Epilog - Doing bla bla
Das Konzept des Doing hat mich überrascht: Kalifornische Ideologie und Sternburger Bier in Heidenau in einem Artikel? - Wie soll das gehen?
Mit Doing sind jene Äußerungen oder Praktiken gemeint, mit denen ein Zustand geschaffen bzw. verfestigt wird.
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/b/b4/Bundesarchiv_Bild_183-L0420-0016%2C_Heidenau%2C_Vereinigte_Netz-_und_Seilwerke%2C_Wirkerin.jpgErhöhte Leistungen vollbrachten die Wirkerin Edeltraud Wehner und Ihre Kollegen vom VEB Vereinigte Netz- und Seilwerke Heidenau in diesem Jahr, denn ihre Seide und Fischereinetze sind zum Teil für Vietnam bestimmt. Allein im letzten Quartal stellten die Arbeiter 18 Tonnen Seile und Netze zusätzlich her, die ausschließlich nach Vietnam entsandt wurden. Die 600 Werktätigen des Betriebes verbinden ihre Anstrengungen in der Produktion mit schärfstem Protest gegen die erneuten Bombenanschläge auf die Bevölkerung der DRV. "Wir solidarisieren uns mit den Patrioten in Vietnam und werden unseren Brüdern alle Erzeugnisse pünktlich liefern", heißt es in einer Erklärung. ADN-Zentralbild-Häßler-20.4.72-Bezirk Dresden - Attribution: Bundesarchiv, Bild 183-L0420-0016 / Häßler, Ulrich / CC-BY-SA
Doing gender - der Klassiker dieses Konzepts - bedeutet: die Idee "Geschlecht" und die Kategorien dieser Idee ("männlich", "weiblich", "geschlechtslos" ...) werden durch performative (also sprachliche oder praktische) Akte zum Leben erweckt. Ein solcher Akt wird z.B. von der Hebamme vorgenommen, die nach der Geburt sagt: "Es ist ein Mädchen" und Entsprechendes in einer Geburtsurkunde verschriftlicht. Ein praktischer Akt des Doing gender ist es, wenn Weltraumingenieure Toiletten für Männer und Frauen an Bord der Weltraumstation IS konzipieren. Praktiziertes Doing gender ist es ebenso, wenn eine Frau eine Toilette benutzt, an deren Tür ein stilisierter Mensch mit Kleid abgebildet ist.
Die sprachlichen Äußerungen und Praktiken mit denen die Idee „Geschlecht“ oder die Kategorie „Frau“ erzeugt werden, sind uns Akteuren oft nicht bewusst, da wir im Laufe der Sozialisation von den Normen und Instituten geprägt werden, die unser Bewusstsein formen.
Doing beschränkt sich dabei nicht auf Geschlecht, wenn es sagt, dass Zustände bzw. Phänomene sozial erzeugt seien. Doing kann Doing bla bla sein. Auch Rasse, Familienstand oder Klasse werden demnach durch sprachliche und praktische (Inter-) Aktionen erzeugt.
Doing Ort
Ich habe mir die Freiheit genommen Doing Ort zu sagen. Damit meine ich, dass die Idee, Dinge oder Personen ließen sich räumlich voneinander abgrenzen, sozial konstruiert ist – genau wie Doing gender meint, es sei sozial konstruiert, dass sich Menschen geschlechtlich voneinander abgrenzen ließen. Und ebenso wie Doing gender behauptet, dieses konkrete Mädchen, das mit seiner Puppe spielt und jener konkrete Mann, der mit seinem Auto spielt, sind sozial konstruiert, meint Doing Ort es ist sozial konstruiert, wenn ein Mensch zum Schlafen in ein Zimmer geht, in dem ein Bett steht oder wenn jemand sagt „Das Gerümpel kommt zum Wertstoffhof“.
Undoing Ort?
Ähnlich wie bei Doing gender sind es auch bei Doing Ort Praktiken und Äußerungen die dazu führen, dass die Idee (in diesem Fall „Ort“) als sinnvolle Idee verstanden wird und konkrete Ausprägungen dieser Idee wie „drinnen“, „oben“, „davor“ oder „in Japan“ als nützlich empfunden werden. Auf die Frage, was zuerst da war, die Praktik oder der Zustand, würde ich sagen, bestimmte Praktiken ermöglichen bestimmte Zustände, diese wiederum begünstigen bestimmte Praktiken.
Das Fehlen solcher Praktiken und Äußerungen erklärt, dass „Ort“ mitunter nicht als sinnvolle abstrakte Idee verstanden wird und konkrete Ausprägungen wie „oben“ und „draußen“ nicht als nützlich empfunden werden, obwohl es sich anböte. Ich habe mir z.B. noch nie Gedanken darüber gemacht, an welchem Ort meiner Festplatte sich der Papierkorb befindet. Oder an welchem Ort des Himmels meine vier Großeltern jetzt sind. (Okay, als Kind hatte ich mir Sorgen gemacht, dass die vier bestimmt mal total über den endlos-riesigen Himmel verstreut werden.)
Genau wie fehlende (inter-) aktive Praktiken und Äußerungen erklären, dass „Ort“ mitunter nicht als sinnvolle abstrakte Idee verstanden wird (z.B. "Wo steht der Papierkorb auf der Festplatte" oder der "Wo liegt der Wikipedia-Artikel zum 'Hund'") und konkrete Ausprägungen wie „drinnen“ und „draußen“ nicht als nützlich empfunden werden, so können bestimmte andere (inter-) aktive Praktiken und Äußerungen erklären, dass „Ort“ nicht mehr als sinnvolle abstrakte Idee verstanden wird. So wird der Ort (und der Zeitpunkt) an dem man sich auf der BRN trifft, durch die Praxis des Handy-Nutzens sinnlos, denn „ich klingel dich an, wenn ich dort bin und dann finden wir uns schon“. Man könnte als davon sprechen, dass moderne Kommunikationstechnologien Teil eines Undoing Ort sind.
Das stimmt aber nur teilweise, denn sowohl der Papierkorb hat seinen Ort auf meiner Festplatte (~/.local/share/Trash/files) und der Freund, mit dem ich mich treffen will, hat seinen Ort auf meinem Handy (Namensliste).
Die Idee „Ort“ verliert also nicht ihren Sinn. Aber sie verändert sich, indem sie um neue Aspekte bereichert wird, die sich mit bisherigen Äußerungen und Praktiken von "Ort" nicht beschreiben oder bestimmen lassen. Weder Kompass, Stadtplan oder „oben“ & „links rum“ sind noch hilfreich um zu bestimmen, wo ich versuche Frauen kennenzulernen (okcupid), wo ich Bücher kaufe (bookzilla) oder Musikinstrumente (Ebay) oder wo ich arbeite (titanpads, Facebook). Mit anderen Worten: Ein Großteil meiner Lebenswelt ist ent-ortet ('Ort' im geographischen Sinn gedacht).
Flexibilität, Unabhängigkeit, Mobilität
Das liegt u.a. daran, dass Flexibilität, Unabhängigkeit und Mobilität für mich und andere Menschen oft nicht mehr nur Möglichkeiten sind, sondern Imperative. Und zwar virale: Ich fordere mittlerweile auch von anderen Menschen Flexibilität, Unabhängigkeit und Mobilität. Würde ich darauf bestehen, dass es geographische Orte gäbe, an denen ich einkaufe, Nachrichten austausche, arbeite, mich treffe etc. würde ich kaum noch einkaufen, Nachrichten austauschen, arbeiten, mich treffen etc..
Je mehr ich dem Ideal des selbstverantwortlichen Arbeitskraftunternehmers entspreche, desto weniger bin ich auf geographische Orte angewiesen. Ich bin halb-überzeugt, dass ich in 5 Jahren nicht mehr auf der Bühne stehe, sondern Konzerte auf Google-Glasses streamen werde. Und zwar aus einem fahrenden Zug heraus in startende Flugzeuge.
Die Kalifornische Ideologie wird auch hierzulande als Ideal des für sich selbst verantwortlichen Arbeitskraftunternehmers gepredigt und umgesetzt (mit anderen Worten: Doing ideology). Freischaffende Künstler und Kunsthandwerker (wie Informatiker) sind m.E. traditionell die Speerspitze dieser Ideologie und vermieten das frei stehende Zimmer gerne via Air B'n'B an Konferenzteilnehmer oder andere reisende Künstler.
Heidenau
Menschen mit Heimat sind für den Neoliberalismus - insbesondere für seine jetzige Spielart, die Kalifornische Ideologie - das, was eine alte Villa im Besitz einer zerstrittenen Erbengemeinschaft ist: totes Kapital, nicht effektiv nutzbar. Je fester ein Mensch an einen Ort gebunden ist und je mehr er Doing Ort praktiziert, desto unflexibler, unproduktiver, unkonsumtiver und somit nutzloser ist er im Neoliberalismus.
Um die alte Villa nutzen zu können, müsste sie in etwas verwandelt werden, mit dem die Erben etwas anfangen können. Das Haus muss zu Geld werden und Menschen müssen sich neue Praktiken und Äußerungen des Doing Ort aneignen um für den Neoliberalismus nutzbar zu bleiben. Dafür muss das Konzept „Ort“ erweitert werden um jene Orte, die eigentlich keine Orte sind. Orte, die genau so flexibel und liquide sind, wie es die Menschen und das Kapital sein sollen. Mein Desktophintergrund sieht schon ein bisschen heimatlich aus. Mein Android ist fast schon so gemütlich wie mein Balkon und mein Mac wie meine Küche.
Android Home screen - Bild lizensiert unter der Apache License Version 2.0auf Wikimedia Commons
Doing Ort in Zeiten der zunehmenden Digitalisierung
Heidenau (16.000 Ew) und Freital (40.000 Ew) - ein Blick auf die Landkarte Googlemaps lässt Parallelen erkennen: Beide Orte ziehen sich an einer vierspurigen Straße entlang, beide Orte haben weder Stadtzentrum noch Marktplatz, beide Orte sind im letzten Jahrhundert durch die Zusammenlegung anderer Orte entstanden. Beides sind Orte, die auf der Kippe zum Unort stehen. Wer in der Gegend lebt, weiß, dass er nicht zu Deutschland gehört: unsere deutsche Vergangenheit (sehr oft: „unser Peter Frankenfeld“ oder „unsere Achtundsechtziger“) blieb hier unpraktiziert und ist unbekannt. Zuzug dito. Was Wende und Flut (2002) nicht wegruppten, versickerte irgendwie nach woanders. Insofern haben die Heidenauer Recht mit „Wir sind das Pack“.
Und sie bestehen auf ihrem Ort. Sie können sich nicht durch die Gegend facebooken und skypen. Sie halten jedoch nicht nur an diesem Ort als ihrer Heimat fest, sondern auch an der Idee des Ortes als etwas Geographischem: Der Satz „Die gehören nicht hierher“ stimmt, denn die Flüchtlinge verändern nicht nur den Ort, der eigentlich schon längst keiner mehr ist, sondern sie bedrohen - was viel Schlimmer ist - die Idee des Ortes. Heidenau ist m.E. als Ort längst verschwunden, die Idee des Ortes ist jedoch noch dort. Heidenauer und Freitaler praktizieren Doing Ort in Zeiten der zunehmenden Digitalisierung.
Das Sternburger Bier trinkende Pack aus Heidenau und die Schluckies aus Freital merken ganz genau, dass ihnen der Teppich auf dem sie hängen schon wieder unter den Arschbacken weggezogen wird. Dass sie im selben Boot mit den Flüchtlingen sitzen, entgeht ihnen. Das könnte Ihnen aber durch das Fachkräfte-Argument klar werden: die Kalifornische Ideologie braucht Menschen, die frei flottieren können, die ohne Ort sind: Nomaden, Künstler, Flüchtlinge, Migranten und Heimatlose senken die Transaktionskosten und entlasten/verschlanken den Staat.
Dieser kümmert sich nicht mehr um örtliche Angelegenheiten, also auf ein Territorium bezogene Angelegenheiten wie Bau- und Mietrecht, Grenzsicherung, Firmenansiedlungen etc. sondern darum, die Menschen von Orten zu befreien. Im neoliberalen Staat wird der Umzug von Heidenau nach Villingen-Schwellingen vorgeschlagen (Andere Nutzer, die nach Villingen-Schwenningen zogen, interessierten sich auch für folgende Orte...). Familienangehörige können zurückgelassen, Freunde vergessen oder zu Facebook-Freunden werden. Praktiken der Heimatlosigkeit werden eingeübt. Betriebssysteme, Facebook-Konten und Diaspora-Streams werden so konfiguriert, dass sie in Zeiten der Unortnung zum Ort werden.
Aber warum sind es nicht Facebook oder Google die von dem Pack angegriffen wird? Warum sind es Flüchtlinge, die in Heidenau und Freital, den beiden größten sächsischen Zombi-Towns, Gewalt und Hass auslösen? Eigentlich passen Ortslose doch an Unorte? Warum wird Facebook sogar dafür umarmt, dass es zur Organisation von Gewalt und Hass gegen Flüchtlinge genutzt werden kann?
Erstens:
„So how is it that people are literally acting counter to their own interests? From the standard perspective of the enlightened and rational pursuit of personal interest, the inconsistency of this ideological stance is obvious: the populist conservatives are literally voting themselves into economic ruin“ - Slavoj Žižek „First as Tragedy, then as Farce“
und zweitens: wir Blogger, Schreiber, Journalisten, Kleinkünstler und Micro-Celebrities sind ja alle mehr oder weniger explizite Apologeten der Kalifornischen Ideologie. Und wir werden ja aus Heidenau, Freital oder von PEGIDA attackiert. Allerdings mit kalifornischen Methoden.
Bleibt zu vermuten, dass die Heidenauer und Freitaler ihre Attacken auf Flüchtlinge und Journalisten als selbstorganisierte Bildungsoffensive nutzen können.
Bleibt weiter zu vermuten, dass wir uns alle vom Bürger zum Nutzer verwandeln und ins Internet umziehen.
Ich hätte jetzt große Lust noch über Dynamo Dresden als militarisierter Form des Doing Ort zu schreiben oder über den Körper als neue Art des Ortes und über Body modification als Form der Landschaftsgestaltung, aber das wäre eine andere Geschichte.
Die kalifornische Ideologie - ein Phantom? - Florian Rötzer - 1996 auf heise online
Kritik der Kalifornischen Ideologie - Teil 7 der Serie "Understanding Digital Capitalism" von Timo Daum. In Das Filter (Medium und Plattform für Kultur und Gesellschaft der Gegenwart)
The Californian Ideology - Richard Barbrook and Andy Cameron, 9 October 2008
Paargeschichten. Zur performativen Herstellung von Intimität - Schluss: Die Praxis der intimen Kommunikation - Martin Stempfhuber - 2012
German girl abandons ‘ordinary’ rented flat to live on trains - RT.com - August 2015
Kommentare 5
Der Festplattenpapierkorb ist hier (sieht so aus). In Teilen jedenfalls. Der Rest ist Software. (=
Heimat? Was war zuerst da, der Ort oder der Praktiker? Gute Frage, erst war es ein Baumarkt, jetzt ist es eine Packstation. Und das hier, bei uns! Ach nee, ist die andere Elbseite...
Wer ist wir? (D)ich gibt es jedenfalls, dieses Dogma wegzudiskutieren macht die Diskussion bodenlos. Gibt es Körper, gibt es Orte.
Next : Doing Abort. (Wort 2: deutsch)
P.S.: Du denkst zu weiträumig. Das ist unpolitisch!
P.S.: Du denkst zu weiträumig. Das ist unpolitisch!
- Ich weiß; deswegen schreibe ich erstmal nur noch im Kultur-Ressort ;)
Gibt es Körper, gibt es Orte.
Da bringst Du etwas auf den Punkt, was Bourdieu 1991 etwas umständlicher formulierte:
"Soziologie muß zur Kenntnis nehmen, daß menschliche Wesen zugleich biologische Individuen und soziale Akteure sind, die in ihrer und durch ihre Beziehung zu einem sozialen Raum oder, besser, zu Feldern als solchen konstituiert werden. Als biologisch individuierte Körper sind sie, wie physische Gegenstände, örtlich gebunden (verfügen nicht über physische Ubiquität, die es ihnen erlaubte, an mehreren Orten gleichzeitig zu sein) und nehmen einen Platz ein. Der Ort, topos, kann zum einen in absoluten Begriffen definiert werden als die Stelle, an der ein Akteur oder ein Gegenstand situiert ist, „seinen Platz hat“, existiert, kurz: als Lokalisation, zum anderen in relativer, relationaler Sicht als Position, als Stellung innerhalb einer Rangordnung." (BOURDIEU, Pierre (1991): „Physischer, sozialer und angeeigneter physischer Raum“, in: Wenz, Martin (Hrsg.): Stadt-Räume, Frankfurt am Main /New York: Campus-Verlag, S. 25-34.
- Wo ein Körper ist, kann zur selben Zeit kein zweiter sein. Mmm... Bin ich ein Körper? Die Haare auch? Die Beine auch? Hauptsächlich mein Gehirn? Ist mein Ausweis ein Körper? Mein Lebenslauf? Mein Facebookprofil?
Wer, wo, was bin ich? Und wann? - Als ob das Alles nicht so schon schwierig genug zu beantworten wäre, verändert Beobachtung das Ergebnis auch noch.
Mein hingeschludertes „P.S.: Du denkst zu weiträumig. Das ist unpolitisch!“ hat mir ein paar nachhinkende Gedanken beschert. Was ist Politik? In erster Näherung sehe ich da die deutsche Bundespolitik vor mir, und ja, die Bundeskanzlerin, und ja, Birne und Schrödi auch noch. Andere Bundestagsfraktionsspitzenköpfe kommen mir auch vor’s Auge. Aber eigentlich ist das quatsch, wieso brauche ich Gesichter, es geht doch um Gedanken. Oder nicht? Wie sähe ich Politik, wenn ich on Gebrut an blind wäre? Vermutlich als charakteristische Stimmklänge. Also auch personalisiert. Wenn ich auch nicht hören könnte? Dann würde es schon sehr schwierig werden, allzu tiefe Verständnistiefe könnte ich wohl nicht erreichen. Es braucht die sozial-kommunikativen Sinne.
Und dann denke ich an eine anders organisierte Politik, die Technik ist ja eigentlich weit genug, dass wesentlich mehr Leute als die Bundestags-Parlamentarier über Vorlagen abstimmen könnten. Bleibt die Frage, wer vorlageberechtigt ist. Das können nicht alle sein, müssten dafür also Stellvertreter gewählt werden. Bleibt auch die Frage, ob Abstimmende eine Mindestverständnistiefe nachweisen müssen, bevor sie abstimmen dürfen. Ich wäre dafür. Ein kleiner Multiple-Choice-Test zum Login? Wer erstellt den Test – Manipulationsgefahr! Bundestags-Parlamentarier müssen die Mindestverständnistiefe nicht nachweisen? – Stimmt. Manipulationsgefahr? Ja.
Und dann: Politik wird für Körper gemacht. Menschenkörper. Für den menschlichen Geist gibt es Literatur, Schach, Wodka und Musik. Allesamt undemokratische Institutionen. Und die Schule erst. Schule ist Grenzfall. Mein nächstes Transparent: Für die Entkörperlichung der Politik. Mein übernächstes: Wir sind auch Geist!
"Und dann: Politik wird für Körper gemacht. Menschenkörper."
Und anders herum: Mittels Politik werden Menschenkörper gemacht, z.B. ButlersDoing gender. FoucaultsBiopolitik.
Gerade gelesen: "Die körperlichen Handlungen, die als performativ bezeichnet werden, bringen keine vorgängig gegebene Identität zum Ausdruck, vielmehr bringen Sie Identität als ihre Bedeutung erst hervor. [...] Das heißt, auch der Körper in seiner je besonderen Materialität ist das Ergebnis einer Wiederholung bestimmter Gesten und Bewegungen; es sind diese Handlungen, die den Körper als einen individuell, geschlechtlich, ethnisch, kluturell markierten überhaupt erst hervorbringen." Lichte (2004) Ästhetik des Performativen.
Schule könnte eine Körper-Zurichtungsmaschine sein. Geist-Zurichtung scheint dort nur Nebenwirkung.
Politik wird für Körper gemacht. Im eigentlichen Umkehrschluss bedeutet das: wo keine Körper gemacht werden (Bevölkerungsrückgang), wird keine Politik gemacht. Auch daran krankt Europa, deshalb ist europäische Politik so lahm. Krisen, die sich in Schuldenmilliarden oder Target2-Salden ausdrücken, sind nicht körperlich. Jetzt kommen Flüchtlinge, Körper – es muss Politik gemacht werden. Und zwar gesamteuropäisch, Anfänge für einen irgendwie gearteten Verteilungsschlüssel für Flüchtlinge sind da. Meine Prognose: das wird nicht alles bleiben, in Richtung gemeinsames Militär und Grenzsicherung wird mehr folgen. Also auch: Investitionen in Griechenland.
Zweitens: Geld und Körper. Zitat: Die einzige Deckung, die das Geld noch hat, ist der menschliche Körper. – Zuerst wurde, strukturell kapitalistisch bedingt, das Geld aus den Regionen abgeschöpft. Geld als zählbarer Möglichkeitsraum. Nun folgen zur Deckung die Körper. Alternativen wären: Geld und Möglichkeiten abgeben; Geld vernichten/abschreiben.
Lichte klingt krass. Habe ich jetzt 10mal gelesen, es wird langsam klarer, ich gewöhne mich dran. Gewöhnung als Ersatz für Verständnis.