Wann immer ich mit Menschen spreche, die sich plötzlich Sorgen um die sogenannte „Cancel Culture“ oder „Online Mobs“ machen, lautet mein erster Gedanke stets: „Wo warst Du in den letzten zehn Jahren?“ Ich bin nun lange genug im Internet unterwegs und dort wie viele andere lange genug kritisiert und beschimpft worden, um zu wissen, dass es sich bei dem, was einige als neues Muster virtueller Zensur von puritanischen Moralaposteln interpretieren, weitgehend um eine Internet-Geschichte handelt, bei der Ideologie oder Identität keine Rolle spielen.
Wenn Kritiker*innen der „Cancel Culture“ sich Sorgen machen, weil Meinungsäußerungen, Posts oder sonstige Texte permanent von einer immer größeren Anzahl von Hater*innen bombadiert werden, sind sie damit leider reichlich spät dran. Ich kann mich jedenfalls nicht daran erinnern, dass es jemals eine Zeit gegeben hat, in der ich etwas geschrieben oder gepostet habe, ohne mir die Frage zu stellen, auf wie viele Arten es falsch ausgelegt werden könnte und ob ich in der Lage wäre, mein Geschriebens zu verteidigen. Mittlerweile handelt es sich nicht einmal mehr um einen bewussten Denkprozess, sondern passiert quasi instinktiv.
Hat mich das als Autorin vorsichtiger gemacht? Mit Sicherheit. Hat es dazu geführt, dass ich weniger Risiken eingehe? Möglicherweise. Handelt es sich dabei aber um das Indiz für ein neues Zeitalter einer purtianisch-moralistischen Säuberungskultur? Nicht wirklich.
Diejenigen, die darauf warten, einen zu beschimpfen, in böswilliger Absicht private Informationen über einen ins Netz zu stellen und dafür zu sorgen, dass man seinen Job verliert, haben neben dem Bedürfnis, jemanden fertigzumachen, meistens wenig gemeinsam. Es handelt sich um einen Impuls, der alle möglichen Idiot*innen zusammenbringt. Die ganze Menschheit ist vertreten.
Soziale Medien machen marginalisierte Stimmen hörbar
Doch neben diesen Idiot*innen gibt es auch diejenigen, die bis vor kurzem gar keine Möglichkeit hatten, sich an den Debatten über ihr eigenes Schicksal zu beteiligen, und die noch immer nicht über die Plattformen oder Zugänge verfügen, um solche Debatten zu prägen. Es ist ganz natürlich, dass sie sich im Internet zusammenfinden, um hier gemeinsam aktiv zu werden.
Deshalb könnte ich, so unangenehm die Welt des Internets für mich persönlich auch werden mag, nie die Bedeutung der Sozialen Medien verurteilen oder leugnen. Sie stellen nach wie vor so ziemlich die einzige Möglichkeit dar, dass bestimmte marginalisierte Stimmen gehört werden, und den einzigen Weg, Zeitungen wie die New York Times wissen zu lassen, dass deren Kommentare hetzerisch sind und zu Gewalt anstacheln können.
Die Sozialen Medien sind noch immer das Hauptinstrument, um redaktionelle Entscheidungen im Zusammenhang mit der Veröffentlichung von Texten mutmaßlicher Sexualstraftäter infrage zu stellen. Und häufig stellen sie auch dasjenige Mittel dar, mit dem rassistische Vorfälle und Polizeigewalt gegenüber Minderheiten bekannt gemacht werden können und so erst Verbreitung finden. Man kann sie sich als inoffiziellen Ombudsmann von Gruppen vorstellen, die in Redaktionsräumen, Vorstandsetagen und politischen Büros nicht oder nur in geringem Maße vertreten sind.
Manchmal lassen diese Gruppen sich nicht leicht von dem generellen Getöse anarchischer Zensur unterscheiden – es ist aber bestenfalls naiv und schlimmstenfalls unaufrichtig, wenn behauptet wird, sie seien der Motor hinter einem neuen Zeitalter der Intoleranz. Über derartige Veränderungen herrscht schon so lange Aufregung, wie die etablierten Konventionen durch neue Gruppen infrage gestellt werden.
Panik vor politischer Korrektheit
In den USA wurde die Panik vor politischer Korrektheit durch Frauen und People of Colour ausgelöst, die antisexistische und antirassistische Vorstellungen von Gleichheit propagieren. In gewisser Weise existiert die „Cancel Culture“ schon seit langem, doch jedes Mal, wenn die Mauern zwischen denjenigen, die den Diskurs bestimmen und denjenigen, die ihn lediglich passiv konsumieren, wieder ein Stück weiter eingerissen wird, macht sich Panik breit.
Und das ist gut so. Je weniger die Eliten abgekapselt sind, desto besser. Daher handelt es sich beim Großteil der liberalen Panik vor neuen, vermeintlich zersetztenden Phänomen wie dem Populismus oder der Politik des Postfaktischen um eine alte Panik vor dem Eindringen neuer Kräfte in die Domäne der alten Eliten. Egal, ob es sich um Breitbart News oder um virale Kampagnen in den Sozialen Medien handelt, diese neuen Kräfte sind lediglich die neueste Art und Weise, wie den traditionellen Akteur*innen politische Narrative abgetrotzt werden.
Es könnte ein von einer Reihe hochkarätiger Autor*innen und Akademiker*innen verfasster Brief im Harper’s Magazine sein, der die „Cancel Culture“ kritisiert (ohne sie direkt zu benennen), oder ähnlich gesinnte Autor*innen und Denker*innen, die auf neuen Plattformen Zuflucht suchen, um den „Feinden“ der freien Recherche zu entkommen. Was wir hier aber in Wirklichkeit sehen, ist eine Gruppe von etablierten Influencer*innen, die mit der Tatsache zu kämpfen haben, dass sie die Kontrolle darüber verlieren, wie ihre Arbeit rezipiert wird. Das Alte wird vom Neuen ständig bedroht.
Und das neueste Neue ist so breit, so vielseitig – und entwickelt sich so rasant –, dass es unmöglich ist, es unter einer ideologischen Kategorie zu fassen. Die Ausweitung und Digitalisierung des öffentlichen Raums hat in den vergangenen zehn Jahren die Grenzen zwischen öffentlich und privat verwischt – die zwischen persönlicher Verantwortung und der des eigenen Arbeitgebers ebenso wie die zwischen Politik und Wirtschaft. Nur ein Beispiel: Der Religionswissenschaftler und Dokumentarfilmer Reza Aslan hat vor kurzem erzählt, wie er von CNN fallengelassen wurde, nachdem er Donald Trump auf Twitter beschimpft hatte. Man habe ihn hinter vorgehaltener Hand wissen lassen, es gebe kommerzielle Gründe, die mit CNNs Zugang zum Weißen Haus und potenziellen Unternehmenszusammenschlüssen zu tun hätten, die gesetzlich abgesegnet werden müssten.
Die Selbstverliebtheit der intellektuellen Elite
Es liegt ein gewisser Narzissmus darin, aus all diesen verschiedenen Gefahren eine einzige Bedrohung der heiligen liberalen Hallen zusammen zu zimmern. Und wie engstirnig muss man sein, wenn man angesichts der dramatischen Eskalationen überall – von der Manipulation von Wahlen bis hin zur Industrialisierng der Social-Media-Propaganda autoritärer Regime – zu dem Schluss kommt, das Hauptproblem bestehe darin, dass die Meinungsfreiheit von einem Mob angegriffen wird, der einem ganz bestimmten politischen Lager entstammt. Eigentlich zeigt sich hier nur die Selbstverliebtheit bestimmter Teile der intellektuellen Elite.
Während eine Pandemie und eine weltweite Anti-Rassismus-Bewegung uns dazu zwingen, eingehend darüber nachzudenken, wie unsere Gesellschaften eine Ungleichheit perpetuieren, die das Leben derjenigen bedroht, die sich am kürzeren Ende des Rechtssystems befinden und die keinen oder nur unzureichenden Zugang zum Gesundheitssystem haben, zeigen uns unsere „Denker*innen“, dass das, was sie unter Krise verstehen, mit der Realität wenig gemein hat. Dieser Solipsismus über eine vermeintliche „Cancel Culture“ ist selbst ein Beleg dafür, dass es mehr Demokratisierung und weniger Ehrfurcht vor denjenigen braucht, die auf eine Welt im Wandel blicken und dabei nur die Veränderungen sehen, die sie selbst negativ betreffen.
Kommentare 46
Chapöchen!
Das Beste, was ich seit Langem zu diesem Thema gelesen habe. Dass die beschriebenen Mechanismen nicht mit bestimmten Weltanschauungen oder Lagern zu tun haben, ist sehr anschaulich auch in diesem Forum zu erleben.
Der "Mob" ist frei von einer politischen - oder anderen - Heimat. Seine einzige Heimat ist die der Dummheit, der Ignoranz und der Debattenverhinderung.
Auf eine Anleihe beim Alten, schon oder beinahe Vergangenem, möchte ich freilich nicht verzichten. Ich spreche und schreibe hier von Max Weber, Älteren unter uns möglicherweise namentlich bekannt.
Max Weber hat in bemerkenswerter Weise zwischen Gesinnungs- und Verantwortungsethik unterschieden. Die heutigen Zeiten sind in hohem Maße frei von Letzterer.
Ein Wermutstropfen zum Artikel: das Benennen der sozialen Frage hätte dem Text nicht geschadet. Bei Identität und Rassismus hört die Welt nicht auf. Dort geht sie vielmehr erst so richtig los.
Alles Weitere bei Kalle Marx und Frederic Engels, gerne auch Thomas Piketty ...
Nach dem Motto »Dabeisein ist alles, verstehen ist nicht so wichtig« rennt die hippe Linksliberalen-Cloud dem Normalpublikum mal wieder Lichtjahre voraus. Zwei dF-Beiträge (Beitrag A und Beitrag B), aufgemacht als »Diskurs« und im Diskurs so meinungsidentisch, dass zwischen A und B kein Blatt passt. Frage: Wie nennt man das? (Tipp: Es fängt NICHT mit »C« an.) Nehmen wir mal an, es ginge des Vortragenden – also Nesrine Malik und Billy Bragg nebenan – wirklich um Überzeugungsarbeit. Dann wäre es doch vielleicht nicht ganz unzielführend, wenn der in beiden Beiträgen als Catchword eingesetzte Begriff »Cancel Culture« erst mal vielleicht erklärt wird. Meine Lieblingsverkäuferin hinter der Wursttheke kennt ihn jedenfalls nicht, und auch bei der Geburtstagsfete am Wochenende wird er, obwohl da durch die Bank recht akademisch geprägte Leute zusammenkommen, wohl nur Fragezeichen in Gesichtern produzieren.
Ich bin harmoniesüchtig und werde es darum nicht darauf anlegen. Das lausige Ergebnis einer Kurzrecherche allerdings ist: Keine Sau kann oder möchte offensichtlich diesen Begriff erklären. Auch Georg Seeßlen bei Zeit Online wedelt zwar wie üblich lang und tief mit Grundsätzlichem. Sich mit Basisinfos abzugeben und seine Leserinnen und Leser entsprechend zu informieren ist er sich – obwohl sein Beitrag mit dem C-Wort gelabelt ist und »Cancel Culture« als Allererstes über dem Artikel steht – dann offensichtlich doch zu schade. Warum aber rede ich mir hier den Mund fusselig – wo möglichst elitäre, abgehobene Begriffsbildungen in einem bestimmten Milieu so fest dazugehören wie das Fischmesser zum Fisch? Aus zwei Gründen: a) weil aus dem Kontext des Begriffs nicht hervorgeht, ob damit der neue Bildersturm der linksliberal-identitätspolitischen Radikalaktivist(inn)en gemeint ist (also die Sorte Leute, denen Malik, Bragg und Seeßlen das Wort reden) oder aber das eher traditionsliberale »Laissez-faire« der rund 200 aufrufverfassenden Promis, an denen nun auch der Freitag vermeint, sich meinungstechnisch abarbeiten zu müssen.
Der zweite Grund (b) ist der, dass mich zu viel Eloquenz in Sachen Meinung (nach dem Motto: »Habe ich Recht? Oder habe ich Recht?«) chronisch mißtrauisch macht. Meines Wissens geht die Debatte synchron mit dem Sturz kolonial(istisch)er Denkmäler in den den USA. Soweit d’accord; hier haben erst mal die Unterdrückten, Ausgegrenzten und Polizeigewalt-Bedrohten Recht – so einfach ist das. In der kurzen Presse-Exergese, die ich mir zum Thema gegönnt habe, finde ich allerdings wenig Anti-Polizeigewalt-Kampagne. Dafür jedoch allerlei Zeug, welches mich zu der Vermutung kommen lässt, dass da ein paar recht saturierte Leutchen krampfhaft ihre 15 Minuten Ruhm suchen – jemand entlassen, weil er mit der Chefin nicht Kaffee trinken gehen wollte; dies auf den Index setzen, jenes auf den Index setzen. Das ist, um es kurz zu machen, nicht die Sorte Kampf, die mir persönlich lohnend erscheint. Lange Rede kurzer Sinn: Falls ich zu der Meinung gelange, dass ich Herr S. oder jemand anderes dringend benötige als Geschmacks-Vorkoster, werde ich die nötigen Jobangebote rausschicken. Ansonsten werde ich meine Freizeit verbringen wie gehabt: Micky-Maus-Hefte lesen, »Vom Winde verweht« gucken (ergänzt vielleicht durch ein paar Karl-May- und Trash-Movies) und mir als Sahnehäubchen obendrauf vielleicht einen richtig versauten Roman zu Gemüte führen.
"++doch jedes Mal, wenn die Mauern zwischen denjenigen, die den Diskurs bestimmen und denjenigen, die ihn lediglich passiv konsumieren, wieder ein Stück weiter eingerissen wird, macht sich Panik breit.++
Das ist gerade bei der Debatte um die Umbenennung der Berliner "Mohrenstraße" zu beobachten. Aggressiver gehts nicht in den Foren. Als "selbsternannte Antirassisten" werden - z. B. von den Nachdenkseiten- - die Aktivisten denunziert die als Schwarze Deutsche (ISD) Forderungen nach Umbenennung stellen. Und jene, die Partei für sie ergreifen gelten manchen als Heuchler*innen. Es geht um Definitionsmacht. Das Gleiche ist bei Gender- und Sprachfragen zu beobachten.
Wohl wahr!
Wenn schon ansonsten umfassende Ohnmacht regiert, soll wenigstens die Macht der Deutungshoheit festgehalten oder errungen werden.
Mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln.
Meine Vermutung (siehe: unten): es geht weniger um das Verstehen als um die Deutungshoheit. Also um Macht.
Was die fehlende Begriffsklärung angeht, stimme ich Ihnen zu. Auch wenn das Phänomen selbst schon uralt ist. Eindeutigkeit bedeutet zugleich Angreifbarkeit. Wer will das heute schon sein?
Ich habe den Text nicht so verstanden wie Sie. Identitätspolitischer Radikalismus ist nicht meine geistige Heimat. Das überlasse ich jener taz-Fraktion, deren Aushängeschild Frau H. Y. ist.
Danke für den Seeßlen-Link. Der war nützlich und sehr interessant.
»(…) Identitätspolitischer Radikalismus ist nicht meine geistige Heimat. Das überlasse ich jener taz-Fraktion, deren Aushängeschild Frau H. Y. ist.«
Da sitze ich wohl selber etwas zwischen den Stühlen. Die Satire von H. Y. fand ich gerechtfertigt, pointiert, die Richtigen (die sich besser mal wegen ihrem Polizeigewalt-Sumpf und ihren nach rechts offenen Behörden an die Nase fassen sollten) attackierend; grosso modo gehe ich in dem Punkt d’accord mit den Überlegungen von Margarete Stokowski in ihrer SPON-Kolumne zum Thema.
Der Rest – respektive der identitätspolitische Radikalismus von H. Y. und ihren (dankenswerterweise auch vermittels ihres Jargons nicht allzuschwer verortbaren) Gesinnungsgenoss(inn)en – ist mir in der Tat oftmals nicht geheuer bis suspekt. Was unter anderem sicher auch damit zusammenhängt, dass ich kein Ideologe bin und mir zumindest grobe ideologische Leisten meist suspekt (weil eben zu grob) sind. Allgemein scheint mir darüber hinaus auch ein Moment der Lockerheit, des Widersprüche-einfach-mal-Aushaltens verloren zu gehen – Dinge, in denen die (westdeutschen) Bewegungen der 70er/80er schon mal weiter waren. Nichtsdestotrotz muß ich konstatieren, dass die postmodern inspirierten Youngster (inklusive der nicht unerklecklichen Kohorte »Mittel-Alter«, die den in der Tat oftmals ungenießbaren theoretischen Überbau beisteuert) inhaltlich oftmals die richtigen Punkte anvisieren. Anders gesagt: Wären die »Identitätspolitischen« nicht oftmals zu verkrampft oder auch verbiestert, würde ich mich grosso modo durchaus auf ihre Seite schlagen.
Also: durchaus einkalkuliert, dass ich mit meinem etwas altmarxistischen Postulat der Ökonomie falsch liegen kann und Diskriminierung (im weitesten, umfassendsten Sinn) in den nächsten Jahren / Jahrzehnten das große Ding wird. Wie auch immer: So oder so werden wir’s erleben.
Guten Morgen, werter Mitstreiter,
ich habe Sie ein wenig warten lassen. Hoffentlich besitzen Sie etwas mehr von dem, was mir leider fehlt: Geduld.
Am Sonntag wurde ich hier beim FREITAG 'enttarnt' - als Tagesschau-Seher. Das kommt wohl im Wertekanon mancher Kommunarden direkt hinter BILD-Zeitungs-Leser. Und noch vor CDU-Mitglied oder gar FDP Vorsitzender 2020. :-)
Doch Ernste beiseite. An diesem entlarvenden Post hatte ich schwer zu knabbern, zumal ich gestern die Tagesschau dreimal hintereinander anschaute. ManN gönnt sich ja sonst nichts.
Zum Thema: zwischen den Stühlen zu sitzen hält zwar beweglich, ist jedoch sehr unbequem. Davon könnte ich einige Arien singen. Im vorliegenden Fall habe ich das Lesen von Exponaten der Frau Y. vor einiger Zeit sein gelassen. Stets las ich von Satire u. a., nahm sie aber nicht wahr. Als selbstreflexiver Mensch habe ich irgendwann zu ihr geschwiegen. Ich bin alt. Ich bin weiß. Vielleicht bekomme ich meinen geistigen Verfall selbst nicht so mit?
Frau Stokowski besitzt in der Tat eine andere Qualität, obwohl sie im gleichen Geläuf (taz) journalistisch sozialisiert wurde. Sie hat offenbar auch über den Tellerrand geschaut, was bekanntlich den Blick weitet. Und ist nicht bei der Provokation stehengeblieben.
Was mich an Ihren Ausführungen irritiert: das Bekenntnis 'eigentlicher' Nähe zur Identitätspolitik. Als Sozialromantiker alter Schule bekomme ich das nicht hin. Zumal ich zur Methode der 10 Schritte (AA) neige. Ein Schritt nach dem Anderen, sonst verzettele ich mich. Angefangen bei Schritt Eins, alles Weitere darauf aufbauend. Und die soziale Frage kommt - you remember? - für mich VOR allem Anderen. Zu Corona-Zeiten noch mehr als sonst.
Mit den 10 Schritten versuche ich, mir selbst Struktur anzueignen. Und die brauche ich im Alter bei zunehmendem Verlust äußerer Strukturen und Menschen. Verblödende Störfeuer und Nebelkerzen gibt es im Außen noch mehr als genug.
Rückfragen bei Bedarf: gerne.
Sofern ich bei Ihnen keine Anzeichen von Widerspruch erkenne, nehme ich mir diese Freiheit auch.
Ich wünsch' mir den Al Bundy zurück: https://youtu.be/iWhv0YHEsIQ . Oder Seinfeld. Oder King Of Queens. Oder Monty Python. Oder Sketchup. Oder Loriot. Kurzum, den Humor.
Der offene Brief und die dazugehörigen Debatten und Vorkommnisse wurden offenbar nicht wirklich verstanden und so mit einem Beißreflexartigen "Die Elite will ihr Zepter der Macht behalten" übersetzt.
Es geht nicht um Kritik im Netz, es geht um Hetze, Denunziantentum und der Tatsache das Menschen ihren Job verlieren, allein wegen einer nicht justiziablen Meinungsäußerung.
Auß rein deutscher Sicht kann man das nicht Nachvollziehen. "Unser" Netz hängt da noch etwa 5 Jahre hinterher. Schauen sie sich im englischsprachigen Netz um. Das ist keine positive "Change-Culture" was dort vor sich geht.
*Aus rein...
(Bin heute zufällig superschnell, darum Antwort im unter-1-h-Bereich ;-) :
»Geduld«
Alles im grünen Bereich; bin selbst auch nicht 24/7 hier.
+++++
»tagesschau(.de)«
Nicht nur mein Nachrichten-Ausgangsportal. Sogar Info-Hinweise verlinke ich immer gern nach da. (Es kommt sogar noch schlimmer: Ich gedenke, dass auch in Zukunft so zu halten.)
+++++
Zum Rest:
Da sind wir soweit zusammen; möglicherweise habe ich mich etwas ungeschickt (oder mißverständlich) ausgedrückt. Ich mein(t)e: Um Fragen der Diskriminierung – roundabout also alles im Bereich Rassismus, Frauendiskriminierung und so weiter – kommt man auch als sozialromantisch gestimmter »Altlinker« nicht mehr herum. Ungeachtet aller Bedenken und Nebenwirkungen würde ich entsprechend dafür plädieren, die aus dem Bereich kommenden Forderungen und Erkenntnisse auch inhaltlich anzunehmen und gegebenenfalls weiterzudenken.
Ansonsten: die 10 Schritte der AA sind ein wundervolles Gerüst zur Alltagsbewältigung. Wenn selbst Linke wie der US-Songwriter Steve Earle das so sehen (und zur Unterstreichung desselben einen eindrucksvollen Auftritt als Meeting-Leiter in der TV-Serie »The Wire« hinlegen), KANN das gar nicht grundfalsch sein.
Zu Y.: Rein persönlich würde mich diese Person vermutlich binnen 15 Minuten an meine Grenzen bringen. Auch die Kulumen (die Polizeiglosse m. M. n. NICHT) erwecken konstant den Eindruck, dass die werte Frau der Identitätspolitik-Cloud in fast ausschließlicher Form verhaftet ist. Allerdings ist das m. M. n. ein anderes Bier. Die Replik – auch in der polemischen, tonal möglicherweise unnötige Angriffsflächen bereitstellenden Form – war meiner Meinung nach berechtigt: um das, was PoC und anderen tagtäglich widerfährt, auf eine Weise zu spiegeln, die (auch) die nötige Aufmerksamkeit generiert. Mit anderen Worten: Ich bin kein Fan davon, Staatsgewalt oder strukturelle Gewalt zu erdulden wie das Wetter – und stetig dann, wenn das Fass überläuft und auch die andere Seite mal Watschen verteilt, in die Pedale zu steigen und staatsgläubig zu rufen: »DAS geht aber nicht.«
"Die Sozialen Medien sind noch immer das Hauptinstrument, um redaktionelle Entscheidungen [...] infage zu stellen." Das stimmt. Aber woran liegt das? Könnte es sein, daß sich Redaktionen und Journalisten zu ihren eigenen Entscheidungen zu unkritisch verhalten und sich möglichst der Diskussion entziehen und vor Kritik drücken wollen? Wie kommt es, daß es in den Printmedien so wenig Texte gibt, wo sich Journalsten kritisch mit ihren Kollegen auseinandersetzen?
Das Internet hat zu einem Strukturwandel der Öffentlichkeit geführt. Meinungsfreiheit ist nicht mehr länger auf Pressefreiheit reduziert. Und: Die traditionellen Medienmacher sind nicht mehr die Gatekeeper der öffentlichen Meinung. Das Internet ist der (im Großen und Ganzen) freie Markt der Meinungen. Und wer sich auf den Markt stellt, muß auch damit rechnen und es ertragen, daß mal eine faule Tomate geflogen kommt. Mitunter ist man zurecht gemeint, mitunter zu Unrecht, mitunter steht man nur zufällig in der Flugbahn.
Danke.
Al Bundy ist jetzt 74, Monty Python haben noch die Ton Steine Scherben gesehen.
Ich glaube wir sind zu alt für den Kram der hier auf der Welt passiert.
:-(
Das Outfit Al Bundys hat sich geändert, innerlich ist er der alte Schlawiner geblieben. Die Frage ist, wie trägt man Al Bundy zur Revolution?
»(…) Ich glaube wir sind zu alt für den Kram der hier auf der Welt passiert.«
Ich für meinen Teil werde mich vor dieser Erkenntnis drücken, so lange es irgend geht. Notfalls halte ich noch mit 84 die Jugendzentrumsfahne hoch ;-).
..."Die Frage ist, wie trägt man Al Bundy zur Revolution?"...
Oskar Lafontaine hat da evtl. im aktuellem Spiegelinterview die richtige Antwort, der kennt Schneider in Berlin und London, und seine Frau kann da auch noch Tips geben.
:-O
Ja so sehe ich den Zietz:
Ich auch in JUZ B., am Tischfussball kickend und verzweifelnd an der Gitarre klampfend... Mackie Messer war ein guter Koch und Cooky's hatte die besseren DJ's. Aber der beste Billardtisch war im Logo...
"Vogué" war dann schon schlimm, aber dann kam das Ende, "ääähh", "Omen"
:-DDDDD
Da auch die Bildunterschrift eher Verwirrung stiftet bezüglich der Frage, welche Tischkicker(innen)mannschaft nun den Guten™ zugehört und welche den Bösen™, habe ich im Netz nach Sachdienlichem bezüglich des omminösen Begriffs »Cancel Culture« gesucht.
Die Ausbeute: Erster, prominent hervorgehobener Artikel ist der Beitrag »Online Shaming« in der englischen Wikipedia. Der – ins Deutsche übertragene Text unter »Types«: »Der Akt des Cancelns, auch als Cancel Culture bezeichnet, beschreibt eine Form des Boykotts, bei der eine Person (normalerweise eine Berühmtheit), die fragwürdig oder kontrovers gehandelt oder gesprochen hat, boykottiert wird.«
Das ist doch schon was. Tagespolitische Klarheit liefert darüber hinaus ein Artikel in der taz. Sachdienliche Hinweise: »Cancel Culture« sei ein Kampfbegriff, den die gemäßigt feministische/antirassistische Fraktion der radikalen vorhält. Sinngemäß: Die Radikalen agieren mit der Motorsäge, wollen alles gleich »canceln«. Die wiederum verwahren sich auf das Allerschärfste gegen diese Charakterisierung ihres Tuns und finden, sie seien im Anblick der widrigen Gesamtsituation vollkommen im Recht – siehe taz-Artikel, Georg Seeßlen in der Zeit, den Guardian-Beitrag oben sowie den gleichfalls dem Guardian entstammenden Artikel von Billy Bragg.
Nur eines verstehe ich noch immer nicht: Wenn »Cancel Culture« ein Schmähbegriff der anderen Seite ist – wieso verwenden ihn die, denen er unterstellt wird, selbst in allerausgiebigster Weise? Wie auch immer: Die Chose entwickelt sich zu einem famosen Sommerloch-Füller. Alles ist dabei – berühmte Spieler(innen) auf der einen Seite, berühmte Spieler(innen) auf der anderen Seite; ein echter Streit unter Intellektuellen. Stellt sich nur die Frage: Wird nach Wrestling-Regeln gecatcht (beziehungsweise: gecancelt)? Oder kommen die mitteleuropäischen Regeln des gesitteten Diskurses zum Zug?
Zu Ihrem letzten Absatz:
in meinen Augen ist es ein verbreitetes Phänomen, dass manche Menschen Ihr Gedankengut so präsentieren, dass selbst zutreffende Sachverhalte nicht wirklich rüberkommen - weil die Form abstösst. Frau Y. ist für mich der Prototyp dieser Spezies.
Ich bin ein Freund von Spott und Polemik. Doch auch hier kommt es auf die Dosierung an. Das wusste schon der olle Paracelsus. Grenzverletzungen sind nicht deshalb richtig, weil sie von den - vermeintlich - Guten vorgenommen werden.
Das für mich Schlimme: durch solche nützlichen Helfershelfer des Kapitals kommt eine linke Politik auf keinen grünen Zweig. Zuletzt zu erleben am Beispiel von # Aufstehen.de. Was hier an Hasstiraden produziert wurde, geht auf keine Kuhhaut. Sahra Wagenknecht kann ganze Arien davon singen.
Ganz nebenbei verschwindet die soziale Frage in einem virtuellen Bermudadreieck. Steuergelder für Dreggsägge wie Tönnies: Kein Problem. Warme Worte für Armutsrentner und HartzIV-Empfänger. Unterstützung: Doch nicht in Schamland..
Ich kritisiere deshalb dort, wo ich es für passend halte. Meist gegen die, die von struktureller Gewalt profitieren. Wenn nötig auch gegen jene, die diesen noch unnötige Munition in die Hand geben.
Mit anderen Worten: jeder darf sich seine Form der Artikulation aussuchen. Aber danach bitte nicht erwarten, dass er von allen geliebt wird.
Ich wiederum denke, in politischen Fragen ist man gut beraten, zu unterscheiden zwischen persönlicher Sympathie und Anliegen. Linkerseits gibt es dafür die nützliche Entität »Solidarität«. Ob H. Y. den Rechten geholfen hat, ist meines Erachtens nicht raus. Stokowski hat ähnlich argumentiert, und auch die Kabarettistin Idil Baynar hat im Illner-Talk deutlich klargerückt, dass die Tränen von Seehofer & Co. hauptsächlich Krokodilstränen sind. Umgekehrt: Was spricht – wenn unsere Polizei tatsächlich so Schoofe ist wie von interessierter Seite behauptet – dagegen, bei einer Polemik mit nachvollziehbarem Hintergrund einfach mal den Ball flach zu halten, anstatt gleich die Axt an demokratische Grundrechte zu legen? (Zu Baynar und dem rassistischen Background, dem Migrant(inn)en seitens der Ordnungsorgane ausgesetzt sind, hier ein aufschlussreiches Interview bei Zeit Online.)
Darüber hinaus bin ich, was die übersteigerte Sensibilität der Ordnungsorgane (respektive mancher selbsternannter politischer Vertreter) anbelangt, etwas verschnupft – unter anderem wegen dieser immer weiter ausmäandernden Geschichte. Hier wird nicht mal annähernd mit gleichen Waffen gekämpft – und in der Sache gestritten, wenn man das hehre Wort einmal verwenden will, schon gar nicht.
..." (Zu Baynar und dem rassistischen Background)...
Ich habs auch in der Zeit gelesen und mich hinterher gefragt was macht die Freitagsredaktion eigentlich noch so damit man den Freitag zu dem Thema nicht mehr Lesen muss?
"Als Linkes Blaettle"? Ich erwarte da keine Antwort von der Redaktion, aber was Baynar sagt ist so ziemlich genau das was ich mal vor 2 - 3 Wochen im 445 Kommentarblog als "WEISSER" geschrieben hat. Und weisst du was Zietz?
Keiner hat mich verstanden, von den ganzen schlauen Kommentatoren hier, und deshalb ist es ABSOLUT MUESSIG sich im Freitag ueber so ein Thema auseinanderzusetzen wenn hier einer mal PUNKTE auflistet was Sache ist...
"DU KANNST DICH ANSTRENGEN WIE DU WILLST, DU SCHAFFST ES NIEEEE",
aber das wird dann wieder geflissentlich von den Linken und Altlinken und den gaanz gaanz Altlinken geflissentlich uebersehen. Und von daher, Energieverschiss...
Ich werd' jetzt echt sauer.
:-O
Du sprichst gerade in Rätseln.
Zeit fragte und Baydar Antwortete:
..."ZEIT ONLINE: Was unterscheidet die Realitäten?
Baydar: Wer dunkel aussieht, wird dunkel behandelt. Das trifft selbst Leute mit einem weißen Elternteil. Und diese Realität ist wahnsinnig frustrierend. Wir sollen uns anpassen, heißt es. Das haben viele von uns sehr lange versucht. Dabei sind wir hier geboren und wissen schon längst nicht mehr, was dieses Integrationsgequatsche soll. Du schreist, du machst, du tust – und dann passiert Hanau"...
..."ZEIT ONLINE: Weil sich Migrantinnen und Migranten das nicht mehr gefallen lassen?
Baydar: Nein, weil wir verstanden haben, dass wir dieses Spiel nicht gewinnen können"...
Jetzt zu meinem Kommentar vor 17 Tagen:
Biene schrieb:
..."Interessant ist bei den 132 oder mehr Kommentaren dass sie (die Kommentatoren!!!) nicht verstehen können oder WOLLEN, das „BMW, eigenes Haus, Kinderarzt“ ein Schutzschild ist um sich vor dem strukturellen deutschen Rassismus zu schützen, NEIN, es kommt sofort die „Neiddebatte“, richtig typisch Deutsch, links wie rechts, die hätten ja auch mal die Arschbacken zusammen kneifen können um Kinderarzt zu werden, nee, zu blöd oder zu faul. Die meisten Deutschen sind auch keine „Guten Deutschen“ da sie nicht einmal das deutsche Grundgesetz verstehen bzw. verinnerlichen.
Was aber die meisten hier nicht verstehen können oder wollen da Ihnen die eigene Erfahrung fehlt:
Sie wissen eben nicht wie es sich anfühlt wenn man in der Regionalbahn oder im Schwimmbad ist und alle ringsherum auf einmal die (Hand) -Taschen mit Wertsachen zusammen gekrallt werden, das sind absolut traumatische Erfahrungen, obwohl man in der Schule immer nur EINSEN schreibt, bestes ABI macht, dann Medizin studiert, aber man wird immer noch ohne weißem Kittel und Namensschild „Dr. Kinder soundso“ überall wie ein Schwerverbrecher angeschaut.
..."...."...
Ich erinnere mich noch zu gut an einen türkischen Freund mit dem ich Zeitungen ausgetragen habe, der konnte besser Deutsch als ich, einser ABI 1985, dann Lehre bei Ölhändler, nebenbei BWL – Studium selbst finanziert, ich derweil mein gut verdientes Geld in Drogen, Alk und Reisen ausgegeben, der heuerte dann ca. 1994 bei einem Telekommunikationsunternehmen an, verdiente schon SEHR SEHR gut, dann traf ich ihn noch mal ca. 1999 und gab mir den TIP in „Blue Chips“ zu investieren, wenn ich auf ihn gehört hätte würde ich heute keine Rentenprobleme mehr haben, Dummkopf ich.
Was mir aber am meisten von ihm hängen geblieben ist ist sein Kommentar von 1999:
„Ich bin in Deutschland geboren, habe hier die Schule besucht, zur UNI gegangen, eine erfolgreiche Berufslaufbahn hingelegt, aber wenn ich an der Ampel stehe um zu meinem (dicken) BMW zu laufen schaut mich die deutsche Omi neben mir an als ob ich ihr die Handtasche klauen will, das kotzt mich SOO an, ich werde jetzt mit meiner Kohle Auswandern“, der hat wahrscheinlich mittlerweile ein Haus in den Malediven"…
Meinst du hat IRGENDJEMAND WAS geschnackelt was ich da geschrieben haben? Keiner, BAYDAR wuerde verstehen was ich da meine, der Rest von den GAAAANZ schlauen Leuten hier scheinbar eben nicht da sie scheinbar nicht in der Lage sind sich emphatisch in andere Personen hereinzuversetzen.
Ein echter Linker hier ist von Rosa Luxenburg getauft, hat aber nichts mit den Realitaeten zu tun warum z.B. die AFD so stark ist, es gibt sowohl teilweise Deutsche als auch Migranten die sich eines Zusammenlebens komplett verweigern, Stichwort Machoscheisse naher Osten...
Das ist auch so ein TABUWORT bei den Linken...
Doch, ich verstehe das schon. Du hast recht mit der Empathie. Und auch ich diskutiere darüber gerade im Zusammenhang mit anderen Problem-Debatten. Aber hier beim Freitag nicht.... mehr.
Um’s kurz zu machen: Ich seh’s ähnlich. Zu den hiesigen Gesamtumständen: Orientierungsanker für Denke und Praxis sollten »Freitag« und »Freitag«-Kommentare nie werden. Das kann nur Bruch geben.
Vorsicht Magda, ich bin Wolfram Heinrichs Schatten.
;-)
Aber der meinte es auch nie anders auch wenn er es etwas verklausierter verfasst hatte und deshalb falsch verstanden wurde.
;-)
..."Orientierungsanker für Denke und Praxis sollten »Freitag« und »Freitag«-Kommentare nie werden. Das kann nur Bruch geben"...
Vielleicht liege ich falsch, aber als ein Beispiel unter vielen, DIE Zeit kann es hier nicht, Sueddeutsche kann es nicht, Welt kann es nicht, warum kann es der Standart.AT?
Und warum sollte man das hier nicht zum Thema machen?
Was solle daran falsch sein?
Der Wolfram Heinrich hatt'n Schatten. Traurig, traurig....
Sorry – der Sprung von Rassismus zu Bienen ist mir jetzt etwas zu herb. In Sachen Gesamtunzufriedenheit im Allgemeinen bin ich, fürchte ich, nicht so der Kompetente.
"Meinst du hat IRGENDJEMAND WAS geschnackelt was ich da geschrieben haben?"
Ja, fast keiner. Aber ich war unter denen, die gegen das Geflegel drüben beim Sethi gehalten haben. Wir waren da nur zwei, drei, oder? Aber irgendwann war es halt auch durch; alles gesagt. Da bin ich da rausgegangen. Und dann fingen die da natürlich noch an, zum Islam umzuschwenken. Und der Sethi hat auch noch zugesagt, was über die Ahmadyias zu schreiben. (Ach ja, mit der Religion hast Du ja auch kein Einsehen.) Also hoffentlich macht der das nicht. Zum einen sind hier schon so einige Ahmadiyas verbrannt und zum anderen werden das dann wieder 200+ Kommentare (für die FC ja mittlerweile schon sehr viel), die echt gar nichts bringen außer das immer gleiche Durchgekaute.
Schönen Gruß!
Das ist absolut richtig und ohne miauxx und 4 - 5 Anderen wäre ich hier wahrscheinlich schon wieder weg. Diese ganzen Zerfiedeler hier wieder, da wird soviel Schaum gemacht das man vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr sieht.
Ebenso schönen Gruß
(+ @miauxx:)
Es mag vielleicht sein, dass ich ein überdurchschnittliches sonniges Gemüt habe – die dazugehörigen Verdrängungsmechanismen inklusive. Aber SO schlimm ist es nun auch nicht. Sicher ist Fakt: Auch hier im dF-Forum wird eine Menge gequirlter Quark gelabert; ebenso sind Rechthaberei, Dogmatismus sowie ausgeprägte Vorlieben für moralische Zeigefinger nach meinem Dafürhalten überdurchschnittlich ausgeprägt. Umgekehrt muß man sich auch nicht jede Baustelle zu eigen machen. Stark ödende oder sich in der Endlosschleife drehende Diskussionen kann man auch einfach ignorieren (respektive: am besten gar nicht erst reinlesen).
Last but not least ist das dF-Forum NATÜRLICH ein Honigtopf für alle möglichen Arten Sektierer + sonstwie Missionsgetriebene. Die von miauxx oben angesprochene Auseinandersetzung ist mir – aus im letzten Absatz aufgeführten Gründen – komplett durchs Sieb gerauscht. Mehr Sorgen bereiten mir die rechten Trolle – respektive das Grundrauschen, dass diese Sorte Accounts hier zwischenzeitlich etabliert hat. Ansonsten: Vielleicht sollte man sich mental und rein persönlich von der linken Hybris verabschieden, alle hundertprozentig auf eine Linie zu kriegen. Das hat schon im Real Life nicht funktioniert; im Netz klappt das noch weniger.
Lange Rede kurzer Sinn: Manches überliest man am besten. In diesem Sinn: bleibt gesund.
Ihre Unterscheidung zwischen "Sympathie" und "Anliegen" ist für mich im wirklichen Leben eine künstlich konstruierte.
Bestimmte Anliegen können mir die Verfechter von Gedanken sympathisch - oder un-sympathisch machen. Umgekehrt ist eine innere Nähe zu bestimmten Gedanken, Haltungen, Werten, Aktionen eine gute Voraussetzung, um deren Protagonisten sympathisch zu finden. Beispiele: Greta Thunberg, Sahra Wagenknecht, Nico Semsrott u. a.
Im Ausnahmefall gibt es sogar dieses: mein jahrzehntelang bester Freund war exponiertes Mitglied einer Partei, die ich politisch wegen ihres Dogmatismus und ihrer Doppelzüngigkeit bekämpft habe.
Beides ist mir wesensfremd - seit Jahrzehnten.
»Im Ausnahmefall gibt es sogar dieses: mein jahrzehntelang bester Freund war exponiertes Mitglied einer Partei, die ich politisch wegen ihres Dogmatismus und ihrer Doppelzüngigkeit bekämpft habe.«
Sie sagen es im Zitat ja selbst (wenn auch vom Pol der »Sympathie« ausgehend). Obwohl ich Ihren Ausführungen im Gesamten soweit zustimme, denke ich, dass die Gleichung Person sympathisch = Anliegen sympathisch in Teufels Küche führt. Belege für diese Haltung findet man auch in diesem Forum immer wieder. Etwa, wenn A und B Position gegen C ergreifen – aus dem alleinigen Grund, weil sie C nicht abkönnen bzw. C ihnen in anderen Fragen bereits an die Karre gefahren ist.
Allerdings will ich mich hier nicht über Gebühr auf Online-Medias einschießen. Die strategische Ausrichtung gemäß dem Punkt »Der Feind meines Feindes ist mein Freund« ist innerhalb der Linken auch in »Real Life« vielleicht noch weiter verbreitet als bei den Rechten (die hier a) ein Problem in Sachen Konsistenz haben, siehe Antisemitismus, b) in der gemäßigten Variante bereits per se weitaus pragmatischer auf Machterhalt eingestellt sind).
Ums auch von der anderen Seite her bildlich zu machen: Die drei aufgeführten Personen sind mir allesamt sympathisch. Nichtsdestotrotz habe ich bei allen dreien mehr oder weniger große »Richtungskritik«. Umgekehrt haben bei mir auch Unsympathen große Chancen auf Zustimmung – sofern in realitas ein echtes Körnchen Wahrheit abfallen sollte. Wie auch immer: sachbezogene Auseinandersetzung halte ich fast immer für tragfähiger als das Ergreifen von Positionen rein nach dem Sympathie- oder Antipathie-Pegel. (Disclaimer: ich sag’ NICHT, dass letzteres ÜBERHAUPT nicht reinspielen dürfte. Aber absolut gesetzt finde ich es irgendwie schon schräg.)
“Aber SO schlimm ist es nun auch nicht.“
Ja, nee ... Na es kommt drauf an. Man kann ja auch wohlgeformt sehr Böses sagen. Und ich bin ja auch hin und wieder mal sehr direkt, wie Sie ja auch wissen.
Nur kurz noch mal zum oben angesprochenen thread. Ein Arzt mit pakistanischem Familienhintergrund und auch einem dunkelhäutigen Aussehen hat thematisiert, wie sensibel Nicht-Weiße hierzulande auf die “Wo kommst du her?“-Frage reagieren ( können) und wie, oder dass, das auch vom Kontext bzw. der Platzierung der Frage abhängt. Die überwiegenden Reaktionen waren nicht eigentlich bösartig, aber von einer Ignoranz gegenüber der Problemlage geprägt, die schon wütend machen kann. Nicht der geringste Versuch, sich einmal in die Haut des Anderen zu fühlen und dessen Befindlichkeiten vielleicht auch wenigstens so stehen zu lassen. Stattdessen Abwiegelungen und Belehrungen. Z.B., Menschen wollten “nun einmal wissen, mit wem sie es zu tun haben“ (!) oder auf die Frage, wo man herkomme könne man doch einfach antworten, “von zu Hause“. Und dann gabs auch noch die Marke Kommentar, welche die Angelegenheit wieder überintellektualisiert. Kurzum: Eigentlich kein Interesse am Menschen, aber trotzdem viieel dazu sagen.
Okay, das war jetzt doch ein bisschen länger geworden.
Die Autorin stellt nicht zu leugnende Tatsachen fest, weshalb der protestierende Furor auch wiederum so nicht unbedingt zu verstehen ist. Und er ist beredtes Beispiel dafür, wie verkannt wird, dass auch diese neuen (kann man noch "neu" sagen?) Medien uns mehr machen, als wir sie noch machen. Man muss nicht stolz auf jeden protestierenden Furz sein, nur weil er per social media gegen das, oder ein vermeintliches, Establishement protestiert. Wohlgemerkt mit den Spielzeugen, die das Establishement zur Verfügung gestellt hat.
https://www.fr.de/frankfurt/frankfurt-am-main-ort28687/frankfurt-rassismusvorwurf-gegenueber-staedel-museum-zr-13817299.html
Eine Instagram-Userin versucht den Bildersturm in Frankfurt/M. gegen ein Bild aus den 80ern, dass natürlich keine Anklage gegen geduldeten Rassismus sein kann, sondern nur Rassismus selbst. Muss ja so stimmen, weil es auf Instagram steht. Man kann nur hoffen, dass die Stadt Frankfurt bei ihrer bisherigen Auffassung bleibt, das Bild im "Staedel" nicht abzuhängen.
Das Betrachten des Bildes ruft ein unangenehmes Gefühl hervor. Sicher nur bei mir. Das dürfte der Maler wohl beabsichtigt haben. Für Leute die mit diesem Gefühl nicht umgehen können ist es natürlich eine willkommene Ausrede ihm „Rassismus“ zu unterstellen.
Ja, die Stadt Frankfurt sollte sich auf die Forderung, unangenehme Botschaften zu entfernen nicht einlassen. Das sollte ja niemand tun.
»Nur kurz noch mal zum oben angesprochenen thread. Ein Arzt mit pakistanischem Familienhintergrund (…)«
Stimme ich soweit zu. Als es in Minneapolis & Co. losging, haben sich alle hierzulande ja beeumelt und mit dem Finger auf die USA gezeigt: Ja – DEREN Polizei …! Nun fliegt uns der eigene Laden um die Ohren. Während im demokratisch regierten Minneapolis – spät zwar, aber immerhin – eine juristische & administrative Aufarbeitung erfolgt und mittlerweile eine ziemlich exorbitante Schadensersatzforderung im Raum steht, läuft es in Germany anders. Opfer exorbitanter (und durchaus vergleichbarer) Polizeigewalt wie der Fall eines venezolanischen Pflegedienst-Mitarbeiters in diesem »Monitor«-Bericht dargestellt erhalten stattdessen eine Gegenklage. Man fragt sich da nicht nur, wieso die Beamten, die angeblich so schlimm bespuckt, beleidigt oder mit massiver Gegenwehr überzogen wurden, diese Sorte Anzeige stets erst dann stellen, wenn das Opfer gegen die Polizei klagt – also zeitlich deutlich versetzt zur angeblichen »Tat«. Man macht sich da auch Gedanken um die Relationen insgesamt.
Sicher – Herren über Leben und Tod im ganz buchstäblichen Sinn sind deutsche Polizisten immer noch vergleichsweise selten: verglichen jedenfalls mit einigen Regionen in den United States, wo für Dunkelhäutige akute Todesgefahr besteht. Bezieht man allerdings den rechtsradikal-terroristischen Sumpf mit ein, der sich aktuell offenbart, kommt man mit der Aussage »In Deutschland ist es besser« doch etwas ins Schlingern.
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Danke für die Zustimmung.
Und eine Korrektur:
>>Das Betrachten des Bildes ruft ein unangenehmes Gefühl hervor. Sicher nur bei mir.<<
Sollte natürlich heissen:
Das Betrachten des Bildes ruft ein unangenehmes Gefühl hervor. Sicher NICHT nur bei mir.
Elende Tippschlamperei
Ich finde es durchaus wichtig taeglich auf dem Faschoscheiss in der deutschen Gesellschaft hinzuweisen, Zietz laesst da nicht locker, richtig so !!!
Aber ich finde es mittlerweile auch unertraeglich, wie von iDog und Konossos hingewiesen die neue deutsche Linke Sprachpolizei walten und schalten zu lassen wie es ideologisch gerade bequemt.
Das macht dann die polarisierungen aus warum so Johnsons, Trumpos, Erdogan etc. etc etc. langsam an Macht gewinnen, die anderen immer nur auszustechen. Ich habe das schon vorher Quergelesen und brauchte es gar nicht im Freitag einzubringen da es sowieso nur ausgebuht worden waere.
"A Letter on Justice and Open Debate Adjust Share"
Und hier aber ausnahmsweise mal im Freitag, und keiner interessiert sich fuer den Scheiss.
Wohlgermerkt, nur die Kommentare ganz unten.
Lieber Zietz: Wer Baynar verstehen will muss sich auch mit Justice and Open Debate auseinandersetzen, und nicht nur mit dem Polizeirevier in der Miquel Adickesallee und NSU - Prozessen, und dazu sind hier die meisten nicht in der Lage.
Lieben Gruss
Das ist halt Telepathie, ich habe das "Nicht" ungefragt mitgelesen...
"Mauern zwischen denjenigen, die den Diskurs bestimmen und denjenigen, die ihn lediglich passiv konsumieren,"
Wenn man das Moment betrachtet, daß dem wertunkritischen Teil der "cancel culture", eine genügend hinreichende Bedingung darstellt, um Bilder zu stürmen, Werke zu negieren, oder Statuen und historische Figuren wegzukloppen, nämlich Momente des Rassismus, der Rassisten, der Gewalt und der Ausbeutung, dann kann es da keine Mauer geben zwischen aktiv und passiv, dann ist solange JEDES Handeln nur passiv, bis nicht nur die Denkmäler der Personen gestürzt sind, sonder auch und vor allem die Denkmäler derjenigen Strukturen, die die Rassismen fördern, gebähren oder ihnen ein warmes Bett bereiten.
Dann muss man auch die industriellen Denkmäler der Ausbeutung stürzen, die Fabrikenhallen, die Institutionen, die Häuser, die Parlamente. Alles andere ist unlogisches und inkonsequentes Handeln von nur noch graduell passiven Mitläufern, die lediglich die kleinbürgerliche "Ruhe im Karton" suchen, aber keine wesentlichen Veränderungen wollen. An dieser Schnittstelle verläuft die Grenze der "cancel culture", eigentlich aller Gesellschaftsteile, die Emanizpation, Fortschritt und Humanismus predigen.
Die Frage ist, ob man wirklich so weit gehen möchte, wenn man nicht mehr unterscheidet zwischen einem notorischen Gewaltverherrlicher, dem das Denkmal tatsächlich weggesprengt gehört und Leuten, wie Kant oder Marx, die ja bekanntlich unsägliche Äusserungen tätigten, aber nicht in Afrika oder sonstwo rumliefen, um als deutscher Herrenmensch mit äusserster Brutalität und Menschenverachtung Leben zu vernichten nach Lust und Laune.