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Facebook Mark Zuckerberg macht wieder Revolution - und Facebook zur großen Unterhaltungsplattform, indem er Spotify oder Netflix einbindet. Zudem gibt es nun virtuelle Zeit-Linien

Facebook hat weitreichende Veränderungen seiner Website angekündigt, die auch die Zusammenarbeit mit großen Musik- und Filmunternehmen mit einschließen. So soll das mit mittlerweile 800 Millionen Nutzern weltweit größte soziale Netzwerk seinem Gründer Mark Zuckerberg zufolge in eine wichtige Unterhaltungsplattform verwandelt werden.

"In den vergangenen fünf Jahren ging es darum, dass die Leute sich bei uns anmelden“, erklärte Zuckerberg auf der f8-Konferenz von Facebook in San Francisko. „Bis vor kurzem war man sich nicht sicher, wie lange das Phänomen anhalten würde. Mittlerweile sind soziale Netzwerke aber ein allgegenwärtiges Mittel, das von Milliarden von Menschen rund um den Globus benutzt wird, um täglich miteinander in Verbindung zu treten.“

Schon in den vergangenen Monaten hat Facebook seine Anstrengungen intensiviert, die User auf die Seite zu locken und sie dort zu halten, um der Konkurrenz durch Twitter und den neuen Rivalen Google standhalten zu können. Es wird erwartet, dass die Seite innerhalb der nächsten Wochen die Marke von einer Milliarde knacken wird, was eine Verdopplung der Nutzerzahl gegenüber Februar 2010 bedeutet.

Musik, Filme, Serien

Teil der am Donnerstag angekündigten Veränderungen wird sein, dass Nutzer automatisch Aktivitäten wie Videos ansehen, Lieder anhören oder Texte lesen in einem „Live-Ticker“-Stream mit anderen teilen werden, sobald sie sich für das Feature entschieden haben. Der neue Stream wird nicht direkt mit dem bereits existierenden Facebook-Newsfeed verbunden sein. Beliebte Dinge, wie die von Freunden am häufigsten gespielten Lieder – werden aber auch hier zu sehen sein.
„Wir konzipieren es so, dass man es mit allem, was man möchte, verbinden kann. Jetzt braucht man bei einem Buch nicht mehr das Kästchen 'Gefällt mir' anzuklicken, man muss es nur noch lesen“, so Zuckerberg. Gleiches gelte für Filme und anderes. Auch die Profilseiten der Benutzer sollen verändert werden. Ein Online-Album und eine synchronisierte Zeitachse sollen hinzukommen, die einem, mit Zuckerbergs Worten, helfen werde, "die Geschichte seines Lebens zu erzählen".

Mit einem einfachen, grauen T-Shirt, Jeans und weißen Turnschuhen bekleidet, erklärte der 27-jährige Milliardär, die Zeitachse werde die Möglichkeit bereithalten, wichtige Augenblicke zu dokumentieren – Geburten, Abschlüsse oder Hochzeiten. Die „vollständige Kontrolle“ darüber, wer auf diese Informationen Zugriff hat, verbleibe beim User.
Anders als Twitter und Google+, die einen starken Fokus auf den Austausch von Nachrichten legen, ist Facebook zu dem Ort im Netz geworden, an dem die Leute ihre eigene Geschichte dokumentieren können. Jetzt haben sie zusätzlich die Möglichkeit, sich Filme anzusehen, Musik anzuhören und Zeitungen zu lesen, ohne die Seite verlassen zu müssen.

Während Facebook einerseits daran interessiert ist, dass seine Benutzer so lange wie möglich auf der Seite bleiben, hat Zuckerberg immer wieder betont, Facebook sei eine „Verteilerplattform“ zu anderen Medienunternehmen.

Mark Zuckerberg will immer weiter hinaus. Er hat Facebook zum größten Social Network auf dem Planeten gemacht. Jetzt will er es zum Zentrum der Netzerfahrung machen. Deshalb wird der „Zeitverlauf“ neu entworfen – der von Freunden nacherzählte Strom an Erfahrungen. Facebook bietet die Möglichkeit, diesen Strom mit Bildern und Videos zu strukturieren.

Das gemeinsame Musikhören auf kostenlosen Streaming-Services wie spotify dürfte sofort zünden. „Es führt dazu, dass man so viele Lieder entdeckt, dass man am Ende mehr Sachen kauft, als man es sonst jemals getan hätte“, so Zuckerberg. Seine andere Ambition besteht offensichtlich darin, der nächste Steve Jobs zu werden.

Womöglich sind Sie genervt davon, auf jeder einzelnen Seite, die Sie besuchen, Ihre Login-Details erinnern zu müssen (denn man sollte nicht überall dasselbe Passwort benutzen – wenn eine Seite gehackt wird, ist Ihre gesamte Online-Identität betroffen): Facebook will ermöglichen, dass man sich mithilfe seiner Facebook-Identität überall einloggen kann. Und die stimmt natürlich fast immer mit der wirklichen Identität überein.

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Übersetzung: Holger Hutt
Geschrieben von

Josh Halliday | The Guardian

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