Modernes Amazonentum

Geschlechterdebatte Der Feminismus müsste korrekter Weise eigentlich Maskulinismus heißen. Denn es ist ein Streit unter maskulinen Geschöpfen, die nur in unterschiedlichen Körpern stecken.

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Die SZ Wochenend-Beilage bringt heute einen Artikel von Judith Liere zur Geschlechterdebatte mit dem Titel "Im Kampfmodus". Illustriert ist der Artikel mit einem männlichen und einem weiblichen Terminator-Kopf (aus dem dritten Terminator-Film).

Unter dieser bezeichnenten Symbolik wird über die jüngsten Kleingefechte der Geschlechterdebatte berichtet. Doch wie in praktisch allen Artikel zu diesem Thema wird auch hier die große Assymetrie, die der ganzen Konstellation eine empfindliche Schlagseite gibt, mit keinem Wort erwähnt. Es scheint das große Tabu der Debatte zu sein.

Denn sowohl der Begriff "Geschlechterdebatte" als auch der Begriff "Feminismus" sind eigentlich völlig unzutreffend. Die große Demarkationslinie der aktuellen Kampfzone liegt nicht zwischen den Geschlechtern sondern zwischen Männern in Männerkörpern und Männern in Frauenkörpern.

Die Amazonen Analogie, die immer wieder durchscheint, ist vollkommen zutreffend. Es geht um Frauen, die morphologisch eigentlich Männer sind. Die sexuelle Orientierung spielt dabei eine große Rolle, dass viele sog. "Feministen" lesbisch sind ist kein Geheimnis, ist jedoch nicht allein ausschlaggeben.

Doch worum es geht, ist reines Männerspiel, weswegen der Begriff "Feminismus" nicht nur Fehl am Platze, sondern eigentlich eine Enteignung. Die große Schar der morphologischen Frauen wird dabei zwangsrekrutiert.

Die Amazonen von heute wollen wie damals bei den Jungs mitspielen. Was im antiken Griechenland der Krieg war, ist heute das kapitalistische Spiel der Macht und wen wunderts, dass die großen "feministischen" Forderungen alle in diese Richtung zielen.

Man verstehe mich nicht falsch. Ich bin für die Frauenquote und gleiche Bezahlung von Männern und Frauen. Ich sage, lasst die Amazonen mitspielen (was sie in vielen Bereichen längst tun), denn sie sind eine Bereicherung. Varietät tut allen sozialen Gebilden gut und bewahrt sie vor ideologischen Einseitigkeiten.

Doch im Schatten der tabuisierten Assymetrie wurden auch viele Frauen Opfer dieser ideologischen Zwangsrekrutierung. Keine Frau soll an den Herd gezwungen werden, doch sie sollte umgekehrt auch nicht gezwungen werden, um jeden Preis den Herd zu verlassen um in die kapitalistische Kampfzone zu ziehen, was heute nicht zuletzt aus ökonomischen Zwängen fast zur Regel geworden ist.

Es kann kein Zufall sein, dass mehr als die Hälfte der berufstätigen Frauen, die ich kenne, in psychotherapeutischer Behandlung sind oder waren. Bei manchen erfuhr ich es nur indirekt und hätte es auch nicht geahnt. Frauen haben offenbar ein größeres Talent oder ein größeres Bedürfnis den Schein zu wahren. Gewiss kenne ich auch Männer und nicht berufstätige Frauen in therapeutischer Behandlung, doch scheint es in dieser Gruppe eine unübersehbare Häufung zu geben, die symptomatisch ist und zu Denken geben sollte.

Das antike Volk der Amazonen (von dem ungewiss ist, ob es in dieser Form wirklich existierte oder vielleicht nur mythisches Kondensat ist) entwickelte letztendlich totalitäre Züge. Diese rühren von jenem Dilemma der Amazonen, das auch die aktuellen Grabenkämpfe belastet. Amazonen können die femininen Aspekte wie Empathie, Sozialität, Passivität und Unterordnung nicht nur nicht gelten lassen, weil es ihrem subjektiven morphologischen Empfinden nicht entspricht, sondern auch, weil sie sich damit eine ungeschützte Flanke geben würden im kompetetiven maskulinen Wettstreit.

Umkegehrt würde jede Initiative von männlicher Seite, wohl auch nicht zu Unrecht, als reaktionäre Rückkehr zum althergebrachten männlichen Chauvinismus desavouiert.

Ein modernes, aufgeklärtes "Amazonentum", wie man den landläufigen "Feminismus" wohl eher bezeichnen sollte, müsste selber ein differenzierteres Gefühl für die gemischten Morphologien und Interessen ihrer Geschlechtergenossen entwickeln und versuchen ihnen gerecht zu werden.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Thomas.W70

Was vom Leben übrig bleibt / Thomas.W70@web.de

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