Call for Papers: Vergesellschaftung und die sozialökologische Frage

Sammelband Vergesellschaftungsformen zur Bearbeitung der ökologischen Katastrophe und sozioökonomischer Ungleichheiten

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Sammelband: Vergesellschaftung und die sozialökologische Frage

Vergesellschaftungsformen zur Bearbeitung der ökologischen Katastrophe und sozioökonomischer Ungleichheiten

Sozialökologischer Kollaps

Die Weltgesellschaft ist komplexen ökonomisch bedingten und ökologisch sowie sozioökonomisch wirkenden Krisenphänomenen[1] und Problemkonglomeraten[2] ausgesetzt. Die Ursachen liegen in der fortlaufenden Zerstörung planetarer Lebensgrundlagen und der Ungleichverteilung von Macht, Zugang, Entscheidungsgewalt und Ressourcen. Spätestens seit der Kolonisierung weiter Teile der Welt – durch europäische Kolonisatoren – und der damit synchronen Ausbreitung und Etablierung kapitalistischer Wertschöpfungslogik und patriarchaler Ideologie, sind ökologische Zerstörungsakte und sozioökonomische Ungleichheitsverhältnisse sinnstiftend für welt- und innergesellschaftliche Machtgefüge. Zunehmend führen diese Krisenphänomen und Problemkonglomerate zum Kollabieren (welt-)gesellschaftlicher (Sub-)Systeme, was sich in einer Gesamtbetrachtung als sozialökologische Kollapserscheinungen ausmache lässt.[3]

Eigentum

Die historisch manifestierte kolonial-kapitalistische Ausbeutung und Unterdrückung von, als minderwertig eingestuften Individuen, Gruppen, Gemeinschaften, Völkern und Ethnien, ist u.a. durch die Definition von Eigentum ermöglicht worden. Eigentum fungiert/e, vor allem seit der Auflösung der Allmende/dem Gemeingut, als Mittel, Natur und Menschen zu beherrschen, zu unterwerfen, bis zur Bedingungslosigkeit über sie zu verfügen und Vorangegangenes auszulöschen.[4]

Angelehnt daran soll in diesem Sammelband die Eigentumsfrage neu gestellt und Auswirkungen, Möglichkeiten und Chancen durch Vergesellschaftungsformen skizziert werden, die dazu beitragen können, einen sozialökologischen Kollaps zu verhindern.

Die Eigentumsfrage – Wer entscheidet?

Hypothese 1 des Sammelbandes: Die Verteilung von Macht bzw. der etablierten Form von Eigentum sind ursächlich für die menschengemachten ökologischen Zerstörung[5] und sozioökonomischen Ungleichheitsverhältnisse.

Hypothese 2 des Sammelbandes: Die Bearbeitung und Neu- bzw. Umdefinieren der Eigentumsfrage ist ein zentrales Momentum, auf der Suche nach Lösungswegen zur Bewerkstelligung der ökologischen Katastrophe und sozioökonomischer Ungleichheitsverhältnisse.

Fazit: In der Eigentumsverteilung liegt die Ursache für vielerlei gesellschaftliche, ökonomische und auch ökologische Missstände. Vergesellschaftung als Neukonstellation von Eigentumskonzepten, muss in den Mittelpunkt von lösungsorientierten Bearbeitungen, der genannten und weiterer Krisenphänomene und Problemkonglomerate, gestellt werden.

Daraus ergebende Fragestellung des Sammelbandes: Welchen Beitrag können Vergesellschaftungsformen leisten, um genannte Krisenphänomene und Problemkonglomerate zu bearbeiten und/oder aufzulösen?

Das Buch

Der Sammelband vereint Textbeiträge, die herausarbeiten, wie das Auflösen von bestehenden Eigentumsverhältnissen und das Überführen dieser in neue/andere Vergesellschaftungsformen, zur Bearbeitung der ökologischen Katastrophe und sozioökonomischen Ungleichheitsverhältnissen beitragen können.

Sowohl praxis- und erfahrungsbezogene Beiträge – wie die Kampagnen und Projekte von Organisationen, Bewegungen oder Vereinen – als auch theoretischen Ansätze und Überlegungen werden in das Band aufgenommen.

Der Sammelband wird zur thematischen Differenzierung in Unterkapitel eingeteilt. Während des Entstehungsprozesses können, aufgrund neuer Erkenntnisse, Veränderungen und Ergänzungen vorgenommen werden.

Themenschwerpunkte (vorläufig)

  • Historische und inhaltliche Einordnung: Eigentum, Enteignung, Vergesellschaftung u.a.
  • Wohnen/Wohnraum
  • Energieversorgung/Energieinfrastruktur
  • Gesundheit und Pflege
  • Mobilität/mobile Infrastruktur
  • Lebensmittelversorgung/Landwirtschaft
  • Trinkwasser/Wasser
  • Arbeit/Produktionsmittel/Arbeitskraft
  • BigTech
  • Bildung/Erziehung
  • Stadt/Kommune

Sowie angrenzende/interdependente Themen/Schlagwörter:

Eigentum, Enteignung, Suffizienz, Degrowth, Postwachstum, Cradle to Cradle, Commons, Care-Ökonomie, De-/Neokolonialismus, (alternative) Gesellschaftssysteme, Beispiele für bestehende Vergesellschaftungsformen uvm.

Dieses Projekt versteht sich als ein offener Prozess. Die Einlassungen sind nicht zwingend final. Potenzielle Autor*innen sind dazu eingeladen weitere Themenvorschläge, Kontexte und Zusammenhänge einzureichen. Ebenso sind kritische Thesen und Perspektiven gewünscht.

Verlag

Zum jetzigen Zeitpunkt liegen bereits Vertragsangebote verschiedener Verlage vor. Die Verhandlungen sind im Gange.

Abgabe Titel mit Abstract

01.06.2023 (max. 250 Wörter)

Abgabe Text

01.10.2023 (12.000 bis 18.000 Zeichen inkl. Leerzeichen)

Kontakt

Tino Pfaff

tino.pfaff@posteo.de

0177/8011774

Zum Herausgeber

Aktuell: Herausgeber – Umweltaktivist – Campaigner – Student M.A. Gesellschaftstheorie FSU Jena

Vergangen: Studium B.A. Soziale Arbeit FH Erfurt – Ausbildung zum staatlich geprüften Umweltschutztechnischen Assistenten

Bisherige Herausgebertätigkeiten

Pfaff, Tino; Schramkowski, Barbara; Lutz, Ronald: ”Klimakrise, sozialökologischer Kollaps und Klimagerechtigkeit - Spannungsfelder für Soziale Arbeit” (Sammleband, Beltz-Juventa, 2022)

Pfaff, Tino: „Ökozid - Wie ein Gesetz schwere Umwelt-Schäden bestrafen und Lebensgrundlagen besser schützen kann.“ (Sammelband, Ökom Verlag, vrstl. Ende 2023)

[1] "Krisenphänomen" meint die Folgen der menschengemachten ökologischen Zerstörung, sowie die Ungleichverteilung von Macht, Zugang, Entscheidungsgewalt und Ressourcen. So ist bspw. ein Extremwetterereignis oder strukturelle Armut ein Krisenphänomen, das wiederum zahlreiche Problemstellungen nach sie zieht.

[2] "Problemkonglomerate" sind Folgen ökologisch und sozioökonomisch bedingter Krisenphänomene, die komplexe Problemstellungen für Individuen und Kollektive beinhalten. So sind bspw. die Folgen eines Extremwettereignisses (Zusammenbruch der Infrastruktur, der Hygienische-, Gesundheits- und Nahrungsmittelversorgung oder der Verlust des Hab und Gut u.a.) oder struktureller Armut (Ausgrenzung, geringer Verdienst und daraus resultierende weiter Problemstellungen u.a.) als vielschichtige und einander bedingende Problemstellungen zu bezeichnen.

[3] Vgl. Pablo Servigne: Wie alles zusammenbrechen kann. Handbuch der Kollapsologie. Wien, 2022

[4] Eva von Redecker: Revolution das Leben. Philosophie der neuen Protestformen. Frankfurt am Main, 2020, 19-41.

[5] „Menschengemachte ökologische Zerstörung“ meint Umweltzerstörung und Klimaerhitzung bedingt durch menschliches Wirken.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Tino Pfaff

Umweltaktivist, Campaigner, Sozialarbeiter/-pädagoge, Student MA Gesellschaftstheorie

Tino Pfaff

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