Freunde bleiben?

Frauensache Macht das Netz Trennungen komplizierter? Man sollte jedenfalls nicht versuchen, aus dem, was der Ex bei Facebook postet, ein Bild seines neuen Lebens zusammenzuschustern

Meine beste Freundin und ich wurden einmal am selben Tag verlassen. Es war ein Freitag. An dem Abend ging mir auf der Tanz­fläche ein Schuh kaputt, sie übergab sich später im Taxi in einen Handschuh. Am nächsten Tag lagen wir zu Hause und schauten Fernsehen. Ein schreckliches Wochenende. Es dauerte eine Ewigkeit, aber ich kam natürlich drüber hinweg. Ich bin nur froh, dass ich damals ver­lassen wurde, bevor soziale Netzwerke unser Leben veränderten.

Heute sind Trennungen schwieriger, weil sie eine Reihe von Dingen nach sich ziehen, die online gleich erledigt werden müssen. Statt still zu liegen und nichts zu tun, muss man sofort handeln und zum Beispiel den Ex aus diversen Freundesverteiler-, Chat- und ähnlichen Listen löschen. Da viele Beziehungen online beginnen, gibt es konsequenterweise inzwischen auch spezialisierte Internetseiten, die sich nur mit dem Danach beschäftigen. Mein Favorit ist wotwentwrong.com, wo Sitzengelassene den Ex-Partner über Dritte bedrängen können, ihnen den Schritt zu erklären. Derjenige, der Schluss gemacht hat, sagt, warum er nicht mehr über die Sache reden will, und die Website erteilt gute Ratschläge, wie man es das nächste Mal besser machen kann. Die Seite neverlikeditanyway.com ist dagegen eine Art eBay für Zeug, das nach dem Ende einer Be­ziehung übrig bleibt: ein Marktplatz für Verlobungsringe, Hab-dich-lieb-Teddys und damit verknüpfte Schimpftiraden.

Beide Seiten entsprechen dem Bedürfnis, „drüber zu reden“. wotwentwrong.com ist aber eigentlich formalisiertes Stalking. Warum muss überhaupt jede Begegnung heute analysiert werden? Wer sagt, dass der Typ, mit dem man mal eine Flasche billigen Weins geleert hat, einem besonders Tiefschürfendes zu sagen hat?

Für Trennungen in der Online-Welt gilt es Regeln zu beachten. Zum Beispiel: Bloß nicht versuchen, aus dem, was der Ex bei Facebook postet, ein Bild seines neuen Lebens zusammenzuschustern. Das Gesicht, das dort der Außenwelt präsentiert wird, wirkt so fremd, weil es das ist, das jeder zu sehen bekommt – nicht jenes, das man einst morgens nach dem Aufwachen über ein Ikeakissen hinweg betrachtete. Aber alles wird gut, wir werden auch darüber hinwegkommen.

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Übersetzung: Zilla Hofman
Geschrieben von

Eva Wiseman | The Guardian

Der Freitag ist Syndication-Partner der britischen Tageszeitung The Guardian

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