Klassische, 7-stellige Fehlleistung

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Ein ebenso wertvolles wie einsames Instrument war neulich in der Münchener S-Bahn unterwegs. Die im Jahr 1748 gebaute Kostbarkeit wurde fast das Opfer eines faustdicken Jetlags. Ein Musiker hatte seine Millionen-Fidel während der Heimreise nach einem Konzert in Fernost auf dem Weg vom Flughafen zum Bahnhof schlicht vergessen – und solo weiter fahren lassen.

Das Intermezzo ohne Geige dauerte glücklicherweise nur kurz. Der Künstler, knapp dem klassischen Nervenzusammenbruch entronnen, wandte sich pronto an die Managerin seines Quartettes. Diese wiederum mobilisierte die Bundespolizei. Deren „Einsatz“ leitete dann das erfreulich stimmige Finale ein. Beamte nahmen das Juwel nur wenige Stationen weiter in Empfang. Ein Bahnbediensteter hatte den Corpus Perduto geborgen. Geiger und Geige erfreuen sich inzwischen wieder polyphon aneinander – auf Reisen im fernen Asien.

Was will uns diese Geschichte sagen? Erstens: Talent und Schöngeist schützen keinesfalls davor, auch mal fett daneben zu greifen. Zweitens: Zu langes Pendeln zur Arbeit zerrt an den Nerven. Drittens: Dem Mann am Kontrabass wäre das nicht so schnell passiert. Viertens: Manche Leute können sogar mit der Polizei harmonisch kooperieren. Fünftens: Ab und an etwas zu verlieren ist gar nicht so schlimm. Hauptsache, es ist wertvoll genug.

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Geschrieben von

cu, t.

tobias sckaer

cu, t.

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