Sergej Lawrow, der Sekundant

Diplomatie Russlands Außenminister Sergej Lawrow stand für den Dialog mit dem Westen. Seine Rhetorik jetzt aber zeigt: Der Krieg ist keine Selbstermächtigung Wladimir Putins, wie viele im Westen denken. Ein Porträt
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 09/2022
In Moskau stand Lawrow nie im Geruch, ein „Westler“ zu sein. Das empfahl ihn 2004 für das Amt des Außenministers
In Moskau stand Lawrow nie im Geruch, ein „Westler“ zu sein. Das empfahl ihn 2004 für das Amt des Außenministers

Foto: Brendan Smialowski/AFP/Getty Images

Er sitzt seit 18 Jahren und damit länger als jeder andere Minister im russischen Kabinett. Sergej Lawrow ist hochgewachsen und steht trotz seiner 71 Jahre auf Pressekonferenzen notfalls stundenlang kerzengrade. Er ist Fußballer, Raucher und Gitarrenspieler. Sein ruhiger Bass und sein trockener Sarkasmus machen ihn zu einem ebensolchen Markenzeichen der russischen Diplomatie, wie es einst Andrej Gromyko für die sowjetische war. Wenn man nicht wüsste, einen Außenminister vor sich zu haben, könnte man denken, dieser Russe mit der randlosen Brille ist Professor für Physik oder Musiker in einem Sinfonieorchester.

Sergej Lawrow, 1950 in Moskau geboren, ging auf eine Eliteschule mit vertieftem Englischunterricht. Dass er Diplomat wurde, mag auch auf seine Familie