Der Körper als Verräter

Bühnenreif Den Regisseur Milo Rau interessiert nicht die Ikone Lenin, sondern der pessimistische Kranke
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 43/2017

Seine größten Provokationen, bekundet Milo Rau gelegentlich, seien auf Missverständnisse zurückzuführen. Als sein Stück Die letzten Tage der Ceausescus in Rumänien und Russland gezeigt wurde, warf man ihm etwa vor, er habe das Ehepaar zu positiv gezeichnet. Dabei, so erklärte es der Schweizer Regisseur in einem Interview (Freitag 48/2012), habe er doch lediglich die Menschen hinter den Politmasken zeigen wollen.

Einen ähnlichen Vorwurf wird sich Rau für seine neueste Inszenierung an der Berliner Schaubühne gefallen lassen müssen. LENIN hebt, die Ereignisse der frühen Revolutionsphase verdichtend, einen einzigen Tag im Sommer 1923 auf die Bühne. Nicht die Ikone Lenin – die der 13-jährige Milo, Sohn eines üb