische Gran waren sehr verschiedene Leute. Aber beide hatten absolutes Vertrauen in Backfisch als einer Mahlzeit, die einen Haufen unterschiedlicher Verwandter einigen und begeistern würde.Fish and Chips: Nationales VergnügenÄhnlich wie eine Beatles-Melodie zu hören, noch einmal den Film „Der Schneemann an Weihnachten“ zu gucken oder ein Glas schaumiges Bier zu erheben, sind Fish and Chips ein nationales Vergnügen, von dem wir erwarten, dass wir es immer wieder wiederholen werden. Unmöglich sich vorzustellen, dieses Gericht ein letztes Mal zu essen. Als ein Imbissrestaurant namens Kong’s in Greater Manchester ankündigte, dass es wie so viele andere schließen würde, versammelten sich vor der Tür so viele Menschen wie für eine Beerdigung. Man wartete eine Stunde, um hineinzukommen, und dann weitere zwei Stunden aufs Essen. In der Schlange machten die Leute Witze darüber, zusätzliche Portionen zu kaufen, sie einzufrieren und an alle zu verkaufen, die unter Kong’s Schließung leiden. Wir gehen nicht davon aus, dass diese Takeaways uns weggenommen werden. Wir stellen uns vor, dass wir ewig dort essen werden.Im Frühjahr 2023 schloss die Lowford Fish Bar in Bursledon, deren Besitzer die Entscheidung als die schwerste ihres Lebens bezeichneten. Etwa zur gleichen Zeit war Jack Spratt's Superior in Oldham nach 25 Jahren ununterbrochenem Betrieb am Ende. Skircoat Green Fish Bar in Halifax machte nach 40 Jahren zu, Jackson's Chippie in Ilkeston nach 62 Jahren. Der Besitzer von Sam's FishBar in Fenton sagte, er arbeite nebenbei als Lieferfahrer, um sich über Wasser zu halten. Auch Pawsons Golden Plaice in Chorley wurde geschlossen.Kürzlich fuhr ich mal wieder bei einer Kartoffellieferrunde durch den Eust Neuk mit. Die wöchentliche Lieferung wurde nicht mehr von Richard Murray gefahren. Wöchentlich war sie auch nicht mehr. Da es weniger Abnehmer gab, waren die Kartoffelbestellungen in der Region oft so gering, dass Murrays Chef Conor Booth die Lieferung mit seinem Pickup-Wagen bewerkstelligen konnte. Booth traf mich an seinem Wagen und wir donnerten die Küstenstraße entlang. Es regnete, „a real dreich“, kommentiere Booth mit diesem typisch schottischen Ausdruck für: „furchtbar trüb draußen“. Auf der Fahrt sprach er über die Kartoffelpreise: doppelt so hoch wie noch vor einem Jahr; eine weitere Gefahr für die Imbiss-Restaurants. Die Kartoffelernte war schlecht gewesen. Das war unglückliches Timing. Gäbe es bei Fish and Chips „kein Unglück, dann gäbe es gar kein Glück“, kommentierte Booth.Pittenweem voller TrauergästeZuhause wartete auf ihn sein einen Monat altes Baby. Daher wollte er die Lieferfahrt möglichst schnell beenden und zurückkehren. Vater zu sein habe bei ihm ein Mischmasch an Erinnerungen hochkommen lassen, erzählte Both, aber auch Visionen von der Zukunft. Er hatte sich daran erinnert, wie er als Kind mit seinem Großvater durch die Gegend fuhr, der ihm von örtlichen Geschäften erzählte, die verschwunden waren. Unter manchen konnte er sich nichts vorstellen. Dort hatte früher ein Mann Schuhe hergestellt, erzählte sein Opa zum Beispiel, und dort war ein Messerschleifer. Booth fragte sich, ob er wohl auch eines Tages mit einem eigenen Enkelkind die Küste entlangfahren würde; ob er erklären müssen würde, dass es früher diese Orte gab, die wir „Fischbars“ nannten.Es hörte auf zu regnen. Booth lieferte seine letzten Kartoffeln aus, dann setzte er mich am Friedhof von Pittenweem ab. Als sich der Himmel aufhellte, begann der feuchte, rötliche Kies der Friedhofswege zu trocknen und wieder zu knirschen. In der Nacht vor Wyses Beerdigung im Februar hatte es an diesem Himmel ein großes Schauspiel gegeben – ein violett und grün leuchtendes Polarlicht. Am nächsten Morgen bot sich in Pittenweem ein weiterer außergewöhnlicher Anblick. Das Dorf war voller Menschen, nicht nur Wyses Familie und Freunde, sondern auch seine Kunden, von denen Hunderte gekommen waren, um sich zu verabschieden. Die Zahl der Trauernden war so groß, dass die Kirche nicht genügend Bänke hatte. Nicht einmal genug Stehplätze gab es. Die Trauernden, die draußen bleiben mussten, begannen sich am Weg zum Friedhof aufzustellen und schlossen sich später dem Trauerzug an. Wyse wurde neben seinem Vater beerdigt, der das Familien-Imbissrestaurant vor ihm geführt hatte.Nachdem ich mein Beileid ausgedrückt hatte, lief ich die Küste entlang Richtung Anstruther. Es war Zeit für den Nachmittagstee. Im Hafen tummelten sich viele Boote. Takelagen klapperten und zischten in der Brise. Ein Vater auf einer Bank fütterte sein Kleinkind, ein Stück Backteig nach dem anderen. Ein Ehepaar mittleren Alters saß in seinem Auto. Sie hatten ein Tablett zwischen sich geklemmt, zwei Tee in Porzellantassen, Besteck von zu Hause und dampfende Takeaway-Schachteln auf dem Schoß.Gegen 18 Uhr traf ich mich mit Ian Fleming draußen vor dem Wee Chippy. Im Essensraum drinnen saß einige Kundschaft. Der Laden erlebe ein kleines Sommersaison-Revival, erklärte Fleming. Sie hatten vor Kurzem einen schottischen Catering-Preis gewonnen und zumindest einmal ihren Rivalen in der gleichen Straße geschlagen. Mindestens einen Sommer lang würde der Wee Chippy weiter existieren. Wir warteten, bis wir einen Tisch bekamen. „Fish and Chips?“, fragte die Kellnerin.